Jeden Tag aufs Neue muss ein soziales Wesen ein gewaltiges Maß an auf ihn einstürmenden Reizen aufnehmen, welche verarbeitet, antizipiert und interpretiert werden wollen, um Leben in gesellschaftlichem Rahmen möglich zu machen. Der Mensch leistet dies indem er in einem Prozess zu einem sozial funktionierenden und berechenbaren Rollenträger wird und so Teil der Gesellschaft sein kann. In dem Prozess der sozial – Werdung bildet sich jenes heraus, was wir als Identität verstehen. Ihre Entstehung, extrinsischen Einflüsse, sowie Prozesse der Vergesellschaftung sollen Ansatzpunkte dieser Arbeit sein.
In dem Seminar zur (Selbst-)Sozialisation befassten wir uns weiterführend mit dem Stellenwert der Eigenleistungen des Menschen im Verhältnis zu den gesellschaftlichen Angeboten, welche unter Verwendung von Schlagworten wie Selbstorganisation, Selbststeuerung, Selbstmanagement, Selbstkontrolle, Selbstregulation sowie Eigenverantwortung geführt werden. Den Schwerpunkt bildete die Betrachtung der aktiven Aneignungsprozesse der Sozialisation, betitelt als Selbstsozialisation. Das Präfix „Selbst-“ wird den Begriffen Sozialisation und Bildung häufig dann vorangestellt, wenn es darum geht, die Selbsttätigkeit und Eigenaktivität des Individuums in den Vordergrund zu rücken. Im pädagogischen Kontext sind es aktuell beispielsweise Konzepte der Selbstwirksamkeit oder auch des Empowerment (als Ablösung des Begriffs der Selbsthilfe), die diskutiert werden.
Den Prozess der Sozialisation beschreibend wurden im Seminar Kinder und Jugendliche besonders hervorgehoben. Sie erleben den Prozess des Erwachsenwerdens zwischen zwei Polen: die Fremdsozialisation, durch pädagogisches Wirken auf der einen, die Selbstsozialisation auf der anderen Seite. „Das Verhältnis von Fremd- und Selbstsozialisation ist vorstellbar als ein Kontinuum, dessen Endpunkte (Fremdsozialisation – Selbstsozialisation) nur als Konstrukte existieren: Es gibt weder reine Selbst- noch reine Fremdsozialisation. Verschiedene soziokulturelle Kontexte bergen jeweils unterschiedliche Selbst- und Fremdsozialisationspotenziale“ (Müller 2004, S.2). Die Herausbildung des Menschen als soziales Wesen findet nun zwischen diesen Polen statt.
Die Aufgabe dieser Arbeit soll es sein, sich dem theoretischen Begriff der Selbstsozialisation mit einem Umweg über die gängigsten Sozialisationstheorien zu nähern, um dann Anhand eines Essays von Jürgen Zinnecker (2000) ausführlich den Begriff selbst zu erörtern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Identität, Sozialisation und Gesellschaft
2.1 Was ist Identität
2.2 Was ist Sozialisation
2.3 Sozialisationstheorien
2.3.1 Psychologische Bezugstheorien
2.3.2 Sozialökologische Sichtweise
2.3.3 Rein soziologisch orientierte Theorien
2.3.4 Konstruktivistische Sichtweise von Sozialisation
3. Selbstsozialisation
3.1 Bedeutungsräume
3.2 Begriffsfassung – Umfeld und Gegenpol
3.3 Historischer Exkurs und pädagogische Bedeutung
4. Handlungstheorie
5. Resümee
6. Literaturverzeichnis
7. Quellenverzeichnis
8. Versicherung
- Citar trabajo
- Maximilian Stangier (Autor), 2008, Aktive Aneignungsprozesse im Prozess der Sozialisation – Die Selbstsozialisation, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/161443
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