Nachdem im Rahmen dieser Arbeit jeweils eine Dokumentation und Analyse der Nachwuchszentren von zwei europäischen Erstligavereinen durchgeführt wird, soll insbesondere auf die Optimierungspotentiale im Bereich der Talentförderung eingegangen werden. Dies soll anhand der beiden Nachwuchszentren der Vereine Bayer 04 Leverkusen und PSV Eindhoven erfolgen. Beide Sportclubs gehören zur internationalen Leistungsklasse und haben sich zum Ziel gesetzt junge Spieler zu fördern und auszubilden.
Zur Analyse sollen folgende Kernfragen erörtert werden: Wie gestaltet sich die Nachwuchsausbildung bei Bayer 04 Leverkusen und PSV Eindhoven? Welche Besonderheiten zeichnen die Vereine aus. Gibt es ferner wesentliche Unterschiede hinsichtlich der Nachwuchsarbeit? Welchen Stellenwert hat die persönliche Entwicklung des „individuellen“ Talents in Leverkusen und Eindhoven? Welches Fazit ist aus der jeweiligen Nachwuchsarbeiten der beiden Vereine zu ziehen?
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Allgemeine Problematik des „Straßenfußballs“
3 Talentbegriff
3.1 Theoretische Grundlagen
3.2 Statischer Talentbegriff
3.2.1 Dynamischer Talentbegriff
3.2.2 Was ist ein sportliches Talent - Begriffsbestimmung?
3.2.3 Das Talent eines Fußballspieler
4 Abgrenzungen der entscheidenden Begrifflichkeiten
4.1 Kernbegriffe - Talentbestimmung und Talentauswahl
4.2 Talentsuche und -auswahl - DFB in der Kritik
4.3 Talentkennung und -prognose
5 Talentförderung
5.1 Talentförderung im Fokus der Öffentlichkeit
5.2 Training und Wettkampf
5.3 Talentförderung als Multifunktionales Aufgabenfeld
5.4 Enrichment statt Akzeleration
6 Methode des Interviews
7 Leistungszentrum TSV Bayer 04 Leverkusen
7.1 TSV Bayer 04 Leverkusen
7.2 Vereinsgeschichte, Vereinsstruktur Fußballabteilung
7.3 Die Infrastruktur des Jugendfußball-Zentrums „Kurtekotten“
7.3.1 Infrastrukturelle Voraussetzung auf dem Trainingsgelände
7.3.2 Medizinische Abteilung (Physiotherapie)
7.3.3 Strukturen der Nachwuchsabteilung
7.3.4 Mitarbeiter der Jugendabteilung
7.3.5 Das Anforderungsprofil eines Bayer 04 Leverkusen Trainers
7.4 Leitlinien und Ziele der allgemeinen Nachwuchsausbildung
7.5 Das Nachwuchsspielerprofil
7.6 Sportlicher Bereich
7.6.1 Grundlagenbereich U8 bis U
7.6.2 Aufbaubereich von U12-U
7.6.3 Leistungsbereich ab U
7.6.4 Trainingsinhalte/-schwerpunkte und Ablauf
7.7 Das Talentsichtungssystem
7.7.1 Vorgehensweise der Scouting-Abteilung
7.7.2 Sichtungsbereich
7.8 Kooperation zwischen Verein und Schule
7.8.1 Fußball und Schule
7.8.2 Die Gastfamilien
7.9 Finanzierung der Nachwuchsabteilung
8 Leistungszentrum PSV Eindhoven
8.1 PSV Eindhoven
8.2 Vereinsgeschichte, Vereinsstruktur Fußballabteilung
8.3 Infrastruktur des Jugendfußball-Zentrums „Sportcomplex De Herdgang“
8.3.1 Infrastrukturelle Voraussetzung auf dem Trainingsgelände
8.3.2 Medizinische Abteilung (Physiotherapie)
Inhaltsverzeichnis
8.3.3 Strukturen der Nachwuchsabteilung
8.4 Leitlinien und Ziele der allgemeinen Nachwuchsausbildung
8.4.1 Mitarbeiter der Jugendabteilung
8.4.2 Das Anforderungsprofil eines PSV Eindhoven Trainers
8.4.3 Das Nachwuchsspielerprofil
8.5 Sportlicher Bereich
8.5.1 Basisbereich bis einschließlich U
8.5.2 Aufbaubereich bis einschließlich U
8.5.3 Leistungsbereich ab U
8.5.4 Trainingsinhalte/-schwerpunkte und -ablauf
8.6 Das Talentsichtungssystem
8.6.1 Vorgehensweise der Scouting-Abteilung
8.6.2 Vorgehensweise der Scouting-Abteilung
8.7 Kooperation zwischen Verein und Schule
8.7.1 Fußball und Schule
8.7.2 Die Gastfamilien
8.8 Finanzierung der Nachwuchsabteilung
9 Gegenüberstellung der Leistungszentren und Diskussion der Ergebnisse
9.1 Die Nachwuchsabteilungen
9.2 Mannschaften und Spielbetrieb
9.3 Trainingsinhalte, -schwerpunkte und Ablauf
9.4 Trainerstab und Betreuer
9.5 Das Talentsichtungssystem
9.6 Schulische Unterstützung
10 Zusammenfassung, Fazit und Ausblick
11 Literaturverzeichnis
12 Abbildungsverzeichnis/ Tabellenverzeichnis
13 Abkürzungsverzeichnis
14 Anhang / Interviews
VORWORT
Besonderer Dank gilt folgenden Personen, die bei der Anfertigung der Arbeit behilflich waren:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Die Talentförderung von Kindern und Jugendlichen im Fußball wurde in den letzten Jahren sowohl von der Öffentlichkeit als auch von den Fußballexperten kritisch verfolgt. Es dominiert allgemein die Auffassung, dass der deutsche Fußball zu wenige Talente hervorbringt; nur wenige Nachwuchsspieler schaffen den Übergang in den Profifußball. Dem gegenüber wird die Talentförderung in Frankreich, Holland und Spanien als systematischer und effektiver eingeschätzt. Deutschland verfügt zurzeit über einige herausragende Talente wie z.B. Rene Adler (Bayer 04 Leverkusen), Kevin Boateng (Hertha BSC Berlin), Gonzalo Castro (Bayer 04 Leverkusen), Mario Gomez (VFB Stuttgart), Mike Hanke (VFL Wolfsburg), Aaron Hunt (SV Werder Bremen), Patrick Helmes (1. FC Köln), Roberto Hilbert (VFB Stuttgart) Marcel Jansen (Borussia Mönchengladbach), Phillip Lahm (FC Bayern München), Per Mertesacker (SV Werder Bremen), David Odonkor (Real Betis Sevilla), Andreas Ottl (FC Bayern München), Lukas Podolski (FC Bayern München), Jan Schlaudraff (Alemannia Aachen), Bastian Schweinsteiger (FC Bayern München).
Allerdings stellt sich die Frage, wie sichergestellt werden kann, dass weitere Talente aufrücken können. Die Weltmeisterschaft im eignen Land hat angedeutet, dass Deutschland immer noch zu den besten Fußballnationen der Welt gehört. Bei aller Euphorie muss jedoch die aktuelle Situation der Bundesligamannschaften im internationalen Vergleich betrachtet werden. Derzeit liegt Deutschland in der „Uefa-Fünfjahreswertung“ nur auf Platz sechs, hinter Spanien, Italien, England, Frankreich und Portugal (Stand 22.02.2007).
Nur wenige deutsche Talente und deutsche Spitzenspieler gehören z.Zt. einem ausländischen Topverein an. Traditionell bringt Holland und jüngst die Schweiz hoffnungsvolle Nachwuchstalente in den nationalen Ligen hervor, die dann überwiegend von internationalen Topteams abgeworben werden. Holland z.B. mit einer vergleichsweise geringen Einwohnerzahl von nur 15,7 Millionen, bildet immer wieder herausragende Fußballer aus. Als Beispiele seien Patrick Kluviert (PSV Eindhoven), Edgar Davids (Ajax Amsterdam), Clarence Seedorf (AC Mailand), Frank und Ronald de Boer(Ajax Amsterdam, Jugendtrainer), Dennis Bergkamp (FC Arsenal London), Phillip Cocu (PSV Eindhoven), Ruud van Nistelrooy (Real Madrid) Edwin van der Sar (Manschester United) Roy Makaay (FC Bayern München) oder wie zuletzt, Khalid Boulahrouz (FC Chelsea), Arjen Robben (FC Chelsea), Rafael van der Vaart (Hamburger SV) und Robin van Persie (Arsenal London) genannt. Sie spielen allesamt für die Spitzenclubs Europas (s. PAPST, fussballTRAINING 1/ 2001, 38).
Nachdem im Rahmen dieser Arbeit jeweils eine Dokumentation und Analyse der Nachwuchszentren von zwei europäischen Erstligavereinen durchgeführt wird, soll insbesondere auf die Optimierungspotentiale im Bereich der Talentförderung eingegangen werden. Dies soll anhand der beiden Nachwuchszentren der Vereine Bayer 04 Leverkusen und PSV Eindhoven erfolgen. Beide Sportclubs gehören zur internationalen Leistungsklasse und haben sich zum Ziel gesetzt junge Spieler zu Fördern und Auszubilden.
Zur Analyse sollen folgende Kernfragen erörtert werden
1. Wie gestaltet sich die Nachwuchsausbildung bei Bayer 04 Leverkusen und PSV Eindhoven?
2. Welche Besonderheiten zeichnen die Vereine aus. Gibt es ferner wesentliche Unterschiede hinsichtlich der Nachwuchsarbeit?
3. Welche Stellenwert hat die persönliche Entwicklung des „individuellen“ Talents in Leverkusen und Eindhoven?
4. Welches Fazit ist aus der jeweiligen Nachwuchsarbeiten der beiden Vereine zu ziehen?
Zur vorliegenden Thematik werden Experteninterviews mit folgenden Bezugspersonen durchgeführt:
Koordinatoren der jeweiligen Nachwuchsabteilungen
- Jürgen Gelsdorf (Bayer 04 Leverkusen)
- Cees van Merode (PSV Eindhoven)
Koordinatoren der Scoutingabteilungen
- Dirk Diekmann (Bayer 04 Leverkusen)
- Gerrit van Tilburg (PSV Eindhoven)
Hauptamtliche Trainer der U 19
- Thomas Hörster (Bayer 04 Leverkusen)
- Patrick Greveraars (PSV Eindhoven)
Die ausgewählten Interviewpartner üben unterschiedliche Funktionen in ihrem Verein aus, wodurch die Perspektivenvielfalt gewährleistet ist. Das Experteninterview soll schwerpunktmäßig Einflussfaktoren ermitteln, die Auswirkungen auf die Entwicklung der jungen Spieler auf ihrem Weg zum Profifußballer haben.
Diese Arbeit befasst sich zunächst mit den theoretischen Inhalten des Begriffs Talent. Zudem werden die Faktoren der sportlichen Leistungsfähigkeit des jugendlichen Fußballers definiert und allgemeine trainingswissenschaftliche, sportbiologische und altersspezifische Grundlagen aufgezeigt.
Im folgendem werden die allgemeinen Rahmenbedingungen der Nachwuchsarbeit von Bayer 04 Leverkusen und PSV Eindhoven vorgestellt. In einer Gegenüberstellung sollen Unterschiede und Besonderheiten festgestellt werden. Ferner werden noch folgende Bereiche aufgezeigt:
- Struktur der Jugendabteilungen,
- Infrastrukturen des Trainingsgelände,
- Mitarbeiterstruktur,
- Nachwuchstrainerund Nachwuchsspielerprofile,
- Medizinische Versorgung,
- Mannschaften, Spielklassenzugehörigkeit, Auswahlspieler,
- Die pädagogischen Konzepte der Klubs,
- Persönlichkeitsentwicklung im sportlichen, schulischen und beruflichen Bereich.
Darüber hinaus sollen Zukunftsplanungen der Vereine vorgestellt werden, wie z. B. Veränderungen in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Abschließend werden ein Fazit hinsichtlich der Perspektiven, Zielen, Visionen und weiteren Aufgabenfelder in der Nachwuchsarbeit beider Vereine gezogen.
Als Essenz aus der Dokumentation und Analyse sowie den Experteninterviews werden Empfehlungen und weitere Förderungsmöglichkeiten für die Optimierung der Nachwuchsarbeit aufgezeigt.
2 Allgemeine Problematik des „Straßenfußballs“
Früher sammelten Kinder ihre ersten Fußballerfahrungen auf der Straße, in Hinterhöfen, auf Wiesen, auf Bolzplätzen oder im Stadtpark. Den Straßenfußball gibt es heute aus verschiedenen Gründen nicht mehr. Die sozialen Lebensumstände der Kinder haben sich geändert. Die Heranwachsenden halten sich immer weniger in der freien Natur auf. Viele Kinder verbringen einen großen Teil Ihrer Freizeit vor dem Fernseher oder vor dem Computer, sind nicht mehr eigenaktiv und wissen nichts Sinnvolles mit sich anzufangen.
Früher wurde jede freie "Minute" genutzt um Fußball zu spielen. Es gab Straßenmannschaften die gegeneinander gespielt haben. Dadurch waren die Kinder früherer Generationen im technischen und koordinativen Bereich weiter als die heutige Generation. U14 Trainer von Bayer 04 Leverkusen, Jörg Bittner bringt den Wunsch seiner Kollegen auf den Punkt, Kinder müssten wieder über den Straßenfußball den Zugang für den heutigen Vereinsfußball bekommen (BITTNER 2007).
Der Verlust des „Straßenfußball“ hat zur Folge, dass vielen Kindern die "fußballerischen" Grundfertigkeiten schwer fallen, da sie Probleme im koordinativen sowie im spielerischen Bereich (Spielfähigkeit) haben.
Zudem bringt der Straßenfußball weitere wichtige Elemente mit, wie z.B.:
- Das ständige spielen schult die konditionellen Eigenschaften,
- Bewegungserfahrungen bzw. koordinative Fähigkeiten, werden im
Spielen mittrainiert und bilden als Bewegungsgeschicklichkeit die Grundlage der Fußballtechnik,
- Kinder verfeinern ihre persönliche Fußballtechnik automatisch, durch das tägliche Spielen.
- Durch verschiedene Altersgruppen werden Techniken und Verhaltensweisen älterer Spieler erlernt und nachgeahmt,
- Zweikampfverhalten und Durchsetzungsvermögen gegen ältere Kinder gehören zum Straßenfußball dazu,
- In der Sozialisation mit den anderen Kindern findet die psychische Ausbildung statt (s. PAPST, fussballTRAINING 11+12 / 2000, 45).
Deutschland gehört nach wie vor zu den stärksten Fußballnationen der Welt. Doch die Konkurrenz aus „kleinen“ Fußballnationen wie Schweiz, Albanien, Georgien, Moldawien oder vielen afrikanischen Staaten ist stärker geworden. Eine weitere negative Entwicklung ist die unzureichende Heranführung der Talente an den Profibereich. Das Kernproblem ist der zu späte Einstieg der Nachwuchsspieler in den nationalen Spitzenfußball(1. und 2. Bundesliga). Daraus resultiert eine fehlende „Spielroutine“ auf höchstem Niveau (s. JOCH, fussballTRAINING 2/ 2000, 26).
Dies macht sich in internationalen Wettbewerben und Auslandstransfers bemerkbar, nur wenige deutsche Talente und deutsche Spitzenspieler gehören zurzeit einem ausländischen Topverein an. Zwar tendiert es nach der WM in Deutschland 2006 wieder dahin, das einige deutsche Spieler wieder ins Ausland wechseln, aber ist dies kaum zu vergleichen mit z.B. den Niederlanden, den Argentiniern oder Brasilianern. Folgende Gründe sind im Wesentlichen für diese Entwicklung verantwortlich:
- Das Bosmann-Urteil hat verursacht, dass im Vergleich zu deutschen Nachwuchsspielern, lange Zeit günstige ausländische
Durchschnittsspieler eingekauft wurden. (s. Ruhr Nachrichten 1999, 34 u.a.),
- Indem weniger kostspielige ausländische Spieler auf
Schlüsselpositionen eingekauft werden, verwehrt man dem eigenen Nachwuchs die Möglichkeit sich optimal zu entwickeln.
Diese Entwicklung lässt sich bis in die oberen Amateurklassen (Regionalliga, Oberliga) verfolgen. Der DFB hat den Vereinen als Reaktion darauf Statuten über den Einsatz von Nicht-EU-Ausländern und deutschen Nachwuchsspielern auferlegt. Auf dem Spielberichtsbogen eines jeden Meisterschaftsund DFBPokalspiels einer Regionalliga-Mannschaft eines Amateurvereins müssen unter den dort genannten 18 Spielern mindestens:
- sechs Spieler aufgeführt sein, die für eine Auswahlmannschaft des DFB spielberechtigt sind und das 24. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, - Es müssen mindestens zwei Spieler, die das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet haben, aufgeführt werden,
- Des Weiteren dürfen nicht mehr als drei Nicht-EU-Ausländer auf dem Spielbericht unter den 18 teilnahmeberechtigten Spielern, aufgeführt werden.
Es stellt sich die Frage, ob das Problem gelöst ist, da nicht gesagt ist, dass diese Spieler tatsächlich zum Einsatz kommen müssen. Zur Diskussion steht noch ein zukünftiges Modell „5 + 6“.
3 Talentbegriff
3.1 Theoretische Grundlagen
In der Literatur lässt sich keine einheitliche, allgemeingültige Definition des Talentbegriffs finden. Das entscheidende Kriterium zur Identifikation ist auf den ersten Blick die auffällige Leistung im Kindesalter. Die aber ist jedoch kein hinreichender Indikator dafür, dass auch im Erwachsenenalter ein hohes Leistungsniveau erreicht wird (s. JOCH, fussballTRAINING 5+6/ 2001, 13).
Die Wissenschaft hat einige Ansätze um den Talentbegriff zu definieren, im Folgenden werden die wichtigsten Merkmale des Begriffes Talent aufgezeigt:
Eine häufig gewählte Definition bezieht sich auf eine „überdurchschnittliche Begabung auf einem bestimmten Gebiet“ (s. MORELL 2000, 319).
Der Begriff „Talent“ ist als umgangssprachliche Bezeichnung in verschiedenen Handlungsfeldern geläufig. So wird neben einem sportlichen Talent auch von mathematischen, künstlerischen und handwerklichen Talenten gesprochen. Damit sind Personen mit herausragenden spezifischen Veranlagungen oder Fertigkeiten gemeint. Man geht bei ihnen von der Annahme aus, dass sie bei entsprechender Förderung überdurchschnittliche bis herausragende Leistungen vollbringen können (s. CARL 1988, 11).
Begabung wird laut sportwissenschaftlichem Lexikon als „die vorhandene komplexe Struktur von Fähigkeiten zu qualifizierten Leistungsvollzügen in verschiedenen Lebensbereichen“ bezeichnet (s. RÖTHIG 1992, 61).
Talente sind eine Gruppe unterschiedlicher Fähigkeiten und Fertigkeiten aus unterschiedlichen Bereichen, die der Athlet in höherem oder geringerem Maße besitzt“ (s. HAHN 1982, 82). HAHN führt einen entsprechenden Katalog an (s. HAHN 1982, 85), welche Merkmalsbereiche und Voraussetzungen ein sportliches Talent besitzen oder sich aneignen sollten:
- Anthropometrische Voraussetzungen wie Körpergröße, Körpergewicht,
Verhältnis von Muskelund Fettgewebe, Körperschwerpunkt, Harmonie der Proportionen u.a.,
- physische Merkmale wie aerobe und anaerobe Ausdauer, Reaktions- und Aktionsschnelligkeit, Schnelligkeitsausdauer, statische und dynamische Kraft, Kraftausdauer, Gelenkigkeit und Feinstkoordinationvon Bewegungen u.a.,
- technomotorische Bedingungen wie Gleichgewichtsfähigkeit, Raum-, Distanz und Tempogefühl, Ball-, Klingengefühl, Musikalität, Ausdrucksfähigkeit, rhythmische Fähigkeiten, Gleitvermögen u.a.,
- Lernfähigkeit wie Auffassungsgabe, Beobachtungsund Analysevermögen, Lerntempo,
- Leistungsbereitschaft wie Trainingsfleiß, körperliche Anstrengungsbereitschaft, Beharrlichkeit, Frustrationstoleranz,
- kognitive Steuerung wie Konzentration, motorische Intelligenz, Kreativität, taktisches Vermögen,
- affektive Faktoren wie psychische Stabilität, Stressbewältigung, Wettkampfbereitschaft u.a.,
- soziale Bedingungen wie Rollenübernahme, Mannschaftseinordnung.
3.2 Statischer Talentbegriff
JOCH nimmt in der Talentdiskussion eine Unterscheidung zwischen einem statischen und einem dynamischen Talentbegriff vor. Zum statischen Talentbegriff zählt er vier Begriffe, die als Voraussetzung einer Talentdefinition gelten können und den Status Quo eines Talents charakterisieren:
- Dispositionen, die das Können betonen,
- Bereitschaft, die das Wollen hervorhebt,
- soziales Umfeld, dass die Möglichkeiten bestimmt und theoretische Grundlagen,
- Resultate, die das wirklich erreichte (Leistungs-)Ergebnis dokumentieren.
In diesem Zusammenhang ist es zwar weitgehend bedeutungslos, zu welchem Zeitpunkt diese Voraussetzungen wirksam werden, die Aufmerksamkeit liegt allerdings im frühen Kindesund Jugendalter (s. JOCH 2001, 90).
Unter Dispositionen sind individuelle Voraussetzungen somatischer, psychischer und motorischer Art zu verstehen, die für das Erreichen von hohen sportlichen Leistungen benötigt werden. Im Kontext mit der Disposition, hohe sportliche Leistungen vollbringen zu können, gehört für JOCH zur Definition des Talentbegriffs auch die Bereitschaft, derartige Leistungen vollbringen zu wollen und dafür die notwendigen Investitionen zu unternehmen. Die Entfaltung des sportlichen Talents ist davon abhängig, welche Umwelteinflüsse auf das Talent einwirken.
Das Individuum ist daran gebunden, in welcher sozialen Umwelt es aufwächst und lebt, wie groß die Akzeptanz ist das Talent zu würdigen und es als förderungswürdig anzuerkennen. Für JOCH ist es eindeutig, dass ein Talent zudem Leistungsresultate hervorbringt, die mindestens über dem Durchschnitt liegen. Ein Talent ohne Leistung kann es somit nicht geben. Unter Berücksichtigung des Entwicklungsaspekts wird der statische Talentbegriff wie folgt definiert:
Als sportliches Talent wird eine Person bezeichnet, die über vorwiegend genetisch bedingte Dispositionen zum Erreichen von hohen sportlichen Leistungen verfügt, die Bereitschaft mitbringt, solche Leistungen auch zu erreichen und die Möglichkeiten in der sozialen Umwelt vorfindet und letztlich mit den erzielten Leistungsresultaten den Eignungsnachweis beweist (s. JOCH 2001, 93).
3.2.1 Dynamischer Talentbegriff
Der dynamische Aspekt verweist auf den Prozesscharakter und auf den Entwicklungsvorgang, der ein erweitertes Talentverständnis dokumentiert. Die perspektivische Komponente besitzt also in der Diskussion des Talentbegriffs eine besondere Bedeutung. Die mögliche Endleistung eines Individuums ist das Ziel der Talentförderung. Unter Berücksichtigung des Entwicklungsaspekts wird der dynamische Talentbegriff wie folgt definiert:
Talententwicklung ist ein aktiver, pädagogisch begleiteter Veränderungsprozess, der zielgerichtet durch Training gesteuert wird und die Basis für ein später zu erreichendes hohes sportliches Leistungsniveau bildet (s. JOCH 2001, 94). JOCH stellt dazu drei Bestimmungskriterien heraus:
- den aktiven Veränderungsprozess,
- die Steuerung durch Training,
- und die pädagogische Begleitung.
Der aktive Veränderungsprozess umfasst alle Bereiche der Persönlichkeit gleichermaßen. Allerdings verläuft die Ausprägung in einer unterschiedlichen Intensität. Der Veränderungsprozess bezieht sich im Rahmen der Thematik über das Sporttalent insbesondere auf die Motorik und die sportliche Leistungsentwicklung. Nach diesem Definitionsansatz ist ausgeschlossen, dass möglichst wenig in den Entwicklungsprozess eingewirkt wird, so dass sich ein Talent fast von alleine weiterentwickelt (s. JOCH 2001, 94f.).
Zudem muss die pädagogische Entwicklung ebenfalls einen wichtigen Faktor darstellen. Weiterhin müssen Anstrengungsbereitschaft, Zielstrebigkeit und Dauerhaftigkeit erstrebenswert sein. Mit pädagogischen Ansprüchen muss zudem vereinbar sein, dass Talentfördertraining individuelle Grenzerfahrungen, Erfolgsstreben und Leistungsfähigkeit beinhaltet
Die zwei Komponenten der Talentdefinition, die statische und die dynamische, gehören beide zusammen und bedingen einander. Zusammenfassend ergibt sich eine Definition, die JOCH als vollständige Talentdefinition bezeichnet:
Ein Talent ist, wer auf der Grundlage von Dispositionen, Leistungsbereitschaft und den Möglichkeiten der realen Lebensumwelt über dem Altersdurchschnitt liegende entwicklungsfähige Leistungsergebnisse erzielt, die das Resultat eines aktiven, pädagogisch begleiteten und zielgerichtet durch Training gesteuerten Veränderungsprozesses darstellen, der auf ein später zu erreichendes hohes Leistungsniveau zielstrebig ausgerichtet ist. (s. JOCH 2001, 97).
3.2.2 Was ist ein sportliches Talent - Begriffsbestimmung?
Aus den Ausführungen zum Talentbegriff wird deutlich, dass es erforderlich ist, zur Bestimmung eines sportlichen Talents viele unterschiedliche Kriterien zu berücksichtigen. Im nächsten Gliederungspunkt werden sportartspezifische Merkmale des Fußballspielers aufgezeigt.
„Als sportliches Talent (Sporttalent) wird eine Person bezeichnet, von der manaufgrund ihres Verhaltens oder aufgrund ererbter oder erworbenerVerhaltensbedingungen annimmt, dass sie für sportliche Leistungen einebesondere Begabung oder Hochbegabung besitzt.“ (JOCH 2001, 93) Es lassen sich allgemeine von speziellen Talenten unterscheiden. Allgemeine sportliche Talente verfügen in der Breite sportlicher Beanspruchungssituationen über mindestens überdurchschnittliche gute Erbanlagen und Anpassungsfähigkeiten und sind in der Lage oft nach nur minimaler Vorbereitungszeit in den verschiedensten Sportarten bereits überdurchschnittliche Leistungen zu vollbringen.
Spezielle sportliche Talente dagegen haben nicht in der Breite, sondern in Bezug auf ausgewählte sportliche Beanspruchungssituationen besondere herausragende Veranlagungen oder Fähigkeiten.
Die Relativität der Bewertung „sportliches Talent“ wird am Leistungsniveau deutlich. Ein Sportler, der innerhalb seiner Vereinsmannschaft als Talent angesehen wird, muss nicht im Verbandskader oder sogar im internationalen Vergleich als Talent gelten. Die Bewertungskriterien und das Leistungsniveau sind auf den verschiedenen Ebenen andere. Talente für den Spitzensport, also Sportler von denen man annimmt sie könnten bei entsprechendem Training in ihrer Disziplin Leistungen im Weltklassenniveau erreichen, müssen besondere Merkmale aufweise.
3.2.3 Das Talent eines Fußballspieler
Das Fußballspiel stellt aufgrund seiner komplexen Struktur einige besondere Anforderungen an die Spieler. Zu ihrer Bewältigung und Gestaltung bedarf es spezieller Fähigkeiten und Fertigkeiten. Nach HAGEDORN lässt sich das Sportspiel-Talent für den Leistungsund Spitzensport wie folgt bestimmen:
„Ein Talent für Sportspiele im Leistungsund Spitzensport ist durch Anlagenund werden durch Umfeldbedingungen befähigt, die besonderen Anforderungen der Sportspiele und eines besonderen Sportspiels inüberdurchschnittlichemMaße zu bewältigen und selber mitzugestalten.Überdurchschnittlich sind dabeidie Anstrengungsbereitschaft, das Lerntempo, die motorische Aktivität, diespielsituativen Wahrnehmungsund Endscheidungsleistungen sowie derspielerische Einfallsreichtum“ (HAGEDORN 1999, 191).
Im weiterem stellt sich die Frage, welche Leistungsbestimmende Faktoren ein Fußballtalent besitzen sollte bzw. wie ein solches zu definieren ist. Es bestehen lediglich Kataloge mit Merkmalsauflistungen.
Zur Charakterisierung eines Fußballtalents haben GERISCH / RUTEMÖLLER einen Katalog aufgestellt, der die Merkmale bzw. Merkmalsbereiche zur Talentbestimmung aufzeigt:
Körperliche (konditionelle) Merkmale: Motorische (spieltechnische) Merkmale:
- Kraft, - Motorische Lernfähigkeit,
- Schnelligkeit, - Koordination (Gewandtheit, Geschicklichkeit)
- Ausdauer - Ballgefühl,
- Beweglichkeit, - Balltechniken,
Kognitive (spieltaktische) Fertigkeiten: Psychische (motivationale) Merkmale:
- Allgemeine Intelligenz, - Motivationsstruktur,
- Spielintelligenz, - Leistungsmotivation im ,
- Wahrnehmungsfähigkeit, Zusammenhang mit anderen,
- Raum-Zeit-Gefühl, - Persönlichkeitsdispositionen, ,Peripheres Sehen, - Anspruchsniveau,
- Konzentrationsfähigkeit, - Selbstbewusstsein,
- Antizipationsfähigkeit, - Zielstrebigkeit,
- Einsatzfreude,
- Kampfbereitschaft,
- Psychische Stabilität ,
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Charakterisierung eines Fußballtalents nach GERISCH/RUTEMÖLLER 1989, 274f.
Diese Aufzählung der Talentbestimmungskriterien beansprucht keine Vollständigkeit. Sie dient der Orientierung bei der Talentsuche und -sichtung. Die kognitiven Leistungsvoraussetzungen umfassen die Fähigkeit der Informationsaufnahme, -verarbeitung, -speicherung und -umsetzung - also das Spektrum an Eigenschaften wie Kreativität, Spielwitz und Antizipation. Der Begriff „Spielintelligenz“ fasst diesen Bereich zusammen. Da bislang nur wenige fundierte wissenschaftliche Aussagen zur Bestimmung eines Fußballtalents vorliegen, sind die Praktiker in den Verbänden und Vereinen auf eigene pragmatische Entscheidungen angewiesen. Im Folgenden ist zu klären, wie die Talentauswahl, -sichtung, -erkennung und -förderung im Fußball praktiziert wird und welche wissenschaftlichen Erkenntnisse zur Unterstützung vorhanden sind.
4 Abgrenzungen der entscheidenden Begrifflichkeiten
4.1 Kernbegriffe - Talentbestimmung und Talentauswahl
GERISCH / RUTEMÖLLER stellen fest, dass die Talentbestimmung und die Talentauswahl die Säulen sind, von denen die Talentsuche, Talentsichtung und Talentförderung ausgehen. Die Talentauswahl behandelt die Frage, mit welchen Verfahren die Ausprägung der sportartspezifischen Voraussetzungen der bestimmten Talente ermittelt werden soll. Im Mittelpunkt des Interesses stehen bei der Talentsuche und -sichtung in erster Linie die organisatorischen Maßnahmen, während die sportliche und pädagogischpsychologische Betreuung der erfassten Talente den Kern der Talentförderung bilden Es kann festgehalten werden, dass kein Begriff der Talentthematik isoliert für sich steht, sondern dass sie alle einander bedingen und nur verknüpft miteinander betrachtet werden dürfen.
4.2 Talentsuche und -auswahl - DFB in der Kritik
Der DFB war in den letzten Jahren heftiger Kritik hinsichtlich der Talentsuche bzw. der Talentauswahl und der Förderung eben dieses Nachwuchses ausgesetzt. Die Erfolglosigkeit der Nationalelf stürzte den DFB in eine Krise. Die Experten warfen dem DFB vor, die Förderung des Nachwuchses in Deutschland vernachlässigt zu haben.
FRANZ BECKENBAUER (2000) führt dazu kritisch an: „Über die Nachwuchsarbeit wird merkwürdigerweise immer dann heiß diskutiert, wenn die Erfolge an der Spitze ausbleiben. Wir sollten, dieses Thema jedoch permanent im Auge haben“.
In diesem Zusammenhang entwickelten sich zwei Aspekte unter denen die Fachwelt ihre Diskussion führt. Zum einen die Talentsuche zum anderen die Talentauswahl. Als Talentsuche werden alle Maßnahmen bezeichnet, die mit dem Ziel durchgeführt werden, eine hinreichend große Anzahl von Kinder oder Jugendliche zu finden, die zur Aufnahme einer allgemeinen Fußballgrundausbildung bzw. eines Nachwuchstrainings bereit sind. Als Talentauswahl werden die Maßnahmen bezeichnet, die dazu dienen, diejenigen herauszufiltern, die zur Aufnahme eines spitzensportorientierten Trainings auf der nächst höheren Trainingsstufe geeignet sind (s. CARL 1988, 17f.).
4.3 Talentkennung und -prognose
Die Talentsuche erfordert strukturierte Maßnahmen, die nachfolgend aufgeführt werden:
- Sichtung von Schülern mit überdurchschnittlich guten Sportzensuren,
- Auswertung von schulischen Wettkämpfen,
- speziellen Klassifizierungswettkämpfe der Vereine und Verbände,
- die Auswahl über standardisierte Tests in Schulen, Vereinen und Verbänden,
- subjektive Beobachtung von Schulklassen, oder Fußball orientierten Vereinsgruppen durch Lehrer, Übungsleiter oder Trainer,
- subjektive Beobachtung in Kurzlehrgängen der Vereine oder Verbände und die Werbung über die öffentlichen Medien zur Teilnahme am leistungsorientierten Trainingsbetrieb der Vereine.
Hier wäre ein intensiverer Ausbau der Schulen, Vereine, Verbände u.a. wünschenswert. Bisher gibt es keine wissenschaftlich untermauerten Erkenntnisse hinsichtlich der Effizienz dieser Maßnahmen.
Aus diesem Grund können nur Empfehlungen in Form eines fußballspezifischen Konzeptes abgegeben werden. Eine dieser Empfehlungen betrifft das Potenzial, dass in der Zusammenarbeit zwischen Schulen und Vereinen steckt. Denn diese sind es, die die entscheidenden Hinweise auf mögliche Talente geben.
Ferner ist es erforderlich - im Hinblick auf die Art und Größe der aufzustellenden Talentfördergruppe - genau zu prüfen und sich dann für eine oder mehrere (sich ergänzende) Maßnahmen der Talentsuche zu entscheiden. Des Weiteren sollte das Konzept die Altersgruppe der Kinder bzw. Jugendliche berücksichtigen, bei der die Förderung angewendet werden soll. Die Entscheidung wird fußballspezifisch sehr unterschiedlich ausfallen; sie hängt ab von:
- Alter, in dem die Höchstleistung durchschnittlich erreicht wird und der Dauer,
- Art des zur Vorbereitung auf die Höchstleistung notwendigen Trainingsprozesses.
Die Talentauswahl und -förderung ist kein einmaliges Programm, sondern in Abhängigkeit von den Zielen und Inhalten des langfristigen Trainingsaufbaus zu betrachten. Da mit fortschreitenden Trainingsprozessen die Genauigkeit der Prognose hinsichtlich der individuellen Höchstleistungsfähigkeit zunimmt, können die Kriterien der Auswahl immer härter werden, so dass sich der Kreis der als geeignet Ausgewählten zusehend verkleinert.
Auswahlentscheidungen kann man auf der Basis von festgelegten Auswahloder Leistungskriterien treffen. Auswahlkriterien sind feste Vorgaben, die von dem jeweiligen Verein bzw. Leistungsnachwuchszentren vorgegeben werden, wie z.B.:
- schulische Betreuung der Nachwuchsspieler, die über Kooperationen mit ansässigen Schulen geschaffen wird. Die Vereine sorgen in Internaten oder über Gasteltern zudem für eine optimale Unterbringung und Betreuung der Jugendlichen,
- die Anzahl der zur Verfügung stehenden hauptamtlichen Trainer als auch der vorhandenen Trainingsplätze, die Grundstruktur durch zusätzliche Fachkräfte bzw. größere Anlagen weiter zu optimieren,
- Unterteilt werden die Leistungszentren in einen Grundlagenbereich für die E- und F-Junioren, einen Aufbaubereich für die C- und D-Junioren sowie einen Leistungsbereich für die A- und B-Junioren und die Amateurmannschaft,
- Für alle 36 Vereine sind die Errichtung und der Unterhalt eines
Leistungszentrums eine verbindliche Lizenzierungsvoraussetzung.
In Abhängigkeit vom Trainingsabschnitt und vom Stand der individuellen Entwicklung ist dabei zu berücksichtigen, dass in verschiedenen Stadien unterschiedliche Merkmale für eine Prognose der Hochleistungsfähigkeit von Bedeutung sind, z.B. die Körpergröße und das Körpergewicht.
Talentprognose im Spitzensport Fußball, ist die begründete Vorhersage des individuell erreichbaren höchstmöglichen Erfolges. Grundlagen jeder begründeten Vorhersage sind in der Vergangenheit gesammelten Daten und in der Gegenwart liegenden Fakten. Der Zeitraum, für den eine Talentprognose zu erstellen ist, kann sehr unterschiedlich ausfallen. Für trainingspraktische Fragen ergeben sich meist Prognosezeiträume von einer Trainingsstufe (minimal zwei Jahre) bis hin zum gesamten Abschnitt vom Beginn des Nachwuchstrainings bis zum Erreichen des Hochleistungstrainings (bis über 10 Jahre).
Um einschätzen zu können, welche Qualität eine individuelle Talentprognose erreichen kann, ist es vor allem notwendig aufzuzeigen, wie gut die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen begründet vorherzusagen ist.
5 Talentförderung
5.1 Talentförderung im Fokus der Öffentlichkeit
Der aktuell hohe Stellenwert der Talentförderung lässt sich anhand der vielfach geführten Diskussionen ermessen. Nicht nur die Fachpresse wie das „Kicker- Fußballmagazin“, „fussballTRAINING“, „DFB-Journal“ und weitere Verbandszeitschriften bringen diverse Beiträge zu diesem Thema. Auch die Tagespresse beschäftigt sich ausführlich mit dem Themengebiet der Talentförderung.
Obwohl der DFB mit seinem Pyramidenmäßigen Aufbau der Talentsichtung und Talentförderung ein funktionierendes System, welches weltweit Anerkennung findet und seit vielen Jahren installiert hat (s. ZEMPEL 2000, 52), haben die internationalen Mitstreiter wie die Niederlande oder Frankreich mit neuen, zeitgemäßen Konzepten der Talentförderung einen größeren Erfolg errungen (s. PFEIFER 2001, 13f.).
Der DFB hat den Handlungsbedarf erkannt, und das nicht allein wegen der Leistungen der Nationalmannschaft und der Erfolge anderer Nationen. Auch das so genannte „Bosman-Urteil“ von Dezember 1995 hat ein Umdenken in den Talentförderungsstrukturen zur Folge gehabt.
Mittlerweile ist gerade den europäischen Spitzenclubs die Förderung der eigenen Nachwuchstalente zu einer der wichtigsten Aufgabe geworden, denn eine weitere Auswirkung des „Bosman-Urteils“ sind explosionsartig in die Höhe katapultierte Spielergehälter. So werden bereits sehr junge Spieler mit viel Geld von einem Verein zum nächsten „gelockt“ (s. PFEIFER 2000, 12f.).
Der deutsche Fußball geht neue Wege. Ziel ist es langfristig, auch nach der Fußballweltmeisterschaft im letzten Jahr, eine Nationalmannschaft zu präsentieren, die die hohen Erwartungen, auch weiterhin erfüllen kann. Grundlage dafür ist ein funktionierendes Talentförderungssystem.
5.2 Training und Wettkampf
Im Rahmen dieser Arbeit kann nur auf grundsätzliche Aspekte des Trainings eingegangen werden.
Die Förderung von Sporttalenten erfolgt in einem langfristigen, systematischen und differenzierten Trainingsaufbau und mit begleitender Persönlichkeitsförderung. Sie zielt demnach nicht auf unmittelbare und kurzfristige Erfolge ab, sondern ist langfristig.
Im Sport umfasst die Talentförderung vor allem die vielfältigen Ausbildungs-, Trainingsund Begleitmaßnahmen, durch die eine optimale sportliche und körperliche Leistungsentwicklung potentieller Talente im Hinblick auf langfristige Ziele gesichert werden soll. Das Training ist ein zielgerichteter Vorgang, der den anerkannten Prinzipien der Trainingslehre folgt:
- Ganzheitlichkeit,
- Spezialisierung, - Allmählichkeit, - Langfristigkeit, - Systematik und,
- Angemessene Häufigkeit.
Neben der Steuerungsfunktion des Trainings zur Förderung des Talents spielt auch die Wettkampferfahrung eine entscheidende Rolle. Die Wettkämpfe sind ein Bestandteil des Talentfördertrainings. Sie werden durch das Training beeinflusst, wirken aber selbst auch auf die jeweiligen Trainingsmaßnahmen ein.
5.3 Talentförderung als Multifunktionales Aufgabenfeld
Der Prozess der Talentförderung ist sehr komplex. Um abschätzen zu können, ob es sich um ein Fußballtalent handelt oder nicht, geht man heute vom so genannten „Mehrkomponenten-Modell“ aus, das zur Talenterkennung herangezogen wird.
Dieses Modell dient als Orientierungshilfe in der Talentdiskussion und versucht, eine Verbindung von wissenschaftlichen Erkenntnissen mit der Praxiserfahrung zu verbinden. (s. JOCH, fussballTRAINING 5+6/ 2001, 13): Begrifflichkeiten aus diesem Modell werden nachfolgend erwähnt:
- Kreativität, Motivation und Umwelt,
- Intellektuelle Begabung,
- Künstlerische Begabung,
- Psychomotorische Begabung,
- Soziale Begabung,
- Divergentes Denken,
- Originalität Phantasie Flexibilität,
- Fleiß, Ausdauer,
- Ehrgeiz,
- Emotionale Stabilität,
- Anerkennung,
- Optimale Förderung,
- Einfallsreichtum.
Die Talentfrage bleibt weiterhin offen. Eine wichtige Schlussfolgerung aus den vorgenannten Faktoren lautet deshalb:
Gesetzmäßigkeiten im Sinne strenger Determination - als naturwissenschaftliche „Wenndann-Beziehung“ - gibt es nicht. Der Prozess der Talententwicklung ist variantenreich und ein Weg mit vielen Freiheitsgraden
5.4 Enrichment statt Akzeleration
Es sind in der Talentdiskussion zwei Wege der Talentförderung vorhanden. Als Möglichkeiten stehen sich die Strategien der „Akzeleration“ und des
„Enrichments“ gegenüber. Akzeleration bedeutet soviel wie Beschleunigung, d.h. das Talent zeichnet sich bereits in einem frühen Entwicklungsstadium durch eine hohe Leistung aus, wie z.B. der gerade mal 10-jährige Muhammed Demirci (BJK Besiktas Istanbul) aus der Türkei, er wird in seinem Heimatland von einigen Leuten schon als Nachfolger des brasilianischen Fußballstars Ronaldinho gehandelt. Er soll für mehrere Millionen Euro von mehreren Europäischen Top-Teams, unter anderem auch vom F.C. Barcelona umworben werden.
Die Förderung dieser Talente besteht nun darin, die erkennbar frühe Leistungsauffälligkeit durch erhöhte Anstrengungen noch zu steigern.
Ein gegenteiliges Konzept ist die Enrichment-Strategie. Enrichment heißt „Anreicherung“. Ziel ist bei dieser Strategie nicht die frühe Vollendung, sondern die Sicherung des Fundaments als Basis für die Talententwicklung. Bei der Talentförderung im Sport geht es nicht nur darum, einzelne Techniken zu lernen, die spezielle Kondition zu trainieren, taktische Spielzüge einzustudieren, sondern diese Grundvoraussetzungen durch Trainingsinhalte nachhaltig abzusichern. Diese Strategie ist langfristig ausgelegt, so dass der kurzfristige Erfolg unwichtig ist. Elemente der Enrichment-Strategie werden nachfolgend aufgezählt:
- Allgemein: das Allgemeine geht dem Speziellen voraus, es gilt als Basis und Ausgangspunkt,
- Abwechslungsreich: steht gegen Trainingsmonotonie, die ein uneffektives, langweiliges und belastungseinseitiges Training charakterisiert,
- Variantenreich: die Fähigkeit der variablen Verfügbarkeit stellt die höchste Stufe im Lernprozess dar,
- Vielseitig: neue Übungen werden im Trainingsprozess integriert, gehört zu den Begriffen abwechslungsreich und variantenreich,
- Attraktiv: Training interessant gestalten mit viel Freude und Spaß in der Vermittlung, aber auch altersgemäß und belastungsverträglich,
- Gründlich: eine Vorgehensweise mit großer Achtsamkeit, eine genaue Bewegungsausführung als wichtiges Kriterium.
Die talentierten Spieler sollen hier eine langfristige Vorbereitung auf den Spitzensport erhalten. Der deutsche Fußball hat sich durch Tugenden wie Kondition, Kraft und Disziplin ausgezeichnet.
Aus vergangen Erfahrungen kann man berichten, dass in der Jugend viel Konditionstraining abgehalten wird, Waldläufe zählten wie selbstverständlich zum Trainingsprogramm. Innerhalb der kindlichen Entwicklung vor der Pubertät stagniert allerdings die Konditionsentwicklung (s. JOCH 2000, 7). Statt des Konditionstrainings sollte das Augenmerk besonders auf die Koordinationsschulung, definiert als Nerven-Muskel-Zusammenspiel, gelegt werden.
Dieses Zentralnervensystem ist bereits im siebten Lebensjahr bis zu 90 Prozent ausgebildet. Somit sollte zwischen dem achten und zwölften Lebensjahr mit der Talentförderung im Fußball begonnen werden, wobei der Schwerpunkt in der Koordinationsschulung liegt. Die Bedeutung der qualifizierten Trainer muss hervorgehoben werden, denn sie bilden eine Grundvoraussetzung für eine erfolgreiche Talentförderung. Das deutsche Wettkampfsystem hat sich mittlerweile bis zu der U8 organisiert. Hinzu kommen speziell bei größeren Vereinen viele nationale und internationale Turniere und Auswahlspiele hinzu (s. BRÜGGEMANN 1999, 65). Besonders durch die internationalen Vergleichsspiele, erhalten Trainer und Verantwortliche des jeweiligen Vereines ein Feedback über den Leistungsstand der eigenen Jugendspieler.
Bei aller gut gemeinten Förderung, ein forcierter und planmäßiger Trainingsaufbau muss gewährleistet sein, dass die Aspekte eines altersund entwicklungsgemäßen Trainings ausreichend berücksichtigt werden.
Einseitige und zu schnell erhöhte physische Belastungen können zu Überbelastungen des Körpers führen, deren Folgen das gesamte körperliche System belasten. Psychische Überforderungen können mit als Grund für Drop- Outs herangeführt werden. Die Frühspezialisierung führt sowohl in den koordinativen als auch in konditionell geprägten Sportarten zu einer Leistungsstagnation, denn spitzensportliche Leistungen sind nur auf einem vielseitig ausgebildeten Bewegungsrepertoire zu erreichen (s. WEINECK 2004, 132).
Im Hochleistungsport ist folglich nicht eine zu frühe, sondern eine rechtzeitige Spezialisierung notwendig, die die Grundprinzipien des Nachwuchstrainings beachtet. In der nachfolgenden Abbildung wird die Abhängigkeit der Leistungsfähigkeit vom Biologischen Alter dargestellt:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Abhängigkeit der Leistungsfähigkeit vom Biologischen Alter Quelle: Optimales Training, WEINECK, 2004. 132
Die Abbildung zeigt, dass zum Auswahlpunkt A Frühentwickler (Akzelerierte) aufgrund ihrer biologisch fortgeschrittenen Entwicklung höhere Leistungen vorweisen als Normalentwickler und insbesondere Spätentwickler (Retardierte). Der Leistungsvorsprung der Akzelerierten wird aber im weiteren Entwicklungsverlauf wieder ausgeglichen. Auch das Trainingsalter spielt bei der Talentauswahl und Talentförderung eine gewichtige Rolle. Gerade in einem frühen Entwicklungsstadium wirkt sich ein höheres Trainingsalter auf die sportliche Leistung aus. Talente mit einem früheren Trainingsbeginn weisen in der Regel bessere Leistungsresultate auf, die aber im weiteren Trainingsprozess, wenn vergleichbare Trainingsumfänge und -häufigkeiten auftreten, ausgeglichen werden.
Sportartspezifisch müssen diese Erkenntnisse beim Fußball beachtet werden, um eine optimale Ausbildung zu gewährleisten (s. WEINECK 2004, 131f.). Im Folgenden werden auf die entscheidenden Elemente eingegangen.
Es kristallisieren sich zwei bedeutende Aspekte heraus, die bei der Entwicklung des Wachstum, der Begabung sowie der Frühund Spätentwicklung im Zusammenhang mit der sportlichen Leistungsfähigkeit im Kindesund Jugendalter stehen.
Das kalendarische Alter ist kein ausreichend differenzierter Anhaltspunkt für die Bestimmung des Entwicklungsstandes und der sportlichen Leistungsfähigkeit von Heranwachsenden. Allein der Beginn der Pubertät kann bei Gleichaltrigen vier Jahre differieren. d.h., ein zwölfjähriger Junge kann retardiert sein und das biologische Alter eines zehnjährigen Jungen haben. Ein anderer Junge seines Alters ist akzelleriert und hat bereits das biologische Alter eines 14 Jährigen Jungen. Auch das biologische Alter ist für die Einteilung der Trainingsbelastungen, die angesetzt werden, nur in Verbindung mit dem Trainingsalter und der Leistungsfähigkeit aussagefähig.
6 Methode des Interviews
Die empirische Sozialforschung verfügt über zahlreiche Methoden und Techniken, die der Gewinnung von Informationen dienen. Die qualitative Methode der Befragung mit Experten wird dieser Diplomarbeit zugrunde gelegt.
Diese Form der Befragung ist gleichzusetzen mit einem nicht standardisierten, mündlichen Einzelinterview. Fragen und Antworten sowie die Chronologie der Fragen sind nicht manifestiert. Diese dienen vielmehr als Grundlage bzw. als Gesprächsleitfaden. Im Laufe der Befragung und im Hinblick auf die Auskunftsbereitschaft und -kompetenz der befragten Personen entwickelt sich das Gespräch.
In qualitativen Interviews können Fragen und ihre Reihenfolge flexibler auf den jeweiligen Verlauf des Gesprächs, der Auskunftsund Gesprächsbereitschaft und der individuellen Kompetenz und Erfahrung der jeweiligen Zielperson formuliert werden. Dabei kann man auf die für die jeweiligen Befragten relevanten Gesichtspunkte näher eingehen. Nachfolgend werden diese genannt:
- Erfahrungen der Befragten,
- Biographien der Befragten,
- Kompetenzen der Befragten,
- Erlebnissen der Befragten.
Die Interviewsituation ist weniger künstlich. Die Interviewten können ihre Gesprächsbeiträge freier formulieren, als sie es in Alltagsgesprächen gewohnt sind (s. HEINEMANN 1998, 115).
Die Auswahlkriterien - hinsichtlich der Fragen - setzen voraus, dass der Befragte über ein fundiertes Wissen - im Hinblick auf die Nachwuchsförderung verfügt. Mit diesen Voraussetzungen erfüllt der Befragte im Leitfaden-Interview den Status eines „Experten“ auf dem Gebiet der Nachwuchsarbeit des jeweiligen Vereins.
Dem Leitfaden kommt hinsichtlich unergiebiger Themen eine maßgebliche Steuerungsfunktion zu. Die zentrale Aufgabe des Interviewers war es, den Befragten auf das interessierende Expertentum zu lenken (s. MAYER 2002, 36f.).
Während des Interviews sind Exkurse erlaubt, um Aspekte anzusprechen, welche im Leitfaden nicht konkret festgelegt sind, die dich für die Beurteilung als hilfreich erweisen können. Dem Interviewer öffnet sich die Möglichkeit, Adhoc-Fragen zustellen. Größtenteils wurden den Experten die gleichen Fragen gestellt - dieses soll sicherstellen, dass die Antworten für die Beurteilung vergleichend analysiert werden können. Die lnterviewpartner üben unterschiedliche Funktionen aus, folglich variieren die Fragen.
Diese teilstandardisierte lnterviewform wurde den folgenden Methoden vorgezogen:
- standardisierter Fragenkatalog,
- schriftliche Befragung,
- mündliche Diskussion.
Die Vorteile, die sich aus der persönlichen Form der Befragung (faceto-face Interview) ergeben, beschreibt HEINEMANN (1998, 115) folgendermaßen:
- die Befragten werden zeitlich weniger belastet,
- vermeidet das Problem, mehrere Gesprächspartner zur gleichen Zeit am gleichen Ort zusammenführen,
- lässt im Gegensatz zur schriftlichen Form ausführliche Beantwortung zu,
- ermöglicht dem Interviewer das Gespräch in die gewünschte Richtung zu lenken,
- Flexibilität hinsichtlich spontan auftauchender Gedankengänge des Befragten,
- individuelle Eigenschaften des Befragten können berücksichtigt werden,
- Der Interviewpartner unterliegt keinem Druck aufgrund der Face to Face Situation und ermöglicht subjektive Antworten.
Es handelt sich dabei um ein äußerst zeitaufwendiges Verfahren, das aber realitätsnahen Aufschluss und einem optimalen Einblick in die Nachwuchsarbeit vermittelt. Der Gefahr der Verzerrung, auf die ATTESLANDER (2003) hinsichtlich der „lnterviewform“ hinweist, wurde durch die offene Gestaltung des Interviews entgegengewirkt.
7 Leistungszentrum TSV Bayer 04 Leverkusen
7.1 TSV Bayer 04 Leverkusen
Der Turnund Sportverein Bayer 04 Leverkusen e.V. ist ein Werksklub aus Leverkusen und ist mit rund 11.000 Mitgliedern (Stand: Januar 2006) einer der mitgliederstärksten Sportvereine von Nordrhein-Westfalen. In insgesamt 15 Abteilungen deckt der Verein ein breites sportliches Spektrum vom Jugendund Breitensport bis zum Spitzensport ab. Die Abteilungen sind Basketball, Behindertensport, Boxen, Eissport, Faustball, Fechten/ Mehrkampf, Freizeitund Breitensport, Fußball, Handball, Judo, Kinderund Jugendsport, Leichtathletik, Turnen, Volleyball und Cheerleader.
7.2 Vereinsgeschichte, Vereinsstruktur Fußballabteilung
Der Verein wurde am 15. Juni 1904 unter dem Namen Turnund Spielverein der Farbenfabrik vormals Friedrich Bayer Co. Leverkusen als Betriebssportverein gegründet. Der Verein in seiner heutigen Struktur entstand durch eine 1984 vollzogene Fusion der Sportvereinigung Bayer 04 Leverkusen und des Turnund Spielvereins Bayer 04 Leverkusen. Seit Beginn des Jahres 1999 Jahres wurde die Fußballabteilung aus dem Gesamtverein TSV Bayer 04 Leverkusen ausgegliedert. Die Fußballabteilung wurde in eine Fußball GmbH umgewandelt. Die genaue Bezeichnung der Fußballabteilung lautet Bayer 04 Leverkusen Fußball GmbH. Er ist der bekannteste Teil des Vereins. Geschäftsführer ist Wolfgang Holzhäuser. Im weiteren Verlauf der Darstellung liegt der Fokus auf dem sportlichen Bereich Fußball.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Wappen Bayer 04 Leverkusen: Quelle: www.Bayer04.de
7.3 Die Infrastruktur des Jugendfußball-Zentrums „Kurtekotten“
Seit der Neuerrichtung im Jahre 2000 steht das Jugendfußball-Zentrum „Kurtekotten“, direkt neben dem Bayer-Werk. Der Aufbau der neuen Anlage hat mehrer Millionen Euro gekostet. Das Trainingsgelände umfasst u.a.
- Trainingsplätze Der Nachwuchsmannschaften,
- multifunktionales Gebäude:
- Spielerkabinen,
- medizinische Abteilung,
- Kraftraum,
- Büros der Mitarbeiter (Verwaltung),
- Jugendgeschäftsstelle,
- Bistro.
- Parkplätze.
Auf der Eröffnungsfeier sagte der Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser: „Es wird viel über Nachwuchsarbeit gesprochen. Wir haben gehandelt.“
Übersicht der Anlage „Kurtekotten“:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Das Jugendleistungszentrum "Kurtekotten" (Stand Februar 2007)
7.3.1 Infrastrukturelle Voraussetzung auf dem Trainingsgelände
Die Anlage bietet vielen Trainingsmöglichkeiten. Bei näherer Betrachtung der sportlichtechnischen Voraussetzungen, die die Grundlage, für die Trainingsarbeit und Spiele der Jugendmannschaften bilden, bietet das Leistungszentrum von Bayer 04 folgende Möglichkeiten:
- 4 Rasenplätze,
- Tribüne,
- alle Mannschaft verfügen über eine eigene Umkleidekabine,
- Eigene Umkleidekabinen für den Trainerund Betreuerstab,
- Kraftraum,
- Physiotherapiebereich der den Umkleidekabinen angeschlossen ist,
- Mannschafts
- und Trainerbesprechungsräume ausgestattet mit TV, Video und Computer,
- Bistro mit Sitzmöglichkeiten,
- Büroräume der hauptamtlichen Mitarbeiter,
- Schulungsraum mit verschiedenen Arbeitsmöglichkeiten, wie z.B. PC, Internet, Flip-Chart, u.a.,
- Sitzecke mit TV und Video für Freizeitaktivitäten der Nachwuchsspieler, - Wäschekammer für die Spielerkleidung,
Das Jugendfußball-Zentrums „Kurtekotten“ wurde zwei Jahre nach der Eröffnung weiter ausgebaut. Die Erweiterungen umfassen im Einzelnen:
- Kunstrasen mit über 2000 qm.,
- Extrafläche für das Torwarttraining aus speziellem Kunstrasen,
- Sandgrube,
- Finn-Bahn aus Rindenmulch,
- Rasenersatzfläche, die das Austauschen von kaputten Rasenstellen ermöglicht.
7.3.2 Medizinische Abteilung (Physiotherapie)
In der medizinischen Abteilung werden ein hauptamtlicher und zwei ehrenamtliche Physiotherapeuten beschäftigt, die sich um die medizinische Versorgung der Spieler kümmern. Ein Arzt ist einmal in der Woche montags um 17.00 Uhr vor Ort und bietet seine Sprechstunde an. Der Arzt kann aber auch bei Bedarf kontaktiert werden, um so die bestmögliche unmittelbare Behandlung der verletzten Spieler zu gewährleisten.
Bei schwerwiegenderen Verletzungen wird das Partnerkranken in Leverkusen hinzugezogen, die eine sofortige Diagnose und Behandlung sicherstellen.
Die Ausstattung der Physiotherapieabteilung umfasst alle wichtigen physiotherapeutischen Anwendungen wie, z.B.:
- Massageraum mit drei Massagebänken,
- zwei Ultraschallgeräten,
- zwei Elektrotherapiegeräten, - Unterwassermassagen,
- Heißluftbehandlungen,
- Sauna,
- Entmüdungsbecken u.a.
Der physiotherapeutische Bereich ist täglich zu allen Trainingsund Spielzeiten sowie im Vorfeld und im Anschluss an die Trainingseinheiten mit Fachpersonal besetzt und für alle Spieler des Leistungszentrums zugänglich.
Im Leistungsbereich werden in der Vorbereitungsphase auf eine Saison so genannte Schnelligkeitsund Ausdauertests mit zugehöriger Laktatmessung durchgeführt, um den physischen Zustand der einzelnen Spieler zu erfassen und den Trainern einen wichtigen Indikator zur optimalen Gestaltung des individuellen Trainings zu geben.
7.3.3 Strukturen der Nachwuchsabteilung
Leiter des Jugendleistungszentrums ist Jürgen Gelsdorf, der seit dem 1. Oktober 2005 Nachfolger von Rolf Minge ist. Er blickt auf eine 30jährige Karriere als Spieler und Trainer zurück, ihm obliegt die Leitung des Leistungszentrums. Geschäftsführer der Nachwuchsabteilung ist Roman Klossek. Beide sind hauptamtlich beschäftigt und ihre Haupttätigkeitsfelder sind:
[...]
- Citar trabajo
- Corc Tokgözoglu (Autor), 2007, Talentförderungssystem im Profifußball. Eine Analyse der Leistungszentren Bayer 04 Leverkusen und PSV Eindhoven, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162919
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