In über einhundert Zitaten lässt der Wirtschaftssinologe Raymond Scholz die von ihm interviewten Manager über ihren Alltag in China berichten. Diese Episoden sind teilweise in nur wenigen Sätzen geschildert oder erstrecken sich über eine halbe oder ganze Seite. Scholz analaysiert die geschilderten Situationen in den Unternehmen auf ihren kulturpsychologischen Gehalt und führt abschliessend konzentriert einen möglichen Umgang mit der chinesischen Geschäftskultur auf. Warum beispielsweise kann Gesichtnehmen so notwendig sein wie Gesichtgeben? Wie geht man als Manager mit der Resistenz gegen Veränderungen um? Wie mit dem chinesisch-spezifischen Prioritätensetzen, dem Abteilungsdenken, dem seriellen Abarbeiten von Aufgaben und der Aversion Verantwortung zu übernehmen? Was haben Kaffeetassen oder der ungeleerte Aschenbecher in einem Luxushotel unter deutschem Management mit dem Vorgängen in einer Handelsfirma oder in einem Produktionsunternehmen gemein? Scholz führt in seinen branchenübergreifenden Interviews die Parallelen auf.
Aus der Einleitung:
In der deutschsprachigen Literatur zu China kursieren zwei Standardsituationen: Einmal reisen westliche Gäste zur Verhandlung nach China, verhalten sich nach chinesischen Maßstäben unangemessen,
und fliegen unverrichteter Dinge, gesichtslos, zurück in die Heimat. In der anderen Situation erklärt der deutsche Manager seinem chinesischen Mitarbeiter ohne Umschweife, dass er fehlerhaft gearbeitet hat, die Offenheit habe den Gesichtsverlust zur Folge, der westliche Manager habe in der Situation versagt. Wie realistisch
solche Begebenheiten sind, ist eine Frage dieser Forschungsarbeit.
Die deutschsprachige Literatur zum Thema weist jedoch noch einen weiteren, schwerer wiegenden Mangel auf. Eine Gesichtssituation kann nicht mit Gesicht allein erklärt werden. Gesicht ist der Ausdruck dahinter wirkender psychologischer Kräfte. Einen Blitz bei einem Gewitter auf das augenscheinliche Lichtflackern zu reduzieren,
kann das Resultat des durch den Blitz gespaltenen Baums nur unzureichend erklären. Die treibende Kraft hinter Gesicht ist der Sinn für Scham – ohne dem Sinn für Scham wäre Gesicht nur ein dürres wissenschaftliches Konzept und hätte nicht die umfassende Kraft, die es in Ostasien innehält. Jede Erklärung von Gesicht ohne den
dahinter liegenden chinesischen Sinn für Scham und ohne eine Beschäftigung mit dem damit verbundenen chinesischen Selbstbild, kümmert sich um die Erscheinung von Dingen, nicht um ihr Wesen. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Deutsches Management in China
- Die Rolle des deutschen Managers in China
- Das Management-Umfeld
- Konflikte
- Gesicht und Sinn für Scham
- Begriffe
- Gesicht
- Die Scham und das Selbst
- Die Bestandteile von Gesicht
- Die Verquickung von Gesicht und Scham
- Konfuzianismus und Scham
- Die historischen Lehren
- Gesicht in Japan und Korea gestern und heute
- Die öffentliche Beschämung
- Scham, Macht und Status
- Begriffe
- Forschungsprozess
- Ziel der empirischen Untersuchung
- Teilnehmer der empirischen Untersuchung
- Interviews
- Interviewvorbereitung
- Interviewinhalt
- Interviewdurchführung
- Auswertung der Daten
- Ergebnisdarstellung
- Gesicht und Sinn für Scham
- Gesichtsverlust und Scham
- Beabsichtigte Beschämung / Gesicht nehmen
- Gesicht wahren / öffentliche Scham vermeiden
- Gesicht geben und Gesicht gewinnen
- Weitere Besonderheiten der chinesischen Geschäftskultur
- Indirektes Denken und Kommunizieren
- Indirekte Konflikte
- Motivieren von Mitarbeitern
- Sanktionieren von Mitarbeitern
- Aversion Verantwortung zu übernehmen
- Anderes Priorisieren
- Serielles Abarbeiten von Aufgaben
- Flexibilität
- Umgang mit Problemen
- Resistenz gegen Veränderungen
- Unterbrechungen
- Hierarchie- und Rollendenken
- Abteilungsorientierung
- Guanxi
- Notwendigkeit von Vorgaben und Richtlinien
- Als deutsche Führungskraft in China
- Geschäftskultur im Wandel
- Die andere Kulturrealität
- Gesicht und Sinn für Scham
- Zusammenfassung und Diskussion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Besonderheiten der chinesischen Geschäftskultur aus der Perspektive deutscher Manager. Ziel ist es, die Herausforderungen und Unterschiede zwischen deutscher und chinesischer Managementpraxis aufzuzeigen. Die Arbeit basiert auf empirischen Daten, gewonnen durch Interviews mit elf deutschen Managern in China.
- Die Rolle deutscher Manager in China
- Die Bedeutung von "Gesicht" und Scham in der chinesischen Geschäftskultur
- Konfliktmanagement in einem chinesischen Kontext
- Kommunikations- und Führungsstile
- Kulturelle Unterschiede und ihre Auswirkungen auf die Zusammenarbeit
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der Diplomarbeit ein und erläutert die Relevanz der Untersuchung deutscher Managementpraktiken in China. Sie skizziert den Forschungsansatz und die Methodik der Arbeit, die auf Interviews mit deutschen Managern in China basiert, um Einblicke in die Besonderheiten der chinesischen Geschäftskultur zu gewinnen.
Deutsches Management in China: Dieses Kapitel analysiert die spezifischen Herausforderungen und Rollen deutscher Manager in China. Es beleuchtet das Management-Umfeld, inklusive kultureller Unterschiede und möglicher Konflikte, die aus den unterschiedlichen Ansätzen resultieren. Der Fokus liegt auf der Anpassungsfähigkeit und den notwendigen Strategien für erfolgreiches Management in diesem Kontext.
Gesicht und Sinn für Scham: Dieses Kapitel befasst sich eingehend mit den Konzepten "Gesicht" und Scham in der chinesischen Kultur und deren Bedeutung für die Geschäftswelt. Es untersucht die historischen Wurzeln dieser Konzepte, insbesondere im Konfuzianismus, und deren Einfluss auf Kommunikation, Entscheidungsfindung und Konfliktlösung. Die Interdependenz von "Gesicht" und Scham wird detailliert analysiert, um deren Wirkung auf das soziale und berufliche Interagieren zu verdeutlichen.
Forschungsprozess: Der Forschungsprozess wird detailliert beschrieben, einschließlich der Zielsetzung der empirischen Untersuchung, der Auswahl der Interviewpartner und der Durchführung der Interviews. Die Methoden der Datenerhebung und -auswertung werden transparent dargestellt, um die wissenschaftliche Validität der Ergebnisse sicherzustellen. Die Vorbereitung, der Inhalt und die Durchführung der Interviews werden jeweils genau erläutert.
Ergebnisdarstellung: Dieses Kapitel präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung. Es analysiert die Bedeutung von "Gesicht" und Scham in verschiedenen Kontextsituationen, untersucht die Auswirkungen auf Konfliktmanagement, Motivation und Sanktionierung von Mitarbeitern. Es werden weitere spezifische Aspekte der chinesischen Geschäftskultur beleuchtet, wie z.B. indirektes Kommunizieren, Umgang mit Hierarchien und die Bedeutung von Guanxi. Die Ergebnisse werden eingehend diskutiert und im Kontext der vorherigen Kapitel interpretiert.
Schlüsselwörter
Chinesische Geschäftskultur, Deutsches Management, Interkulturelle Kommunikation, Gesicht, Scham, Konfuzianismus, Konfliktmanagement, Empirische Untersuchung, Interviews, Guanxi.
Häufig gestellte Fragen zur Diplomarbeit: Deutsches Management in China
Was ist der Gegenstand dieser Diplomarbeit?
Die Diplomarbeit untersucht die Besonderheiten der chinesischen Geschäftskultur aus der Perspektive deutscher Manager. Sie analysiert die Herausforderungen und Unterschiede zwischen deutscher und chinesischer Managementpraxis und konzentriert sich auf die Bedeutung von „Gesicht“ und Scham in diesem Kontext.
Welche Methodik wurde angewendet?
Die Arbeit basiert auf einer empirischen Untersuchung. Elf deutsche Manager in China wurden interviewt. Die Interviews wurden systematisch vorbereitet, durchgeführt und ausgewertet, um die wissenschaftliche Validität der Ergebnisse sicherzustellen. Die Methodik umfasst die detaillierte Beschreibung des Forschungsprozesses, inklusive der Zielsetzung, der Teilnehmerauswahl und der Datenauswertung.
Welche zentralen Themen werden behandelt?
Zentrale Themen sind die Rolle deutscher Manager in China, die Bedeutung von „Gesicht“ und Scham in der chinesischen Geschäftskultur, Konfliktmanagement im chinesischen Kontext, Kommunikations- und Führungsstile sowie die Auswirkungen kultureller Unterschiede auf die Zusammenarbeit. Die Arbeit beleuchtet auch Aspekte wie indirektes Denken und Kommunizieren, Umgang mit Hierarchien, die Bedeutung von Guanxi und die Anpassungsfähigkeit deutscher Manager an die chinesische Geschäftskultur.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse der Untersuchung?
Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung analysieren die Bedeutung von „Gesicht“ und Scham in verschiedenen Kontextsituationen und deren Auswirkungen auf Konfliktmanagement, Motivation und Sanktionierung von Mitarbeitern. Weitere spezifische Aspekte der chinesischen Geschäftskultur wie indirektes Kommunizieren, Umgang mit Hierarchien und die Bedeutung von Guanxi werden beleuchtet. Die Ergebnisse werden eingehend diskutiert und im Kontext der vorherigen Kapitel interpretiert.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Deutsches Management in China, Gesicht und Sinn für Scham, Forschungsprozess, Ergebnisdarstellung und Zusammenfassung und Diskussion. Jedes Kapitel behandelt spezifische Aspekte der Thematik und baut auf den vorherigen Kapiteln auf.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Chinesische Geschäftskultur, Deutsches Management, Interkulturelle Kommunikation, Gesicht, Scham, Konfuzianismus, Konfliktmanagement, Empirische Untersuchung, Interviews, Guanxi.
Wo finde ich detailliertere Informationen zu den einzelnen Kapiteln?
Die Zusammenfassung der Kapitel bietet detailliertere Einblicke in die einzelnen Abschnitte der Arbeit. Diese Zusammenfassung beschreibt die Inhalte und Schwerpunkte jedes Kapitels und verweist auf die untersuchten Aspekte.
Für wen ist diese Arbeit relevant?
Diese Arbeit ist relevant für alle, die sich mit interkulturellem Management, insbesondere im Kontext der chinesisch-deutschen Zusammenarbeit, befassen. Sie bietet wertvolle Einblicke für deutsche Manager, die in China tätig sind oder tätig werden möchten, sowie für Wissenschaftler und Studierende, die sich mit interkultureller Kommunikation und Management befassen.
Wie ist die Struktur der Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die das Thema und die Methodik einführt. Es folgen Kapitel, die die theoretischen Grundlagen und die empirischen Ergebnisse darstellen. Die Arbeit schließt mit einer Zusammenfassung und Diskussion der Ergebnisse.
Welche konkreten Herausforderungen für deutsche Manager in China werden angesprochen?
Die Arbeit beleuchtet verschiedene Herausforderungen, darunter die Anpassung an unterschiedliche Kommunikations- und Führungsstile, das Verständnis und der Umgang mit „Gesicht“ und Scham, Konfliktmanagement in einem kulturell unterschiedlichen Umfeld und die Bedeutung von Guanxi für den geschäftlichen Erfolg.
- Citation du texte
- Raymond Scholz (Auteur), 2010, Im Gespräch mit elf deutschen Managern in China – Gesicht, Sinn für Scham und weitere Besonderheiten der chinesischen Geschäftskultur, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162628