Durch die polyperspektivische Form der literarischen Annäherung Uwe Timms an den historischen Gegenstand des Kolonialkriegs zwischen den Truppen des Deutschen Reichs und den Ethnien im Südwesten Afrikas am Anfang des 20. Jahrhunderts versucht der Autor des Romans „Morenga“, die Barriere zwischen dem subjektiven Moment des Romans und dem Geschichtsverlauf von Mensch und Welt zu überwinden.
Ihm gelingt eine Montage authentischer Dokumente, die den Roman wie eine Chronik lesen lassen und er blendet diese wiederum gegen die narrative Strategie der Fiktion.
Sprache und Gewalt perspektivieren eine kulturelle Divergenz und Alterität. Mittels verschiedener sprachlicher Strategien in Bezug auf Gewalt erzählt der Roman, wie Sprache zum Instrument kolonial-rassistischer Gewalt wird. Ein kulturwissenschaftlicher Ansatz unter Einbeziehung der Blickrichtungen von Geschichtswissenschaft, Gewaltphilosophie, Gewaltsoziologie, Kulturgeschichte und historischer Linguistik kann dabei das Fundament der Untersuchung bilden, die von der literaturtheoretischen Betrachtung „Morengas“ eingeleitet wird.
Diese Bachelorarbeit stellt die Frage nach den sprachlichen Strategien kolonialer Gewalt in „Morenga“ und nach der Repräsentation von Sprache als einem Instrument kolonial-rassistischer Gewalt. Im Mittelpunkt der Analyse stehen die dem genannten Ansatz der Kulturwissenschaft entlehnten Blickrichtungen der sprachlichen Codierung und Repräsentation von Gewalt: der Gewalt durch Sprache, in der Sprache und mit der Sprache. Diese Arbeit kann in ihrem Umfang zwar weder die umfassende Darstellung der zahlreichen, komplexen und diskutierten Theorien und Verwendungen des Begriffes Gewalt, noch eine vollständige Analyse der Repräsentationen kultureller Alterität, ihrer sprachlichen Strategien und literarischen Rezeptionen, noch eine intertextuelle und interkulturelle Untersuchung deutscher (Post-)Kolonialliteratur leisten.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
I. Erzähltheoretischer Teil: „Morenga“ typologisch und narratologisch
1. Zu Entstehungsgeschichte, Inhalt und Form des Kolonialromans „Morenga“
1.1 Warum Kolonialroman? Ein kurzer Überblick über den Inhalt
1.2 Zur Typologie des Kolonialromans „Morenga“
1.2.1 Erzählsituationen
1.2.2 Polyperspektivität
1.3 Zeitstruktur und Montage des Kolonialromans „Morenga“
1.4 Entstehungsgeschichte und Handlungsraum
II. Historisch-soziologischer Theorieteil: Kolonialismus, Gewalt, Sprache
2. Kurzer Abriss der Kolonialgeschichte des Deutschen Kaiserreichs
3. Definitionen und Modifikationen von Gewalt
3.1 Gewalt als physische und psychische Herrschaft
3.2 Gewalt, die sprachlich, körperlich und politisch auftritt
3.3 Sprache als Gewalt: Ansätze und Blickrichtungen
3.3.1 Gewalt und Sprache
3.3.2 Gewalt der Sprache
3.3.3 Gewalt durch Sprache
4. Wie Sprache zum Instrument kolonial-rassistischer Gewalt wird
5. Gewalt bei Peter Kropotkin und Walter Benjamins Gewaltkritik
III. Analyseteil: Sprache und Gewalt in Timms „Morenga“
6. Darstellungen der Gewalt der Sprache im dokumentarischen Teil
7. Darstellungen der Gewalt durch Sprache im fiktiven Teil
7.1 Sprachliche Strategien der Gewalt in der Figurenrede
7.2 Fremdspracherwerb als Mechanismus einer Entfremdung von Gewalt
8. Darstellungen gewaltiger Sprache im episodischen Teil
Resümee
Literaturverzeichnis
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