Fast jeder kennt einen Menschen, der große Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben hat.
Analphabetismus wird in Deutschland mit guten Schul- und Weiterbildungsmöglichkeiten
bekämpft. Dennoch gibt es Menschen, die trotz guter Schulbildung, hoher Intelligenz und guter
Allgemeinbildung nicht richtig lesen und schreiben können. In diesem Zusammenhang wird in den
Medien häufig von „Legasthenikern“ gesprochen. Doch was ist Legasthenie genau und wie entsteht
sie? Welche Bedeutung und welche Folgen hat es für ein Grundschulkind und sein familiäres
Umfeld, wenn eine Legasthenie festgestellt wird?
Wenn ein legasthenisches Kind nicht speziell gefördert wird, müsste es wahrscheinlich schon in der
Grundschulzeit auf eine Sonderschule wechseln. Dort hätte es sicherlich nicht die Aussicht einen
Schulabschluss machen zu können. Ohne Lesen und Schreiben zu können wird der Legastheniker
auch keinen normalen Arbeitsplatz finden. Diese schlechte Zukunftsaussicht für das legasthenische
Grundschulkind fordert Möglichkeiten der Förderung.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit den Fördermöglichkeiten für legasthenische
Grundschulkinder in Berücksichtigung der Entstehung von Legasthenie, sowie deren Symptome
und Folgen. Es soll ein Überblick über praktikable Hilfen und Hinweise zum Umgang mit
legasthenischen Kindern für Eltern und Lehrer gegeben werden.
Inhaltsangabe
1. Einleitung
2. Definition
3. Ursachen
3.1 Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD)
3.1.1 Visuelle Wahrnehmungsschwäche
3.1.2 Auditive Differenzierungsschwäche
3.1.3 Visuo-motorische Koordinationsstörung
3.1.4 Störungen der Hemisphären im Bereich der Zusammenarbeit
3.2 Seh- und Hörstörungen
3.3 Kongenitale Ursachen
3.4 Umwelt- und Milieufaktoren
4. Symptome
5. Folgen
6. Umgang mit dem legasthenischen Kind und Fördermöglichkeiten
6.1 Der schulische Bereich
6.2 Der außerschulische Bereich
6.3 Der familiäre Bereich
7. Schluss
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Fast jeder kennt einen Menschen, der große Schwierigkeiten beim Lesen und Rechtschreiben hat.
Analphabetismus wird in Deutschland mit guten Schul- und Weiterbildungsmöglichkeiten
bekämpft. Dennoch gibt es Menschen, die trotz guter Schulbildung, hoher Intelligenz und guter
Allgemeinbildung nicht richtig lesen und schreiben können. In diesem Zusammenhang wird in den
Medien häufig von „Legasthenikern“ gesprochen. Doch was ist Legasthenie genau und wie entsteht sie? Welche Bedeutung und welche Folgen hat es für ein Grundschulkind und sein familiäres Umfeld, wenn eine Legasthenie festgestellt wird?
Wenn ein legasthenisches Kind nicht speziell gefördert wird, müsste es wahrscheinlich schon in der Grundschulzeit auf eine Sonderschule wechseln. Dort hätte es sicherlich nicht die Aussicht einen Schulabschluss machen zu können. Ohne Lesen und Schreiben zu können wird der Legastheniker auch keinen normalen Arbeitsplatz finden. Diese schlechte Zukunftsaussicht für das legasthenische Grundschulkind fordert Möglichkeiten der Förderung.
Diese Hausarbeit beschäftigt sich mit den Fördermöglichkeiten für legasthenische Grundschulkinder in Berücksichtigung der Entstehung von Legasthenie, sowie deren Symptome und Folgen. Es soll ein Überblick über praktikable Hilfen und Hinweise zum Umgang mit legasthenischen Kindern für Eltern und Lehrer gegeben werden.
2. Definition
Der Begriff Legasthenie kommt von den lateinischen Wort „legere“, was auf deutsch lesen bedeutet[1]. „Asthenie“ kommt ursprünglich aus dem griechischen und heißt Schwäche[2]. Legasthenie bedeutet also wörtlich übersetzt „Leseschwäche“. In der internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) ist Legasthenie eine „umschriebene Entwicklungsstörung der Lese-Rechtschreibfertigkeit bei normal entwickelter Intelligenz“[3]. Der Bundesverband Legasthenie e.V. definiert Legasthenie als eine „Bezeichnung für Schwäche beim Erlernen von Lesen, Schreiben und Rechtschreiben, die weder auf allgemeine Beeinträchtigung der geistigen Entwicklung, noch auf unzulänglichen Unterricht zurückgeführt werden kann“[4]. Da das Wort Legasthenie wörtlich übersetzt lediglich Leseschwäche bedeutet, wird heute im Allgemeinen der Begriff Lese-Rechtschreibschwäche (LRS) benützt.
3. Ursachen
Wie entsteht Legasthenie? Da in den letzten beiden Jahrzehnten die Anzahl von Schülern immer mehr zugenommen hat, die große Schwierigkeiten beim Erwerb von Lese- und Rechtschreibfertigkeiten haben, hat sich die Forschung auf diesem Gebiet verstärkt. Eine allgemein gültige Theorie gibt es jedoch bisher noch nicht. Man geht auf Grund von intensiven Untersuchungen davon aus, dass Legasthenie sich nicht auf eine einzelne Ursache zurückführen lässt. Legasthenie ist vielmehr das Ergebnis eines Zusammenwirkens mehrerer Faktoren.
3.1 Minimale Cerebrale Dysfunktion (MCD)
Die moderne Hirnforschung ermöglicht es die Regionen, die beim Lesen und Schreiben im
Gehirn aktiv sind sichtbar zu machen. Man kann feststellen, dass bei Legasthenikern die
Verarbeitung von Schriftsprache anders abläuft als bei Nicht-Legasthenikern. Man unterscheidet
hierbei zwischen Visuelle Wahrnehmungsschwäche, Auditive Differenzierungsschwäche,
Visuo-motorische Koordinationsstörung und Störungen der Hemisphären im Bereich der
Zusammenarbeit.
3.1.1 Visuelle Wahrnehmungsschwä che
Diese Teilleistungsschwäche bezeichnet alle Phänomene, die als Raumlage-Labilität oder
Raumorientierungsschwäche benannt werden[5]. Legastheniker verwechseln oft ähnlich
aussehende Buchstaben oder Wörter. Die Raumorientierungsschwäche äußert sich in
Unsicherheit der Leserichtung und spiegelbildliche Buchstaben im Schriftbild.
3.1.2 Auditive Differenzierungsschwäche
Durch mangelnde akustische Differenzierungsfähigkeit verwechseln Legastheniker ähnlich
klingende Laute und Wörter oder lassen nicht deutlich hörbare Buchstaben aus. Auch die
schnelle akustische Verarbeitung und die zentrale Verarbeitung von akustischen Informationen
kann von der Schwäche beeinträchtigt sein[6].
3.1.3 Visuo-motorische Koordinationsstörung
Um visuelle Sinneseindrücke wie Figuren, Symbole oder Buchstaben zeichnerisch oder
schreibend darzustellen bedarf es einer Vorstellung, wie der motorische Bewegungsablauf
für die entsprechende Figur aussieht. Eine visuo-motorische Koordinationsstörung liegt vor,
wenn diese visuellen Sinneseindrücke nicht reproduziert, beziehungsweise die Umsetzung in
entsprechende Bewegungsabläufe erschwert oder unmöglich ist[7].
3.1.4 Störungen der Hemisphären im Bereich der Zusammenarbeit
Die perfekte Zusammenarbeit der rechten und der linken Gehirnhälfte ist eine wichtige
Voraussetzung um Lesen und Schreiben zu können. „Viele Untersuchungen weisen darauf hin,
dass diese Zusammenarbeit der Gehirnhälften bei Legasthenikern beeinträchtigt ist“[8].
3.2 Seh- und Hörstörungen
Um richtig Lesen und Schreiben zu können ist es wichtig, dass kleinste Unterschiede an Wörtern
visuell und akustisch wahrgenommen werden. Störungen im Bereich des Sehens und Hörens
wirken sich hemmend auf den Lernprozess aus[9].
3.3 Kongenitale Ursachen
Untersuchungen an Familien von lese- und rechtschreibschwachen Kindern haben ein
verstärktes Auftreten der Schwäche in manchen Familien gezeigt. Genauere Studien der
betroffenen Familien und die moderne Chromosomenforschung lassen den Schluss zu, dass
Vererbung eine mögliche Ursache für Legasthenie sein kann[10].
3.4 Umwelt und Milieufaktoren
Es ist bekannt, dass ungünstige Umweltbedingungen Lernprozesse verzögern oder hemmen.
Äußere Umstände im Leben des Kindes wie z.B. Erziehung, Schulung, Gesellschaft und
Umwelt verursachen die Legasthenie zwar nicht, aber wirken wesentlich mit bei ihrem
Verlauf[11].
4. Symptome
Eine Legasthenie, die bei allen Kindern gleich aussieht, gibt es nicht. Je nach Schweregrad und
Veranlagung äußern sich die Symptome in unterschiedlicher Fülle und Ausprägung. Allerdings gibt es charakteristische Fehler, die bei einer Lese-Rechtschreibschwäche auftreten können und sich schon in der Grundschulzeit zeigen. Legastheniker fallen auf, weil sie sich anscheinend keine Buchstaben merken können. Sie können sich trotz intensiver Übung nicht daran erinnern, wie ein bestimmter Laut als Buchstabe geschrieben wird. Wenn andere Kinder flüssig lesen lernen, erfassen sie mehrere Buchstaben gleichzeitig. Ein legasthenisches Kind wird dann noch einen Laut so lange dehnen, bis es den nächsten Laut erfasst hat. So klingt das Gelesene gedehnt und verzerrt. Legastheniker können im Gegensatz zu anderen Erstklässlern häufig geschriebene oder gelesene Wörter nicht auf einen Blick wiedererkennen, sondern erlesen auch geübte Wörter lautierend. Um sich dem Tempo ihrer Mitschüler anzupassen neigen sie dazu, beim Lesen Wörter zu erraten. Wenn das Kind für Laute nicht die zugehörigen Buchstaben findet, schreibt es bei einem Diktat „Wortruinen“, bei denen das diktierte Wort nicht mehr zu erkennen ist. Auch lassen sie hörbare Buchstaben weg, oder fügen Buchstaben hinzu, wo sie nicht hingehören. Ähnlich klingende oder ähnlich aussehende Buchstaben werden sehr oft verwechselt. Ab der dritten Klasse treten vermehrt Probleme bei Wörtern mit Ausnahmeschreibungen wie zum Beispiel Dehnungen und Doppellungen auf. Das legasthenische Kind erkennt das „Ausnahmewort“ und errät, wo eine Schwierigkeit sein könnte. Dadurch entstehen vermehrt Fehler. Schwierigkeiten grammatikalische Regeln anzuwenden, führen ebenfalls zu Rechtschreibfehlern.
[...]
[1] vgl. Pschyrembel, 1993, S. 859
[2] vgl. Pschyrembel, 1993, S. 127
[3] Dürre, 2000, S. 25
[4] Dürre, 2000, ebd.
[5] vgl. van Husen, 1982, S. 40
[6] vgl. Dürre, 2000, S. 27
[7] vgl. van Husen, 1982, S. 42f
[8] http:/www.ulrike-meiss.de/leg_urs.htm
[9] vgl. van Husen, 1982, S. 46f
[10] vgl. http://www.ulrike-meiss.de/leg_urs.htm
[11] vgl. Klasen, 1997, S. 47
- Quote paper
- Diplom-Sozialpädagoge Benjamin Kriwy (Author), 2002, Legasthenie im Grundschulalter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15921
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