Aufgabe der Politik ist es, den gesellschaftlichen Reichtum in der Gesellschaft gerecht zu verteilen. Dafür ist eine umfassende Dokumentation über die Reichtumsverteilung in Österreich eine wichtige Entscheidungsgrundlage. Besonders dann, wenn der Sozialstaat als unfinanzierbar dargestellt wird (vgl. Mayrhuber, S.5, Obfrau des BEIGEWUM vom 16.10.2001)
Das österreichische Medianeinkommen lag im Zeitraum 1995 bis 1997 über dem EU-Durchschnitt, zugleich verlagerten sich Anteile von den Gruppen mit den höchsten Einkommen zu den Gruppen mit mittlerem und höherem Einkommen. Die Einkommensungleichheiten sind in Österreich geringer als in anderen EU-Ländern. (Europäische Sozialstatistik, 2002, S.143)
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. WER IST ARM UND WODURCH ENTSTEHT REICHTUM?
3. REICHTUM UND ARMUT INöSTERREICH
a. Lorenz-Kurve
b. Netto-Haushaltseinkommen - Ergebnisse der Konsumerhebung 1999/
(Quelle: Statistik Austria - Einkommen, 5.2.2004)
i. Verteilung der Bundesländer:
ii. Verteilung nach Haushaltsgröße
iii. Verteilung nach Berufstätigkeit
iv. Verteilung nach Schulbildung
c. Die reichstenösterreicher
d. Armut inösterreich
4. LEBENSEINKOMMEN
5. VOM KAPITALISMUS IN ZEITEN DER GLOBALISIERUNG
6. NEOLIBERALE GLOBALISIERUNG UND REICHTUM: DIE FAKTEN AN BEISPIELEN IN EUROPA, AMERIKA UND AFRIKA
a. Reiche werden immer reicher
b. Reiche in der EU
c. Rekord an Milliardären in Moskau
d. Die großen Taschen des Präsidenten von Kasachstan
e.über die Dollardämmerung am Rio de la Plata - Argentinien
f. Reichtum als Verhängnis in Algerien
g. US-Subventionen ruinieren Exporte
h. Globalisierung - Schadet sie den Armen?
i. Die Rolle der Börsen
7. RÉSUMÉ ZUM REICHTUM
8. LITERATURVERZEICHNIS
9. ABBILDUNGSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
Ausgangspunkt meiner Arbeit zum Thema Reichtum, aber natürlich auch Armut, ist der Artikel von Gilbert Ziebura „Triumph der Ungleichheit - Reichtumsproduktion und -verteilung im Prozess der Globalisierung“ in „Reichtum heute“, herausgegeben von Jörg Stadlinger. In weiterer Folge habe ich durch Recherchen inösterreichischen Zeitungen, aber vor allem auch durch die Suche im Internet, durch Berichte und Artikel zu diesem Thema die Situation inösterreich, aber auch in Europa und verschiedenen anderen Ländern der Welt mit in meine Betrachtung aufgenommen. Doch zuerst einige Begriffsdefinitionen zum Thema.
„Reichtum ist im allgemeinen der jeweils im Rahmen des Entwicklungsstandes einer Gesellschaftüberdurchschnittliche Besitz an materiellen Gütern“ (Der große Brockhaus, 1984, Band 18) .
Grundsätzlich kann Reichtum ohne Armut nicht diskutiert werden. Reichtum wird materiell bestimmt. Dabei wird unterschieden zwischen Einkommens- und Vermögensreichtum. Für das Vermögen liegen kaum Statistiken vor, was darauf zurückzuführen ist, dass inösterreich seit Abschaffung der Vermögenssteuer 1993 kaum Angabenüber das persönliche Vermögen gemacht werden. Reichtumsverhältnisse werden nurüber das Einkommen angegeben undöffnen somit den Zugang zu besseren Lebenschancen.
Inösterreich ist die Gefahr arm zu werden geringer als in den anderen Staaten der EU.österreich zählt heute zu einem der reichsten Länder der Welt und wird immer reicher. Dies ist somit „ein Beleg, dass der heimische Sozialstaat funktioniert. Extreme Armut lässt sich statistisch nicht nachweisen, die Zahl derer, die bei karitativen Einrichtungen um Hilfe ansuchen sei seit 1997 um ein Viertel gestiegen.“
(Matthias Till, Sozialstatistiker bei der Wiener Caritas, Der Standard, Do/Fr 14./15.August 2003, Seite 2).
Wird das Bruttoinlandsprodukt (BIP = die Summe aller Güter und Dienstleistungen die in einem Land innerhalb eines Jahres hergestellt werden) als Wohlstandsindikator herangezogen, wirdösterreich in den kommenden 30 Jahren doppelt so reich sein als heute, wenn das Wirtschaftswachstum ähnlich verläuft wie in den vergangenen 25 Jahren (Mayrhuber, S.1, Obfrau des BEIGEWUM vom 16.10.2001).
2. WER IST ARM UND WODURCH ENTSTEHT REICHTUM?
Während sich die Wissenschaft schon immer eingehend mit dem Phänomen der Armut beschäftigt hat, gilt dies nicht für die Frage, unter welchen Umständen und vor allem auch in welchem Umfang Reichtum entsteht. Armut lässt sich viel leichter definieren. Bei Internationalen Organisationen wird die Armutsgrenze in der Regel bei einem Einkommen von 1 $ pro Tag und Kopf festgesetzt. (vgl. Ziebura, 2001, S.28)
Eine weitere Unterteilung des Begriffes „Armut“ in primäre, sekundäre und tertiäre hat Heinz Strang 1970 getroffen (S.26):
- primäre Armut = Abwesenheit lebensnotwendiger Güter, insbesondere bei Ernährung, Kleidung und Unterkunft
- sekundäre Armut = subjektiv empfundener Mangel an Gütern und Standards, die gesellschaftlich normal sind
- tertiäre Armut = immaterieller Natur wie das Fehlen von sozialen Beziehungen, emotionalen Zuwendungen und Anerkennung
Historisch gesehen war Landbesitz die erste Quelle des Reichtums. Die Herrscher im frühen Mittelalter mussten noch ohne der heutigen Technologie wie Handy und Computer auskommen und so setzten sie für die Kontrolle ihrer erbeuteten, weit entfernt gelegenen Ländereien Vertrauensleute treuhändisch ein, in Form von Lehen. Im Laufe der Generationen verleibten sich diese „Lehensherren“ diese Gründstücke als persönliches Eigentum ein. Auf diese Art und Weise gelangte die europäische Aristokratie zu immensem Reichtum. Noch heute ist Großgrundbesitz aus alten Zeiten ein verbreitetes Phänomen. Melinda Esterházy besitzt fast das halbe Burgenland. (vgl. Trend Online, Trend 06/04, abgefragt am 8.Juli 2004)
In Amerika entstand der Reichtum durch neue Technologien und Industrialisierung, wie sich anhand der amerikanischen Geschichte analysieren lässt. Ursprünglich konzentrierte sich das große Vermögen der USA in den Südstaaten. Durch die Befreiung der vier Millionen schwarzen Sklaven verlor das Land dramatisch an Wert und die neuen Reichen waren die Industriellen im Norden. Geschaffen wurde dieser Reichtum durch billige Arbeitskraft, preisgünstige Rohstoffe und neue Technologien. Cornelius und William Vanderbilt waren Ende des 19.Jahrhunderts die reichsten Amerikaner. Kriege bringen ebenfalls neue Sieger und Verlierer hervor (siehe Friedrich Flick). (vgl. Trend Online, Trend 06/04, abgefragt am 8.Juli 2004)
Inösterreich schafften die Mautner-Markhofs „den Sprung in die Liga der Superreichen“ im Ersten Weltkrieg, wo sie glänzende Geschäfte als Lieferanten der k.u.k. Armee machten. Neue Technologien, neue Produkte oder nur eine neuartige Vermarktung einer Ware kann große Reichtümer schaffen. Gute Beispiele dafür sind Bill Gates und Ingvar Kamprad, die sich - je nach Dollarkurs - um den Titel „reichster Mann der Welt“ matchen. Gates erkannte die Zukunft der Personalcomputer früher als alle anderen und begann mit seiner Entwicklungsarbeit in einer Garage und Kamprad kam auf die „verschrobene“ Idee, Möbel vom Kunden selber zusammenbauen zu lassen und besitzt heute mit der Firma IKEA die größte Möbelkette der Welt. Diese beiden Beispiele zeigen, dass mit verrückten Einfällen und dem nötigen Geschäftssinn weltweite Erfolge erzielt werden können. Aber wir brauchen gar nicht so weit schauen, auch inösterreich gibt es findige Geschäftsleute. Dietrich Mateschitz hat das legale, in Dosen abgefüllte und unter dem Label „Red Bull“ weltweit vermarktete Aufputschmittel nicht erfunden, er war „nur der geniale Vermarkter“. (vgl. Trend Online, Trend 06/04, abgefragt am 8.Juli 2004)
Das Geheimnis lautet: Geld schafft Geld. Wer einen Euro besitzt tut sich schwer, daraus eine Million zu machen, wer schon hundert Millionen Euro besitzt braucht dazu nur eine gute Sparform und vermehrt seinen Geldberg, ohne dafür einen Finger zu krümmen und dies in kürzester Zeit. (vgl. Trend Online, Trend 06/04, abgefragt am 8.Juli 2004)
Die Notwendigkeit optimaler Kapitalverwertung setzt die Konzentration von Vermögen voraus - Wo viel ist, kommt mehr hinzu (You´ve got to have money to make money). Daher kommen Menschen, die gerade ihrüberleben sichern können, gar nicht in die Lage am Geschäft der Kapitalvermehrung teilzunehmen. Es liegt auch in der Natur des Kapitalismus, dass Ungleichheit sich nur in dem Ausmaß vermindern lässt, wie der Anhäufung von Reichtum Grenzen gesetzt werden.
(vgl. Ziebura, 2001, S. 28)
3. REICHTUM UND ARMUT INöSTERREICH (QUELLE: SOZIALBERICHT 2002)
- landesweit sind 11% der Bevölkerung armutsgefährdet und 3,9% von akuter Armut betroffen
- für einen Haushalt mit einem Erwachsenen und einem Kind beginnt die Armutsgefährdung bei einem Monatseinkommen unter 780,-- €
Für die Armutskonferenz wird inösterreich das Gesamteinkommen eines Haushaltes auf ein fiktives, standardisiertes, gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen (Äquivalenzeinkommen nach EU-Skala) für jedes Haushaltsmitglied umgerechnet. Das verfügbare Haushaltseinkommen wird definiert als das gesamte Nettoeinkommen aller Haushaltsmitglieder sowohl aus unselbständiger als auch aus selbständiger Erwerbstätigkeit. Mitberücksichtigt wird das private Einkommen aus Anlagen und Vermögen sowie alle unmittelbar erhaltenen Sozialtransfers abzüglich aller Steuern und Sozialversicherungsbeiträge. Nicht berücksichtigt werden indirekte Sozialtransfers, die Zahlung von ]Kreditzinsen, Transfers an andere Haushalte, Naturaleinkommen und Mietzahlungen.
Um die unterschiedliche Größe und Zusammensetzung der Haushalte für die Berechnungen zu berücksichtigen, wird das Haushaltseinkommen der Befragten gewichtet, d.h. durch die gewichtete Anzahl der Haushaltsmitglieder geteilt. Die erste Person wird mit einem Faktor 1,0 gewertet, jede weitere erwachsene Person mit 0,5 und jedes Kind mit einem Faktor von 0,3 (Kind = bis zum 27.Lebensjahr, solange Kinderbeihilfe bezogen wird).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1 - Ermittlung des Äquivalenzeinkommens
Für eine vierköpfige Familie mit 2 Kindern ergibt sich somit ein Gesamtgewicht von 2,1. Durch diesen Faktor wird das gesamte Haushaltseinkommen (z.B. 300.000 ATS bzw € 21.800) dividiert und das resultierende Äquivalenzeinkommen (143.000 ATS bzw € 10.400) den vier Personen des Haushalts zugeschrieben.
Um eine Entscheidung zu treffen, wer einkommensarm ist, werden folgende Grenzwerte angenommen:
- Wenn das monatliche Einkommen unter 60% des Medianwertes (d.h. 50% verdienen mehr, 50% weniger als diesen Betrag) liegt, wird diese Person als einkommensarm betrachtet (der aktuelle Wert für österreich beträgt ATS 10.000 oder € 726,73) (Die Armutskonferenz, 03.02.2004)
- Wenn das monatliche Einkommenüber 200% des Medianwertes liegt, wird diese Person als einkommensreich betrachtet (lt. Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung: Lebenslagen in Deutschland, Berlin 2001, S. 35f)
Bei „akuter Armut“ kommen zum Median noch folgende Mangelindikatoren dazu: ¾ Substandardwohnung
- Rückstände bei Zahlungen von Mieten und Krediten ¾ Probleme beim Beheizen der Wohnung
- Unmöglichkeit, abgenutzte Kleidung durch neue Kleider zu ersetzen
- Unmöglichkeit, zumindest einmal im Monat jemand zum Essen nach Hause einzuladen
Der Sozialexperte Martin Schenk verweist im Morgenjournal des ORF am 23.06.2004 darauf, dass die in der „Studie des Europäischen Zentrums für Sozialforschung“ genannten 160.000 Personen, die ein geringes Einkommen haben immerhin 2,4% der Wohnbevölkerung darstellen, wobei zwei Drittel sich zum ersten Mal in dieser Situation befinden, das restliche Drittel jedoch schonöfter davon betroffen war. Weiters sind 183.000 Menschen ohne Krankenversicherung. (vgl. derStandard.at vom 23.6.2004).
Wesentlich erschreckender ist die Tatsache, dass bereits jetzt 30.000 Kinder und Jugendliche unter Sozialhilfebedingungen leben müssen und die Tendenz ist steigend. „Eine Politik, die die Bedingungen im unteren sozialen Netz verschlechtert, die Arbeitslosigkeit hinnimmt und schlechte Wohnverhältnisse für Einkommensschwache zulässt und vorschulische Bildung für Benachteiligte erschwert, macht krank. Sozialer Ausgleich hingegen ist eine gute Medizin“. (vgl. derStandard.at vom 23.6.2004).
„Sozialhilfe bedeutet Armut, Ausgrenzung“ sagt der OöLandesrat Josef Ackerl in den OöN vom 25.Juni 2004 (S. 24). In Oberösterreich stieg die Zahl der Familien bzw Elternteile, die Sozialhilfe beziehen zwischen 1995 und 2003 von 1710 auf 2527; die Zahl der im gleichen Zeitraum um Unterstützung ansuchenden Jugendlichen von 394 auf alarmierende 828. Früher trauten sich die Leute nicht, um Hilfe anzusuchen, doch die Zeiten haben sich geändert. Dazu LR Acker.: „Es gibt immer mehr Menschen, die sich bei uns melden und sagen, sie brauchen Unterstützung“.
a. Lorenz-Kurve
Mit Hilfe der Lorenz-Kurve (siehe Abbildung A) kann der Grad der Ungleichheit bzw Gleichheit der Einkommensverteilung dargestellt werden. Die 45°-Gerade würde bedeuten, dass eine völlig gleichmäßige Verteilung vorliegt, was natürlich in keiner Volkswirtschaft zutrifft.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung A - Verteilung des Netto-Haushaltseinkommens und Äquivalenzeinkommens, 1999/2000 Quelle: Statistik Austria - Einkommen, 5.2.2004 http://www.statistik.at/fachbereich_03/einkommenhaushalt_txt.shtml Lesebeispiel: 50% der Haushalte beziehen 29% der Haushaltseinkommen bzw 34% des Äquivalenzeinkommens.
b. Netto-Haushaltseinkommen - Ergebnisse der Konsumerhebung 1999/2000 (Quelle: Statistik Austria - Einkommen, 5.2.2004)
Die Konsumerhebung 1999/2000 informiertüber Verbrauchsausgaben, Ausstattung und erstmals auch Einkommen der privaten Haushalte. Die Erhebung erfolgte auf Basis einer repräsentativen Stichprobe derösterreichischen Privathaushalte und wurde von November 1999 bis Oktober 2000 durchgeführt. Insgesamt wirkten 7.098 Haushalte an der Erhebung mit.
i. Verteilung der Bundesl ä nder:
Am höchsten liegt der Median-Wert der Netto-Haushaltseinkommen in Vorarlberg, nämlich bei € 30.800 im Jahr, gefolgt von Nieder- und Oberösterreich (€ 30.100 bzw. € 29.700). Die regionalen Unterschiede entstehen zum Teil aber durch die unterschiedliche Haushaltsstruktur; wird das mittlere Netto-Äquivalenzeinkommen, verglichen so liegen Wien (€ 18.200) und Vorarlberg (€ 18.100) vorne. Am unteren Ende finden sich Kärnten (€ 15.800) und Tirol (€ 15.600).
ii. Verteilung nach Haushaltsgr öß e
Das mittlere Netto-Haushaltseinkommen steigt kontinuierlich mit der Zahl der Kinder an, und zwar von € 23.800 (keine Kinder) auf € 37.600 (drei oder mehr Kinder) jährlich. Dies ist jedoch stark auf die Haushaltsgröße zurückzuführen.
Wird das Netto-Äquivalenzeinkommen (errechnet nach der EU-Skala) betrachtet, so zeigt sich ein Rückgang von € 18.200 (keine Kinder) auf € 13.800 (drei oder mehr Kinder) im Jahr. Bereits Haushalte mit einem Kind liegen beim Äquivalenzeinkommen leicht unterdurchschnittlich.
iii. Verteilung nach Berufst ä tigkeit
Jene Haushalte, deren Hauptverdiener Pensionist ist, verfügen im Mittelüber ein Netto-Haushaltseinkommen von € 19.800 und ein Netto-Äquivalenzeinkommen von € 15.300 im Jahr. Sie liegen damit, was das Netto-Äquivalenzeinkommen betrifft, um etwa 10% unter dem Gesamtdurchschnitt. Den höchsten Wert erreichen jene Pensionistenhaushalte, deren Hauptverdiener vor der Pensionierung als Beamter tätig war (€ 20.100).
Die Beamtenhaushalte sind die einzige Gruppe, bei der in der Pension höhere mittlere Äquivalenzeinkommen erzielt werden als im Erwerbsleben. Relativ niedrig fällt das mittlere Netto-Äquivalenzeinkommen bei vormaligen Arbeitern aus (€ 13.100), aber auch bei ehemals selbständig Erwerbstätigen (€ 13.900).
Arbeitslosenhaushalte erreichen im Mittel ein Netto-Haushaltseinkommen von € 16.000 und ein Netto-Äquivalenzeinkommen von € 9.700 im Jahr. Sie liegen damit deutlich unter dem Gesamtdurchschnitt.
iv. Verteilung nach Schulbildung
Sowohl das Netto-Haushalts- als auch das Netto-Äquivalenzeinkommen steigt mit zunehmender Schulbildung. Jene Haushalte, deren Hauptverdiener keinen Pflichtschulabschluss oder nur den Pflichtschulabschluss aufweist, liegen beim Netto-Äquivalenzeinkommen um 28% bzw. 20% unter dem Durchschnitt aller Haushalte.
Ein Haushalt, deren Hauptverdiener einen Lehrabschluss hat, erreicht mit € 16.900 in etwa den Durchschnitt aller Haushalte, bereits bei Abschluss einer berufsbildenden mittleren Schule beträgt der Wert € 18.400. Hat der Hauptverdiener des Haushalts zumindest die Matura, so liegt das mittlere Netto-Äquivalenzeinkommen klarüberdurchschnittlich, am höchsten in Akademikerhaushalten mit € 23.300.
Laut Profil Nr. 25 vom 16.Juni 2003 (Seite 23ff) leben 330.000österreicher, das sind 4% der Bevölkerung unter der Armutsgrenze: Rentner, schlecht ausgebildete Arbeiter, Alleinerzieherinnen und Migranten. Die Lebensläufe sehen durchwegs ähnlich aus: Zuerst können die monatlichen Zahlungen nicht mehr getätigt werden, dann erfolgt dieübersiedlung in eine schlechtere Wohnung, wobei es auch dort wieder Probleme mit den Heizkosten gibt. Und letztendlich können selbst Kleidungsstücke nicht mehr gekauft werden.
„Armut ist etwas, was viele nicht sehen. Die Leute sind oft noch gut angezogen, obwohl sich die Schuldenberge türmen.“ (Schenk, Sozialexperte der Diakonie und Sprecher der Armutskonferenz, Der Standard, Do/Fr 14./15.August 2003, Seite 2).
Armut und Elend sind in der modernen Industriegesellschaft kein kollektives Schicksal der großen Masse sondern ein persönliches Los, das durch Kinderreichtum, gesellschaftliche Isolation, Katastrophen, Alter, Scheidung und Fremdheit begründet ist. Durch diese Faktoren entsteht zwar nicht Armut, tritt aber bei einzelnen Gruppen, die diese Bedingungen erfüllen, eher auf.
Armut ist auch mit sozialen Kontaktschwierigkeiten verbunden, daher ist der Kampf gegen die Armut auch verbunden mit dem Kampf gegen soziale Isolierung und für Integration in der Gesellschaft. Unser Sozialsystem ist nicht perfekt und wurde in den letzten Jahren immer „unsozialer“, gekennzeichnet unter anderem durch die Einführung der Unfallrentenbesteuerung. Diese musste aufgrund eines Urteils des VfGH wieder abgeschafft werden.
In der modernen Gesellschaft werden die Mitglieder nach materiellen Maßstäben beurteilt. Auf der anderen Seite konnten fünf Prozent der Bestverdiener in den Jahren 1995 bis 2001 eine durchschnittliche Bruttoeinkommenssteigerung von 23% erreichen und die unteren zwei Drittel der Beschäftigten erzielten im selben Zeitraum nur 10,3% Steigerung. (vgl.Profil, 25/2003,S.20)
Wie in der Einleitung erwähnt, kann Reichtum ohne Armut nicht betrachtet werden. Bertolt Brecht brachte diese Thematik mit einer markanten Aussage auf den Punkt: standen da und sah´n sich an. Und der Arme sagte bleich: Wär´ ich nicht arm, wärst du nicht reich.ˆ
„Arm ist, wer nicht genug von dem hat, was er braucht. In Wohlstand lebt, wer etwas mehr hat, als er braucht. Und reich ist, wer mehr hat, als er braucht und bei dem dieses Mehr immer mehr wird . “ (Armutsnetzwerk, Leseheft, Seite 15). Armut beschränkt sich jedoch nicht nur auf monetäre Aspekte, sondern auch andere Lebensbereiche wie Bildung, Gesundheit, soziale Kontakte, Wohnsituation u.v.m. (Die Armutskonferenz vom 3.2.2004).
Armut ist eine Folge unzureichender Leistung, Reichtum ist der Lohn außerordentlicher Leistung. Arme liegen dem Sozialstaat, und somit jedem von uns, auf der Tasche, Reiche tragen zum Wohlstand bei. Manche Wohltätigkeitsveranstaltungen werden in luxuriösem Ambiente veranstaltet. Die, die es sich leisten können, bezahlen einen Betrag für ein exklusives Abendessen, von dem ganze Familien eine Woche leben könnten und sammeln dabei Geld für die Armen und Bedürftigen. Die „Seitenblickegesellschaft“ versucht anscheinend auf diese Art und Weise ihr Gewissen zu beruhigen.
Seit einiger Zeit wird bei manchen Sozialleistungen nicht mehr zwischen arm und reich unterschieden, sondern jeder bekommt seinen Teil aus dem Sozialtopf, siehe Kindergeld. Egal ob Hilfsarbeiterin oder Millionärsgattin, bei der Auszahlung besteht kein Unterschied.
[...]
- Arbeit zitieren
- Andrea Leidinger (Autor:in), 2004, Verteilung von Reichtum im Prozess der Globalisierung. Ein Triumph der Ungleichheit?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162823
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.