„Ein Märchen hat seine Wahrheit und muss sie haben, sonst wäre es kein Märchen.“ (Johann Wolfgang von Goethe)
Durch dieses Zitat wird deutlich, dass Märchen möglicherweise mehr sind als bloße „Lügenmäre“. Goethe geht hier sogar so weit zu behaupten, dass ein Märchen ohne Wahrheitsgehalt nicht als solches zu bezeichnen wäre.
Liebe, Brautwerbung, Ehe und Partnerschaft, Selbstfindung und Moral sind ein Hauptbestandteil unseres realen Lebens sowie des der Märchenfiguren. Auch Themen wie geschlechterspezifische Rollenverteilung, Adoleszenz und Sexualität spielen in beiden Welten eine wichtige Rolle.
Diese Arbeit wird sich insbesondere den weiblichen Rollenträgern im Märchen zuwenden. Es soll nach Motiven gesucht werden, die zu der Entstehung und Darstellungsweise der einzelnen Figuren geführt haben könnten. Dazu werden einzelne Märchen in Hinblick auf ihre weiblichen Protagonisten und deren soziohistorischen Hintergrund untersucht.
Die Figur der Hexe, Königin, Prinzessin, Bauerstochter, Spinnerin oder Stiefmutter ist keine Erfindung des Märchens, aber lässt sich hier eine Verbindung der Frauenfiguren in den Volksmärchen zu der Situation der Frau im 19. Jahrhunderts entdecken? Und finden sich realistische Elemente, die über das soziale Leben der Märchenträger Aufschluss geben können?
Der Anfang dieser Arbeit soll ein theoretisches Hintergrundwissen und einen inhaltlichen Rahmen bieten und befasst sich daher näher mit der Gattung des „Volksmärchens“ allgemein. Eine Abgrenzung zum Kunstmärchen wird erfolgen, sowie zu anderen, dem Märchen verwandte Gattungen, insbesondere der Sage und der Legende. Merkmale und Symbole, die besonders für das Thema dieser Arbeit relevant sind, sollen ebenfalls näher erläutert werden.
Die Entstehungsgeschichte und die Quellen der KHM werden dargestellt und auch ein kurzer Überblick über das Leben der beiden Brüder wird erfolgen. Zwischen den Urfassungen und aktuellen Ausgaben lassen sich Veränderungen nachweisen. Warum und wozu diese Veränderungen vorgenommen wurden, soll näher untersucht werden.
Psychologische, germanistische, soziologische und historische Faktoren werden in dieser Arbeit eine Rolle spielen.
In der Schlussbetrachtung sollte ein Resümee gezogen werden können, an dessen Ergebnissen auch aufgezeigt werden kann, in wieweit Goethes Aussage, dass „Märchen“ und „Wahrheit“ Parallelen aufweisen, für das Thema dieser Arbeit zutreffend ist.
- Citation du texte
- Nele Bischoff (Auteur), 2010, Weibliche Figuren in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/162094
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