Im achten Kapitel fragt Apoll Herkules, was Claudius für ein Gott werden soll, wartet jedoch keine Antwort ab, sondern schließt sowohl eine epikureische als auch stoische Gottheit aus. Er behauptet, dass kein Gott seiner Apotheose zustimmen werde, nicht einmal Saturn, dessen Fest Claudius das gesamte Jahr gefeiert haben soll. Insbesondere auch Jupiter würde sich gegen eine Vergöttlichung einsetzen. Weiterhin spottet Apoll, dass Claudius es sich anmaße, ein Gott zu werden, und es ihm nicht reiche, bereits einen Tempel zu seiner Ehre in Britannien zu besitzen.
Im neunten Kapitel greift Jupiter in die Debatte ein und stellt die Senatsordnung wieder her, indem er den Privatmann Claudius für die Zeit der Verhandlungen und Abstimmungen des Gebäudes verweist. Im Anschluss spricht sich zunächst Ianus gegen eine Vergöttlichung des Claudius, aber auch gegen eine Apotheose der gesamten Menschheit aus. Anschließend wird die Meinung des Gottes Diespiter eingeholt, der nach einem Zeichen Herkules’ eine Fürsprache für Claudius’ Apotheose hält. Weiterhin wird berichtet, dass die Meinungen geteilt waren (uariae erant sententiae – Sen. apocol. 9,6), sich jedoch eine Mehrheit für Claudius abzeichnete.
Inhaltsverzeichnis
1 Kurze Zusammenfassung des vorangegangenen Handlungsverlaufs
2 Kurze Inhaltszusammenfassung der Kapitel 8 und 9
3 Interpretation
3.1 Ausführungen zur Textlücke
3.2 Kapitel 8
3.3 Kapitel 9
Literaturverzeichnis
1 Kurze Zusammenfassung des vorangegangenen Handlungsverlaufs
Claudius befindet sich im Himmel, nachdem seine Seele endlich einen Öffnungsausgang fand und seine letzten Worte uae me, puto, concacaui me (Sen. apocol. 4,3) waren. Jupiter wird die Ankunft eines Fremden im Himmel gemeldet und dieser schickt Herkules, um diesen herausfinden zu lassen, welcher Menschenrasse der Unbekannte angehört. Er hält Herkules für besonders geeignet, da dieser durch die gesamte Welt gezogen war und nun sämtliche Völker kennt. Herkules gerät bei Claudius’ Anblick aus der Fassung und putauit sibi tertium decimum laborem uenisse (Sen. apocol. 5,3). Er versucht die Herkunft des Fremden zu klären, doch Claudius’ Antwort entfacht einen Streit mit Febris, welche seine Abstammung vom Geschlecht der Julier bestreitet und ihn als Lyoner ausweist. Daraufhin versucht Claudius diese abführen zu lassen, doch im Himmel hat er keine Befehlsgewalt mehr und Herkules weist ihn streng zurecht. Auch Claudius erkennt nun diesem Umstand und versucht, Herkules mit schmeichelnden Worten für sich zu gewinnen. Die folgende Sequenz ist leider verloren – Es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass Claudius es vermutlich durch Bestechung schafft, Herkules als seinen Fürsprecher zu gewinnen und dieser ihm gewaltsamen Zutritt zur Götterversammlung verschafft. Hier kann er seinen Antrag auf Vergöttlichung stellen. Daraufhin wird wahrscheinlich eine turbulente Debatte unter den anwesenden Göttern entstanden sein. Das folgende Kapitel 8 setzt in dieser ein und ein Gott, vermutlich Apoll, spricht sich in diesem Moment vehement gegen eine Vergöttlichung aus.
2 Kurze Inhaltszusammenfassung der Kapitel 8 und 9
Im achten Kapitel fragt Apoll Herkules, was Claudius für ein Gott werden soll, wartet jedoch keine Antwort ab, sondern schließt sowohl eine epikureische als auch stoische Gottheit aus. Er behauptet, dass kein Gott seiner Apotheose zustimmen werde, nicht einmal Saturn, dessen Fest Claudius das gesamte Jahr gefeiert haben soll. Insbesondere auch Jupiter würde sich gegen eine Vergöttlichung einsetzen. Weiterhin spottet Apoll, dass Claudius es sich anmaße, ein Gott zu werden, und es ihm nicht reiche, bereits einen Tempel zu seiner Ehre in Britannien zu besitzen.
Im neunten Kapitel greift Jupiter in die Debatte ein und stellt die Senatsordnung wieder her, indem er den Privatmann Claudius für die Zeit der Verhandlungen und Abstimmungen des Gebäudes verweist. Im Anschluss spricht sich zunächst Ianus gegen eine Vergöttlichung des Claudius, aber auch gegen eine Apotheose der gesamten Menschheit aus. Anschließend wird die Meinung des Gottes Diespiter eingeholt, der nach einem Zeichen Herkules’ eine Fürsprache für Claudius’ Apotheose hält. Weiterhin wird berichtet, dass die Meinungen geteilt waren (uariae erant sententiae – Sen. apocol. 9,6), sich jedoch eine Mehrheit für Claudius abzeichnete.
3 Interpretation
3.1 Ausführungen zur Textlücke
Mit den Worten sed quoniam uolo (Sen. apocol. 7,5) endet die Claudiusrede am Ende des siebten Kapitels. Der Text bricht an dieser Stelle in allen Handschriften abrupt ab und wird erst innerhalb einer Rede eines unbekannten Gottes zu Beginn des achten Kapitels fortgeführt. Stark anzunehmen ist es, dass mindestens eine Seite im Archetypus der Handschriften ausgefallen ist, wie Eden ebenfalls vermutet: „At least one complete folium of a codex either the archetype or an ancestor of it, must have been lost.“[1] Doch eine Rekonstruktion der fehlenden Textpassage inhaltlicher Art lässt sich aus den Kapiteln 8ff. mit Sicherheit erschließen. Diese Ausführungen zu der Textlücke divergieren je nach Kommentar, daher soll der einheitliche Konsens an dieser Stelle kurz wiedergegeben werden:
1. Claudius gewinnt Herkules für sich (vermutlich durch Bestechung).
2. Herkules verschafft Claudius gewaltsam Zugang (siehe Sen. apocol. 8,1) zur Götterversammlung.
3. Eine Debatte unter den anwesenden Göttern hat sich entfacht.
4. Ein unbekannter Gott (Apollo?) wendet sich in seiner Rede entrüstet an Herkules.
3.2 Kapitel 8
Zu Beginn von Kapitel 8 wird berichtet, dass Herkules Claudius gewaltsam Zugang zur Kurie verschafft hat. Den gerade sprechenden Gott wundert es nicht [Sen. apocol. 8,1: non mirum (est) ], dass Herkules mit Gewalt in die Kurie eingedrungen ist. Hierdurch wird auf den Zugang zur Hölle angespielt, den er einst ebenfalls auf diese Weise geöffnet hat: Er zersplitterte die Tür zur Unterwelt. Der Gott verspottet im Folgenden Claudius, da er ihn für keine erdenkliche Götterart einsetzbar hält – weder für einen epikureischen noch für einen stoischen. Nach der klassischen Gottesdefinition der Epikureer heißt es zum Beispiel bei Cicero (De natura deorum 1,45): „Denn dieselbe Natur, die uns eine Vorstellung von den Göttern selbst gab, hat unsere Gedanken auch eingeprägt, sie für ewig und glückselig zu halten. Wenn dies stimmt, so ist auch jener Grundsatz von Epikur richtig formuliert: Was glückselig und ewig ist, das hat selbst keinerlei Aufgabe zu erledigen und gibt sie auch keinem anderen.“ Claudius hingegen versucht, sich vehement Eingang in die Götterwelt zu verschaffen. Zudem übergibt er hierdurch Anderen Entscheidungsaufgaben und zeigt somit eine anti-epikureische Betriebsamkeit. Noch weniger könnte Claudius als stoische Gottheit identifizierbar gemacht werden, da sein Äußeres der stoischen Göttervorstellung widerspricht. Denn die Stoiker vertreten keine anthropomorphe Göttervorstellung, sondern glauben, dass eine Gottheit kugelförmige Gestalt annimmt, letztendlich im Universum aufgeht und folglich sine capite, sine praeputio (Sen. apocol. 8,1) ist. Die Verspottung des Gottes wird weitergeführt, indem der Nachsatz offenbart: nec cor nec caput habet (Sen. apocol. 8,1). Claudius wird abermals als dumm dargestellt, besonders wenn die Bedeutung des Zitats weitergehend hinterfragt wird: Cor bezieht sich auf den Sitz des Gemüts, der Einsicht sowie der Intelligenz, dazu bezieht sich caput auf die Vernunft und das Gedächtnis.[2]
[...]
[1] Eden (Hg.): Sen. apocol., S. 99.
[2] Vgl. Binder (Hg.): Sen. apocol., S. 140.
- Citar trabajo
- Ann-Christin Graé (Autor), Anika John (Autor), 2010, Seneca´s Apocolocyntosis - Interpretation der Kapitel 8 und 9, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164362
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