Um eine Sozialstrukturanalyse eines öffentlichen und zugleich devianten Raums zu erstellen bietet sich als Methode die teilnehmende Beobachtung an. Zu berücksichtigen ist, dass der teilnehmenden Beobachtung ethische Grenzen gesetzt sind, die der Forscher nicht übertritt, wenn er die guten Sitten einhalten und keine Ächtung oder einen Imageschaden für sich und seine Kollegen riskieren möchte. Falls ihm die erfassbaren Daten als wichtig genug erscheinen, müsste er zuerst einen Zutritt in das Feld bekommen und sich als Freier im Forschungsfeld bewegen, oder selbst Drogen konsumieren um diese Bereiche kennen zu lernen.
Um Informationen über den Hotel und Gastronomiebereich zu erlangen wird der Forscher nicht sofort automatisch an ethische Grenzen gelangen und risikolos die teilnehmende Beobachtung anwenden können.
Im folgenden werde ich grundlegend auf Vor- und Nachteile der Beobachtung eingehen, knapp die theoretischen Aspekte untersuchen, um im weiteren Verlauf Ideen durchzugehen, bei der die teilnehmende Beobachtung nicht anwendbar, problematisch- oder anwendbar ist.
1. Einleitung
Um eine Sozialstrukturanalyse eines öffentlichen und zugleich devianten Raums zu erstellen bietet sich als Methode die teilnehmende Beobachtung an. Zu berücksichtigen ist, dass der teilnehmenden Beobachtung ethische Grenzen gesetzt sind, die der Forscher nicht übertritt, wenn er die guten Sitten einhalten und keine Ächtung oder einen Imageschaden für sich und seine Kollegen riskieren möchte. Falls ihm die erfassbaren Daten als wichtig genug erscheinen, müsste er zuerst einen Zutritt in das Feld bekommen und sich als Freier im Forschungsfeld bewegen, oder selbst Drogen konsumieren um diese Bereiche kennen zu lernen.
Um Informationen über den Hotel und Gastronomiebereich zu erlangen wird der Forscher nicht sofort automatisch an ethische Grenzen gelangen und risikolos die teilnehmende Beobachtung anwenden können.
Im folgenden werde ich grundlegend auf Vor- und Nachteile der Beobachtung eingehen, knapp die theoretischen Aspekte untersuchen, um im weiteren Verlauf Ideen durchzugehen, bei der die teilnehmende Beobachtung nicht anwendbar, problematisch- oder anwendbar ist.
Roland Girtler untersuchte das Wiener Rotlichtmilieu mithilfe der teilnehmenden Beobachtung. Er war unter anderem interessiert an den sozialen Prozessen und Verhaltensweisen zwischen prostituierten Akteuren, wozu er auch die Kunden der Dienstleistung zählt1. Dies hat den Vorteil hochinteressante Aspekte selbst miterleben zu können, da der Forscher eine soziale Rolle übernimmt, die ihm den Zugang zum Beobachtungsfeld legitimiert ohne Misstrauen bei Beobachteten zu erzeugen. Der größte Vorteil gegenüber einer Befragung ist, dass der Beobachtete sich in seiner Vertrauten Umgebung befindet und nicht in einer für ihn ungewohnten, künstlich herbeigeführten Situation agieren oder reagieren muss. Dagegen spricht die Tatsache, dass die teilnehmende Beobachtung nicht als einzige Methode angewandt werden sollte, denn die in Beobachtung der sozialen Prozesse und der Handelnden gewonnen Daten sind nicht grundsätzlich reliabel und valide. Um aus den protokollierten Beobachtungen Daten zu gewinnen wäre eine Inhaltsanalyse durchzuführen. Die Methode der Objektiven Hermeneutik, die Ulrich Oevermann vertritt, rät dazu, den latenten Sinn durch die schriftliche Form zu erfassen, da er nicht über die bloße Sinneswahrnehmung transportiert werden kann. Es können sich jedoch bereits durch die selektive Erinnerung an das Beobachtete, Fehler im Protokoll ergeben.
2. Theoretische Aspekte
Insgesamt hat die teilnehmende Beobachtung, ob offen oder verdeckt, ob aktiv oder passiv einige Nachteile. Die Wahrnehmung des Forschers ist selektiv, er kann sich nicht auf alles konzentrieren, sondern nur grob bestimmte Aspekte fokussieren und aufnehmen. Da er in den meisten Fällen keine Möglichkeit hat sofort zu protokollieren ohne dass seine Tarnung auffliegt kommt zu der Wahrnehmungsselektion2 auch noch die Erinnerungsselektion. Die in der verdeckten teilnehmenden Beobachtung gewählte Rollendefinition kann ebenfalls die Selektivität noch verstärken, indem rollentypische Aspekte Situationen hervorrufen und Verhaltensweisen der Beobachteten induzieren. So ist darauf zu achten das Forschungsfeld nicht zu verzerren oder sogar zu zerstören, wegen unangemessenem Verhalten, oder wegen der Verletzung ethischer Grenzen. Die Studierenden werden sich nicht ohne weiteres als teilnehmende Beobachter einfügen können, da sie mit einer Absicht in das Feld gehen und nicht etwa ihrem Alltag nachgehen. Sie haben Vorannahmen, Erfahrungen, Vorstellungen und auch Vorurteile, die unter Umständen dazu führen, dass verstärkt Dinge wahrgenommen werden, die bereits bekannt sind oder die erwartet werden. So können Selbstverständlichkeiten wenig beachtet werden, jedoch können andere Ereignisse überbetont werden. Auf der Sprachebene kann es passieren, dass nicht eindeutig die Absicht der kommunizierenden Person erkannt wird. Grundsätzlich ist darauf zu achten, Beobachtete zu anonymisieren, um ihre Eigenbestimmungsrechte nicht zu verletzen, da die Veröffentlichung von Datenmaterial zu einer Schädigung des Images oder des Selbstverständnisses führen kann. Beispielsweise falls ohne oder entgegen ihren Willens etwas aufgedeckt und veröffentlicht wird. Die (verdeckte) teilnehmende Beobachtung aus diesem Grund überhaupt nicht als seriöse Methode gelten zu lassen, weil sie am subversivsten ist, ist sicherlich nicht der richtige Weg. Von Fall zu Fall sollte aufgrund von Kriterien differenziert werden, ob der Forschende etwas aufdecken (und veröffentlichen) sollte oder nicht. Nicht zu unterschätzen ist auch der Zeitfaktor bei Beobachtungen. Um Beobachtungen zu machen, die sich im „Hinterzimmer“ abspielen, beispielsweise eben jenes Hinterzimmers in Bars in denen illegale Glücksspiele stattfinden, ist es notwendig langwierige Einführungen in Personenkreise zu bekommen, um letztendlich beobachtend an einem Spiel teilzunehmen. Für die Studierenden kommt es aus Zeitgründen nicht in Frage, da auch mithilfe wohlwollender Personen, die dem Studierenden einen effizienten Zugang verschaffen könnten, die Zeit nicht ausreicht, um so weitgehende Beziehungen aufzubauen.
Die protokollierten Informationen können bei unstrukturierten Beobachtungen nur sehr grob verifiziert werden. Daher ist es, um die bisher genannten Probleme zu mindern sinnvoll, eine strukturierte teilnehmende Beobachtung durchzuführen. Vorausgesetzt wird eine gute Kenntnis des Forschungsfeldes, um konkrete Forschungshypothesen aufzustellen die mit Hilfe eines Schemas, beispielsweise eines Beobachtungsleitfadens überprüft werden. Durch die Differenziertheit schon bei den Beobachtungen werden die Probleme der Selektion vermindert, da der Spielraum des Beobachters eingeschränkt wird3. Vorab werden Merkmale festgelegt, auf die sich der Beobachter fokussieren soll, was ebenso den Effekt haben sollte die Subjektivität des Betrachters einzuschränken um mehr Objektivität zu erreichen. Allerdings wird die Stärke der Beobachtung auf besondere Ereignisse die außerhalb der Hypothesen und Erwartungen der Forscher liegen einzugehen, gemindert.
Um zu einem Schluss zu kommen ist festzuhalten, dass die Anforderung bei der aktiven, verdeckten, strukturierten, teilnehmenden Beobachtung an den Forscher am höchsten ist, da er mehrere Dinge gleichzeitig bewältigen muss: beibehalten der gespielten Rolle, einen hohen Partizipationsgrad am Geschehen, den Fokus der Beobachtung auf die vorher festgelegten Merkmale zu halten und eine Möglichkeit zu finden ein Protokoll zu erstellen, ohne dass die Erinnerungsselektion das Protokoll zu sehr verzerrt. Beispielsweise wäre das über eine zweite beobachtende Person möglich, um die Erinnerungen zu vergleichen.
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1 Girtler, Roland: Der Strich. Soziologie eines Milieus. 5. Auflage Lit Verlag, Wien 2004
2 Vgl. Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung, 18. Auflage Reinbek 2007, S. 562, S. 551
3 Diekmann, Andreas: Empirische Sozialforschung, 18. Auflage Reinbek 2007, S.569; 570
- Citation du texte
- Michael Merk (Auteur), 2008, Die (Un-)möglichkeit der teilnehmenden Beobachtung im Frankfurter Bahnhofsviertel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161875
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