Was glauben wir wirklich? Für den Umgang mit dieser Frage bietet sich das Apostolische Glaubensbekenntnis an. Das Apostolische Bekenntnis wird jeden Sonntag im Gottesdienst als Zeichen weltweiter ökumenischer Verbundenheit gesprochen; es ist wie ein Maßstab , entstanden in einer Zeit, in der die noch jungen Christen sich und der Welt Rechenschaft über den Inhalt ihres Glaubens geben mussten. Entsprechend antwortet dieses auf die Frage, woran geglaubt wird, ohne ein überflüssiges Wort.
In der folgenden Arbeit soll das Glaubensbekenntnis ausgelegt und seine Entstehung in Kürze dargestellt werden. Außerdem sollen die verschiedenen Bedeutungen der beiden Worte „Ich glaube…“ erläutert werden. Was wird unter dem Begriff „glauben“ tatsächlich verstanden? Zum Abschluss dieser Arbeit soll der Unterschied zwischen fides qua und fides quae deutlich gemacht und aufgezeigt werden, dass ein „Glauben an“ (fides, qua creditur) nie ohne ein „Glauben, dass“ (fides, quae creditur) existieren kann.
Gliederung
1. Einleitung
2. Erster Teil: Ich glaube
2.1 Alltägliches Vertrauen
2.2 Vertrauen als Wirtschaftsfaktor
2.3 Kritisches Vertrauen
2.4 Fragen an das Apostolische Glaubensbekenntnis
3. Zweiter Teil: Credo – Eine Auslegung
3.1 Entstehung des Apostolikums
3.2 Das apostolische Glaubensbekenntnis – Ich glaube…
3.2.1 … an Gott
3.2.2 … den Vater, den Allmächtigen: Die Allmacht Gottes
3.2.3 … den Schöpfer des Himmel und der Erde
3.2.4 … und an Jesus Christus, seinen einzigen Sohn, unsern Herrn
3.2.5 … empfangen vom Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria: Der historische Jesus
3.2.6 … gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinab gestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten
3.2.7 … aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten: Himmelfahrt – Erhöhung – Endgericht
3.2.8 … und an den Heiligen Geist
3.2.9 … die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen: Ekklesiologie
3.2.10 … Vergebung der Sünden: Gnade und Sünde
3.2.11 … Auferstehung der Toten und ein ewiges Leben
3.2.12 … Amen
4. Dritter Teil: Der Unterschied zwischen fides qua und fides quae
4.1 Die Fragwürdigkeit der Unterscheidung
4.2 Das relative Recht der Unterscheidung
5. Abschließende Worte
6. Literatur
1. Einleitung
Was glauben wir wirklich? Für den Umgang mit dieser Frage bietet sich das Apostolische Glaubensbekenntnis an. Das Apostolische Bekenntnis wird jeden Sonntag im Gottesdienst als Zeichen weltweiter ökumenischer Verbundenheit gesprochen; es ist wie ein Maßstab , entstanden in einer Zeit, in der die noch jungen Christen sich und der Welt Rechenschaft über den Inhalt ihres Glaubens geben mussten. Entsprechend antwortet dieses auf die Frage, woran geglaubt wird, ohne ein überflüssiges Wort.
In der folgenden Arbeit soll das Glaubensbekenntnis ausgelegt und seine Entstehung in Kürze dargestellt werden. Außerdem sollen die verschiedenen Bedeutungen der beiden Worte „Ich glaube…“ erläutert werden. Was wird unter dem Begriff „glauben“ tatsächlich verstanden? Zum Abschluss dieser Arbeit soll der Unterschied zwischen fides qua und fides quae deutlich gemacht und aufgezeigt werden, dass ein „Glauben an“ (fides, qua creditur) nie ohne ein „Glauben, dass“ (fides, quae creditur) existieren kann.
2. Erster Teil: Ich glaube
2.1 Alltägliches Vertrauen
Glauben und Vertrauen als bedeutende Verhaltensweisen gehören zu den Selbstverständlichkeiten des Lebens. In vielen Situationen muss ein Mensch einem anderen vertrauen, ob er dies möchte oder nicht. Der Mensch steht morgens auf und isst in dem Vertrauen, dass die Nahrung sein Leben erhält und nicht beschädigt; der Mensch vertraut darauf, dass nachfolgende Generationen auf der Erde leben werden und arbeitet dafür so gut er kann. Dabei muss er tagtäglich Erfahrungen machen, die das selbstverständliche Vertrauen zerstören. Dies kann durch Anstöße von außen geschehen, aber auch durch den Menschen selbst. Beängstigende Zerstörungen, gewalttätige Menschen - all solche Geschehnisse lassen Menschen sich fragen, worauf sie überhaupt vertrauen können. Sie lassen Panik entstehen, die Menschen in Angst verfallen und verunsichern Menschen in ihrem Glauben an Dinge, auf die sie alltäglich vertrauen.
2.2 Vertrauen als Wirtschaftsfaktor
Mittlerweile haben auch Politiker den einzigartigen ökonomischen Wert des Vertrauens entdeckt. Die Menschen sollen ihnen vertrauen und dazu bereit sein, beispielsweise die Wirtschaft anzukurbeln und den Konsum zu steigern. Ohne das Vertrauen der Menschen könne es keinen Aufschwung geben. Sogar an Eingängen von Banken und Börsen posieren Stier und Bär. Der Stier als Traumbild des Vertrauens auf die Stärke der Börse ähnelt dabei dem Goldenen Kalb von dem in der Bibel erzählt wird. So breiten sich heute die Angebote, denen die Menschen glauben sollen, rasant aus, egal ob es sich dabei um Börsendaten oder aufdringliche Werbung etc. handelt. Bei all der Vielfalt fällt es vielen Menschen schwer zwischen Lüge und Redlichkeit zu unterscheiden, der Umwelt zu glauben und ihren Mitmenschen vertrauen zu schenken.
2.3 Kritisches Vertrauen
Was glauben wir wirklich? Diese Frage kann nach Baldermann in zweierlei Hinsicht kritisiert werden: zum einen auf die vielfachen Angebote und Aufforderungen, die – mehr oder weniger glaubwürdig – um das Vertrauen der Menschen werben; zum anderen zielt sie auf die überlieferten formulierten Grundsätze des christlichen Glaubens ab, die mitunter weit von unseren täglichen Erfahrungen und Herausforderungen entfernt scheinen. In der Spannung zwischen diesen würden die Menschen lernen, ihr Vertrauen kritisch ins Spiel zu bringen.[1]
Nach Bonhoeffer würden sich die Menschen oft hinter dem Glauben der Kirche verschanzen und sich nicht selbst fragen, woran sie eigentlich glauben. Der Mensch solle selbstkritisch wachsam sein und es erst gar nicht zu einem Selbstbetrug kommen lassen.
2.4 Fragen an das Apostolische Glaubensbekenntnis
Nach einer uralten Tradition (siehe 3.1) verbindet das Apostolische Glaubensbekenntnis eine bis in die Gegenwart anerkannte Geltung bei allen Christen. Oft wird es dabei als ein verpflichtendes Gesetz angesehen, sodass diese Einstellung nach Bonhoeffer schnell zu einem Problem des Apostolikums werden kann. Vielmehr stellt es ein offenes Bekenntnis dar, „das Himmel und Erde umspannt und alle Welt zur Rechenschaft fordert über unsere Frage: Worauf zu vertrauen sich lohnt.“[2] Regelmäßig im Gottesdienst sollen die Menschen den Text sprechen, weil er bis heute alle Christen auf der Erde verbindet. Es ist nicht nur bekannter als andere vergleichbare Bekenntnisformeln, es ist vor allem auch aussagekräftiger und knapper formuliert. Dabei kommt das Apostolische Glaubensbekenntnis den Fragen der Menschen entgegen, wenn sie realistische Antworten bezüglich des christlichen Glaubens suchen.
1. Das Bekenntnis ist entstanden, um über den Glauben in konzentrierter Form Rechenschaft abzulegen. Dabei haben intellektuelle Redlichkeit und Offenheit für kritische Rückfragen von Anfang an zum sachgemäßen Umgang mit dem Glaubensbekenntnis gehört.
2. Das apostolische Bekenntnis verlangt im biblischen Sinne zu sprechen. Ohne den biblischen Hintergrund könnten die Menschen die knappen Formulierungen nicht in der Weise verstehen, wie sie es mit ihrem Hintergrundwissen tun können; der biblische Zusammenhang ist für das Verständnis von großer Bedeutung.
3. Das Apostolikum unterscheidet sich aufgrund seiner äußeren Einfachheit von späteren Bekenntnissen, da es sich tatsächlich auf das Notwendige beschränkt und versucht, die Fragen der Menschen „Was glauben wir wirklich? Was ist für uns lebensnotwendig?“ durch eben diese Einfachheit zu beantworten.
4. Es umfasst trotz seiner wenigen Worte Himmel und Erde, Anfang und Ende, Raum und Zeit.
5. Außerdem spricht es die Sprache der Hoffnung. Missverstanden wird es, wenn es als eine Art Checkliste genutzt und abgearbeitet wird, ob alle Bestandteile des richtigen Glaubens auch im eigenen Glauben vorhanden sind.[3]
[...]
[1] Vgl. Baldermann, 2004, S. 14.
[2] Baldermann, 2004, S.15.
[3] vgl. Baldermann, 2004, S. 16f.
- Quote paper
- Sabrina Spahr (Author), 2009, Fides qua und fides quae, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164800
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