In diesem kurzen Essay möchte ich mich dem Thema der „Völkerschau“ im 19. Jahrhundert widmen. Ich werde mich auf die Frage nach entstandenen Selbstbildern und Fremdbildern, sowie der Idee hinter der „Völkerschau“ von Carl Hagenbeck konzentrieren. Meine These dazu lautet, die Völkerschau war ein Mittel der Differenzkonstruktion und ein Mittel der Hierarchiekonstruktion, um die Rückständigkeit der Außereuropäer und gleichzeitig die Fortschrittlichkeit und Überlegenheit der Europäer aufzuzeigen.
Mitte des 19. Jahrhunderts war es ein besonderes Ereignis, eine Völkerschaue zu besuchen. Sie waren ein florierendes Segment der Vergnügungsindustrie. Das koloniale Europa wurde zu einem großen Jahrmarkt der ‚Wildnis‘. Nicht nur in den Tierparks, Zoologischen Gärten und Zirkussen in Hamburg, Berlin, Leipzig und Köln in Deutschland, sondern auch im Christal Palace in London, im Jardin d’Acclimatation in Paris und im Wiener Tiergarten wurden die ‚Anderen‘ bzw. die ‚Fremden‘ mit ihren vermeintlich typischen Kleidungen, Geräten und Zeremonien dargestellt.
Der Begriff der ‚Völkerschau‘ ist nur eine von mehreren Bezeichnungen für die Zurschaustellung von „exotischen“ Menschen vor einem europäischen Publikum. Oft wurden solche Veranstaltungen von den Besuchern als „Karawanen“, „Truppen“, „Gruppen“ oder „Ausstellungen“ bezeichnet. Sie können als kommerzielle Unterhaltungsveranstaltungen verstanden werden, bei denen Menschen aus außereuropäischen Ländern angeworben wurden, um sich einem breiten Publikum in Europa zur Schau zu stellen.
In diesem kurzen Essay möchte ich mich dem Thema der „Völkerschau“ im 19.
Jahrhundert widmen. Ich werde mich auf die Frage nach entstandenen Selbstbildern und Fremdbildern, sowie der Idee hinter der „Völkerschau“ von Carl Hagenbeck konzentrieren. Meine These dazu lautet, die Völkerschau war ein Mittel der Differenzkonstruktion und ein Mittel der Hierarchiekonstruktion, um die Rückständigkeit der Außereuropäer und gleichzeitig die Fortschrittlichkeit undüberlegenheit der Europäer aufzuzeigen.
Mitte des 19. Jahrhunderts war es ein besonderes Ereignis, eine Völkerschaue zu besuchen. Sie waren ein florierendes Segment der Vergnügungsindustrie. Das koloniale Europa wurde zu einem großen Jahrmarkt der ‚Wildnis‘. Nicht nur in den Tierparks, Zoologischen Gärten und Zirkussen in Hamburg, Berlin, Leipzig und Köln in Deutschland, sondern auch im Christal Palace in London, im Jardin d’Acclimatation in Paris und im Wiener Tiergarten wurden die ‚Anderen‘ bzw. die ‚Fremden‘ mit ihren vermeintlich typischen Kleidungen, Geräten und Zeremonien dargestellt.
Der Begriff der ‚Völkerschau‘ ist nur eine von mehreren Bezeichnungen für die Zurschaustellung von „exotischen“ Menschen vor einem europäischen Publikum. Oft wurden solche Veranstaltungen von den Besuchern als „Karawanen“, „Truppen“, „Gruppen“ oder „Ausstellungen“ bezeichnet.1 Sie können als kommerzielle Unterhaltungsveranstaltungen verstanden werden, bei denen Menschen aus außereuropäischen Ländern angeworben wurden, um sich einem breiten Publikum in Europa zur Schau zu stellen.
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden Vorläufer solcher „Ausstellungen“ meist auf Jahrmärkten präsentiert, später, Mitte des 19. Jahrhunderts, dann erweitert und von Zoologische Gärten abgelöst. Die „Völkerschauen“ stellten laut Thode-Arora ein lebendes Bild der sogenannten „Fremden“ bzw. „Wilden“ dar, denn im Unterschied zu anatomischen Ausstellungen von Körpern „exotischer“ Menschen wurden sie dort mit ihrem gesamten „Hausstand“ präsentiert.2 Die Eingeborenen wurden in nachgestellten „heimischen Dörfern“ bei der Verrichtung ihrer vermeintlich „alltäglichen“ Arbeit gezeigt. Nicht seltenüberschnitten sich diese „Völkerschauen“ auch mit zirkusähnlichen Veranstaltungen in denen die zugehörigen Kunststücke und Artistik vorgeführt wurde. Carl Hagenbeck beispielsweise, besaß einen Zirkus und führte zugleich „Völkerschauen“ durch. Diese Kombination führte dazu, dass sich das Spektrum der gezeigten Sitten und Gebräuche der „Fremden“ um eine Präsentation von Tanz, Musik undähnlichem erweiterte.3
In Deutschland wurden die ersten „Völkerschauen“ erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gezeigt. Vor allem der Tierhändler Carl Hagenbeck (1844 - 1913) verhalf um 1870 den „Schauen“ in Deutschland zu Popularität. Er versuchte seine „Schauen“ in einen naturwissenschaftlichen Kontext einzubinden, um sich zugleich von den schon existierenden „Schauen“ähnlicher Art abzusetzen.4 dafür verlegte er die Präsentationen in semiwissenschaftliche Zoologische Gärten und nannte sie „zoologisch- anthropologische Ausstellungen“.5 Zudem mobilisierte Hagenbeck Vertreter der psychologischen Anthropologie und der Ethnologie um seinen „Schauen“ eine wissenschaftliche Legitimation zu verschaffen. Ihnen bot er im Gegenzug die Nutzung der Schauen als Forschungsobjekt an. „Die Verbindungen zwischen den Organisatoren der Hagenbeckschen Völkerschauen und den Institutionen und Vertretern des Fachs Völkerkunde war während der gesamten Dauer dieser Veranstaltungen gut.“6
Die Wissenschaftler vermassen die „Exoten“ und untersuchten und analysierten die mitgebrachten Werkzeuge. Die Teilnehmer waren jedoch nicht immer einverstanden mit dieser Art der Objektivierung ihrer Anwesenheit und ihrer Körper und verweigerten die Untersuchungen der Wissenschaftler regelmäßig. „So weigerten sich die Angehörigen der Hagenbeckschen Nubier-Truppe sowohl in Halle als auch in Berlin dieser Prozedur stattzuhalten, […]. Besonders vehementen Widerstand zeigte eine Angehörige der Hagenbeckschen Eskimo-Truppe von 1880: „Hr. Virchow: … […] Sie sprang mit beiden Beinen in einer etwas zusammengebückten Stellung im Zimmer umher, arbeitete auf die Stühle und Tische los, und schmiss sie nach allen Richtungen um […] ihr hässliches Gesicht sah dunkelroth aus, die Augen leuchteten, es bildete sich etwas Schaum vor dem Munde, genug, es war ein höchst widerwärtiger Anblick. […].“7 Zur Besänftigung der Teilnehmer und um sie willig zu machen, wurden ihnen Geschenke gemacht.
[...]
1 Dressbach, Anne: gezähmte Wilde. Die Zurschaustellung „exotischer“ Menschen in Deutschland 1870- 1940. Frankfurt [u.a.] : Campus Verl., 2005, S. 319f.
2 Thode-Arora, Hilke: Afrika-Völkerschauen in Deutschland. IN: Bechhaus Gerst, Marianne & Reinhard Klein Arendt (Hrsg): Die (koloniale) Begegnung. AfrikanerInnen in Deutschland 1880 - 1945. Deutsche in Afrika 1880 - 1918. Frankfurt a. M. [u.a.] : Peter Lang, 2004. S. 25 - 40.
3 Dressbach, S. 99ff.
4 Beispielsweise die Zigeuner 1878, Sioux 1886 von Sutton oder die „West-afrikanische Neger-
Carawane“ 1887 von Hood; Daten aus dem Anhang von: Thode-Arora, Hilke: Für fünfzig Pfennig um die Welt. Die Hagenbeckschen Völkerschauen. Frankfurt [u.a.] : Campus Verl., 1989. S. 176.
5 Zit. nach Sokolowsky, Alexander: Carl Hagenbeck und sein Werk. Leipzig : Haberland. 1928, S. 60.
6 Zit. Thode-Arora, Hilke. 1989, S. 127.
7 Zit. Thode-Arora, Hilke. 1989, S. 129.
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- Lisa Balihar (Author), 2010, Völkerschauen – Die Ankunft der Anderen , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/164237
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