Die Prosaauflösungen der Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken
Die Prosaauflösungen, die der deutsch-französischen Gräfin Elisabeth von Nassau-Saarbrücken zugeschrieben werden und die in den 30. Jahren des 15. Jahrhunderts entstanden sind, stehen am Anfang einer langen Tradition von deutschen Prosaauflösungen und Prosaromanen. Die ungewöhnliche Entscheidung der Übersetzerin, die Versform in Prosa zu übertragen, die zwar in Deutschland und Frankreich bereits gebräuchlich war, jedoch vorwiegend auf religiöse und erbauliche Texte angewandt wurde, verleiht dem am Saarbrücker Hof entstandenen Zyklus, zu dem die Texte ‚Herzog Herpin‘, ‚Loher und Maller‘, ‚Königin Sibille‘ und ‚Huge Scheppel‘ gehören, eine herausragende Stellung in der deutschen Literaturgeschichte.
Jedoch ist zu betonen, dass die Übersetzerin den neuen Prosastil keineswegs realisiert hat und er für sie wohl niemals Selbstzweck im Sinne einer neuen, an eine sich entwickelnde Gesellschaft angepaßten, modernen Schreibweise war. Statt ihre Wahl zu kommentieren und sich um Legitimation zu bemühen, versucht sie im Gegenteil eine traditionelle Textgestalt beizubehalten, etwa durch das Einflechten von Höreranreden, die Beibehaltung der Laissengliederung und den Stereotypen, mit vielen Wiederholungen versehenen Ton der Versvorlagen. Für Elisabeth scheint die Prosaform nicht ausschlaggebend gewesen zu sein, sondern lediglich die beste und einfachste Methode diesen traditionellen französischen Stoff einem deutschen Publikum näher zu bringen. Bereits die ca. 20 Jahre später entstandenen, ebenfalls aus dem Französischen übersetzten Werke ‚Pontus und Sidonia‘ der Eleonore von Österreich und ‚Melusine‘ von Thürring von Ringoltingen sind stilistisch völlig anders gestaltet und realisieren die Prosaform als neue, den veränderten Gegebenheiten auf dem Literaturmarkt angepaßte Textform.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Prosaauflösungen der Elisabeth von Lothringen, Gräfin von Nassau-Saarbrücken
2. Hug Schapler als moderner Held
2.1. Entwicklung von der Handschrift zu den Versionen von 1500 und 1537
2.1.1. Von der Handschrift zum Druck Straßburg 1500
2.1.2. Neubearbeitung für den Druck Straßburg 1537
2.2. Hugs zweifelhafte Abstammung
2.3. Hug als Held und als Höfling
2.3.1. Der Held als Einzelgänger
2.3.2. Integration in die höfische Welt
2.4. Moralische Ambivalenz
2.4.1. Gewalt und Brutalität
2.4.2. Ungehemmte Sexualität
2.4.3. Verschwendungssucht und finanzielle Kurzsicht
2.4.4. Vereinbarung von Hugs Charaktereigenschaften
2.5. Hug Schapler als Soldat und Ritter
2.6. Entwicklung des Charakters
2.6.1. Jugendlicher Haudegen
2.6.2. Geläuterter Höfling
2.6.3. Weitsichtiger König
2.7. Hug Schapler: Typus oder Individuum?
3. Exkurs: Roman vs. Epos in Prosa
4. Elisabeths Bedeutung für den deutschen Prosaroman
5. Bibliographie:
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