Der Botaniker, Siedlungsgeograph und Landeskundler Robert Gradmann (1865 bis 1950) stellte im ausgehenden 19. Jahrhundert für den süddeutschen Raum die bis dahin präzedenzlose These auf, die ersten jungsteinzeitlichen Ackerbauern hätten bei ihrer Ankunft aus dem vorderen Orient eine allenfalls lückenhaft bewaldete Landschaft vorgefunden. Die großen Lichtungen und waldfreien Stellen hätten ihnen seiner Meinung nach die Landnahme außerordentlich erleichtert,
da nicht erst mühsame Rodungen vorgenommen werden mussten. Anlass zu diesem Postulat gab eine von Gradmann durchgeführte pflanzensoziologische Aufnahme der Schwäbischen Alb, bei der
er überraschend viele Steppenpflanzen erkannte, woraus er auf ein zeitliches Zusammenfallen von steppenähnlicher Vegetation und früher Besiedlung schloss. Gradmanns Untersuchungen wirkten
geradezu katalytisch auf ein Heer von Wissenschaftlern, die sich die Aufgabe stellten, die Standortansprüche der ersten Siedler und deren landschaftswirksames Handeln zu dechiffrieren. Urgeschichtliche Forschung bezeichnete GRADMANN (1924, S.241) schon sehr früh als ein
“verwickeltes Grenzgebiet“ zwischen Geographie, Geologie, Archäologie und Botanik, womit er ideologisch das Tor für fachübergreifende Disziplinen wie die Geoarchäologie oder die
Archäobotanik weit aufstieß. Schlägt man heute ein Lexikon der Geographie auf, so firmiert die Steppenheide-Theorie darin unter Disziplingeschichte, ihre Inhalte gelten allgemein als widerlegt
(MIEHE, S. 291). Die vorliegende Arbeit, „Die Steppenheide-Theorie und ihre Anwendung auf das Altsiedelland in Sachsen-Anhalt“ beabsichtigt, in sensu Gradmann die Wald-Offenland-Verteilung
dieses Gebietes bei Eintreffen der linienbandkeramischen Ackerbauern zu untersuchen, ohne sich dabei jedoch allzu nah an Gradmanns Methoden oder spezifische Aussagen anlehnen zu wollen.
Lediglich das grobe Gedankenkonstrukt wird adaptiert und anhand aktuellerer Forschung der Archäologie, Geobotanik, Biostratigraphie, sowie der Bodenkunde überprüft.
I Inhaltsverzeichnis
II Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gradmanns „Steppenheide“-Theorie
3. Einführung in das Untersuchungsgebiet
4. Zum Beitrag der Archäologie
4. 1. Die Entwicklung und Lebensweise der linienbandkeramischen Kultur
4. 2. Zur Siedlungsplatzwahl der Linienbandkeramiker aus archäologischer Sicht
5. Zum Beitrag der Geobotanik
6. Zum Beitrag der Biostratigraphie
6. 1. Malakoanalyse
6. 1. 1. Der Wert der Mollusken für die Landschaftsrekonstruktion
6. 1. 2. Methodologische Grundlagen
6. 1. 3. Malakoanalytische Befunde im Untersuchungsgebiet
6. 2. Pollenanalyse
6. 2. 1. Methodik und Verwertbarkeit
6. 2. 2. Zu den Besonderheiten der Palynologie in Lössgebieten
6. 2. 3. Das Profil Zöschen – Ein palynologischer Befund im Untersuchungsgebiet
7. Zum Beitrag der Bodenkunde
8. Synopsis
III Literaturverzeichis
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- Michael Hein (Author), 2008, Die Anwendung der Steppenheidetheorie auf das Altsiedelland in Sachsen-Anhalt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162705
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