Dem allgemeinen Verständnis nach stehen sich christliche Theologie und Dämonologie antithetisch gegenüber. In Thomas Manns Roman Doktor Faustus verschwimmt diese Grenze. Dämonologie und Theologie sind bei ihm nicht klar getrennte Positionen, sondern sie nehmen gegenseitig aufeinander Einfluss. Theologie, die Wissenschaft Gottes, ist bei ihm auch dämonisches Gebiet. Serenus Zeitblom, der Erzähler des Romans, beschreibt diesen Fakt indem er erklärt, dass die Theologie ihrer Natur nach dazu neige und unter bestimmten Umständen jederzeit dazu neigen müsse, zur Dämonologie zu werden. Thomas Mann selbst bezeichnete seinen Roman Doktor Faustus in seiner Eigenschaft als Teufelsroman als einen religiösen. Diese Arbeit hat das Ziel, Theologisches im Roman aufzuzeigen und darzustellen. Wegen der Fülle von Anspielungen, Zeichen, Ideen und anderer aus der Theologie entliehener Elemente kann einer kompletten Darstellung des Religiösen in Doktor Faustus nicht nachgekommen werden. Es sollen daher einzelne Aspekte aus dem Roman herausgegriffen werden,anhand derer der Einfluss der Theologie und deren Rolle als Mittel der literarischen Gestaltung des Romans aufgezeigt werden. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf im Roman vorkommenden Personen, die indirekt oder direkt durch Handeln, Lehren und aufgrund ihrer Persönlichkeit der Theologie und Dämonologie Raum bieten. Aber auch Institutionen und Foren für theologische Diskussionen und Schauplätze für religiöses Handeln sollen Erwähnung finden und beleuchtet werden. Anschließend soll auf die von Thomas Mann im Roman angelegten Ideen des Abfalls von Gott und das Gnadenmotiv eingegangen werden. Eine Erarbeitung eines geschlossenen theologischen Profils Thomas Manns ist nicht möglich, denn insgesamt lässt sich nach derzeitigem Forschungsstand keine einheitliche implizite Theologie in Thomas Manns Gesamtwerk nachweisen. Die Theologische Realenzyklopädie beschreibt jedoch die zahlreichen bedenkenswerten theologischen Ansätze und religionswissenschaftlichen Reflexionen sowie die lebenslange Beschäftigung Thomas Manns mit christlichen und religiösen Fragestellungen als bemerkenswert. Die Aufgabe und Zielsetzung dieser Arbeit, nämlich die Suche nach eben diesen Reflexionen und Ansätzen, scheint somit nach Kenntnisnahme dieses Resümees als legitim und im literaturwissenschaftlichen Sinne als wichtig, da für das Textverständnis unerlässlich erklärt.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Das Religiöse in Thomas Manns Doktor Faustus
1.1 Die Figuren Ehrenfried Kumpf und Eberhard Schleppfuß
1.1.1 Ehrenfried Kumpf
1.1.2 Eberhard Schleppfuß
1.2 Das Scheunengespräch als ein Forum theologischer Diskussion
2. Die Theologiekritik Serenus Zeitbloms
3. Der Abfall von Gott
4. Das Gnadenmotiv
Literaturverzeichnis
- Citation du texte
- Florian Böcher (Auteur), 2009, Theologisches in Thomas Manns "Doktor Faustus", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161551
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