Beschränkt man den Zeitraum, in dem der Modernismus in der Literatur Portugals eine bedeutende Rolle spielte, auf die Jahre zwischen der ersten portugiesischen Veröffentlichung des Futuristischen Manifests von F. T. Marinetti 1909 im Diário dos Açores und 1940, dem Jahr der letzten Nummer der Zeitschrift presença1 , so stellt man fest, daß die dieser 1 Periode zugeordneten Autoren von der Literaturwissenschaft bisher sehr unterschiedlich beachtet worden sind. Während die Zahl der Arbeiten zu Fernando Pessoa kaum noch überschaubar ist, hat die Beschäftigung mit den Texten anderer Autoren dieser Zeit nicht nur später begonnen, sondern ist bis heute z.T. ausgesprochen spärlich geblieben.
Für die über viele Jahre schwache Resonanz auf die Texte von José de Almada Negreiros war sicherlich ein Grund, daß sie in vielen Fällen seit ihrer Veröffentlichung in kurzlebigen Zeitschriftenprojekten (Orpheu, Portugal futurista usw.) oder als Flugschriften im Selbstverlag (Manifesto anti-Dantas e por extenso) jahrzehntelang nicht mehr verfügbar waren. Ein erster Versuch der Herausgabe von Obras completas bei Editorial Estampa, Lisboa in den Jahren 1971 - 1973 gelang nicht vollständig und erhielt in einer Besprechung durch Maria Aliete Galhoz folgende Schlußbewertung:
P.S. - É de lamentar (pois, provàvelmente, não voltará a publicar-se tão cedo uma edição das Obras Completas de Almada) a negligência com que, na presente edição, os textos foram revistos.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Möglichkeiten der Annäherung an einen Mythos
- Der literarische Text und sein ideologischer Code
- Aspekte der Avantgardeliteratur
- Die europäische Avantgarde
- Reichweite der Analyse
- Eine "nationale" und eine "internationale Strömung"
- Der modernistische Code Almadas als Reflex auf eine europäische Bewegung
- Die portugiesische Avantgarde
- Erzähltextanalyse: Nome de guerra
- Der Diskurs des erzählenden Ichs
- Die Erzählinstanz und die Zeit des Erzählens
- Erzählebenen
- Der Erzähler
- Aspekte des stilistischen Codes
- Zeit
- Die zeitliche Organisation der Geschichte
- Diskurszeit und Häufigkeit
- Fokalisation
- Kapitel VI und VIII
- Kapitel XXX bis XXXIV
- Kapitel LV - LXIV
- Perspektivierung von Figuren und Raum
- Vergleichende Textanalysen
- Eine frühe Erzählung des "primeiro Modernismo": A grande sombra
- Ein Erzähltext des "Segundo Modernismo"
- Presença und der Modernismus
- E16i ou romance numa cabeça
- Konklusion
- Verzeichnis der benutzten Literatur
- Primärliteratur
- Sekundärliteratur
- Anhang: Chronologie
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die wissenschaftliche Hausarbeit untersucht den modernistischen Diskurs im Roman "Nome de guerra" von José de Almada Negreiros, um die ästhetische Position des Autors innerhalb des portugiesischen Modernismus zu bestimmen. Die Arbeit analysiert den Text als ein in sich geschlossenes Kunstwerk, das in einen ästhetischen Kontext eingebettet ist. Die Untersuchung basiert auf einer Analyse des ideologischen Codes, der sich in der Organisation des Diskurses manifestiert. Dabei werden die theoretischen Positionen des Autors, insbesondere seine Konzeption der "Ingenuidade", berücksichtigt.
- Der modernistische Diskurs in "Nome de guerra" als Ausdruck eines spezifischen ideologischen Codes
- Die Rolle des Erzählers und die Gestaltung der Erzählperspektive in "Nome de guerra"
- Die Beziehung zwischen dem "primeiro Modernismo" und dem "Segundo Modernismo" in Portugal
- Der Vergleich von "Nome de guerra" mit anderen Erzähltexten des portugiesischen Modernismus, insbesondere mit "A grande sombra" von Mário de Sá-Carneiro und "E16i ou romance numa cabeça" von João Gaspar Simões
- Die Bedeutung der "Ingenuidade" für die ästhetische Position von José de Almada Negreiros
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Arbeit skizziert die Problematik der Rezeption von José de Almada Negreiros und stellt die Notwendigkeit einer intensiveren Auseinandersetzung mit seinem Werk heraus. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Romans "Nome de guerra" und der Bestimmung des modernistischen Diskurses in diesem Text. Die Arbeit befasst sich mit der Frage, wie sich der Modernismus in der Organisation des Diskurses manifestiert und welche Bedeutung die theoretischen Positionen des Autors für die ästhetische Position des Textes haben.
Das zweite Kapitel behandelt die Aspekte der Avantgardeliteratur im Allgemeinen und die Entwicklung des Modernismus in Portugal. Die Arbeit stellt die Bedeutung von Orpheu als Meßpunkt der Entwicklung zweier, unterschiedliche Einflüsse verarbeitender modernistischer Strömungen heraus: einer "nationalen" Strömung um Pessoa und Sá-Carneiro und einer "internationalen" Strömung um Almada, Guilherme de Santa-Rita und Amadeo de Souza-Cardoso. Die Arbeit untersucht den ideologischen Code Almadas anhand von Texten, die einen direkten Bezug zu "Nome de guerra" zulassen, und setzt diesen in Beziehung zu Thesen Marinettis und Pessoas.
Im dritten Kapitel wird "Nome de guerra" anhand der Erzähltheorie von Gérard Genette analysiert. Die Arbeit untersucht den Diskurs des erzählenden Ichs, die Zeitstruktur des Textes und die Fokalisation der Information. Die Analyse zeigt, dass "Nome de guerra" von einer starken Dominanz des Erzählers geprägt ist, der die Geschichte als ein in sich geschlossenes Kunstwerk organisiert. Die "vermittelte interne Fokalisation" spiegelt die Bewußtseinsentwicklung des Protagonisten Antunes wider und unterstützt den essayistischen Charakter des Textes.
Das vierte Kapitel widmet sich vergleichenden Textanalysen von "A grande sombra" von Mário de Sá-Carneiro und "E16i ou romance numa cabeça" von João Gaspar Simões. Die Analyse zeigt, dass "A grande sombra" ein Beispiel für eine frühe, symbolistische Form des modernistischen Diskurses ist, die durch eine starke Fokussierung auf das Unterbewußtsein des Protagonisten und eine Tendenz zum inneren Monolog geprägt ist. "E16i ou romance numa cabeça" hingegen zeigt eine stärkere Nähe zur Psychoanalyse und eine konsequentere interne Fokalisation. Die Arbeit stellt heraus, dass "Nome de guerra" im Gegensatz zu den beiden anderen Texten eine harmonische Beziehung zwischen Diskurs und Inhalt aufweist, die durch die "Ingenuidade" des Protagonisten Antunes und die "vermittelte interne Fokalisation" geprägt ist.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Modernismus, den ideologischen Code, den Diskurs, die Erzähltheorie, die Fokalisation, die "Ingenuidade", den "primeiro Modernismo" und den "Segundo Modernismo" in Portugal. Die Arbeit analysiert die ästhetische Position von José de Almada Negreiros anhand des Romans "Nome de guerra" und setzt ihn in Beziehung zu anderen Autoren des portugiesischen Modernismus, insbesondere zu Mário de Sá-Carneiro und João Gaspar Simões. Die Arbeit untersucht die Rolle des Erzählers und die Gestaltung der Erzählperspektive in "Nome de guerra" und stellt heraus, dass der Text eine harmonische Beziehung zwischen Diskurs und Inhalt aufweist, die durch die "Ingenuidade" des Protagonisten Antunes und die "vermittelte interne Fokalisation" geprägt ist.
- Arbeit zitieren
- Erwin Heigelmann (Autor:in), 1995, Der modernistische Diskurs in Almada Negreiros Roman Nome de guerra, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/1602
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