In dieser Seminararbeit soll es um Umwelteinflüsse in Form von Stress auf den Sexualhormonspiegel gehen.
Dabei will der Autor methodisch vorgehen und sich zunächst in der Begriffsklärung üben, was trotz der rund 200 000 Arbeiten, die allein in den vergangenen 30 Jahren zum Thema „Stress“ erschienen sind, nicht ganz unproblematisch ist. Es geht darum, zu klären, was Stress überhaupt ist, welche Konzepte sich in der Stressforschung entwickelt haben, wie dieses Phänomen in der einschlägigen Literatur definiert ist und aus welchen Elementen es sich zusammensetzt.
In einem zweiten Schritt soll gezeigt werden, welche Auswirkungen Stress auf den Sexualhormonspiegel hat. Zu diesem Zweck werden einige relevante Studien aus diesem Gebiet vorgestellt.
Herbert Hofmann Hamburg, im Mai 1997
Inhaltsverzeichnis
1. Vorbemerkung
2. Was ist Stress?
2.1. Über Stressoren
2.2. Das AAS
2.3. Physiologische Reaktionen auf Stress
3. Studien
3.1. Sexualhormone des Mannes und Stress
3.1. Sexualhormone der Frau und Stress
4. Literatur
1. Vorbemerkung
In dieser Seminararbeit soll es um Umwelteinflüsse in Form von Stress auf den Sexualhormonspiegel gehen.
Dabei will der Autor methodisch vorgehen und sich zunächst in der Begriffsklärung üben, was trotz der rund 200 000 Arbeiten, die allein in den vergangenen 30 Jahren zum Thema „Stress“ erschienen sind[1], nicht ganz unproblematisch ist. Es geht darum, zu klären, was Stress überhaupt ist, welche Konzepte sich in der Stressforschung entwickelt haben, wie dieses Phänomen in der einschlägigen Literatur definiert ist und aus welchen Elementen es sich zusammensetzt.
In einem zweiten Schritt soll gezeigt werden, welche Auswirkungen Stress auf den Sexualhormonspiegel hat. Zu diesem Zweck werden einige relevante Studien aus diesem Gebiet vorgestellt.
Herbert Hofmann Hamburg, im Mai 1997
2. Was ist Stress?
Eigentlich kommt der Begriff „Stress“ aus der englischen Sprache. Er bezeichnet eine beliebige Kraft, die auf eine Struktur einwirkt und eine vorübergehende oder bleibende Veränderung derselben bewirkt. „Stress“ ist daher ein wichtiger Fachbegriff der Ingenieurwissenschaften, zum Beispiel als Bezeichnung für eine überschwere Last, die auf einen Stahlträger einwirkt und diesen biegt oder verformt. Die Reaktion der Struktur wird als „strain“ (Anspannung, Belastung) bezeichnet. Ganz in diesem Sinne wird der Begriff „Stress“ bereits im 17. Jahrhundert in der englischen Umgangssprache und auch heute noch bei uns im Alltagsgebrauch im Hinblick auf den Menschen verwendet – als eine unangenehme physische oder psychische Belastung des menschlichen Organismus. Auch in Psychologie, Psychiatrie und Soziologie wird der Begriff bis heute vielfach noch in dieser verhältnismäßig vagen Bedeutung verwendet – als eine das Individuum oder eine Gruppe schädigende Belastung. Als Fachterminus der biomedizinischen Literatur wurde der Begriff „Stress“ 1950 von dem kanadischen Endokrinologen (Endokrinologie = Lehre von der Funktion endokriner Drüsen) Hans Selye eingeführt und hat seither Eingang in nahezu sämtliche Sprachen gefunden. Selye führte damals eine nicht unumstrittene Definition für „Stress“ ein. Sie lautet:[2]
„Stress ist die unspezifische Reaktion des Organismus auf jede Anforderung.“[3]
Selye fasst unter dem Begriff „Stress“ also nicht die Belastungen zusammen, die auf den Organismus einwirken, sondern vielmehr die physiologischen Reaktionen des Organismus selbst. Das „Unspezifische“ dabei, so Selye, sind die immer gleichen Reaktionen, die im Organismus ablaufen, selbst dann, wenn die belastenden Einwirkungen ganz verschiedener Art sind.
2.1. Über Stressoren
Alle Reize, die diese unspezifische Stressreaktion des Organismus auslösen, werden nach Selye als „Stressoren“ bezeichnet. Das können große Hitze oder Kälte, Sauerstoffmangel, giftige Chemikalien, Infektionen oder schwere körperliche Anstrengungen sein, aber auch starke Aufregungen, Angst, Wut oder selbst große Freude.[4]
Allerdings ist eine Analyse und das Erforschen von Kausalbeziehungen zwischen dem, was unter unseren heutigen Alltagsbedingungen als Belastung, also als Stressor wirkt, und den möglicherweise erst langfristig eintretenden Folgen außerordentlich erschwert; zudem lebt jedes Individuum in einer anderen sozialen Umwelt und erfasst, bewertet und verarbeitet selbst ein und dieselbe Umweltsituation unterschiedlich. Entsprechend verschieden sind die auch die zur Debatte stehenden Stresskonzepte. Ein erstes Modell haben die amerikanischen Psychologen Thomas Holmes und Richard Rahe in Form eines LebensStress-Inventars zusammengestellt. Ihrer Hypothese nach ergebe sich die krankheitsfördernde Belastung eines Individuums aus der Summe der von ihr innerhalb eines bestimmten Zeitraumes erlebten Lebensereignisse, wobei diese je nach Auswirkung auf das weitere Individuum mit 11-100 Punkten gewertet wurden.[5]
2.2. Das AAS
Wie geht der Organismus mit Stress um? Die Stressreaktionen des Organismus hat Selye bereits 1936 insgesamt als das „Allgemeine Anpassungssyndrom“ (AAS) bezeichnet. Der Organismus soll danach auf starke Belastungen hin in einer bestimmten, immer gleichen Weise mit physiologischen Veränderungen reagieren – er passt sich der neuen Situation an. Die drei aufeinander folgenden Reaktionsphasen sind folgendermaßen zu unterscheiden:
- Alarmreaktion: Innerhalb kürzester Zeit nach Einsetzen eines Stressors werden die Abwehrkräfte des Organismus aktiviert. Ist der Stressor zu stark (z. B. eine extreme Temperatur oder Vergiftung), so stirbt das Individuum während dieser Alarmphase innerhalb von Stunden bis Tagen. Ist die Belastung jedoch nicht so übermäßig, so folgt auf diese einleitende, den gesamten Organismus aktivierende Phase, das nächste Stadium.
- Widerstandsstadium: Die typischen physiologischen Veränderungen der Alarmreaktion verschwinden weitgehend, und der Organismus stellt sich auf einen neuen Gleichgewichtszustand ein, wobei die Widerstandskraft gegenüber dem Stressor erhöht ist. Ist jedoch der Stressor sehr stark und wirkt er über einen längere Zeit ein, dann versagen früher oder später die Anpassungsmechanismen, und es folgt eine dritte Phase.
- Erschöpfungsstadium: Die Symptome der Alarmreaktion stellen sich wieder ein, sind aber nicht mehr rückgängig zu machen, und das Individuum stirbt.[6]
2.3. Physiologische Reaktionen auf Stress
Selye hat in seinem ursprünglichen Konzept die besondere Bedeutung der Nebennierenrinde für die Stressreaktion betont. Er nahm an, dass die Hypophyse die Nebennierenrinde aktiviert (man spricht daher von der Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse), und dass die dann hierauf folgenden physiologischen Umstellungen als die zentralen Reaktionen anzusehen sind, die das AAS ausmachen. Später wurden allerdings weitere physiologische Reaktionsmöglichkeiten gefunden. Inzwischen gibt es keinen Hormonkomplex mehr, der nicht im Zusammenhang mit Stress untersucht worden ist. Die Stressreaktion eines Organismus wird daher heute nicht mehr als unspezifische Reaktion eines einzelnen endokrinen Systems und seiner Auswirkungen angesehen, sondern:
„Stressreaktion ist die Gesamtreaktion des Organismus, an der die verschiedensten nervösen und hormonellen Vorgänge beteiligt sind.“[7]
Neben dem Hypophysen-Nebenrinden-System ist für die Stressreaktion noch ein zweites physiologisches Regelungssystem von herausragender Bedeutung: das Sympathicus-Nebennierenmark-System. Zwei Stresskonzepte kommen hier zum Tragen:
- Zum einen die von Selye beschriebene Stressreaktion mit vorwiegender Aktivierung der Nebennierenrinde durch Hypophysen-Hormone. Dieses Reaktionsmuster tritt häufig bei dem Fehlen jeder Kontrollmöglichkeit und passivem Erdulden der Belastung ein und dürfte mit dem Gefühl der „Hilflosigkeit“ oder „Depression“ einhergehen. Man spricht daher vom „passiven“ Stress.
- Im zweiten Falle wird über den Sympathicus, also über das vegetative Nervensystem, das Nebennierenmark zur Hormonausschüttung veranlasst, welche „Kampf- oder Fluchtreaktionen“ bewirken können. Das von dem amerikanischen Endokrinologen W.B. Cannon beschriebene Reaktionsmuster tritt häufig bei einer aktiven Auseinandersetzung mit der belastenden Situation auf und geht oft mit Emotionen wie „Angst“ oder „Wut“ einher. Man spricht vom „aktiven“ Stress.[8]
Diese beiden Systeme wirken vielfach zusammen. Sie werden beim Einsetzen einer Belastung augenblicklich aktiviert.
Wird der Körper also von einem Reiz betroffen, dann wird über das limbische System und dem Hypothalamus die Hypophyse zur Ausschüttung von Adrenocorticotropen Hormon (ACTH) angeregt, welches in der Nebennierenrinde rasch die Bildung von Glucocorticoiden und in geringerem Ausmaße von Sexualhormonen stimuliert.[9] Das Nebennierenmark gibt unmittelbar Adrenalin und Noradrenalin ans Blut ab. Dies führt innerhalb kürzester Zeit zu einem beschleunigten und kräftigeren Herzschlag, einem Anstieg des Blutdruckes, einer vertieften und beschleunigten Atmung; gleichzeitig wird die Durchblutung der Skelettmuskulatur verstärkt, während Magen-Darm-Trakt und Nieren vermindert durchblutet werden. Der für die Energieversorgung des Körpers notwendige Blutzucker wird aus der Leber freigesetzt sowie Körpereiweiß in Zucker umgewandelt und in der Leber als schnell freisetzbares Glykogen deponiert. Daneben steigt die Gerinnungsfähigkeit des Blutes an, und Immun- und Entzündungsreaktionen werden vermindert. Diese erste sogenannte Alarmphase ist also durch eine mehr oder minder starke Aktivierung des Organismus gekennzeichnet, während gleichzeitig Aufbau von Körpersubstanz und Funktion der Gonaden gehemmt sind. Der Organismus wird daher optimal auf eine schwere körperliche Arbeit vorbereitet, wie beispielsweise auf Kampf oder Flucht.[10]
[...]
[1] vgl.: Immelmann/Schererer/Vogel/Schmoock (Hrsg): Psychobiologie - Grundlagen des Verhaltens (1988), S. 290
[2] vgl. Immelmann/Schererer/Vogel/Schmoock (Hrsg): Psychobiologie - Grundlagen des Verhaltens (1988), S.290
[3] ebd. S.290
[4] vgl. Immelmann/Schererer/Vogel/Schmoock (Hrsg): Psychobiologie - Grundlagen des Verhaltens (1988), S. 290
[5] vgl. ebd., S. 307f
[6] vgl.: Immelmann/Schererer/Vogel/Schmoock (Hrsg): Psychobiologie - Grundlagen des Verhaltens (1988), S. 292 f
[7] Immelmann/Schererer/Vogel/Schmoock (Hrsg): Psychobiologie - Grundlagen des Verhaltens (1988),, S. 291
[8] ebd., S. 304
[9] vgl. Mörike/Betz/Mergentaler: Biologie des Menschen, (1991), 16-21
[10] vgl. Immelmann/Schererer/Vogel/Schmoock (Hrsg): Psychobiologie - Grundlagen des Verhaltens (1988), S. 291
- Citation du texte
- Herbert Hofmann (Auteur), 1997, Stress als Lustkiller. Einflüsse der Umwelt auf den Sexualhormonspiegel, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161782
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