An den Beginn meiner Arbeit möchte ich zunächst die detaillierte
Auseinandersetzung mit den bestimmenden Begriffen dieser Arbeit
setzen. Diese Auseinandersetzung soll sich mit den Begriffen Kultur
und Familie beschäftigen. Da man, je nach Quelle, unterschiedliche
Definitionen und Abgrenzungen zu diesen Begriffen findet, ist es
notwendig einen eindeutigen Gegenstandsbereich herauszustellen.
Der Kulturbegriff als solcher ist für viele Wissenschaftler bereits die
Grundlage der Diskussion. Das damit aufgeworfene Problem ist die
fehlende Existenz einer allgemeingültigen, einheitlichen und klaren
Definition von Kultur. Ein Lexikon beschreibt Kultur, in
Zusammenhang mit dem Thema, wie folgt: „... 3 Gesamtheit der
geistigen u. künstlerischen Ausdrucksformen eines Volkes,...,4
geistige u. seelische Bildung, verfeinerte Lebensweise, Lebensart.“1
Diese Definition beschreibt den Begriff zwar relativ genau, aber vor
allem der 2. Teil des Zitats schützt nicht vor der Einordnung in ein
Wertesystem. Was bedeutet, dass es Mitgliedern einer „westlichen
Kultur“ schwer vorstellbar sein kann, die Bräuche und
Wertvorstellung, beispielsweise eines afrikanischen Urvolks, als
„verfeinert“ anzusehen. Um diesen Irrtümern vorzubeugen hält sich
die folgende Arbeit an die Beschreibung von Gerhard Maletzke.
„Wenn im folgenden von Kultur die Rede ist, dann immer im Sinne
der modernen Kulturanthropologie ...: In der Kulturanthropologie ist
Kultur im wesentlichen zu verstehen als ein System von Konzepten,
Überzeugungen, Einstellungen, Wertorientierungen, die sowohl im
Verhalten und Handeln als auch in ihren geistigen und materiellen
Produkten sichtbar werden.“2 An diese Definition, welche zwar
immer noch verschiedene Vorstellungen beinhaltet, ist die folgende
Arbeit angelehnt, und versucht eben dieser auch gerecht zu werden. Im Weiteren ist die Ausprägung einer Kultur in unterschiedliche, aber
bestimmte Charakteristika Bestandteil der Exploration.
Der Begriff der Familie ist vermeintlich eindeutig auch im Lexikon
definiert: „...(i.e.S.) Eltern u. Kinder…“3. Da diese Definition, in ihrer
Allgemeinheit, zutreffend ist, genügt sie jedoch nicht um den Begriff
eindeutig einzugrenzen. Die Eingrenzung von Familie stellt sich als
ein Gegensatz zwischen Familie als Institution und als soziale
Gruppe dar. [...]
1 Wahrig-Burfeind: Fremdwörterlexikon (2002), S. 519
2 Maletzke: Interkulturelle Kommunikation (1996), S. 16
3 Wahrig-Burfeind: Fremdwörterlexikon (2002), S. 281
Inhalt:
1. Allgemeine Begriffsklärung
2. Familie in Deutschland
3. Welche Bereiche sind interkulturell beeinflusst?
4. Die interkulturellen Unterschiede
4.1. Die Vaterrolle
4.2. Die Mutter- und Frauenrolle
4.3. Die Eltern-Kind-Beziehung
5. Eigene Darstellung
6. Literaturverzeichnis
7. Anhang
1. Allgemeine Begriffsklärung
An den Beginn meiner Arbeit möchte ich zunächst die detaillierte Auseinandersetzung mit den bestimmenden Begriffen dieser Arbeit setzen. Diese Auseinandersetzung soll sich mit den Begriffen Kultur und Familie beschäftigen. Da man, je nach Quelle, unterschiedliche Definitionen und Abgrenzungen zu diesen Begriffen findet, ist es notwendig einen eindeutigen Gegenstandsbereich herauszustellen.
Der Kulturbegriff als solcher ist für viele Wissenschaftler bereits die Grundlage der Diskussion. Das damit aufgeworfene Problem ist die fehlende Existenz einer allgemeingültigen, einheitlichen und klaren Definition von Kultur. Ein Lexikon beschreibt Kultur, in Zusammenhang mit dem Thema, wie folgt: „... 3 Gesamtheit der geistigen u. künstlerischen Ausdrucksformen eines Volkes,...,4 geistige u. seelische Bildung, verfeinerte Lebensweise, Lebensart.“[1]
Diese Definition beschreibt den Begriff zwar relativ genau, aber vor allem der 2. Teil des Zitats schützt nicht vor der Einordnung in ein Wertesystem. Was bedeutet, dass es Mitgliedern einer „westlichen Kultur“ schwer vorstellbar sein kann, die Bräuche und Wertvorstellung, beispielsweise eines afrikanischen Urvolks, als „verfeinert“ anzusehen. Um diesen Irrtümern vorzubeugen hält sich die folgende Arbeit an die Beschreibung von Gerhard Maletzke. „Wenn im folgenden von Kultur die Rede ist, dann immer im Sinne der modernen Kulturanthropologie ...: In der Kulturanthropologie ist Kultur im wesentlichen zu verstehen als ein System von Konzepten, Überzeugungen, Einstellungen, Wertorientierungen, die sowohl im Verhalten und Handeln als auch in ihren geistigen und materiellen Produkten sichtbar werden.“[2] An diese Definition, welche zwar immer noch verschiedene Vorstellungen beinhaltet, ist die folgende Arbeit angelehnt, und versucht eben dieser auch gerecht zu werden. Im Weiteren ist die Ausprägung einer Kultur in unterschiedliche, aber bestimmte Charakteristika Bestandteil der Exploration.
Der Begriff der Familie ist vermeintlich eindeutig auch im Lexikon definiert: „...(i.e.S.) Eltern u. Kinder…“[3]. Da diese Definition, in ihrer Allgemeinheit, zutreffend ist, genügt sie jedoch nicht um den Begriff eindeutig einzugrenzen. Die Eingrenzung von Familie stellt sich als ein Gegensatz zwischen Familie als Institution und als soziale Gruppe dar. Da die genaue Auseinandersetzung mit dieser Doppelnatur den Rahmen dieser Arbeit sprengen würde, beziehe ich meine Eingrenzung auf den folgenden Textauszug. „In heutigen Industrienationen verläuft der Prozess familialer Sozialisation im Zeichen der Widersprüche der Moderne…Die Familie hat sich in modernen Gesellschaften als unersetzbare Instanz der Sozialisation der nachwachsenden Generation erwiesen; zugleich wird die Sozialisationsfähigkeit der Familie durch die Arbeits- und Lebensverhältnisse der heutigen Industrienationen in Frage gestellt. Die Familie ist in modernen Gesellschaften zu einer kleinen sozialen Welt für sich geworden…“[4]
Aus diesem Auszug ist die starke Veränderung der Familie, die vor allem durch die Industrialisierung und die Dienstleistungsgesellschaft geprägt wurde, zu erkennen. Der Textauszug soll die Arbeit in ihrem familiären Hintergrund so eingrenzen, dass hauptsächlich die „moderne Familie“ als Gegenstand betrachtet wird.
Die „moderne Familie“ steht unter dem Einfluss, der unterschiedlichen Einordnung der Familie in die Soziologie. Wie schon im vorderen Bereich angesprochen, wird die Familie einerseits als Institution und andererseits als soziale Gruppe gesehen. Zunächst soll die Familie als Institution beleuchtet werden. Dabei stellt sich zunächst die Frage, was Institutionen sind. „Institutionen sind gesellschaftliche Vorkehrungen, die `Verhalten bündeln, ausrichten und besonderen Aufgaben zuordnen`.
Denn sie geben den Mitgliedern sozialer Gruppen Informationen in Form von Regeln und Wertvorgaben.“[5] Aufgrund dieser Definition fällt auch die Familie unter den Begriff der Institution. Des Weiteren stellt sich eine Institution immer durch ihre Funktionen dar. Die Institution hat dabei folgende Funktionen: die Orientierungsfunktion, die äußere Stabilitätsfunktion, die Steigerungsfunktion, dem Zumutungscharakter von Institutionen. Die Institution Familie zeichnet sich durch weitere spezielle Funktionen aus, welche die Reproduktionsfunktions- und Sozialisationsfunktion sowie Wirtschafts- und Solidaritätsfunktion sind.
Die Orientierungsfunktion ist dabei bestimmt durch die innere Stabilisierung, durch das Vorhandensein von Steuerungen erreicht wird. Im Gegensatz dazu steht die äußere Stabilität, die Berechenbarkeit und Routinisierung durch die geregelten Abläufe erst möglich macht. Dabei tritt vor allem der Aspekt der Kontrolle und der arbeitsteiligen Rollen- und Funktionszuordnung in den Vordergrund. Die Institution Familie stellt ebenso die Steigerungsfunktion dar. „Ohne organisierte, planmäßige Weitergabe von Erkenntnissen und Erfahrungen sind weder Erziehung noch überhaupt Kultur möglich.“[6] Der Zumutungscharakter einer Institution stellt sich hauptsächlich durch die hohe Folgebereitschaft der Institutionsmitglieder, welche das Ordnungsgefüge der Institution verlangt, dar.
Eine der speziellen Institutionsfunktionen der Familie ist die Reproduktions- und Sozialisationsfunktion. Diese Funktion stellt sicher, dass die Gesellschaft überlebensfähig bleibt, wobei die Entscheidung zu Kindern im Privaten liegt. Für die soziale Bedeutung der Fortpflanzung spricht die Regelung von Zuständigkeiten seitens der Gesellschaft.
Mit der Reproduktion ist ebenfalls die frühe Sozialisation des Kindes verbunden, da zur Sozialisation und zur sozialen Stabilisierung des Kindes eine stabile Bezugsperson und damit verbunden eine stabile Umgebung von Nöten ist. Die weitere spezielle Funktion stellt die Wirtschafts- und Solidaritätsfunktion dar. Dabei sind die Familien als Wirtschaftseinheiten zu betrachten, welche sowohl, Konsum als auch Produktion unterliegen, was wiederum für die gesamte Gesellschaft eine sehr bedeutende Rolle spielt. Der solidarische Teil der Funktion ist gekennzeichnet durch die Gestaltung der Freizeit und der Gestaltung von bestimmten verpflichtenden Festivitäten, um dadurch ein Milieu von Solidarität, Intimität und Entspannung zu schaffen.[7] „Wie wir sahen, verknüpfen sich bei der Betrachtung der Familienfunktionen die Mikro- und Makroebene. Die Familie als Institution stellt eine Art Scharnier dar, wodurch individuelle und gesamtgesellschaftliche Stabilisierungsleistungen miteinander verknüpft werden.“[8]
Das System der Familie als soziale Gruppe ist, im Gegensatz zur Institution, eher durch ihre Rollenstruktur gekennzeichnet. „In der folgenden Abhandlung wird der Begriff der „Struktur“ mit einer rollen- und systemtheoretischen Perspektive verbunden, d.h., die Strukturelemente sind identisch mit sozialen Rollen; und mit `System` wird der Bezugsrahmen einer Struktur bezeichnet.“[9] Diese Ausführung ist, bezogen auf das System Familie, wie folgt gekennzeichnet. „…, dass das System `Familie` im Hinblick auf die familialen Rollen, die Art und Weise, wie diese zueinander geordnet sind und in welcher Beziehung die familialen Rollenträger stehen, zu beschreiben ist.“[10] Die Familie als soziale Gruppe definiert sich somit durch die Rollen ihre Mitglieder und die damit verbundenen Beziehungen zueinander.
2. Familie in Deutschland
Im Folgenden soll beschreiben werden, wodurch sich deutsche Familie auszeichnen. Dabei ist es natürlich von logischer Konsequenz, dass einige Eigenarten, Merkmale und Bedingungen ebenso in anderen Kulturen, vor allem in westlichen Industrienationen, auftreten können. Auf diese Überschneidungen soll in diesem Bereich der Arbeit noch nicht eingegangen werden. Es soll nur einen grundlegenden Überblick über die Familiensituation in Deutschland gegeben werden, der eine Basis für die weiteren Ausführungen darstellen soll. Ich werde auf die geschichtliche Entwicklung der Familie in Deutschland, so weit möglich, verzichten, da dieses der Bestandteil einer eigenen Arbeit sein könnte.
Eine der bedeutendsten Entwicklungen für die Familie ist die Destabilisierung von Familie und Ehe. Diese Entwicklung ist jedoch durchaus in zweifacher Wertvorstellung zu sehen, denn einerseits wird von einem Traditionsverlust gesprochen, und andererseits von einem Gewinn an individueller Freiheit. Beide Entwicklungen verlaufen natürlich parallel, wobei jedoch die Sichtweise den entscheidenden Unterschied beinhaltet.[11]
In dieser Entwicklung steckt zugleich auch die biologisch-soziale Doppelnatur der Familie, die sich wie folgt ausdrückt. „Während die De- Institutionalisierungsthese also stärker den Bedeutungsverlust von Ehe und Familie und damit auch den quantitativen Rückgang der `Normalfamilie`(=Zwei-Eltern-Familie) betont, wird mit der Individualisierungsthese und vor allem von Beck die Aufgabe des begrifflichen Konstruktes `Familie` gefordert und die Pluralität von Familienformen herausgestellt, wobei er jedoch bei seinen erwähnten Beispielen nicht zwischen Ehe-, Lebens- und Familienformen differenziert.“[12]
Ich möchte im Folgenden auf einige spezielle Veränderungen und Situation von Familien in Deutschland eingehen. Zu Beginn soll die wirtschaftliche Situation der Familien im Blickpunkt der Betrachtung stehen. Die wirtschaftliche Situation von Familien orientiert sich sehr stark an der Kinderzahl der Familie, auf die im Anschluss eingegangen werden soll.
„Untermarktwirtschaftlichen Bedingungen ist das Erwerbseinkommen primär marktleistungsbestimmt. Damit kann freilich den unterschiedlichen Bedürfnissen verschieden großer Familien a priori nicht voll Rechnung getragen werden, wenn z.B. bei gleichen Leistungseinkommen ceteris paribus in einem Fall zwei `marktpassive` Familienmitglieder mitzuversorgen sind, im anderen Fall vier.“[13] Diesen Unterscheid auszugleichen ist Aufgabe des Sozialstaates, dabei ist jedoch fraglich ob diese Korrekturen auch marktangepasst sind. Besondere Probleme bezüglich des Einkommens sind bei jungen Familien zu erkennen, die sich erst im Aufbau befinden.[14] Eine weitere Problemstellung ist die Veränderung der Rolle der Frau in der Familie. Die Rolle der Frau als Mutter und Hausfrau ist eher seltener geworden, was natürliche starke soziale Veränderungen zur Folge hat, aber auch wirtschaftliche Veränderungen für die Familien sind die Konsequenzen. Das bedeutet, dass Familien mit zwei arbeitenden Elternteilen einer höheren Einkommensklasse zuzuordnen sind und damit, rein wirtschaftlich, mehr Platz für Kinder ist. Diese Entwicklung stellt sich ebenfalls als eine Abwendung von der Großfamilie dar, denn: „Ein wesentlicher Grund für das sichtbare Einkommensgefälle zwischen Familien unterschiedlicher Kinderzahl liegt darin, dass die Ehefrau als zweiter Einkommensbezieher in der Familie mit zunehmender Kinderzahl ausfällt.“[15].
[...]
[1] Wahrig-Burfeind: Fremdwörterlexikon (2002), S. 519
[2] Maletzke: Interkulturelle Kommunikation (1996), S. 16
[3] Wahrig-Burfeind: Fremdwörterlexikon (2002), S. 281
[4] Trommsdorff(Hrsg.): Sozialisation im Kulturvergleich(1989), S.42
[5] Hettlage: Familienreport (1998), S. 22
[6] Hettlage: Familienreport (1998), S. 28
[7] Vgl: Hettlage: Familienreport (1998), S. 22-37
[8] Hettlage: Familienreport (1998), S. 37
[9] Nave-Herz: Familie heute (1994), S. 1
[10] Nave-Herz: Familie heute (1994), S. 1
[11] Vgl: Nave-Herz: Familie heute (1994), S. 3
[12] Nave-Herz: Familie heute (1994), S. 3
[13] Jans;Sering(Hrsg.): Familien im wiedervereinigten Deutschland (1992), S. 71-72
[14] Vgl: Jans;Sering(Hrsg.): Familien im wiedervereinigten Deutschland (1992), S. 72
[15] Jans;Sering(Hrsg.): Familien im wiedervereinigten Deutschland (1992), S. 73
- Citar trabajo
- Dipl. Päd. Hermann Schoß (Autor), 2003, Familienmerkmale im interkulturellen Vergleich, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/16038
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