Berichte über die wachsende politische Bedeutung architektonischer Unternehmungen liegen uns bereits aus der Zeit der römischen Republik vor. Vor allem die öffentlichen Bauten Roms hatten eine eindeutig propagandistische Aufgabe zu erfüllen.
Durch das Bild, dass sie von ihrem Bauherrn zeichnen, durch die Vorbildfunktion, die ihnen obtruhiert wird, und durch die Verhaltensweisen, die sie hervorrufen, können sie als eine Art architektonisches Aushängeschild der Macht ein politisches Programm definieren.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Eckpfeilern des augusteischen Bauprogramms, dessen beeindruckende architektonische Zeugnisse sich teilweise bis heute erhalten haben.
Inhaltsverzeichnis
1. Das politische Programm der öffentlichen Bauten
2. Die republikanische Norm und ihre Abweichung
3. Die Bauphasen bis zum Tod des Augustus
3.1.Die Zeit des Triumphirates bis zum actischen Triumph
3.2. Vom actischen Triumph bis zum Tode Agrippas
3.3. Vom Tode Agrippas bis zum Tod des Augustus
4. Das Mausoleum des Augustus
5. Das Forum Romanum
6. Forum Augustum und Mars-Ultor Tempel
7. Die Panzerstatue von Prima Porta
8. Die Ara Pacis
9. Zusammenfassung
1. Das politische Programm der öffentlichen Bauten
Schon aus der Zeit der späten römischen Republik liegen uns Berichte über die wachsende Bedeutung baupolitischer Unternehmungen vor (Cic.Att.4,16,8;Cic.Phil.45,116).
Demnach hätten die öffentlichen Bauten Roms eine eindeutige propagandistische Aufgabe zu erfüllen.
Durch das Bild, dass sie von ihrem Bauherrn zeichnen, durch die Vorbildfunktion, die sie haben, und durch die Verhaltensweisen, die sie hervorrufen, definieren sie als eine Art architektonisches Aushängeschild der Macht ein politisches Programm.
Um nun sowohl Vorgehen als auch Ziele des Augustus bezüglich seiner Baupolitik besser begreifen zu können, müssen wir uns zunächst die Modalitäten eines Bauvorhabens in der Republik anschauen.
2. Die republikanische Norm und ihre Abweichung
In der Regel war es vor dem 3.Viertel des 1.Jhd. v.Chr. selten, dass Bauten mit privaten Geldern errichtet wurden. Meist waren nur Triumphatoren finanziell in der Lage, bedeutende öffentliche Bauten zu errichten. Sie verfügten dabei über die manubiae, das sind die Gelder aus ihrer Kriegsbeute, welche nach der öffentlichen Meinung nicht für privaten Gebrauch verwendet werden durften.
Meist wurden die öffentlichen Bauten von Amtsträgern wie Censoren, Konsuln oder Aedilen während ihrer Amtszeit errichtet, da sie dann nach Einverständnis des Senates über öffentliche Gelder verfügen konnten.
Ein so errichtetes Bauwerk wurde dann von den nachfolgenden Generationen des Errichters gepflegt und restauriert, nicht zuletzt auch deshalb, um stets an die Leistungen seiner Vorfahren zu erinnern.
Dies alles kann noch als beeindruckende Demonstration der mores maiorum verstanden werden, zumal auch die Wahl des Gebäudetypus sich nach dem wirklichen Bedarf der Gemeinschaft richtet.
Es beginnt jedoch bereits eine Entwicklung, welche am Ende der späten römischen Republik ihren Höhepunkt fand: die offizielle Architektur widerspiegelt mehr und mehr ideologische Gesichtspunkte und wird zum bevorzugten Mittel persönlicher Kämpfe, wobei jegliches Gemeinwohl seinen Sinn verliert.
Als Beispiele hierfür seinen sowohl die Errichtung eines libertas -Heiligtumes durch Clodius auf den Ruinen des Hauses seines verbannten Gegners Ciceros genannt als auch der Bau einer Porticus an der Stelle des Hauses des Konsuls M.Fulvius Flaccus durch den Aristokraten Q.Lutatius Catulus. In diesen beiden Fällen zielt die Errichtung neuer Bauwerke darauf ab, die Erinnerung an den Vorgängerbau und damit auch an eine bestimmte Art der Politik auszulöschen.
Diese gesamte Entwicklung steht im Zeichen des Verfalls des politischen Systems der Republik, in der die mächtigen Vertreter der nobilitas sich für ihre Person Rechte herausnahmen, die vorher von den Institutionen behauptete wurden; man spricht hierbei auch von der Desintegration einzelner nobiles in der späten römischen Republik.
Unter Augustus gab es keinen Bruch, sondern eher noch eine Verstärkung des spätrepublikanischen Trends. Die Vermischung von öffentlichem und privatem Bereich erreichte ihren Höhepunkt; es ist nun ganz Rom, auf dessen Stadtplanung die Mittel und Zeichen der politischen Macht des Augustus verwendet werden.
Um dies zu verstehen, sollte man den Eid beachten, den sich Octavian vor der Schlacht bei Actium von ganz Italien schwören ließ. Faktisch wurden damit alle Bürger Italiens zu seinen Klienten. Damit nehmen Rom bzw. seine öffentlichen Bauten und Plätze die Stelle der Vorhalle und des Peristyls des Augustus ein. Kurz gesagt, Augustus hat sich die Stadt Rom und speziell ihre Bauten einverleibt.
Private Bautätigkeit wird mehr und mehr auf die kaiserliche Familie beschränkt und wird damit zur staatlichen Bautätigkeit.
3.1. Die Zeit des Triumphirates bis zum actischen Triumph
Während dieser Zeit strebte Octavian nach einer Selbstdarstellung, die auf Muster der monarchischen Repräsentation im Osten zurückgreift. Darin eingeschlossen sind Tempel und Grabbauten, ferner Theater und Thermen.
Octavian konzentrierte sich dabei auf drei markante Punkte innerhalb des Stadtareals von Rom: das Forum Romanum, den Palatin oberhalb des Circus Maximus und das Marsfeld.
So ließ Octavian einen dem Apoll gelobten Tempel unmittelbar neben seinem Haus auf dem Palatin errichten. Er strebte danach, sein Haus mit dem des Gottes so eng zu verbinden, wie es noch nie vorgekommen war und wie es vor allem auch keiner der mit ihm in Konkurrenz stehenden Bauherren zu tun wagte.
Auf dem Forum Romanum selbst ließ er nach seinem Sieg bei Actium viele Gegenstände aus seiner ägyptischen Beute ausstellen; am Cäsartempel zum Beispiel wurden Schiffsschnäbel als Symbol für die siegreiche Seeschlacht angebracht.
Am Marsfeld ließ Octavian sein Mausoleum errichten, welches vom Volumen her der größte Baukomplex seiner frühen Jahre war und auch noch andere spätere Bauten des Augustus in den Schatten stellt.
Octavian trat demnach schon mit seinen ersten Bauten weit über das übliche Maß hervor, und seine führende Stellung musste schon im Erbauungsvorgang der genannten Anlagen für jedermann in Rom deutlich werden.
3.2. Vom actischen Triumph bis zum Tode Agrippas
In diese Zeit der Bautätigkeit des Augustus fällt die spektakuläre Erneuerung aller Tempel Roms 28 v.Chr., wozu er die Nachfahren der Bauherren, so es sie noch gab, heranzog und für die übrigen Tempel, immerhin noch 82 an der Zahl selbst aufkam.
Konzentrierte sich der Eingriff Octavians in das Stadtbild Roms in den ersten Jahren auf einige wenige markante Punkte Roms, so wird nun ein gewisses Totalitätsstreben deutlich.
Der princeps tritt bei der Ausgestaltung der kultischen Bauten bewusst in den Hintergrund. So werden goldene Statuen des Octavian eingeschmolzen und programmatisch in Dreifüße für die Heiligtümer umgegossen. Damit vollzieht sich eine Identifikation des princeps mit den Göttern. Er lässt sich zwar nicht göttlich verehren, doch ist seine Anwesenheit an den Kultstätten permanent; er tritt als Bewahrer und mehr noch als Erneuerer der alten Kultstätten auf.
Auch lassen es Augustus und Agrippa, dessen eigentliche Bautätigkeit in diesen Zeitraum fällt, nicht an Luxus und Ausschmückung der öffentlichen Bauten fehlen. Erstmals wird in großem Umfang privater Luxus der Öffentlichkeit Roms zur Verfügung gestellt.
3.3. Vom Tode Agrippas bis zum Tod des Augustus
In diesen Zeitraum betont Augustus stärker als zuvor den Führungsanspruch seiner eigenen Familie. Benannte er das Marcellus-Theater noch zu Ehren eines verstorbenen Familienmitgliedes, so werden in der Phase nach 12 v.Chr. die Bauten mehr und mehr mit den präsumtiven Nachfolgern in Verbindung gebracht, zuerst mit Gaius und Lucius und später mit Tiberius und Drusus.
So wird beispielsweise die Basilica Iulia neugestaltet und 12 v.Chr. auf die Namen Gaius und Lucius neu geweiht.
Der bereits in der vorigen Bauphase deutlich gewordene Totalitätsanspruch drückt sich zum Beispiel aus in der Erneuerung aller Aquädukte von 13-8 v.Chr. und in der Befestigung der Tiberufer 8 und 7v.Chr.
Augustus baut in Rom mit der Selbstverständlichkeit eines Hausherren. Man gewinnt den Eindruck die Stadt soll systematisch an allen Punkten und durch gesetzgeberische und organisatorische Regelungen für alle Zeit gesichert werden.
Auch in diese Bauphase fällt die Aufstellung des ägyptischen Obelisken, welcher als Sonnenuhr verwendet wurde, auf dem nördlichen Marsfeld. Damit sollten am Marsfeld drei zentrale Bauten des Augustus ihren Platz finden: sein Mausoleum, der Obelisk und die Ara pacis. Wie diese Bauwerke miteinander in Verbindung standen, werde ich noch ausführen.
Das größte Bauvorhaben dieser Jahre stellte wohl das 2 v.Chr. eingeweihte Forum des Augustus dar. Plinius stellt es gar den sieben Weltwundern gleich (nat.36,02), und tatsächlich übertraf es an der Kostbarkeit der Ausstattung alle Bauten, die Augustus bis dato hatte errichten lassen. Städtebaulich wurde mit dem Forum des Augustus ein überragendes Zentrum geschaffen.
Bezeichnenderweise geht damit einher eine gleichmäßige Aufteilung der Stadt in 14 regiones und 265 vici, so dass die neue Formation der städtischen Gesellschaft rein äußerlich eine abschließende Gestalt erhält.
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- Arbeit zitieren
- M.A. Diana Beuster (Autor:in), 1996, Herrscherkult des Augustus. Das Bauprogramm, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16242
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