Der Manichäismus ist eine Religion, die im 3. Jahrhundert n. Chr. im Mesopotamien zur Zeit der Sassaniden entstand, sich von Spanien bis nach China verbreitete und zeitweise sogar zum größten Gegenspieler des Christentums im Römischen Reich wurde. Aber nicht nur daher rührt seine Relevanz, sondern der Manichäismus spiegelt auch die religiöse Vielfalt im damaligen Iran wieder1, aus der er - wie wir sehen werden -, unter anderem seine missionarische Kraft zog.
Inhalt
1. Vorwort
2. Manis Lehren
2.1. Einführung in den manichäischen Dualismus
2.2. Umriss der manichäischen Vorstellung von der Entstehung des Menschen
3. Die Ausbreitung des Manichäismus
3.1. Die manichäische Mission
3.2. Die Verbreitung des Manichäismus Richtung Osten
4. Faszination Manichäismus - Ein Erklärungsversuch
Literaturverzeichnis
1. Vorwort
Der Manichäismus ist eine Religion, die im 3. Jahrhundert n. Chr. im Mesopotamien zur Zeit der Sassaniden entstand, sich von Spanien bis nach China verbreitete und zeitweise sogar zum größten Gegenspieler des Christentums im Römischen Reich wurde. Aber nicht nur daher rührt seine Relevanz, sondern der Manichäismus spiegelt auch die religiöse Vielfalt im damaligen Iran wieder1, aus der er - wie wir sehen werden -, unter anderem seine missionarische Kraft zog.
2. Manis Lehren
2.1 Einführung in den manichäischen Dualismus
Mani (216-277 n.Chr.), der Begründer des Manichäismus, wuchs im Umfeld einer gnostischen2 jüdisch-christlichen Baptistensekte in Mesopotamien auf3. Man könnte also zu der Ansicht gelangen, Manis Lehren seien maßgeblich von diesen beiden Religionen geprägt worden. Dagegen allerdings spricht die zu dieser Zeit vorherrschende Verbreitung des Zoroastrismus in Mesopotamien, dessen Dualismus deutlich in den manichäischen Lehren erkennbar ist4:
„The most likely interpretation would recognize the dominating imprint of Iranian dualism since without a doubt the dualistic doctrine is central and pivotal to Mani's thought and to the teachings and practises of his church.“[Gnoli, 1987, 165] Auch wenn sich die Manichäer später im Römischen Reich als Christen sahen und Mani sich selbst zu einem Apostel Jesu erklärt hatte, basiert das manichäische Glaubenkonzept vor allem auf den zwei Prinzipien vom Licht(stellvertretend für den menschlichen Geist) und von der Dunkelheit(stellvertretend für den Materialismus)5. Dabei geht der Manichäismus von drei verschiedenen Perioden aus, in denen Licht und Dunkelheit entweder nebeneinander oder miteinander vermischt existieren. Die erste Periode bezeichnet den Ur-Zustand (das Goldene Zeitalter), in dem die beiden Mächte Licht und Dunkelheit voneinander getrennt sind. Die zweite Periode bezeichnet die Gegenwart, in der sich die beiden Mächte vermischt haben. Die dritte Periode beinhaltet die von den Manichäern angestrebte, endgültige Trennung von Gut und Böse bzw. Licht und Dunkelheit6. Die Gegenwart ( die 2. Periode) also ist der manichäischen Lehre zufolge Resultat eines Kampfes zwischen den beiden sich als „Father of Greatness“7 und „Prince of Darkness“8 personifizierten, gegenüberstehenden Mächten von Licht und Dunkelheit. In diesem Zusammenhang steht das Licht für Spiritualität, dagegen die Dunkelheit für Körperlichkeit. Auf den Menschen bezogen bedeutet das z.B., dass sein Körper eine materielle Hülle (Dunkelheit) ist, die seine Spiritualität (Licht) gefangen hält. Der von den Manichäern angenommene ständige Kreislauf von Leben und Tod ist sozusagen die stärkste Waffe der dunklen Macht9. Der Mensch kann nur dagegen kämpfen und zum Zustand der endgültigen Trennung von Gut und Böse (3. Periode) gelangen, indem er sich spirituell, durch Erkenntnis und die Einhaltung der manichäischen Gebote (z.B. durch Meditation und Askese), von allem Materiellen befreit10.
2.2. Umriss der manichäischen Vorstellung von der Entstehung des Menschen
Wenn wir uns also diese dualistische, aber auch buddhistische(Reinkarnation) Gedanken beinhaltende Grundlehre des Manichäismus anschauen, stellt sich die Frage, inwiefern man überhaupt eine jüdisch-christliche Beeinflussung des Manichäismus feststellen kann, bzw. warum sich Mani als Apostel Jesu verstand. Einen Hinweis finden wir im näheren Betrachten der manichäischen Schöpfungsgeschichte, die beschreibt, wie die Erde, die Berge, die Gestirne usw. durch den Kampf zwischen Licht und Dunkelheit entstehen. Der „Gott des Lichts“ und der „Prinz der Finsternis“ erschaffen immer neue Wesen (Lichtgestalten / Dämonen der Dunkelheit), die sich gegenseitig bekämpfen. Aus den Leichen der Dämonen der Dunkelheit geht dann zum Beispiel die Erde hervor, während aus wieder befreitem Licht die Sonne entsteht. Um nun das Licht effektiver einzuschließen, erschafft der Prinz der Finsternis die zwei Dämonen Ashaglun und Namrael (sie stehen für männlich und weiblich). Diese wiederum paaren sich, woraus die ersten Menschen, namentlich Adam und Eva, hervorgehen11. In diesen alt-testamentarischen Namensgebungen finden wir also eine Verbindung zum Christentum, wobei es sich lediglich um ersetzbare Begrifflichkeiten handelt. Warum aber sah Mani sich nicht nur in einer Reihe mit Buddah und Zarathustra, deren Ideen deutlich im Manichäismus wiederzufinden sind, sondern auch als Nachfolger Adams, Moses und insbesondere Jesus12 ? Zur Klärung dieser Frage führt Hans Jakob Polotsky die folgenden zwei Gründe an: „Erstens kann es als einigermaßen sicher betrachtet werden, daß Jesus der einzige frühere Religionsstifter war, von dessen Verkündigung M.[Mani] eine konkrete, quellenmäßige Kenntnis besaß[...]; zweitens sah M. sich im Laufe seiner Wirksamkeit veranlasst, seine Verkündigung in größerem Ausmaße als er ursprünglich wohl vorgesehen hatte, auf die christlichen Missionsgebiete einzurichten:“[Polotsky, 1977, 136] Daraus können wir schließen, dass es Mani nicht darum ging, christliche Lehren in sein Konzept aufzunehmen, sondern seine Lehren dem jeweiligen missionarischen Zweck anzupassen.
3. Die Ausbreitung des Manichäismus
3.1. Die manichäische Mission
Wie bereits ausgeführt, sah Mani sich in einer Reihe mit Religionstiftern wie Zarathustra, Buddah und Jesus, allerdings nicht als deren Nachfolger. Vielmehr beanspruchte er für sich, ihr Wirken abschließend zu vollenden. Mani sah seine Vorgänger als regionale Propheten, die sich nicht über die Grenzen ihrer Heimatländer hinweg durchsetzen konnten. Außerdem hätten diese durch das Versäumen, ihre Lehren persönlich zu verschriftlichen, späteren Fälschungen Tür und Tor geöffnet13. Mani dagegen schrieb alle seine Lehren nieder und begann seine rege Missionstätigkeit zunächst in Richtung Indien und dem Turan. Im Sassanidischen Reich wurde der Manichäismus nach politischen Veränderungen sogar fast Staatsreligion. Hier im Ursprungsort der von ihm begründeten Religion befand sich Mani strategisch günstig zwischen den großen Mächten im Westen und Osten. Seine Missionsreisen, die ihn in alle Ecken des Sassanidischen Reiches und bis nach China führten, lassen auf eine Fülle missionarischer Möglichkeiten schließen, die Mani ausführlich genutzt hat14. Hatte sich der Manichäismus zwar schnell im Iran verbreitet, so konnte er sich aber auf Dauer nicht gegen den Zoroastrismus durchsetzen, der durch Neu- organisation zur nationalen Kircheaufstieg.
[...]
1 vgl. Gnoli, Gherardo and Davies, J.G: „Manichaeism: An Overview, Manichaeism and Christianity“ , in: The Encyclopedia of Religion Vol.IX, ed. by Mircea Eliade (et al.) New York: Macmillian Publishing Company, 1987, S.161-171.
2 Gnostisch= nach Erkenntnis strebend, Religionswiss. Begriff für versch. Religionen und Gruppierungen des 2. und 3. Jahrhunderts.
3 vgl. a.a.O. S.165f.
4 vgl. ebd.
5 vgl. a.a.O. S. S.170.
6 vgl. Gnoli: Manichaeism, 1987, S. 163ff.
7 vgl. Gnoli: Manichaeism, 1987, S. 164
8 vgl. ebd.
9 vgl. Beduhn, Jason: „Manichean Concepts of Human Physiology“, in: The Light and the Darkness: studies in manichaeism and its world, ed. by Jason BeDuhn et al, Leiden: Brill, 2001 (Nag Hammadi and Manichaean Studies No.50), S. 5ff.
10 vgl. Gnoli, Manichaeism, S. 164f
11 vgl. ebd.
12 vgl. Polotsky, Hans Jakob: „Manichäismus“, in: Der Manichäismus, hrsg. von Geo Widengren, Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 1977, (Wege der Forschung Bd. 168), S.134f.
13 vgl. Polotsky: Manichäismus, 1977, S.135f.
14 vgl. Lieu, Samuel N.C. : Manichaeism in Central Asia and China, Leiden u.a. : Brill, 1998 (Nag Hammadi and Manichaean Studies No.45), S. 87f.
- Citar trabajo
- Jan Hendrik Holler (Autor), 2009, Manichäismus - Die erfolgreiche Verbreitung einer Lehre, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/159693
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