Sich durch sprachliche und außersprachliche Mittel zu verständigen ist ein natürliches Bedürfnis des Menschen. Denn ohne Kommunikation, sei sie lautsprachlich, schriftsprachlich oder auf Gestiken basierend, können Menschen ihre Gedanken und Gefühle nicht austauschen. Sich zu anderen Wesen seiner Art zu gesellen und sich mit diesen auszutauschen, ist aber ein natürliches Grundbedürfnis des Menschen; ohne soziale Kontakte, welche mittels Kommunikation aufrechterhalten werden, würde der Mensch vereinsamen.
Das Gespräch ist eine wichtige soziale Größe, da es die Grundeinheit der Kommunikation zwischen den Menschen bildet. Im sozialen Alltag spielen Gespräche eine essentielle Rolle, denn Sprache ist das Medium, durch welches eine Interaktion zwischenmenschlicher Art realisiert wird. Auch beim Erlernen von Sprache übernimmt das Gespräch eine elementare Funktion, denn es ist „zweifellos die prototypische Form des Sprachgebrauchs, über die wir alle unsere ersten Erfahrungen mit Sprache machen – die Matrix für den Spracherwerb.“ Der Dialog, also das Gespräch zwischen zwei Menschen, soll Gegenstand der folgenden Untersuchung sein, da dieser wiederum die am häufigsten gebrauchte Form des Gespräches ist.
Mit Gesprächen unterschiedlicher Art beschäftigen sich Forscher aus verschiedenen Disziplinen. Zu den Forschungsrichtungen, die die unterschiedlichen Facetten der verbalen Interaktion untersuchen und die Gesprächsanalyse als Forschungsinstrument nutzen, gehören u.a. die Soziologie, die Psychologie, die Psychiatrie, die Pädagogik, die Politikwissenschaften, die Philosophie, die Anthropologie, die Kommunikationswissenschaft, die Literaturwissenschaft sowie verschiedene Subdisziplinen und Abzweigungen, wie zum Beispiel die Dialogforschung als spezieller Untersuchungsbereich der Linguistik, die sich mit der Beschreibung von Strukturen, Typen, Inhalten und Funktionen von Dialogen beschäftigt. In dieser Untersuchung wird, weil sie eine sprachwissenschaftliche ist, konsequenterweise die Linguistik die maßgebliche Disziplin sein, aus deren Perspektive die Thematik dieser beleuchtet wird.
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Hauptteil
- 1.1 Gesprochene Sprache als Gegenstand der Linguistik
- 1.1.1 Rückblick
- 1.1.2 Das Gespräch - Definition, allgemeine Merkmale, Grundbegriffe
- 1.1.2.1 Gesprächsformen
- 1.1.2.2 Die Gesprächsanalyse
- 1.1.2.2.1 Methodik
- 1.2 Merkmale der geschriebenen und der gesprochenen Sprache im Vergleich
- 1.3 Spezifika der gesprochenen Sprache
- 1.3.1 Aspekte und Folgen der Kopräsenz der Gesprächsteilnehmer: Deixis, wechselseitige Wahrnehmung, Multimodalität
- 1.3.2 Besonderheiten bei der Bedeutungsherstellung durch Sprecher und Hörer im verbalsprachlichen Prozess
- 1.3.3 Vielfältigkeit, Variabilität und Normiertheit
- 1.3.4 Aussprachevarietäten
- 1.3.5 Stimme und Prosodie
- 1.3.6 Phonetische Besonderheiten
- 1.3.7 Syntaktische Besonderheiten
- 1.3.8 Gliederungsindikatoren
- 1.3.9 Transkriptionszeichen nach GAT
- 1.3.9.1 Prosodische Phänomene
- 1.3.9.2 Phonetische Phänomene
- 1.3.9.3 Syntaktische Phänomene
- 1.3.9.4 Gliederungsindikatoren
- 1.4 Das Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher
- 1.4.1 Unterscheidung zwischen Medium und Konzeption nach Söll
- 1.4.2 Nähe und Distanz: Kommunikationsbedingungen und Versprachlichungsstrategien
- 1.4.3 Charakterisierung des Beispieltranskriptes durch das Nähe-Distanz-Modell
- 1.5 Fingierte Mündlichkeit
- 1.5.1 Was ist fingierte Mündlichkeit und in welchen Formen gibt es sie?
- 1.5.2 Fingierte Mündlichkeit als Schreibstrategie
- 1.5.3 Funktionen der fingierten Mündlichkeit - gleicht sie ein Defizit der Schrift aus?
- 1.5.4 Wie kann durch das Fingieren von Mündlichkeit die Illusion einer Nähesprachlichkeit erzeugt werden?
- 1.5.5 Charakterisierung der fingierten Mündlichkeit durch das Nähe-Distanz-Modell
- 1.6 Die Charakteristika fingierter Dialoge in „Der Zauberberg“ von Thomas Mann und in „Mondscheintarif“ von Ildikó von Kürthy
- 1.6.1 Analysen der Dialogteile aus „Der Zauberberg“ hinsichtlich mimetisch dargestellter nähesprachlicher Merkmale
- 1.6.2 Analysen der Dialogteile aus „Mondscheintarif“ hinsichtlich mimetisch dargestellter nähesprachlicher Merkmale
- 1.6.3 Vergleich der Nähesprachlichkeit simulierenden Mittel in „Der Zauberberg“ und in „Mondscheintarif“
- 1.6.4 Analysen der Charakteristika und der Funktionen der fingierten Mündlichkeit in „Der Zauberberg“ und in „Mondscheintarif“ durch das Nähe-Distanz-Modell
- 1.1 Gesprochene Sprache als Gegenstand der Linguistik
- 2. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit befasst sich mit der Analyse von Nähe und Distanz in fingierter Mündlichkeit. Der Fokus liegt auf der Erforschung der sprachlichen Mittel, die in literarischen Texten verwendet werden, um die Illusion von Nähesprachlichkeit zu erzeugen.
- Untersuchung der Merkmale von gesprochener Sprache und ihrer Darstellung in schriftlichen Texten
- Analyse des Nähe-Distanz-Modells von Koch und Oesterreicher und seine Anwendung auf fingierte Dialoge
- Erforschung der Funktionen und Effekte von fingierter Mündlichkeit in literarischen Texten
- Vergleich der Darstellung von Nähesprachlichkeit in zwei Beispieltexten: „Der Zauberberg“ von Thomas Mann und „Mondscheintarif“ von Ildikó von Kürthy
- Zusammenführung der Ergebnisse und Interpretation der Erkenntnisse im Kontext der literarischen Kommunikation
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der sprachlichen Kommunikation und die Bedeutung des Gesprächs als Grundlage menschlicher Interaktion ein. Der Hauptteil beschäftigt sich mit den Merkmalen der gesprochenen Sprache im Vergleich zur geschriebenen Sprache, mit dem Nähe-Distanz-Modell von Koch und Oesterreicher sowie mit dem Phänomen der fingierten Mündlichkeit. In den Kapiteln 1.6.1 und 1.6.2 werden exemplarisch Dialoge aus „Der Zauberberg“ und „Mondscheintarif“ analysiert, um die mimetische Darstellung von Nähesprachlichkeit in diesen Texten zu untersuchen. Das Fazit fasst die wichtigsten Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Gesprochene Sprache, fingierte Mündlichkeit, Nähe-Distanz-Modell, Gesprächsanalyse, literarische Kommunikation, „Der Zauberberg“, „Mondscheintarif“, Nähesprachlichkeit, mimetische Darstellung, sprachliche Mittel, Funktionen, Effekte, Vergleich, Analyse.
- Arbeit zitieren
- Janina Stührmann (Autor:in), 2010, Gesprächsanalytische Untersuchung von Nähe und Distanz in fingierter Mündlichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159740
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