Die vorliegende Arbeit verfolgt dabei das Ziel, bestehende Konzepte der interkulturellen und antirassistischen Arbeit hinsichtlich ihres theoretischen Hintergrundes zu reflektieren,um aus der kritischen Diskussion beider Theoriestränge Weiterentwicklungsmöglichen für die pädagogische Arbeit aufzeigen zu können. Neben der kritischen Analyse der theoretisch-konzeptionellen Ebene der interkulturellen und antirassistischen Pädagogik soll zudem ein Blick in die pädagogische Praxis geworfen werden. Um die Handlungsrelevanz für die Pädagogik zu verdeutlichen, wird zu Beginn ein Blick in Studien und Untersuchungen zur Entwicklung und Verbreitung aktueller rassistischer Denkmuster und Strukturen in der Bundesrepublik Deutschland geworfen;
Für eine Bewertung bestehender Konzepte ist es notwendig, in einem ersten Schritt das komplexe Phänomen Rassismus ausführlich zu analysieren, um sich seines historischen Hintergrundes und seiner zugrundeliegenden Ursachen bewusst zu werden.
Neben einem Blick in die Entstehungsgeschichte, auf ausgewählte Definitionen sowie begriffliche Klärungen und Abgrenzungen wird in diesem Teil der Arbeit besonders auf einige ausgewählte psychologische und soziologische Modelle zur Erklärung von Rassismus
eingegangen. Aufgrund der Erkenntnisse der Analyse soll dann ein Arbeitskonzept entwickelt werden, das einen Ausgangspunkt für die Bewertung der interkulturellen und antirassistischen Konzepte bildet.
Daran anschließend sollen die interkulturellen und antirassistischen Handlungsstrategien vorgestellt und kritisch analysiert werden.
Im letzten Teil der Arbeit sollen schließlich Konsequenzen und Herausforderungen für pädagogische Konzepte gegen Rassismus aufgezeigt werden, die sich aus den Schwachpunkten bestehender Konzepte ergeben.
Inhaltsverzeichnis
1 EINLEITUNG
2 RASSISMUS IN DEUTSCHLAND
3 RASSISMUSANALYSE
3.1 Historische Entstehung der Begriffe „Rasse" und Rassismus
3.1.1 Die „Rassen"- Idee zur Zeit der Aufklärung
3.1.2 Das „Rasse"-Konzept im 19. Jahrhundert
3.1.3 Bedeutung des Rassenkonzepts im 20. Jahrhundert
3.1.4 Entstehung des Begriffs Rassismus
3.1.5 Fazit der historischen Entstehungsgeschichte
3.2 Definitionen von Rassismus
3.2.1 Albert Memmi: Rassismus als Wertung von Unterschieden
3.2.2 Rassismus als soziale Konstruktion
3.2.3 Alltagsrassismus von Philomena Essed
3.3 Begriffsabgrenzungen
3.3.1 Ausländerfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, Ethnizität und Ethnozentrismus
3.3.2 Rechtsextremismus, Rechtradikalismus, Neofaschismus und Neonazismus
3.4 Modelle zur Erklärung von Rassismus
3.4.1 Psychologische Modelle zur Erklärung von Rassismus
3.4.1.1 Klassische Vorurteilsforschung: Gordon Allports Natur des Vorurteils
3.4.1.2 Charakterstudien von Adorno
3.4.1.3 Theorie der sozialen Repräsentation
3.4.2 Soziologische Erklärungsmodelle
3.4.2.1 Individualisierungsthese
3.4.2.2 Ökonomische Ansätze
3.4.2.3 Ideologietheoretische Ansätze
3.4.2.4 Diskursanalytische Ansätze
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Trends in der Entwicklung rassistischer/ rechtsextremistischer Delikte
Abbildung 2: JANUScharakter des Rassismus
Abbildung 3: Analyseschema für Rassismus
Abbildung 4: Matrix der Ziele und Lerndimensionen
1 Einleitung
Die Auseinandersetzung mit Rassismus in Form einer Rassismusforschung hat in Deutschland im Vergleich zu anderen Nationen eine kurze Vergangenheit und entwickelte sich erst in den 1990er Jahren. Mittlerweile geht aus zahlreichen Studien hervor, dass rassistische Denkmuster und Strukturen in unserer Gesellschaft weit verbreitet sind;1 eine Auseinandersetzung mit der Thematik ist daher auch für Pädagogen/-innen unerlässlich. Für die Erziehungswissenschaften stellt sich dabei die Aufgabe, geeignete Bildungs- und Erziehungsangebote zu entwickeln, die einen Beitrag dazu leisten können, eine gleichberechtigte Teilhabe aller Mitglieder der Gesellschaft - unabhängig von ihrer Herkunft, ihrem Aussehen und ihrer Kultur - zu ermöglichen. Neben einem vertieften und reflektierten Wissen über das gesellschaftliche Phänomen Rassismus ist es aus pädagogischer Perspektive ebenso notwendig, geeignete Präventions- und Interventionsmaßnahmen zu entwickeln, um den Erscheinungsformen des Rassismus entgegenzuwirken.
Von Seiten der Pädagogik wurden bereits unterschiedliche Konzeptionen entwickelt, die gegen Rassismus vorgehen wollen. Dabei sind zwischen den verschiedenen Ansät- zen2 hinsichtlich thematischer Schwerpunkte, methodischen Inventars und formulierter Zielvorstellungen deutliche Überschneidungen zu erkennen.3
Diese Arbeit beschränkt sich im Folgenden auf eine kritische Diskussion interkultureller und antirassistischer Konzepte, da diese Ansätze (vor allem die Konzepte interkultureller Pädagogik) im deutschsprachigen Diskurs eine dominante Position einnehmen. Es sei jedoch darauf hingewiesen, dass eine Gegenüberstellung der Ansätze, wie in dieser Arbeit vorgenommen, nur insofern sinnvoll ist, als grundlegende Unterschiede in den Argumentationslinien so besser deutlich gemacht werden können. Generell gibt es zwischen beiden Ansätzen auch Überschneidungen, wodurch eine strikte Trennung nicht möglich ist. Auch Leiprecht und Lang merken zu Recht an, dass Ansätze der einen oder anderen Richtung sich nicht unter einem Etikett verallgemeinern lassen, was an der Pluralität der Positionen sowie an der Unterschiedlichkeit von Konzepten liegt.4
Die interkulturelle Pädagogik entwickelte ebenso wie die antirassistische Pädagogik als Reaktion auf Migrations- und Einwanderungsprozesse seit den 1970er Jahren Konzepte, die das Ziel haben, Rassismus zu thematisieren und zu bekämpfen; jedoch werden deren theoretische Fundierungen und Positionen teilweise stark kritisiert.
Für diese Arbeit stellt sich daher die Fragestellung wie folgt:
Welche Chancen und Grenzen weisen interkulturelle sowie antirassistische Konzepte auf, um Rassismus entgegenzuwirken?
Die vorliegende Arbeit verfolgt dabei das Ziel, bestehende Konzepte der interkulturellen und antirassistischen Arbeit hinsichtlich ihres theoretischen Hintergrundes zu reflektieren, um aus der kritischen Diskussion beider Theoriestränge Weiterentwicklungsmöglichen für die pädagogische Arbeit aufzeigen zu können. Neben der kritischen Analyse der theoretisch-konzeptionellen Ebene der interkulturellen und antirassistischen Pädagogik soll zudem ein Blick in die pädagogische Praxis geworfen werden.
Um die Handlungsrelevanz für die Pädagogik zu verdeutlichen, wird zu Beginn ein Blick in Studien und Untersuchungen zur Entwicklung und Verbreitung aktueller rassistischer Denkmuster und Strukturen in der Bundesrepublik Deutschland geworfen;
Für eine Bewertung bestehender Konzepte ist es notwendig, in einem ersten Schritt das komplexe Phänomen Rassismus ausführlich zu analysieren, um sich seines historischen Hintergrundes und seiner zugrundeliegenden Ursachen bewusst zu werden. Neben einem Blick in die Entstehungsgeschichte, auf ausgewählte Definitionen sowie begriffliche Klärungen und Abgrenzungen wird in diesem Teil der Arbeit besonders auf einige ausgewählte psychologische und soziologische Modelle zur Erklärung von Rassismus eingegangen. Aufgrund der Erkenntnisse der Analyse soll dann ein Arbeitskonzept entwickelt werden, das einen Ausgangspunkt für die Bewertung der interkulturellen und antirassistischen Konzepte bildet.
Daran anschließend sollen die interkulturellen und antirassistischen Handlungsstrategien vorgestellt und kritisch analysiert werden.
Dabei wird es in der Analyse der interkulturellen Pädagogik um die Reflexion der plura-5 Vgl. Leiprecht & Lang, 2001, 252.
len theoretischen Position zu den Themen Kultur und Differenz sowie darauf aufbauender Konzepte gehen. Daneben sollen aber auch Konzepte aus der Praxisarbeit, die das Label interkulturell tragen, kritisch analysiert werden. Der Blick in die Praxis beschränkt sich dabei auf den außerschulischen Bildungsbereich und darunter auf interkulturelle Fort- und Weiterbildungsangebote in Form von interkulturellen Trainings. Im Gegensatz dazu wird in der Diskussion um antirassistische Pädagogik die teils fehlende theoretische Verankerung von Methoden und Programmen im Zentrum des Interesses liegen. Besonders deutlich wird dies bei den antirassistischen Trainingsprogrammen, die als Praxisbeispiele einer kritischen Analyse unterzogen werden.
Im letzten Teil der Arbeit sollen schließlich Konsequenzen und Herausforderungen für pädagogische Konzepte gegen Rassismus aufgezeigt werden, die sich aus den Schwachpunkten bestehender Konzepte ergeben.
2 Rassismus in Deutschland
Bevor die vorliegende Arbeit das Phänomen Rassismus eingehend analysiert, stellt sich zunächst die Frage, ob oder in welchem Ausmaß Rassismus in der Bundesrepublik Deutschland verbreitet ist. Betrachtet man die Untersuchungen und Studien zu dieser Thematik wird deutlich, dass eine weite Verbreitung von rassistischen Denkmustern sowie rassistischer Gewalt in der Bundesrepublik Deutschland festgestellt werden kann. Dies geht auch aus neueren Studien hervor, wie etwa aus dem Jahresbericht der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA) sowie dessen Studie über Minderheiten und Diskriminierung European Union Minorities and Discrimination Survey (EU-MIDIS) und aus dem Bericht der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz (ECRI). Die zentralen Ergebnisse dieser Berichte sollen nachfolgend kurz skizziert werden.
Im Jahresbericht der FRA lässt sich - wie Abbildung 1 zeigt - ein Anstieg rassistischer und rechtextremistischer Delikte zwischen 2001 und 2007 feststellen. Allerdings ist seit 2006 ein leichter Rückgang in beiden Bereichen zu verzeichnen.6
Abbildung 1 : Trends in der Entwicklung rassistischer/ rechtsextremistischer Delikte
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: erstellt auf Grundlage der Zahlen des Jahresberichts der European Union Agency for Fundamental Rights (FRA); Vgl. FRA, 2009, Tabelle 1.1 S. 25 & Tabelle 1.3 S.27.
Auch die Studie über Minderheiten und Diskriminierung (EU-MIDIS) in den Mitgliedstaaten der EU kommt zu dem Ergebnis, dass Rassismus und Diskriminierung von Minderheiten weit verbreitet sind. Für die Untersuchung wurden europaweit 23.500 Personen befragt. Von den in Deutschland lebenden Menschen türkischer Herkunft gaben 30% der befragten Personen an, dass sie in den letzten 12 Monaten diskriminiert wurden. Bei den in Deutschland lebenden Ex-Yuguslaven/-innen machten 21% der Befragten in den letzten 12 Monaten eine Diskriminierungserfahrung.7
Angesichts dieser Zahlen aus den Statistiken wird offensichtlich, dass nach Maßnahmen gestrebt werden muss, die diesen Entwicklungen entgegenwirken. So kommt auch Gi- thu Muigai, UN Sonderberichterstatter für Rassismus, bei seinem im Juni dieses Jahres stattgefundenen Besuch Deutschlands zu folgender Aufforderung:
(...) in view of the new challenges facing Germany in the 21st century, there is a need to shift from a more circumscribed view of racism as associated to right-wing extremism to a broader understanding of the problem that takes into account the difficult challenges of integration and the recognition that racism occurs regularly in everyday life.8
Abschließend können auch die Empfehlungen des 4. ECRI Berichts die Handlungsrelevanz verdeutlichen. Im Vergleich zu den Vorjahren werden im ECRI-Bericht zwar einige Verbesserungen und Fortschritte9 im Umgang und der Bekämpfung von Rassismus in Deutschland festgestellt, gleichzeitig wird aber betont, dass es immer noch einige Schwachstellen und Probleme gibt. So wird kritisiert, dass rassistische Straftaten meist nur dann ausreichend als solche verfolgt werden, wenn sie von Mitgliedern rechtsextremer Gruppen durchgeführt werden. Zudem wird die Diskriminierung im Bildungswesen kritisiert:
Im Alltag haben Kinder mit Migrationshintergrund nach wie vor geringere Erfolgschancen im Schulsystem als andere Kinder. Es heißt sogar, dass manche Lehrer sich im Unterricht diskriminierend verhalten, besonders gegenüber türkischen und muslimischen Kindern. Dies ist besonders Besorgnis erregend, weil gerade die Lehrer in Deutschland eine wichtige Rolle spielen, wenn es darum geht, die Schüler auf die verschiedenen Schultypen im Sekundarschulwesen hin- zuführen.10
Die genannten Studien unterstreichen die Handlungsrelevanz in Bezug auf Maßnahmen, die sich gegen Rassismus und Diskriminierung wenden. Die vorliegende Arbeit wird daher im Folgenden die pädagogischen Möglichkeiten, Rassismus zu begegnen, analysieren.
3 Rassismusanalyse
Um die Frage nach Chancen und Grenzen antirassistischer und interkultureller Konzepte gegen Rassismus beantworten zu können, ist es zunächst einmal wichtig, das Phänomen Rassismus zu analysieren. In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Rassismus lassen sich jedoch selbst hinsichtlich elementarer theoretischer Standpunkte unterschiedliche Antworten finden;11 es scheint daher angebracht, das Phänomen aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu beleuchten.
Zu Beginn der Analyse soll zunächst einmal auf die Entstehung der Begriffe „Rasse“ und Rassismus eingegangen werden. Dabei soll zunächst in einem historischen Abriss gezeigt werden, wie die Kategorie „Rasse“ entstanden ist und welche Bedeutung sie für die Ausbreitung von Rassismus hat(te).
3.1 Historische Entstehung der Begriffe „Rasse“ und Rassismus
Bevor im Rahmen der Analyse des Rassismus auf Definitionen desselben zurückgegriffen werden soll, ist es zunächst einmal notwendig und sinnvoll, auf die geschichtliche Entwicklung der für die Analyse zentralen Begriffe „Rasse“ und Rassismus und die damit verbundenen Vorstellungen näher einzugehen.
Hierbei ist zu betonen, dass die Wissenschaft die Existenz einer menschlichen „Rasse“ seit Mitte des 20. Jahrhunderts bereits widerlegt hat.12 Jedoch spielte der Begriff in der Geschichte lange Zeit eine entscheidende Rolle bei der Einteilung und Bewertung in untergeordnete und übergeordnete Menschen. Einige noch heute aktuelle rassistische Denkmuster sind nur in seinem historischen und kulturell-gesellschaftlichen Zusammenhang zu verstehen, weshalb sich eine historische Perspektive in der Analyse anbietet.
Wie sich in den kommenden Abschnitten zeigen wird, entwickelten sich Rassenvorstellungen oder allgemein Vorstellungen von ,Anderen‘ (Kulturen, Nationen, Völkern) aus Kategorisierungsprozessen. Mit Hilfe von Kategorien, die aus wirklichen und zugeschriebenen Eigenschaften bestehen, kann zwischen der eigenen Gruppe und einer anderen Gruppe unterschieden werden. Auch Miles hält fest, dass die Darstellungsformen oder Repräsentationen des Anderen sich aus durch Produktion, Handel und Kriegsführung determinierten Migrationsbewegungen und dem damit verbundenen Zusammentreffen von Individuen und Gruppen entwickelt haben. Die historisch bedingten Darstellungsformen bieten für Menschen eine Erklärung für das Verhalten und die Erscheinung des jeweils Anderen.13
Wann genau die Rassenvorstellungen in der Geschichte begonnen haben, ist schwer einzuschätzen und wird auch kontrovers diskutiert. Ebenso ist die Wortgeschichte des Begriffs „Rasse“ nicht einheitlich in der Literatur datiert. Jedoch kann festgestellt werden, dass „Rasse“ auf Formen der romanischen Sprache im 13. Jahrhundert zurückgeht, so z. B. auf das Spanische >>raza<<, das Portugiesische >>raça<< oder das Französische >>race<<.14
Vom Französischen leitete sich im 16. Jahrhundert das englische Wort >>race<< ab; es wurde erst im 19. Jahrhundert als „Rasse“ in den deutschen Sprachgebrauch eingeführt.15
Im Folgenden sollen zunächst die geschichtliche Entwicklung des Begriffs „Rasse“ und dessen ideologischer Gehalt seit der Aufklärung skizziert werden. Allerdings muss darauf aufmerksam gemacht werden, dass es sich dabei nur um einen Ausschnitt handeln kann. Anschließend wird auf die Entstehungsgeschichte des Begriffs Rassismus eingegangen.
3.1.1 Die „Rassen“- Idee zur Zeit der Aufklärung
Auch wenn nach Ansicht einiger Autoren der Rassismus bereits in der Antike16 zu finden ist, beginnt der historische Rückblick dieser Arbeit erst im 18. Jahrhundert. Denn die Entstehung moderner rassistischer Denkmuster wird überwiegend in die Zeit der Aufklärung eingeordnet.
Der amerikanische Historiker Mosse spricht in diesem Zusammenhang von der „Wiege des modernen Rassismus“.17 Demnach hatten die wichtigsten kulturellen Strömungen dieser Zeit erheblichen Einfluss auf die Grundlagen rassistischen Denkens.
Auch der französische Philosoph und Historiker Christian Delacampagne sieht die Epoche der Aufklärung als Ursprung der modernen Formen des Rassismus. Obgleich er zu bedenken gibt, dass es Rassismus schon vorher gab, betont Delacampagne, dass die rassistischen Überzeugungen erst zu dieser Zeit umgestaltet, theoretisch untermauert und systematisiert wurden. Die damals noch junge Wissenschaft der Naturgeschichte lieferte Delacampagne zufolge den „Mörtel“18, der rassistische Überzeugungen zusammenhielt.
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde „Rasse“ zunächst noch nicht als biologischer Begriff, sondern als historisches Konzept verstanden. Mit Hilfe dieses Konzeptes sollte es möglich sein, eine rational-wissenschaftliche Ordnung von Zugehörigkeiten herzustellen; das bedeutete einen wichtigen Schritt in der Rationalisierung menschlicher Na- tur.19
Für Philosophen wie Kant und Voltaire war der Rassebegriff deshalb so interessant, weil er eine von den Lehren der Kirche unabhängige Ordnung der Welt und der in ihr lebenden Menschen versprach. Die Systematiker unter den Naturphilosophen entwickelten in dieser Zeit aufwendige Modelle und Nomenklaturen der Menschheit und deren verschiedenen Untergruppen.20
In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden mit den Anfängen der Wissenschaft der Anthropologie Versuche unternommen, die Stellung des Menschen durch Beobach21 ten, Messen und Vergleichen zwischen Menschen- und Tiergruppen genau zu bestim- men.22
Ein zentrales Anliegen der Anthropologie war von Beginn an die Klassifizierung von Menschenrassen. Die auf Schönheit und ästhetischen Vorlieben basierenden Maßstäbe der Klassifizierung führten in ihrer Konsequenz zu einem Stereotyp, das sich nach Meinung von Mosse auch heute noch in rassistischem Denken manifestiert.23
In den europäischen Darstellungsformen des Anderen wurde im späten 18. Jahrhundert dann schließlich die Differenz von Menschen als Unterschied von „Rassen“ interpretiert. Die Differenz wurde in erster Linie als biologisch und naturgebunden - also angeboren und unveränderlich - dargestellt.24 „Rasse“ bezog sich also vermehrt auf einen biologischen Menschentypus. Die Wissenschaft behauptete, die Zahl und die jeweiligen Charakterzüge der Rassen sowie deren hierarchische Beziehungen untereinander nachweisen zu können.25
Um diese Entwicklung etwas anschaulicher zu machen, sollen nun noch einige Denker und Wissenschaftler dieser Zeit mit ihren Überlegungen dargestellt werden.
Der schwedische Biologe Carl von Linné (1707-1778) gilt als einflussreichster Vorkämpfer rassistischer Klassifizierungen; er verband Beobachtung und Beschreibung mit subjektiven Urteilen.26 Carl von Linnés unterteilte die Menschheit mit seinem Systema naturae in „Rassen“ und lieferte somit den Beginn des Rassebegriffs in der wissenschaftlichen Diskussion.27 Die vier menschlichen Rassen, die er erkannte (Europäer, Amerikaner, Asiate, Afrikaner) platzierte er auf einer Rangskala mit abfallenden geistigen wie moralischen Fähigkeiten. Demnach stellte er zwischen einem afrikanischen Sklaven und einem Menschenaffen nur graduelle Unterschiede fest. Linné war jedoch von einem gemeinsamen Ursprung der Rassen überzeugt.28
Immanuel Kant übernahm nur wenige Jahre später das Konzept der vermeintlich „reinen Rassen“ (der "Weiße", der "Gelbe", der "Schwarze" und der "Rote") mit all seinen negativen Zuschreibungen in Bezug auf den individuellen und gesellschaftlichen Charakter.29
Genau wie Carl v. Linné war auch Blumenbach (1752-1840), der Begründer der modernen Anthropologie, von der Einheit der menschlichen Rasse überzeugt. Er postulierte die Auffassung, dass Umweltfaktoren wie das Klima, Unterschiede in Hautfarbe und Gestalt erklären.30 Er unterschied fünf Rassen, die er anhand der Schädelformen klassifizierte (kaukasische, äthiopische, amerikanische, malaiische).31
Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts entstanden die Phrenologie (Schädeldeutung) und die Physiognomik (Gesichtsdeutung), mittels derer die Einheit von Körper und Geist auf anschauliche Weise vermessen und beobachtet werden sollte.32
Ein Grund für die Verbreitung der Rassen-Idee in Europa und Nordamerika war zusammenfassend, dass die Wissenschaft zunehmend nach neuen Methoden, Menschen zu vermessen, und Lösungen für Anomalien suchte. Gleichzeitig wurden den Klassifizierungen der Menschen33 verschiedene Werturteile zugeschrieben.34
3.1.2 Das „Rasse“-Konzept im 19. Jahrhundert
Wie im vorangegangenen Kapitel deutlich werden sollte, existierten also beim Übergang vom 18. ins 19. Jahrhundert in den Kreisen der Gelehrten bereits ausgeprägte Vorstellungen über „Rassen“ und deren hierarchische Einteilung. Die Auffassung von einer höherwertigen (weißen, hellen) „Rasse“ und einer minderwertigen (dunklen) „Rasse“ bestimmte das Weltbild vieler Wissenschaftler und Denker und wurde im 19. Jahrhundert durch zahlreiche Veröffentlichungen weiter verbreitet.35
Bis die Genetik in der Lage war, die Vererbungsmechanismen zu entschlüsseln, versuchte man weiterhin die historische und natürliche Entwicklung mit dem Rassekonzept zu verbinden und zu erklären.36
In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts fand der Begriff in nahezu sämtlichen Forschungen der Wissenschaft und Pseudowissenschaft seinen Niederschlag. Historiker, Politiker, Ärzte und Biologen bis hin zu Reisenden beschäftigten sich mit „Rassen“, deren spezifischen Merkmalen und Entwicklung. Im Unterschied zur Begriffs verwendung im 18. Jahrhundert wurde der Rassebegriff nun nicht mehr nur zur Unterscheidung von Menschenrassen unterschiedlicher Hautfarbe benutzt: Individuelle Ausprägungen von Eigenschaften wurden ebenso wie eine männliche und weibliche Wesensart, ein Familienverband, eine regionale Kultur, eine soziale Schicht oder sogar eine Berufsgruppe mit dem Rassebegriff beschrieben. Zunehmend wurde daraus also eine soziale Kategorie, die als Erklärung sozialen Handelns herangezogen wurde. Die steigende Popularität der Phrenologie, die natürliche und soziokulturelle Merkmale verband, ist ein Beleg für das sich verändernde Begriffsverständnis von „Rasse“: Durch die Verbindung von Rassentheorie mit Erkenntnissen der Psychologie und Physiognomie sollten sogar individuelle Mentalitäten mit dem Begriff beschrieben werden.37
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert führte die Evolutionstheorie zunächst zur Billigung der „Rassen“- Idee, mit dem Argument, dass jede Rasse auf der evolutionären Stufenleiter ihrem Rang nach platziert werden könne.38 Bedingt durch die koloniale Expansion der europäischen Großmächte, die begann, in eine imperialistische Weltordnung überzugehen, belebte das Thema der Rassenmischung den weiteren Diskurs.39
In diesem Zusammenhang muss auf Gobineau eingegangen werden, der für die Verbreitung der Idee der Rassenmischung und deren spätere Manipulation neue Munition lieferte. Gobineau verfasste als junger Diplomat die Abhandlung Versuch über die Ungleichheit der Menschenrassen40, die in vier Bänden zwischen 1853 und 1855 veröffentlicht wurde. Er schuf somit auch das erste Werk, das sich ausschließlich mit der Rassentheorie beschäftigte. Dabei ging er von einem biologischen Determinismus aus. Gobineau wehrte sich dagegen, Einflüsse der Umwelt (natürliche oder gesellschaftliche) anzuerkennen. Er vertrat zudem die Auffassung, dass es von Beginn der Menschheit an drei „Rassen“ gab: die weiße, die gelbe und die schwarze.41 Der Fortschritt und die Zivilisation einer „Rasse“ seien umso höher, je besser eine Rasse sich von der anderen un-
terscheiden könne. Rassenmischung stellt für Gobineau den Motor allen Fortschritts, andererseits aber auch die Ursache allen Kulturverfalls dar. Entwicklung entstehe also einzig und allein durch Rassenmischung.42
Ende des 19. Jahrhunderts enthielt das Rassenkonzept somit ein Entwicklungsprinzip, das sowohl gesellschaftlich als auch politisch als Naturprinzip gelten sollte. Im ausgehenden 19. Jahrhundert wird zudem der Rassenkampf zum gültigen Prinzip von Gesellschaftsentwicklung formuliert. Im Übergang zum 20. Jahrhundert prägten anknüpfend an die Theorien der Rassenmischung und des Rassenkampfes dann die Debatten um eine künstliche Rassenerzeugung den weiteren Diskurs und die ihn begleitenden Praktiken. Es findet nach und nach eine Wendung des Konzeptes ins Totalitäre und Manipulationen auf politischer Ebene statt.43
3.1.3 Bedeutung des Rassenkonzepts im 20. Jahrhundert
Zwischen Ende des 19. Jahrhunderts und dem beginnenden 20. Jahrhundert verhalf die nicht nur in Deutschland aufstrebende wissenschaftliche Disziplin der Eugenik44 zu einer breiten Diskussion um Rassenhygiene. Karin Priester gibt dabei zu bedenken, dass die Eugenik als deutsche Rassenhygiene den Aufstieg des Nationalsozialismus zwar förderte; jedoch ist es nach Ansicht der Autorin zu einseitig, die Entwicklungen dieser Wissenschaft in einen direkten und eindimensionalen Zusammenhang mit dem Nationalsozialismus zu stellen.45
Der Beginn des Ersten Weltkrieges markierte in der Zeit bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges die „grauenvolle Erfüllung rassistischer Politik in Europa“.46 Die Juden in Europa waren zu diesem Zeitpunkt bereits Zielscheibe rassistischer Diskriminierung geworden. Der traurige Höhepunkt der von den Nazis aktivierten rassistischen Politik liegt in den Massenmorden an Juden in Konzentrationslagern.47
Nach dem Zweiten Weltkrieg widerlegte dann die Genetik den bis dato von der Wissenschaft verwendeten Rassebegriff, da er keinen wissenschaftlichen Bezug besaß.48 Zudem gab es durch die Erfahrungen mit dem Nationalsozialismus Bestrebungen, eine erneute Verwendung des Rassendiskurses in politischen Systemen zu verhindern. In diesem Zusammenhang sind auch die verschiedenen Erklärungen der UNESCO zum Thema „Rasse“ zu verstehen, die letztlich die Existenz von „Rassen“ im damaligen wissenschaftlichen Verständnis widerlegen sollte.49 Auch wenn der Rassebegriff mittlerweile diskreditiert ist, wird die Idee der „Rassen“ in Alltagsdiskursen jedoch weiter fortgesetzt, wenn auch mit anderen Begriffen, etwa „Kulturen“.50 Phänotypische Merkmale (z. B. Hautfarbe) dienen immer noch als signifikantes Unterscheidungsmerkmal.51
3.1.4 Entstehung des Begriffs Rassismus
Nachdem nun geklärt ist, was der Begriff „Rasse“ ursprünglich bezeichnete, und dargestellt wurde, wie sich daraus eine Ideologie entwickelte, soll nun auf den heutzutage viel verwendeten Begriff Rassismus eingegangen werden .
Bevor im nächsten Kapitel einige aktuelle Rassismusdefinitionen analysiert werden, soll zunächst geklärt werden, wie der Begriff entstanden ist.
Der Begriff Rassismus tauchte zum ersten Mal in den 1930er Jahren auf und hat somit eine viel kürzere Geschichte als der Rassebegriff, obgleich Rassismus - wie gezeigt wurde - schon sehr viel länger existiert. Vor dieser Zeit wurden andere Bezeichnungen wie „Rassenhaß"52 dafür verwendet. Für Miles hängt die Entstehung des Begriffs mit zwei einander beeinflussenden Entwicklungen zusammen:
Zum einen unterminierte (...) das ständige Anwachsen des wissenschaftlichen Beweismaterials die Vorstellung von »Rassen« als naturgebundene, getrennte und festgelegte Untergliederung der menschlichen Gattung (...) Zum anderen gab es die Reaktion auf den Aufstieg des deutschen Faschismus (,..).53
Der Begriff wurde, so Miles, vorwiegend als Kritik an den biologistischen Rassetheorien und deren Behauptungen formuliert. Während der 1930er und 1940er Jahre erschienen dann zahlreiche Veröffentlichungen, die sich gegen die „Rassen“-Ideologie wandten und den Rassismusbegriff dafür einsetzten.54
Nach 1945 wurde der Begriff nicht mehr ausschließlich in den Zusammenhang mit den Verbrechen des Nationalsozialismus gestellt, sondern auch auf die Diskriminierung und Benachteiligung der Schwarzen in den USA und auf das südafrikanische Apartheidsregime übertragen. Zudem lässt sich feststellen, dass der Rassismus sich nach dem Holocaust verändert hat: Nach der weltweiten Ächtung des Rassismus transformierte sich dieser in einen Kulturrassismus, der nun nicht mehr vordergründig aufgrund phänotypischer Differenzen, sondern anhand von Differenzen von Kulturen bzw. „Kulturkreisen“ argumentierte.55
Zerger stellt fest, dass der Begriff Rassismus in Deutschland - im Gegensatz zu anderen Nationen - sowohl in der öffentlichen Debatte als auch im wissenschaftlichen Diskurs lange Zeit tabuisiert war; erst Anfang der achtziger Jahre fand er Eingang in die Debatte um Ausländerfeindlichkeit.56
3.1.5 Fazit der historischen Entstehungsgeschichte
Wie deutlich werden sollte, haben rassistische Denkstrukturen ihren Ursprung in den Rassetheorien des 18. und 19. Jahrhunderts. Auch wenn es bereits früher Formen von Rassismus gegeben hat, bildeten die von den Wissenschaften und anderen öffentlichen Bereichen gestützten und verbreiteten Rassentheorien die Grundlage für rassistisches Denken, das bis heute in der Gesellschaft verankert ist.
Die Entwicklung des Rassebegriffs kann dabei in drei Phasen eingeteilt werden. Während im 18. Jahrhundert die Klassifizierungen der Rassen aufgrund der Hautfarbe vorgenommen wurden, bezogen die Rassenkonzepte aus dem 19. Jahrhundert sich besonders auf Unterschiede in Schädelformen und Knochen. Die dritte Phase kann im Übergang zwischen 19. und 20. Jahrhundert angesetzt werden, als Rassenunterschiede in Genen und Vererbung festgemacht wurden.57 Hund bemerkt, dass der Begriff in allen drei Phasen versucht,
(...) natürliche Elemente wie Blut, Hautfarbe, Haar, Knochenmaße, Gene etc. zur ideologischen Verhüllung seines herrschaftlich geprägten kulturellen Kerns zu benutzen. Er amalgiert soziale mit natürlichen Elementen.58
Der Rassebegriff wird erst nach dem Zweiten Weltkrieg diskreditiert. Während der Begriff Rasse also auf eine lange Geschichte zurückblicken kann, entwickelte der Begriff Rassismus sich erst in den 1930er Jahren und ist seitdem Ausgangspunkt für zahlreiche Analysen, Forschungen und Veröffentlichungen. Die jeweiligen Schwerpunkte orientieren sich dabei an unterschiedlichen Definitionen. Einige heute aktuelle Definitionen sollen nun genauer vorgestellt werden.
3.2 Definitionen von Rassismus
Im wissenschaftlichen Diskurs zu Rassismus lassen sich einige Definitionen finden, die sich inhaltlich teilweise stark unterscheiden. Die Vielzahl der Definitions- und Erklärungsversuche des Phänomens ist dadurch zu erklären, dass - wie bereits zu Beginn der Arbeit angesprochen - kaum Einigkeit in den zentralen Aspekten wie Kennzeichen und Modi von Rassismus besteht. Sosehr die Definitionen sich auch unterscheiden mögen: Gemeinsam ist ihnen allen, dass Rassismus in keinem Fall als Überformung oder diskriminierende Verwendung der biologischen Rassekategorien verstanden wird.59
Es sollen im kommenden Abschnitt die für eine Analyse des Themenfeldes Rassismus wichtigen Definitionen vorgestellt werden; daran anschließend richtet der Blick sich auf das ebenfalls umstrittene Gebiet der Ursachenfrage.
3.2.1 Albert Memmi: Rassismus als Wertung von Unterschieden
Eine der meistgebrauchten Definitionen von Rassismus stammt von dem französischen Soziologen und Schriftsteller tunesischer Herkunft Albert Memmi. Seine Rassismusdefinition wurde in die Encyclopaedia Universalis aufgenommen und gilt als gültig in Forschung und Lehre.60 Besonders in der deutschsprachigen Diskussion gilt Memmi immer noch als wichtigster Rassismustheoretiker.61 Er formulierte eine offene Definiti-on von Rassismus, die sich auf die Wertung biologischer und nichtbiologischer Unterschiede von Menschen bezieht:
Der Rassismus ist die verallgemeinerte und verabsolutierte Wertung tatsächlicher oder fiktiver
Unterschiede, zum Vorteil des Anklägers und zum Nachteil seines Opfers, mit der seine Privilegien oder seine Aggressionen gerechtfertigt werden sollen.62
Für Memmi offenbart Rassismus sich zunächst also durch das Hervorheben eines Unterschiedes zwischen dem Ankläger und dessen Opfer. Jedoch führt nicht das Aufzeigen, sondern erst das Bestehen auf diesem Unterschied zur bewussten Ausschließung und Ausgrenzung des Opfers aus der Gemeinschaft.63 Ein zentrales Element in rassistischen Einstellungen liefert nach dieser Definition daneben die Wertung eines Unterschiedes, die darauf abzielt, die Unterlegenheit des Opfers und die Überlegenheit des Rassisten zu beweisen.64 Entscheidend für die rassistische Argumentation ist aber darüber hinaus, dass der gewertete Unterschied verallgemeinert und verabsolutiert wird: Es wird nicht nur die gesamte Persönlichkeit des Opfers charakterisiert, sondern alle Mitglieder seiner gesellschaftlichen Gruppe werden angeprangert.65
Diese Definition bietet zwar einige wichtige Elemente zur Analyse rassistischer Einstellungen; jedoch sollte die sozialpsychologische Argumention Memmis nicht unkritisch betrachtet werden. Positiv zu bewerten ist, dass die Definition nicht nur tatsächliche (biologische) Unterschiede aufgenommen hat, sondern auch fiktive. Zum anderen erkennt Memmi die Einbettung von Rassismus in ein Machtverhältnis. Kritisch zu betrachten sind, wie angesprochen, die sozialpsychologische Begründung und das Menschenbild, das der Definition zugrunde liegt. Memmi betont, dass die Motivation für rassistische Einstellungen und Handlungen in der Person selbst begründet liegt. Beweggründe können demnach beispielsweise das Sündenbockphänomen, Fremdenangst oder Aggression als Mittel der Angstabwehr sein.66
Bei der Begründung für das Zustandekommen und den Mechanismus von Rassismus führt Memmi folgende Argumentation an: „ (...) die Angst bewirkt Aggression, diese löst beim anderen ebenfalls Aggression aus. Wie so oft in menschlichen Beziehungen ist dies ein Kreislauf, der sich selbst am Leben erhält und erneuert (...). Der Rassist ist ein Mensch, der Angst hat (.. .).“67
Mark Einig kritisiert zu Recht, dass durch das zu Grunde liegende Menschenbild, das ängstlich-aggressives Verhalten verallgemeinert, Machtverhältnisse als universell relativiert werden.68
3.2.2 Rassismus als soziale Konstruktion
Für einige Wissenschaftler leitet Rassismus sich nicht aus ethnischen Unterschieden, sondern aus gesellschaftlichen Konstruktionsprozessen ab.69 Zu nennen sind hier vor allem die Soziologen Robert Miles und Wulf D. Hund sowie die Rassismusforscherinnen Anita Kalpaka und Nora Räthzel.
Der Soziologe Robert Miles liefert im Gegensatz zu Memmi mit seiner Definition eine weniger akteurzentrierte und intentionale Verwendung von Rassismus.70 Miles betont, dass „Rassen“ als Kategorisierung von Menschen konstruiert werden:
Ich habe dafür das Konzept der Rassialisierung (racialisation) benützt (...) und meine damit genau diesen ideologischen Prozeß [sic!], dessen Bedeutung verbunden ist mit realen oder imaginären biologischen Attributen (oder einer Kombination aus beiden), so daß [sic!] damit eine Typologie selbst reproduzierbarer menschlicher Bevölkerungskategorien konstruiert wird.71
Miles wertet also den Prozess der Rassenkonstruktion (racialisation) explizit als Bestandteil von Rassismus.72
Kalpaka und Räthzel schließen sich in ihrem Versuch zur Definition von Rassismus diesem Standpunkt an und sprechen ebenso wie Miles von Rassenkonstruktion als einem Prozess „(...) in dem (wirkliche oder behauptete) körperliche Merkmale mit sozialen Verhaltensweisen verknüpft und letztere so als natürliche Resultat der Abstammung erscheinen (,..)“.73 Von Rassismus kann nach Meinung der Autoren nur dann gesprochen werden, wenn eine Gruppe eine andere Gruppe als minderwertige „Rasse“ konstruiert und zudem über die Macht verfügt, diese Konstruktion durchzusetzen. Die konstruierte „Rasse“ wird aufgrund der Auffassung, minderwertig zu sein, marginalisiert und ausgegrenzt.74
Gegen diese Vorstellung, Rassismus als soziale und gesellschaftliche Konstruktion zu verstehen, wendet sich auch Kritik. Wie Hund jedoch treffend feststellt, geht eine solche Kritik an dem inhaltlichen Gehalt des Konstruktionscharakters von Rassismus vorbei:
Rassistische Konstruktion heißt nicht Erfindung, sondern meint jenen Prozeß [sic!], in dem Elemente unterschiedlicher Herkunft und Qualität zu einem diskriminierenden Stereotyp verschmolzen werden, das nicht zuletzt deswegen funktioniert, weil es immer auch Elemente der Wahrnehmung des anderen enthält.75
Wie Mark Einig bemerkt, sind die Aspekte Wahrnehmung und Wirklichkeit sowie Eingrenzung und Ausgrenzung bei gesellschaftlichen Konstruktionen untrennbar miteinander verknüpft. Durch gesellschaftliche Konstruktion werden Regeln und Normen der Gesellschaft, akzeptierte Verhaltensweisen und die Position der Individuen in einer Gesellschaft definiert. Diese Definitionsmacht, die besonders von dominaten Gruppen ausgeht, geht mit der Macht zur Verteilung von politischen, sozialen, kulturellen und ökonomischen Ressourcen einher. Zudem entsteht dadurch die Möglichkeit Menschen auszugrenzen und ihren Zugriff auf die Ressourcen zu verhinden. Mark Einig spricht von einem JANUScharakter des Rassismus, um zu verdeutlichen dass die Aspekte der Konstruktion untrennbar miteinander verbunden sind und es schwierig ist die UrsacheWirkungszusammenhänge einfach zu bestimmen.76
Abbildung 2 illustriert den Zusammenhang der Faktoren Macht und Wahrnehmung sowie Ein- und Ausgrenzung. Nach dieser von Einig erstellten Abbildung führt die Wahrnehmung von Diskriminierung und Eingrenzung bei ,Nicht-Fremden‘ zu Selbstunterwerfung, um Privilegien zu erhalten. Bei ,Fremden‘ hat sie Ohnmacht und Rückzug zur Folge. Die Macht zur Grenzziehung dient als Mittel der Disziplinierung, denn sie sanktioniert Selbstunterwerfung und diskriminiert Abweichung.77
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Mit Leiprecht ist anzunehmen, dass der Rassismusbegriff sich nicht nur auf Konstruktionen von „Rasse“ beziehen sollte, sondern auch auf Konstruktionen von Kultur. Wie der Autor richtig anmerkt, wird der Begriff „Rasse“ mittlerweile eher selten verwendet, da er die Erinnerung an die Sprache und Praxis des Faschismus wachruft; daher werde das Wort Kultur „als eine Art Sprachversteck für »Rasse« benutzt“.78
3.2.3 Alltagsrassismus von Philomena Essed
Bevor genauer auf verschiedene Erklärungsmodelle von Rassismus eingegangen werden soll, wird abschließend eine Definition von Philomena Essed eingeführt.
Die Autorin argumentiert, dass eine Definition des „Weißen Rassismus, wie er in kapitalistischen Gesellschaften europäischen Musters vorkommt (...)“79, nur dann richtig definiert werden könne, wenn der Fokus sich auf die alltäglichen Erfahrungen von Schwarzen, Asiaten und anderen Immigranten richtet.
Entwickelt wurden der Begriff Alltagsrassismus und das ihm zugrunde liegende Konzept von der niederländischen Rassismusforscherin Philomena Essed Mitte der 1980er Jahre. In ihrer Theorie versucht sie die Alltäglichkeit von Rassismus in den Vordergrund zu rücken.
Esseds Argumentation folgend, umfasst der Begriff Alltagsrassismus zwei Elemente: Zum einen wird deutlich, dass es sich um Rassismus handelt, zum anderen werden alltägliche Formen fokussiert. Essed begründet die Vorzüge, die der Begriff bietet, folgendermaßen:
Die Alltäglichkeit nun sagt etwas über die Häufigkeit des Rassismus aus (auf täglicher Basis) und über die Struktur seines Auftretens (systematisch). Wir erhalten auch Informationen über die Beschaffenheit seines Auftretens: die Routine wird miteinbezogen, ,so tun als wäre nichts geschehet, automatisch ausgeführte Rituale und auch für ganz selbstverständlich gehaltene Einstellun-gen. Schließlich bekommen wir eine Aussage über die Eigenschaft dieser Mechanismen.80
Essed bezieht sich in ihren Überlegungen auf die Einstellungen der Mehrheitsgesellschaft, besonders der „weißen“ Bevölkerung. Die Autorin geht davon aus, dass Rassismus von den Weißen automatisch reproduziert wird, was nur aufgrund einer auf Konsens beruhenden Macht möglich ist.81
Auch Leiprecht verwendet den Begriff Alltagsrassismus und gibt sogleich einer in Deutschland und den Niederlanden durchgeführten Studie über Rassismus bei Jugendlichen beider Länder den Titel „Alltagsrassismus“. Leiprecht unterstreicht die Eignung des Begriffes besonders in erziehungs- und sozialwissenschaftlichen Untersuchungen, die in erster Linie nicht auf (rechts-)extreme, rassistisch motivierte Gewalt und Kriminalität abzielen. Der Begriff bezieht sich einerseits auf die alltäglichen und banalen, aber folgenreichen Konstruktionen des Wir und hat somit auch eine Signalfunktion. Andererseits rücken die Ansichten und Artikulationen der Mehrheitsgesellschaft ins Zentrum des Interesses und liefern somit Anknüpfungspunkte für Veränderungen in der Praxis und in Lern-/Bildungsprozessen. Darüber hinaus geraten letztlich durch die Bezeichnung subtile, verdeckte Formen des Rassismus in den Vordergrund.82
3.3 Begriffsabgrenzungen
In der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Rassismus in Deutschland lässt sich teilweise eine Thematisierung des Phänomens unter anderen Begriffen feststellen. Diese Konzepte sollen im Folgenden von dem des Rassismus abgegrenzt werden.
3.3.1 Ausländerfeindlichkeit, Fremdenfeindlichkeit, Ethnizität und Ethnozentrismus
Der Begriff Ausländerfeindlichkeit setzte sich in Deutschland seit den 60er Jahren durch, als die seit Mitte der 50er Jahre angeworbenen Gastarbeiter in der Zeit der wirtschaftlichen Krise zunehmend auf Abneigung und Feindseligkeiten stießen.83 In der öffentlichen und wissenschaftlichen Diskussion wird seitdem bei ablehnenden, diskriminierenden und marginalisierenden Verhalten gegenüber Migranten/-innen häufig auch von Ausländerfeindlichkeit gesprochen. Einige Autoren, u. a. Kalpaka und Räth- zel, lehnen den Gebrauch allerdings ab: Der Begriff Ausländerfeindlichkeit unterstelle, dass alle „Ausländer“ diskriminiert werden. Jedoch unterscheide sich die Ablehnung nach Nation: Ein Engländer erfährt nicht die gleiche Diskriminierung wie ein Afrikaner. Zudem kritisieren die Autoren zu Recht, dass der Begriff implizit behauptet, Unterdrückung existiere nur aufgrund von „Feindlichkeit“84. Sowohl das Objekt als auch der Mechanismus von Ausschließungspraxen würden durch den Begriff Ausländerfeindlichkeit verschleiert.85
Auch der Begriff Fremdenfeindlichkeit, der im Zusammenhang mit ablehnendem Verhalten gegenüber Zuwanderern verwendet wird, trifft das Phänomen, das er zu beschreiben versucht, nicht richtig. Verbreitung findet der Begriff vor allem bei Anthropologen, Ethologen und Soziobiologen.86 Einige Vertreter dieser Fachrichtungen gehen davon aus, dass Menschen eine angeborene Abwehrhaltung gegenüber Zuwanderern
[...]
1 Vgl. Kapitel 2
2 Neben den in dieser Arbeit diskutierten Konzepten nennt Hormel eine Reihe anderer Konzepte, die sich ebenfalls mit der Rassismusthematik auseinandersetzten. Zu nennen sind dabei Ansätze der Demokratieerziehung und Menschenrechtspädagogik, historisch politisches Lernen, Holocaust-Education und Gedenkstättenpädagogik, moralisches Lernen in der gerechten Gesellschaft (Just Community), Toleranzerziehung, Antibias-Education, Pädagogik der Anerkennung, Konfliktlösungstrainings und Mediationskonzepte (vgl. Hormel & Scherr, 2004, 32). Hinzuzufügen wären dieser Aufzählung noch Ansätze der Critical Whitness, die besonders in der antirassistischen Bildungsarbeit immer mehr berücksichtigt werden (vgl. Elverich & Scherr, 2007, 182 ff.).
3 Vgl. Hormel & Scherr, 2004, 29.
4 Vgl. Leiprecht & Lang, 2001, 252.
5 Vgl. FRA, 2009a, 25 ff.
6 Vgl. FRA, 2009b, 36.
7 Muigai, G., 2009, 1
8 Positiv wird besonders das am 18. August 2006 eingeführte Allgemeine Gleichbehandlungsgesetzt (AGG) bewertet, welches darauf abzielt Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, des Alters oder sexueller Identität zu verhindern oder zu beseitigen. Zudem wird begrüßt, dass die Behörden Deutschland zunehmend als Einwanderungsland anerkannt habe (vgl. ECRI, 2009, 7).
9 Ebd., 9.
10 Die elementaren theoretischen Standpunkte, die gemeint sind, sind z. B. Ursachen für Rassismus, Er scheinungsformen (universal vs. epochal) sowie Definitionen von Rassismus(vgl. Hund, 1999, 7).
11 Die Verwendung des Rassebegriffs wurde erst im Jahr 1995 in einer UNESCO-Erklärung offiziell abgelehnt. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde der Begriff „Rasse“ in den Naturwissenschaften teilweise noch weiter verwendet. Die UNESCO-Erklärung wurde im Vorfeld der UNESCO-Konferenz »Gegen Rassismus, Gewalt und Diskriminierung« am 8. und 9. Juni 1995 in Stadtschlaining im Rahmen einer wissenschaftlichen Arbeitstagung, unter der Leitung des Wiener Anthropologen Prof. Dr. Horst Seid- ler, von den dort anwesenden internationalen Fachleuten einstimmig verabschiedet. In der Erklärung hieß es, dass es keinen wissenschaftlichen Grund gebe, den Begriff „Rasse“ weiterhin zu verwenden (vgl. UNESCO, 1995). Da der Begriff „Rasse“ nicht mehr haltbar ist wird er in dieser Arbeit auch in Anführungszeichen gesetzt.
12 Vgl. Miles, 1991, 19.
13 Vgl. Conze, 1984, 135 ff.
14 Vgl. Geiss, 1988, 16. Geiss merkt an dieser Stelle an, dass überdies noch andere, jedoch strittige etymo logische Ursprünge ausgemacht werden. Demnach könnte der Begriff sogar noch über die romanischen Anfänge zurückgehen und sich aus dem arabischen >>Ras<< ableiten, was so viel heißt wie Kopf oder Oberhaupt eines Stammes. Einen Hinweis für diese Hypothese sieht Geiss darin, dass der Begriff zuerst von den Spaniern und Portugiesen aufgenommen wurde, die seit 711 in einem langen (kriegerischen, aber auch friedlich-kulturellen) Austausch mit Arabern/Mauren standen (vgl. ebd. 16).
15 Die Einteilung in Griechen und Barbaren, Freie Männer & Frauen und Sklaven zur Zeit der Antike stellt für einige Autoren bereits frühe Formen rassistischer Diskriminierung dar. Besonders Aristoteles’ Theorie der Sklaverei sei demnach eindeutig rassistisch gewesen (vgl. u. a. Delacampagne, 2000; Hund, 2006; Isaac, 2006.).
16 Mosse, 1994, 28.
17 Vgl. Delacampagne, 2000, 126.
18 Vgl. Geulen, 2007, 48.
19 Vgl. ebd., 56.
20 Vgl. Mosse , 1994, 29.
21 Vgl. ebd., 43.
22 Vgl. Miles, 1991, 42 f.
23 Vgl. ebd., 44 f. In diesem Zusammenhang lässt sich nach Miles von dem biologischen Determinismus sprechen.
24 Vgl. Mosse, 1994, 45 f.
25 Vgl. Sonderegger, 2008, 12 f.
26 Bekannt wurde der Biologe durch die Einteilung der Pflanzen in 24 Kategorien (vgl. Delacampagne, 2000, 134).
27 Vgl. Sonderegger, 2008, 12 f.
28 Vgl. Mosse, 1994, 46.
29 Vgl. Delacampagne, 2000, 134.
30 Vgl. Mosse, 1994, 29.
31 Immanuel Geiss gibt in einem Schaubild einen guten Überblick über Rassenkonzepte und ihre spezifi schen Systematisierungsversuche zwischen dem 17. und 20. Jahrhundert (vgl. Geiss, 1988, S. 142 ff.)
32 Vgl. Mosse, 1994, 56.
33 Vgl. Delacampage, 2000, 140.
34 Vgl. Geulen, 2007, 61.
35 Vgl. ebd., 61
36 Vgl. Miles, 1991, 50.
37 Vgl. Geulen, 2007, 69 ff.
38 Der Originaltitel lautet Essai sur l’inegalités des races humanes.
39 Vgl. Delacampagne, 2000, 145.
40 Vgl. Geulen, 2007, 72.
41 Vgl. ebd., 73 f.
42 Die Eugenik geht auf den Anthropologen und Statistiker Francis Galton (1822-1911) zurück und be schäftigte sich mit der Vererbung geistiger Fähigkeiten. Ziel der Eugenik war es, eine Vermehrung erblicher Begabungen zu erzielen. Dazu wurde an Vererbungsgesetzen, Heiratsregeln, Geburtenrückgängen, Erbkrankheiten, Suchtanfälligkeiten und Sexualverhalten geforscht. Mit Hilfe des Darwinschen Selektionsprinzips sollte der Mensch in die Lage gebracht werden, Kontrolle über die Evolution zu erlangen (vgl. Priester, 2003, 223 f.)
43 Vgl. ebd., 228 f.
44 Mosse, 1994, 207.
45 Vgl. ebd., 207.
46 Vgl. Miles, 1991, 52.
47 Vgl. ebd., 63 f.
48 Vgl. hierzu auch die Begriffabgrenzungen in Kapitel 3.3
49 Vgl. Miles, 1991, 53
50 Dieser Begriff wurde von Hertz 1925 verwendet (vgl. Miles, 1991. 54 f.).
51 Miles, 1991, 59.
52 Miles gibt einen guten Überblick über die zu dieser Zeit veröffentlichten Werke und deren Definitionen von Rassismus (vgl. ebd., 59 ff.)
53 Vgl. Butterwegge, 1996, 126 f.
54 Vgl. Zerger, 1997, 66 f.
55 Vgl. Hund, 2007, 14. Balibar und Wallenstein (1990) bezeichnen den Rassismus daher als „Rassismus ohne Rassen“ und meinen damit in Anlehnung an Taguieff (2000) einen differentialistischen Rassis-mus, der eine stark kulturalisitische Grundlage aufweist (vgl. Balibar, 1990, 28 f., Taguieff, 2000, 21). Es ist nach Hund jedoch strittig, eine solche Begriffsverwendung anzunehmen (vgl. Hund, 2007, 11.)
56 Ebd., 15.
57 Vgl. Gosepath, Hinsch & Rössler, 2008, 1047 f.
58 Vgl. Memmi, 1992, o. O.
59 Vgl. Gosepath, Hinsch & Rössler, 2008, 1047.
60 Vgl. Memmi, 1992, 103.
61 Vgl. ebd., 166.
62 Vgl. ebd., 168.
63 Vgl. ebd., 169.
64 Vgl. ebd., 172.
65 Vgl. ebd., 100
66 Vgl. Einig, 2005, 42.
67 Vgl. ebd., 42 f.
68 Vgl. Gosepath, Hinsch & Rössler, 2008, 1047.
69 Miles, 1992, 23.
70 Vgl. Gosepath, Hinsch & Rössler, 2008, 1047.
71 Kalpaka & Räthzel, 1990, 13.
72 Vgl. ebd., 13.
73 Vgl. Hund, 1999, S.12
74 Einig verdeutlicht die Wirkung von rassistischen Konstruktionen anhand der konstruierten Kategorie der „Asylanten“ in den 80er Jahren. Der Begriff, der durchweg negative Konnotationen und negative Zuschreibungen enthält, entstand, als Politiker und Parteien asylsuchende Flüchtlinge als Wahlkampfthema erkannten. Das konstruierte Bild des Asylanten, der auf Kosten des Staates lebt, enthält als reale Grundlage die Tatsache, dass Flüchtlinge in der Regel keine Arbeitserlaubnis bekommen und somit auf Unterstützung vom Staat angewiesen sind. Wahrnehmung und Wirklichkeit hängen also zusammen, ebenso wie Ein- und Ausgrenzung als Konsequenz davon (Vgl. ebd., 49). Die Ausgrenzung entsteht dann, wenn ein Staat gesetzliche Bestimmungen für Flüchtlinge vorsieht, die ihnen soziale und demokratische Rechte vorenthalten. Man kann dann auch von institutionellem Rassismus sprechen (vgl. Butterwegge, 1996, 123 f.).
75 Vgl. Einig, 2005, 48.
76 Leiprecht, 1992, 103.
77 Essed, 1991, 11
78 Ebd., 33.
79 Vgl. ebd., 33 f.
80 Vgl. Leiprecht, 2001, 1 f.
81 Vgl. Butterwegge, 1996, 15.
82 Die Autoren geben zu bedenken, dass es sich auch ohne feindliche Absichten um Rassismus handeln kann, beispielsweise wenn Einwanderer als hilflose Opfer wahrgenommen werden und man ihnen ihre Handlungsfähigkeit abspricht (vgl. Kalpaka & Räthzel, 1994, 12).
83 Vgl. ebd., 12
84 Die Soziobiologie ist eine Forschungsrichtung der biologisch orientierten Anthropologie. Dressel stellt die Grundlagen der Disziplin zusammenfassend dar. Demnach basiert die Soziobiologie auf der Evolutions- und Selektionstheorie von Charles Darwin. Darwins Prinzip wird von Vertretern dieser Disziplin auf den Menschen, die kulturelle Entwicklung und soziales Verhalten übertragen. Auch die vergleichende Verhaltensforschung überträgt Naturgesetze auf den Menschen (z. B. Eibel-Eibelsfeldt, Konrad Lorenz). Im Unterschied dazu sehen Soziobiologen die Evolutions- und Selektionseinheit nicht mehr in der Art, sondern im einzelnen Menschen bzw. in dessen genetischem Material verortet (vgl. Dressel, 1998, S. 98 ff.)
85 Vgl. Butterwegge, 1996, 17 ff.
86 Vgl. Groenemeyer, 2003, 12 ff.
- Citar trabajo
- Andrea Kern (Autor), 2010, Die Rassismusproblematik aus pädagogischer Sicht, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158808
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