Ausgehend von der Vorstellung von Risikofaktoren für eine Partnerschaft wird ein integrativer Ansatz zur Prädiktion von destruktiven Beziehungsverläufen nach BODENMANN vorgestellt. Im Anschluss wird anhand einer Kölner Längsschnittuntersuchung die kindliche Symptombelastung nach elterlicher Trennung zusammengefasst, um abschließend mit einem Fazit die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zu bewerten.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung in den Topos der Scheidungsforschung
2. Gefährdete Partnerschaften
2.1. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
2.2. Ökonomische Rahmenbedingungen
2.3. Juristische Rahmenbedingungen
2.4. Psychologische Risikofaktoren
2.5. Persönlichkeitsmerkmale als Risikofaktoren
2.6. Mangelnde Homogenität oder Ähnlichkeit der Partner
2.7. Kommunikationsdefizite als Risikofaktor
2.8. Stress und individuelle Stressbewältigung als Risikofaktor
2.9. Defizite im dyadischen Coping als Risikofaktor
3. Integrativer Ansatz zur Vorhersage von destruktiven Partnerschaftsverläufen
4. Kindliche Belastung nach ehelicher Trennung
5. Diskussion und Fazit
Quellen
1. Einleitung in den Topos der Scheidungsforschung
Seit 1992 steigt die Zahl der Scheidungen jährlich konstant mit wenigen Ausnahmen. Dabei wächst auch die Anzahl der Scheidungskinder. Im Vergleich zum Jahr 2007 wuchs die Anzahl der minderjährigen Scheidungskinder um 3,6 Prozent auf 150.187 in 2008 an (vgl. Statistisches Bundesamt 2009).
Allein diese Fakten sind Anlass genug die Scheidungsforschung auch in Deutschland zu forcieren. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Scheidungsprädiktion zu. Dazu unterteilt BODENMANN die vorwiegenden Schwerpunkte der Scheidungsforschung in die „ Untersuchung von Folgen der Scheidung “ und die „ Eruierung von Risikofaktoren oder Ursachen für einen ungünstigen Partnerschaftsverlauf und Scheidung “ (Boden- mann 1999, S. 6).
Als Themenschwerpunkt wird die Scheidungsforschung im Seminar zu prominenten und aktuellen Fragestellungen der pädagogischen Psychologie behandelt. In der vorliegen- den Seminararbeit wird dazu ein Referat anhand der vorgegebenen Grundlagenliteratur niedergeschrieben.
Ausgehend von der Vorstellung von Risikofaktoren für eine Partnerschaft wird ein integ- rativer Ansatz zur Prädiktion von destruktiven Beziehungsverläufen nach BODENMANN vorgestellt. Im Anschluss wird anhand einer Kölner Längsschnittuntersuchung die kindli- che Symptombelastung nach elterlicher Trennung zusammengefasst, um abschließend mit einem Fazit die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit zu bewerten.
2. Gefährdete Partnerschaften
In der Grundlagenliteratur dieser Arbeit untersucht BODENMANN Risikofaktoren und Ursachen für Scheidungen. Er benennt dazu gesellschaftliche, ökonomische, juristische, psychologische Rahmenbedingungen, Persönlichkeitsmerkmale, mangelnde Homogeni- tät, Kommunikationsdefizite, Stress sowie dessen individuelle und dyadische Verarbei- tung und partnerschaftliches Copingverhalten. Diese Risikofaktoren werden im Folgen- den detaillierter vorgestellt, um anschließend einen integrativen Ansatz der Scheidungs- prädiktion vorzustellen.
2.1. Gesellschaftliche Rahmenbedingungen
Seit der Nachkriegszeit hat sich die Bedeutung des Begriffes Ehe auch in Deutschland gewandelt. So wird von einer zunehmenden Liberalisierung der Beziehungsformen ge- sprochen, die mit einer steigenden Scheidungshäufigkeit einhergeht (vgl. Bodenmann 1999, S.6). Scheidungen sind heute gesellschaftlich nicht weiter stigmatisiert und der familiäre soziale Druck fehlt ebenso weitestgehend. Zudem verstärkt eine größere sozia- le Anonymität in Großstädten die Scheidungsrate (vgl. ebd., S.6f.).
So dass Beziehungen, die den persönlichen Handlungs- und Erlebensspielraum ein- schränken oder Erwartungshalte nicht erfüllen, frühzeitiger beendet werden, da auch über die Alterskohorten hinweg ausreichend Alternativen zur aktuellen Partnerschaft existieren (vgl. ebd., S.6).
Als ein weiterer Risikofaktor für Scheidungen wird die Sex-Ratio-Hypothese genannt. Mit dieser Hypothese wird seit 1983 die Auffassung vertreten, dass neben den gesellschaft- lichen Einstellungen auch das reine Zahlenverhältnis zwischen den Geschlechtern aus- schlaggebend für Trennungen ist. BODENMANN führt dazu an, dass in Gesellschaften mit einem verhältnismäßig großen Frauenanteil Männer eher in Scheidungen einwilligen (vgl. ebd., S.7). Der Hypothese folgend wären Ehen in Kriegszeiten somit stabiler, da der Männeranteil durch Tod und Verwundung stark schrumpft und Partnerschaften zu- sammengehalten werden.
2.2. Ökonomische Rahmenbedingungen
Wie bereits auch bei den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen angedeutet sind Ehen in Krisenzeiten stabiler. So ist die Scheidungsrate in Zeiten von Hochkonjunktur und hingegen in Krisenzeiten die Beziehungszufriedenheit nachweislich höher. Am Vergleich zwischen der Schweiz und Deutschland kann aufgezeigt werden, dass beispielsweise Arbeitslosigkeit eine weitere Rahmenbedingung für Partnerschaftsverläufe ist. Generell ist die wirtschaftliche Existenzsicherung als Grundlage zur Eheschließung sowie Sen- kung der Scheidungsrate im europäischen Raum besonders ausgeprägt.
Herauszustellen ist weiterhin, dass eine steigende wirtschaftliche Unabhängigkeit von Frauen durch bessere Bildung und Berufsstellung zu einem Anstieg der Partnerschafts- auflösung seitens der Frauen führt. Verstärkend kann hierbei auch der mangelnde emo- tionale Rückhalt der Männer wirken (vgl. ebd., S.7).
2.3. Juristische Rahmenbedingungen
Einen weiteren Einfluss auf Partnerschaftsverläufe hat die gesellschaftlich einhergehen- de Liberalisierung des Scheidungsprozesses. Die Auflösung von Ehen scheint neben den schwindenden gesellschaftlichen Barrieren auch auf juristischer Ebene einfacher zu gestalten. FINE stellte 1994 bereits fest, dass Länder mit liberaleren Scheidungsgeset- zen eine steigende Scheidungsrate zu verzeichnen haben (vgl. ebd., S.8).
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