Die internationalen Beziehungen sind von vielfältigen Mächtekonstellationen geprägt. Seit dem Ende der Ost-West Konfrontation gab es eine globale Machtverschiebung, mit der Konsequenz, dass die Vereinigten Staaten von Amerika als die einzige Supermacht verblieben. Parallel dazu gewannen anderen Staaten an Einfluss und wiederum andere verloren an Einfluss. In der Geschichte gab es schon immer eine Differenzierung zwischen Groß- und Mittelmächten sowie das Bestreben danach, Machthierarchien im internationalen System zu deklarieren. Zu Zeiten der Globalisierung kann die USA als einzige Supermacht nicht mehr alle Probleme allein lösen; sie braucht Kooperationspartner in den verschiedenen Regionen der Welt. Findet sie einen diesen Kooperationspartner in der Türkei?
Das Ziel der folgenden Arbeit soll darin bestehen, das Konzept der regionalen Führungsmacht vorzustellen, und dieses anhand der Türkei zu prüfen. Dementsprechend habe ich die Arbeit folgendermaßen aufgebaut: der Einleitung folgt eine kurze Darstellung der innenpolitischen Lage in der türkischen Republik seit dem Amtsantritt der AKP-Regierung 2002. Anschließend wird in Kapitel 3 umfassend auf die Außenpolitik eingegangen, vor allem auf aktuelle Entwicklungen. Dazu wird das Konzept der strategischen Tiefe von Außenminister Davutoglu vorgestellt. Zudem werden die Beziehungen mit einzelnen wichtigen Nachbarstaaten, Regionen und anderen wichtigen Akteuren wie den USA und der EU dargestellt. Anschließend prüfe ich in Anlehnung an den Kriterien von Detlef Nolte in Kapitel 5, ob und inwieweit man von der Türkei als regionale Führungsmacht sprechen kann oder ob es noch andere Konzepte gibt, in die die Türkei sich einordnen lässt.
Nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 nahm die internationale Debatte über die Rolle der türkischen Republik als zivilisatorisches Entwicklungsmodell für die Modernisierung der Region des Nahen und Mittleren Ostens und als kulturelle Brücke zwischen dem ‚Westen‘ und der ‚islamischen Welt‘ zu. Der Forschungsstand speziell zur Türkei als ‚neuer regionaler Führungsmacht‘ ist jedoch sehr dünn bestückt. Primär ist die Literatur auf die EU oder den Modellcharakter der Türkei ausgerichtet.
Gliederung
1. Einleitung
2. Innenpolitik
3. Außenpolitik
3.1 Das Konzept der strategischen Tiefe
3.2 Die Nahostpolitik
3.2.1 Syrien
3.2.2 Irak
3.2.3 Israel
3.2.4 Iran
3.3 Die Turkstaaten und der Kaukasus
3.4 Die Vereinigten Staaten von Amerika
3.5 Die Europäische Union
4. Merkmale einer regionalen Führungsmacht und das Konzept von Detlef Nolte
4.1 Die innere Dynamik des Staates
4.2 Ein Teil einer abgegrenzten Region
4.3 Der Anspruch auf die Führungsrolle/ Selbstverständnis
4.4. Der Einfluss auf andere Staaten
4.5 Die Anerkennung der Führungsrolle von anderen Staaten
4.6 Die Ressourcen für die regionale Machtprojektion
4.6.1 Militärische Ressourcen
4.6.2 Ökonomische Ressourcen
4.7. Die regionale Vernetzung
4.8 Die Herausbildung einer regionalen Identität
4.9. Die regionale Sicherheitsagenda maßgeblich definieren
4.10 Die Einbindung in globale Zusammenschlüsse
4.11 Hindernisse
5. Fazit
6. Literatur
7. Abkürzungsverzeichnis
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