Die Verbrechen des Nazi-Regimes markieren einen grausamen Höhepunkt in der deutschen Geschichte. Viele waren daran beteiligt - auch und nicht gerade selten evangelische Christen. Andererseits hat der Protestantismus auch Persönlichkeiten hervorgebracht, die sich ungeachtet der Risiken, die für ihr eigenes Leben bestanden, für die Verfolgten einsetzten, sie versteckten oder ihnen die Ausreise ermöglichten. Die Besatzer gingen gleich nach dem Krieg davon aus, daß die Deutsche Evangelische Kirche (DEK) als ganzes zum deutschen Widerstand zu zählen sei. Dabei variierten die Auffassungen zwischen Zustimmung, radikaler Ablehnung und Schweigen. Die unterschiedlichen Rollen der DEK während der Nazi-Schreckensherrschaft bestimmt auch heute noch das Verhalten der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) zur Politik. Sie versucht durch die Veröffentlichung von Stellungnahmen z.B. zur Asyl- oder Sozialpolitik aus den Versäumnissen und Fehlern der Vergangenheit zu lernen. Also scheint es Versäumnisse und Fehler gegeben zu haben. Um das Ausmaß der Extreme zwischen 1933 und 1945 in der evangelischen Kirche zu untersuchen, habe ich zwei Institutionen und eine Person für diese Arbeit ausgewählt. Ihr Verhalten gegenüber dem Völkermord an den Juden ist hierfür relevant.
Im ersten Teil steht die nationalkirchliche Bewegung ,,Deutsche Christen" im Mittelpunkt. Interessiert hat mich hier die Frage, ob die Deutschen Christen ,,nur" zu den Verbrechen an den Juden geschwiegen oder aber sie aktiv unterstützt haben. Der zweite Teil der Arbeit befaßt sich mit der Bekennenden Kirche (BK). Hier ist die Frage, ob die BK Widerstand gegen die Judenverfolgung geleistet oder aber sich einzig um sich selbst gekümmert hat, Ausgangspunkt der Untersuchung. Im Wesen des Protestantismus liegt es, daß in den Institutionen unterschiedliche Strömungen zu finden sind, wenn auch ein Konsens herrscht über gemeinsame Ziele und Aufgaben. Dies werde ich in der Untersuchung berücksichtigen. Im dritten Teil widme ich mich der Person Dietrich Bonhoeffers. Der Berliner Privatdozent für evangelische Theologie war zwar Mitglied der Bekennenden Kirche, hat sich aber schon früh mit für seine Zeit ungewöhnlichen Auffassungen zu den Themen Rassenideologie der Nazis und Judenverfolgung hervorgetan und von der BK isoliert. Auch sein Schritt in die Konspiration, in der er als bekennender Pazifist auch Gewalt zur Stürzung Hitlers befürwortete, hebt sich von der allgemeinen Auffassung der BK ab.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Deutschen Christen
- Die Anfänge
- Die Godesberger Erklärung 1939 und die Folgen
- Die Bekennende Kirche
- Auseinandersetzungen um den Arierparagraphen
- Hilfe für verfolgte Juden
- Dietrich Bonhoeffer
- „Die Kirche vor der Judenfrage"
- Bonhoeffers Weg in die Konspiration
- Zusammenfassung
- Literatur
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Zerrissenheit der evangelischen Christen im Naziregime am Beispiel des Völkermordes an den Juden. Sie analysiert das Verhalten zweier Institutionen, der Deutschen Christen und der Bekennenden Kirche, sowie die Rolle Dietrich Bonhoeffers in diesem Kontext. Ziel ist es, die unterschiedlichen Haltungen und Reaktionen innerhalb der evangelischen Kirche auf die nationalsozialistische Judenpolitik zu beleuchten und die Frage zu untersuchen, ob die Kirche aktiv zum Widerstand gegen die Judenverfolgung beitrug oder ob sie eher passiv blieb.
- Die Rolle der Kirche im Kontext der nationalsozialistischen Judenpolitik
- Die unterschiedlichen Haltungen und Reaktionen innerhalb der evangelischen Kirche
- Die Rolle des Arierparagraphen und seine Auswirkungen auf die evangelische Kirche
- Die Bedeutung des Alten Testaments in der Diskussion um die „Entjudung" der Kirche
- Die Frage der Verantwortung und Mitschuld der Kirche am Völkermord
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung skizziert den historischen Hintergrund der Arbeit und stellt die zentralen Fragestellungen dar. Sie erläutert die Relevanz des Themas und die Auswahl der beiden Institutionen und der Person Dietrich Bonhoeffers als Fallbeispiele.
Das Kapitel „Die Deutschen Christen" beleuchtet die Anfänge der nationalkirchlichen Bewegung und ihre enge Verbindung zur nationalsozialistischen Ideologie. Die Arbeit analysiert die offiziellen Richtlinien der Deutschen Christen und zeigt auf, wie die Bewegung den Antisemitismus in ihre Theologie integrierte. Das Kapitel untersucht auch die Auswirkungen des Arierparagraphen und die Rolle Gerhard Kittels in der Diskussion um die judenchristlichen Gemeinden. Abschließend wird die Godesberger Erklärung von 1939 analysiert, die das Verhältnis zwischen Judentum und Christentum aus Sicht der Deutschen Christen definiert und die „Entjudung" der Kirche zum Ziel hat.
Das Kapitel „Die Bekennende Kirche" beleuchtet die Entstehung der Bekennenden Kirche im Kontext des Kirchenkampfs gegen die nationalsozialistische Kirchenpolitik. Die Arbeit untersucht die Auseinandersetzungen um den Arierparagraphen und zeigt auf, wie die Bekennende Kirche zunächst den Schwerpunkt auf die Verteidigung ihrer „nichtarischen" Amtsbrüder legte. Das Kapitel analysiert die Arbeit des Büros Grüber, das verfolgten Juden Hilfe bot, und zeigt auf, wie die Bekennende Kirche erst in den letzten Jahren des Krieges offen gegen die staatliche Judenverfolgung Stellung bezog.
Das Kapitel „Dietrich Bonhoeffer" stellt Bonhoeffers frühes Engagement gegen die nationalsozialistische Judenpolitik und seine kritische Haltung gegenüber der Bekennenden Kirche dar. Die Arbeit analysiert seinen Aufsatz „Die Kirche vor der Judenfrage" und zeigt auf, wie Bonhoeffer die Rassenideologie der Nationalsozialisten ablehnte und die Kirche zu einem aktiven Widerstand aufrief. Das Kapitel beleuchtet Bonhoeffers Weg in die Konspiration und seine Rolle im Widerstand gegen das NS-Regime.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die evangelische Kirche im Naziregime, die Deutsche Christen, die Bekennende Kirche, den Arierparagraphen, die Judenverfolgung, den Holocaust, Dietrich Bonhoeffer, Widerstand, Kirchenkampf, Theologie, Antisemitismus, Rassenideologie, Verantwortung, Mitschuld und das Stuttgarter Schuldbekenntnis. Der Text beleuchtet die unterschiedlichen Haltungen und Reaktionen innerhalb der evangelischen Kirche auf die nationalsozialistische Judenpolitik und untersucht, ob die Kirche aktiv zum Widerstand gegen die Judenverfolgung beitrug oder ob sie eher passiv blieb.
- Arbeit zitieren
- Rauke Grimm (Autor:in), 1997, Zwischen Widerstand und Zustimmung - Die Zerrissenheit der evangelischen Christen im Naziregime am Beispiel des Völkermordes an den Juden, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1624
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