Platon war einer der ersten griechischen Philosophen, die Körper und Geist voneinander trennten. Er glaubte, dass der Geist über die sinnlich wahrnehmbare physische Welt hinausreiche und abstrakte Gedanken und ideale Wirklichkeiten entwickele. Lange Zeit ruhten diese unter der Bezeichnung „Leib-Seele-Dualismus“ zusammengefassten Thesen, bis Descartes sie im 17. Jahrhundert wieder aufgriff und sie zu seiner Idee vom Menschen als belebte Maschine fortentwickelte. Seine Vorstellungen sind bis heute noch durchaus verbreitet und üben weiterhin Einfluss auf die aktuellen Vorstellungen vom Geist des Menschen aus.
Der Sprachphilosoph Gilbert Ryle (1900-1976) versucht mit seiner Abhandlung „Der Begriff des Geistes“ mit gewissen Vorbehalten eine eigene Theorie des Geistes aufzustellen. Dies tut er, in dem er auf sprachanalytischem Wege Begriffsklärung betreibt und sich von den in der Tradition Platons und Descartes stehenden und seiner Meinung nach nicht länger haltbaren Denkmustern und Sprachgebräuchen abgrenzt.
In der vorliegenden Arbeit, die hauptsächlich das zweite Kapitel „Können und Wissen“ („knowing how“ und „knowing that“) der Abhandlung untersucht, soll zuerst auf die grundlegenden Theorien Descartes eingegangen werden. Nach einer kurzen Einführung in den sprachphilosophischen Hintergrund Ryles, werden dessen Hauptkritikpunkte an der cartesischen Theorie Lehre dargelegt. Danach soll die zentrale Bedeutung des Begriff des Könnens bei Ryle gezeigt werden. Zwei weitere Ansatzpunkte der Kritik Ryles, die Begriffe „im Kopf“ und „im Geiste“ sowie der Solipsismus, bilden den Schluss dieser Untersuchung.
Inhalt:
1. Einleitung:
2. Descartes’ Mythos vom „Gespenst in der Maschine“
3. Ryles Auseinandersetzung mit der cartesischen Lehre
3.1. Die Philosophie der Alltagssprache
3.2. Ryles destruktive Analyse
3.2.1. Kategorienverwechslung
3.2.2. Descartes Intelligenzbegriff
3.3. Theoriebildung: Aspekte des Könnens
3.3.1. Dispositionen
3.3.2. Können als bestimmendes Merkmal der Intelligenz
3.3.3. Intelligenz und Gewohnheiten
3.3.4. Verstehen, Missverstehen und Fehler
3.4. Weitere Kritikpunkte an der „Zwei-Welten-Theorie“
3.4.1. „Im Kopf“ und „im Geiste“
3.4.2. Solipsismus
4. Zusammenfassung und kritische Betrachtung
5. Literaturverzeichnis
1. Einleitung:
Platon war einer der ersten griechischen Philosophen, die Körper und Geist voneinander trennten. Er glaubte, dass der Geist über die sinnlich wahrnehmbare physische Welt hinausreiche und abstrakte Gedanken und ideale Wirklichkeiten entwickele. Lange Zeit ruhten diese unter der Bezeichnung „Leib-Seele-Dualismus“ zusammengefassten Thesen, bis Descartes sie im 17. Jahrhundert wieder aufgriff und sie zu seiner Idee vom Menschen als belebte Maschine fortentwickelte. Seine Vorstellungen sind bis heute noch durchaus verbreitet und üben weiterhin Einfluss auf die aktuellen Vorstellungen vom Geist des Menschen aus.
Der Sprachphilosoph Gilbert Ryle (1900-1976) versucht mit seiner Abhandlung „Der Begriff des Geistes“ mit gewissen Vorbehalten eine eigene Theorie des Geistes aufzustellen. Dies tut er, in dem er auf sprachanalytischem Wege Begriffsklärung betreibt und sich von den in der Tradition Platons und Descartes stehenden und seiner Meinung nach nicht länger haltbaren Denkmustern und Sprachgebräuchen abgrenzt.
In der vorliegenden Arbeit, die hauptsächlich das zweite Kapitel „Können und Wissen“ („knowing how“ und „knowing that“) der Abhandlung untersucht, soll zuerst auf die grundlegenden Theorien Descartes eingegangen werden. Nach einer kurzen Einführung in den sprachphilosophischen Hintergrund Ryles, werden dessen Hauptkritikpunkte an der cartesischen Theorie Lehre dargelegt. Danach soll die zentrale Bedeutung des Begriff des Könnens bei Ryle gezeigt werden. Zwei weitere Ansatzpunkte der Kritik Ryles, die Begriffe „im Kopf“ und „im Geiste“ sowie der Solipsismus, bilden den Schluss dieser Untersuchung.
2. Descartes’ Mythos vom „Gespenst in der Maschine“
Ein Mythos ist natürlich kein Märchen. Es ist die Darstellung von Tatsachen, die zu einer bestimmten Kategorie gehören, in einer zu einer andren Kategorie gehörigen Ausdruckweise. Wenn man einen Mythos zerstört, leugnet man daher keine Tatsachen, sondern man stellt sie um. (Ryle 1969, S.4 f.)
René Descartes (1596-1650), lateinisch Renatus Cartesius, war Philosoph, Mathematiker und Naturforscher. Er begründete die analytische Geometrie und ist in der Geschichte der Physik durch seine Arbeiten zur Dynamik, Optik und Astronomie hervorgetreten. In der Philosophie gilt er als Brücke zwischen der Scholastik und der neuzeitlichen Philosophie.
Aus seinen unterschiedlichen Tätigkeitsfeldern ergaben sich aus sprachphilosophischer Sicht zwei wichtige Ansätze:
In seinem erkenntnistheoretischen Ansatz verlegte er den Quell aller Gewissheit von der Institution „Gott“ in das eigene „Ich“. Das eigene Zweifeln sah er als die einzige Gewissheit an. Aus diesen Überlegungen leitete er den Satz „cogito ergo sum“ ab: der Geist als einziger Träger einer Gewissheit über das eigene Dasein.
Zum anderen implizierte sein naturwissenschaftlicher Ansatz, dass der Mensch mit den Tieren vieles gemeinsam hat. Descartes beschreibt den menschlichen Körper als „belebte Maschine“, die naturwissenschaftlich-empirisch erklärt werden könne. Das Verhalten des Menschen, etwa die Bewegung eines Arms, sei nichts anderes als ein mechanischer Reflex auf die physikalische Stimulation seiner Umwelt (vgl. Zimbardo 1999, S. 65).
Es galt nun nicht nur diese beiden Ansätze miteinander zu vereinen. Beide waren im 17. Jahrhundert auch durchaus dazu geeignet, die religiösen Autoritäten dieser Zeit zu verärgern. So musste er seine Theorien auch mit den theologischen Dogmen vom gottgegebenen freien Willen und der Unsterblichkeit des Geistes versöhnen. Zu diesem Zweck greift er den Dualismus Platons wieder auf und versucht die Trennung von Körper und Geist theoretisch zu untermauern.
Seine philosophischen Bemühungen finden in den folgenden Aussagen Ihren Ausdruck:
- Körper können sich anstoßen, Geister nicht. Was soviel bedeutet, dass die Geister zweier Menschen nicht in direkte Verbindung zueinander treten können. Zugang zum eigenen Geist hat man demnach nur selbst und über dessen Vorgänge kann nur man selbst sicher sein. Auf den nicht öffentlichen Geist des anderen können wir nur indirekt über den öffentlichen Körper des anderen schließen.
- Körper und Geist werden als in zwei parallelen Lebensbahnen befindlich vorgestellt.
- Es gibt zwei verschiedene Arten von Existenz. Die physische und die psychische.
- Körperliche Wirkungen können mechanischen und geistigen Ursprungs sein.
- „Geister sind Dinge, aber Dinge von anderer Art als Körper.“ (Ryle 1969, S.18)
- Die Gewissheit über die eigene Psyche ist der Gewissheit über Vorgänge in der physikalischen Welt weit überlegen. „Sinneswahrnehmungen können irrig oder verworren sein, Bewußtsein und Introspektion nicht.“
(Ryle 1969, S. 11)
- Intelligente Handlungen besteht aus zwei Teilen. Aus der vorausgehenden Erwägung einer Theorie und deren Ausführung. Zuerst spielt sich im Geiste eine theoretische Vorleistung ab, ein Plan wird geschmiedet o.ä., dann wird das Gedachte mit Hilfe des Körpers umgesetzt.
Ob diese Thesen den wirklichen Überzeugungen Descartes entsprechen oder nur der philosophischen und vor allem theologischen Absicherung seiner naturwissenschaftlichen Untersuchungen dienen sollten, kann an dieser Stelle nicht weiter verfolgt werden. Unstrittig ist die große Auswirkung von Descartes Theorien auf die spätere Philosophie. Ryles Ziel ist es, diese weit verbreiteten Denkmuster endgültig aus der Sprache zu beseitigen.
3. Ryles Auseinandersetzung mit der cartesischen Lehre
3.1. Die Philosophie der Alltagssprache
„Ordinary language is alright“ – diesen Satz würde Ryle, wie Wittgenstein, Austin und Searle (u.a.) wohl ohne Umschweife unterschreiben. Sie alle gelten als Anhänger der „Philiosophie der Alltagssprache“, die die normale Umgangssprache zum zentralen Untersuchungsgegenstand erklärt.
Auch wenn viele Überzeugungen Ryles sich mit denen der logischen Empiristen[1] decken, spätestens mit Schrift „Der Begriff des Geistes“ (1949) trennte er sich endgültig vom idealsprachlichen Zweig dieser philosophischen Richtung, der davon ausgeht, dass nur eine Konstruktsprache (Ideal-Sprache) den Zwecken der Philosophen genügen könne (vgl. Kemmerling 1984, S. 131).
Ryle ist der Auffassung, dass die Aufgabe der Philosophie hauptsächlich in der Aufklärung von Begriffsverwirrungen besteht.
Philosophie besteht darin, Kategoriengewohnheiten durch Kategoriendisziplin zu ersetzen. (Ryle 1969, S.5)
Er tut dies in einer Art und Weise, die in der Philosophie „vielerseits als unbillig“ (Kemmerling 1984, S. 132) gilt: Er misst philosophische Thesen an ihren konkreten sprachlichen Konsequenzen.
Gleichzeit stellt er diesen so als fehlgeleitet überführten Theorien seine eigenen Begriffbestimmungen gegenüber. Er ermittelt die logische Geographie von Begriffen, indem er ihre Verwendung in der Alltagssprache - ihre Extension - untersucht.
Genau dies tut er auch in der hier näher zu untersuchenden Auseinandersetzung mit Descartes in „Der Begriff des Geistes“.
Ryle bezeichnet die Theorie Descartes geringschätzig als das Dogma vom Geist in der Maschine und als einen einzigen großen Irrtum. (Ryle 1969, S.13)
[...]
[1] Der logische Empirismus ist kein Empirismus im strengen Sinne. Auch wenn er fordert, dass sich alle Terme einer präzisen Wissenschaftssprache letztendlich auf das direkte Erfassen von Sinnesdaten zurückführen lassen müssen bzw. durch ostensive Definition zu erklären sind, erkennt er logische Gesetze als Grundlage des menschlichen Wissens an. (vgl. Wiedemann 2002)
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