Moderne Strategien der Suchtprävention gehen u.a. von der Annahme aus, dass der Gebrauch von Genussmitteln in hohem Maße von den psychischen und sozialen Kompetenzen der Menschen und davon abhängt, inwieweit sie mit Anforderungen und Belastungen umgehen können. Wie müsste dieser Annahme folgend ein Programm zur Suchtprävention in einem Betrieb oder in einer anderen Einrichtung für die dort Beschäftigten gestaltet sein?
Beachten Sie, dass sich Präventionsprogramme sowohl auf das Verhalten von Menschen als auch auf die Verhältnisse richten, in denen sie leben, arbeiten, lernen. Berücksichtigen Sie weiterhin, dass die Maßnahmen dem Setting-Ansatz der Gesundheitsförderung zuzurechnen ist.
Inhalt
I. Ist betriebliche Suchtprävention erforderlich?
II. Der Betrieb – der richtige Ort für Suchtprävention?
III. Entwicklung der Suchtprävention
IV. Grundlagen und Ursachen von Süchten
V. Ziele der betrieblicher Suchtprävention
VI. Maßnahmen und Methoden der Suchtprävention
Abschließende Anmerkungen
Literaturverzeichnis
I. Ist betriebliche Suchtprävention erforderlich?
Jeder Betrieb muss laut den vorhandenen Statistiken selbst bei konservativer Schä-tzung damit rechnen, dass ca. 5 % seiner Mitarbeiter behandlungsbedürftig alkohol-abhängig, weitere 10 % gefährdet sind. Hinzu kommen schätzungsweise 1-2 % Me-dikamentenabhängige sowie eine Dunkelziffer an Drogenkonsumenten.
Der Zeitraum vom Beginn einer manifesten Suchtmittelabhängigkeit bis zum Kontakt mit adäquaten Hilfsangebotenen umfasst in der Regel mehrere Jahre. In dieser Zeit verursachen Suchtmittel sowohl beim Konsumenten als auch im privaten und be-trieblichen Umfeld erhebliche Kosten und Probleme.[1]
Der jährliche Schaden, den die Sucht und ihre „Begleiter“ anrichten, wird auf 50 bis 80 Milliarden DM geschätzt. Der Schaden als solcher setzt sich aus Beschaffungs-kriminalität, Wertschöpfungsverlust durch Morbidität und Mortalität, polizeiliche und juristische Maßnahmen, Prävention, Beratung und Behandlung zusammen, wobei die Prävention mit 25 Millionen DM den kleinsten Kostenfaktor darstellt.[2]
II. Der Betrieb – der richtige Ort für Suchtprävention?
Betriebsangehörigen stellen eine klar abgegrenzte und damit sehr konkret ansprech-bare Zielgruppe dar; beschäftigte Suchtkranke weisen gegenüber Arbeitslosen eine wesentlich geringere Rückfallquote auf, sodass gerade die betriebliche Suchtpräven-tion eine besondere Wirksamkeit ermöglicht.[3]
Neben der oben erwähnten Zielgruppenspezifität gibt es für den Handlungsort „Be-trieb“ weitere Pluspunkte:
- das Vorhandensein von Strukturen für Informations- und Trainingsmaßnah-men und deren Nutzbarkeit;
- die Bestimmbarkeit und Durchsetzbarkeit allgemeiner und unternehmerspezi-fischer Ziele und Maßnahmen der Prävention durch die Arbeitgeber‑ und Ar-beitnehmervertretungen;
- die Tatsache, dass Gesundheitsförderung im allgemeinen und Suchtpräven-tion im besonderen zu befriedigenderen Arbeitsbedingungen, geringeren Fehl-zeiten und zu höheren Leistungen führen;
- die Verbesserung des Arbeitsklimas durch eine verbesserte Kommunikation und einen ehrlicheren Umgang miteinander;
- die Sicherung der Arbeitsplätze Gefährdeter und Abhängiger; ein positives Be-handlungsergebnis wird durch Weiter-/Wiederbeschäftigung und regelmäßige Arbeit gesichert
- der Arbeitsplatz spielt im Leben jedes Einzelnen sowohl zur Existenzsicherung als auch zur Lebensgestaltung und Selbstwertbestätigung eine wesentliche Rolle.[4]
Die aufgeführten Argumente machen deutlich, dass die Suchtprävention nur multidis-ziplinär unter besonderer Berücksichtigung der individuellen Verhaltensweisen und der Lebensverhältnisse der betroffenen Personen stattfinden kann.
In diesem Zusammenhang wird klar, dass eine scharfe Abgrenzung der Begriffe Prävention und Gesundheitsförderung – jedenfalls im Sinne eines ganzheitlichen Ansatzes der Gesundheitsförderung bzw. des Lebensweisenkonzeptes der WHO – in der Praxis nicht immer gelingt. Sowohl der ganzheitliche als auch der partizipatorische Ansatz, die beide ihren Ursprung in der Gesundheitsförderung haben, finden sich in der Prävention wieder. Damit wird offensichtlich, dass die soziale Dimension in ein erfolgversprechendes Konzept mit einbezogen werden muss.[5]
[...]
[1] Fuchs, R., Rainer, L., Rummel, M., Schönherr, U. (1998): „ Betriebliche Suchtprävention: Ein Arbeitsfeld in der Diskussion“. In: Fuchs, R., Rainer, L., Rummel, M. /Hg.): „Betriebliche Suchtprävention“, Verlag für angewandte Psychologie, Göttingen, S. 13 - 29
[2] Niedersächsische Landesstelle gegen die Suchtgefahren (1997): „Suchtprävention - Wirksam und das Geld wert!“
[3] Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation (Hg.) (1996): „Arbeitshilfe für die Rehabilitation von Suchtkranken Alkohol-Drogen-Medikamente“, Bundesarbeitsgemeinschaft für Rehabilitation, Frankfurt
[4] Alkohol und Medikamente am Arbeitsplatz, DAK
[5] Gerber, U. und Stünzner, W.v.: „Einführung in die Gesundheitswissenschaften: 1.Studientext des Weiterbildenden Fernstudiums Angewandte Gesundheitswissenschaften“, Bielefeld, Magdeburg, 1999.
- Citation du texte
- Reinhold Ballmann (Auteur), 2000, Moderne Strategien der Suchtprävention - ein kurzer Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16183
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