In dieser Arbeit möchte ich die Gründe des Alkoholkonsums analysieren. Sicherlich ist dies schon in vielen Studien erörtert worden, aber ich möchte diese Aussagen mit empirischen Analysen stützen oder gegebenenfalls widerlegen. Ich werde praktisch „Vor Ort“ Interviews durchführen und auch finden sich in meinem Freundeskreis etliche Jugendliche, die regelmäßig Alkohol konsumieren und für eine Befragung gewillt sind.
Gerade im Heranwachsendenalter wird immer wieder erheblich gewarnt, dass sie empfänglicher als Ältere für Alkoholkonsum und - missbrauch sind. Dieses möchte ich begründen. Ebenso möchte darlegen, was Folgeschäden eines ständigen Alkoholkonsums sein können.
Um dieses Gebiet verständlich zu behandeln, lässt sich auf einige Begriffsdefinitionen von Alkohol, Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch und Adoleszenz nicht verzichten.
Auch der historische Wandel sollte nicht außer Acht gelassen werden, denn auch er gibt Prognosen für die Zukunft.
Die Funktion des Alkohols bei Jugendlichen sowie die verschiedenen Einflussfaktoren sollen, wie die Folgen des Alkoholkonsums/ -missbrauches, untersucht werden.
Hierbei möchte ich auf die Auswirkungen im Gehirn, die Auswirkungen auf das soziale Umfeld und die Kurz-, mittel- und langfristige Konsequenzen eingehen. Um das Thema abzurunden und mögliche Ansatzpunkte für eine Zukunft zu geben, werde ich versuchen
eine Präventionsmaßnahme zu erläutern und zu bewerten.
Auch möchte ich die aktuelle Lage auf verschiedenen Internetplattformen erforschen.
Portale wie „jappy.de“, „meinvz.de“, „studivz.de“ und „schuelervz.de“ sind in aller Munde und haben einen stetigen Anstieg der Mitgliederzahlen zu verbuchen.
Dort kann man „Gruppen“ oder „Coms“ gründen, in denen andere User, die sich mit dem Gruppennamen identifizieren, eintreten können. Vorweg möchte ich anmerken, dass bei www.jappy.de (ab 14 Jahren) 220 Gruppen und allein bei schuelervz.de mehr als 300 Gruppen (es werden nur 300 angezeigt) sich diesem Thema mit dem Schlagwort „Alkohol“ widmen. Dies zeigt die Bedeutsamkeit des Themas „Alkohol“ bei Heranwachsenden.
Der Aufbau dieser Arbeit ist absichtlich so gewählt. Die Folgen und Schäden von Alkohol sind bewusst weit oben angeordnet, da man somit von Anfang an über die tückischen Krankheiten aufgeklärt wird und die Motive in einer anderen Relation sehen kann.
Doch zunächst möchte ich erläutern, was ich in dieser Arbeit unter dem Begriff „Heranwachsende“ verstehe [...]
InHaCtsverzeicHnis
Vorwort
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1 Adoleszenz
2.2 Alkohol
2.3 Alkoholmissbrauch/-konsum
2.4 Alkoholabhängigkeit
3. Historische und allgemeine Aspekte zu Alkohol und Alkoholismus
4. Aktuelle Analyse des Alkoholkonsums
5. Wirkungen und Wirkungsweise
5.1 Alkohol bei Heranwachsenden
6. Folgen des Alkoholkonsums und des Alkoholmissbrauches
6.1 Körperliche Erkrankungen
6.2 Psychische Störungen
6.3 Soziales Umfeld
6.4 Auch der „normale“ Konsum schadet
6.5 Zusammenfassung
7. Motivation des Alkoholkonsums und -missbrauchs
8. Interview mit Sonja
9. Suche nach Gruppen bei schuelervz.de
10. Analyse des Trinkverhaltens im Musiczelt Zeestow
11. Prävention in der Schule
12. Abschließende Zusammenfassung
13. Quellen
Vorwort
„ Keine Droge genießt im gesellschaftlichen Leben eine größere Akzeptanz als Alkohol. In Zeitungskiosken und Supermärkten, Tankstellen und Kaufhäusern ist die Auswahl groß und Alkohol legal und preiswert erhältlich. Ob Bier zum Fernsehen, guter Wein zum Essen, Piccolo zum Frühstück, Sektempfang in der Firma oder Champagnerdusche bei der Siegerehrung, Alkohol begegnet den Menschen im Alltag in verschiedenen Formen, ohne dass dabei vom exzessiven oder regelmäßigen Konsum gesprochen wird. “[1]
„ Grog zum Aufwärmen; Aperitif vor dem Essen, [...], einen Schnaps zur Verdauung; einen Schlummertrunk zum Einschlafen; Sekt zum Einstand, eine Lokalrunde zum Abschied. Geburt. Taufe. Geburtstag. Hochzeit. Jubiläum. Beerdigung. “[2]
Diese Listen sind nicht vollzählig, machen aber deutlich, wie normal und gesellschaftlich akzeptiert das Trinken von Alkohol ist.
Alkoholkonsum ist heute faktisch allen Gesellschaften der Erde bekannt und der Beginn des Alkoholtrinkens ist historisch nicht lokalisierbar, auf jeden Fall so weit zurückliegend, dass Gesellschaften in der Lage waren, Alkohol zu einem festen Bestandteil ihres Alltagslebens zu machen, d.h. Alkoholkonsum zu integrieren und ihm instrumentalen Charakter zu verleihen.[3] Diese feste Verankerung im kulturellen Rahmen macht deutlich, dass der Konsum alkoholischer Getränke grundsätzlich einen 'Wert' darstellt, da auch viele der Wirkungen des Alkohols als positiv beschrieben werden.[4] Der Verzehr von Alkohol gilt als selbstverständlich, so dass er von der Gesellschaft kaum prinzipiell in Frage gestellt wird.[5] Abstinenz sei etwas Abweichendes, bei dem die Betroffenen oftmals das Gefühl haben, sich dafür rechtfertigen zu müssen. Aber Alkohol ist nicht nur Nahrungs- oder Genussmittel, welches Speisen und Getränken Geschmack verleiht, sondern auch eine psychoaktive Substanz, die als Rauschmittel, zum Abbau von Hemmschwellen oder auch zur Förderung sozialer Kontakte bewusst eingesetzt wird.[6]
1. Einleitung
Ausgangspunkt ist der Mensch in seiner Persönlichkeit als Individuum, das von Augenblick der Zeugung an in Wechselwirkung mit seiner Umwelt steht, die die Droge Alkohol in ihr involviert hat.[7]
Alkohol[8] weist eine Reihe von Eigenschaften auf, die sich sonst in kaum einer anderen Substanz vereint finden lassen.
„Alkohol: Zungenlöser, Seelentröster, Kaputtmacher
Er ist Volksdroge Nummer Eins, der deutschen liebstes Genussmittel und als "flüssiges Brot” Bestandteil der Volkskultur [...]. “[9]
(Bayrischer Rundfunk am 20.01.2009)
Ich gehe davon aus, dass Alkohol seiner physiologischen Wirkung nach nicht nur ein Genussmittel ist, als welches er in den amtlichen Statistiken unter der Rubrik 'Ernährung' verzeichnet wird, sondern auch den Charakter einer Droge besitzt, da eine psychische Abhängigkeit, eine Toleranzsteigerung und eine Erzeugung körperlicher Abhängigkeit, d.h. Entzugserscheinungen beim Absetzen der Droge, möglich sind.[10] „Bereits geringe Mengen von Alkohol ermöglichen temporäre Veränderungen des Normalbefindens, Zustände der 'Entrücktheit', der Veränderung der Grundstimmung, die sonst nur im Bereich der Geisteskrankheiten als Dauerzustände auffallen.“[11]
„In kaum einem EU-Land ist Alkohol für die Bevölkerung so erschwinglich wie in Deutschland: Während die Lebenshaltungskosten zwischen 2000 und 2005 um 8,3 Prozent gestiegen sind, haben sich alkoholische Getränke nur um 5,3 Prozent verteuert. “[12] (Tagesschau)
„Fast jeder Fünfte in der Altersgruppe der 15- bis 24-Jährigen (19 %) trinkt fünf oder mehr alkoholische Getränke hintereinander, bei den Älteren (ab 55) sind dies nur noch 4%. “[13]
(Gesundheitspolitik)
„Laut Statistiken des Bundes steigt die Zahl der Klinik-Einlieferungen der 15- bis 25-Jährigen aufgrund von Alkoholmissbrauch rasant: Wurden im Jahr 2000 1 6.731 Jugendliche wegen einer Alkoholvergiftung behandelt, waren es 2004 bereits 24.810. Alkoholbedingte Notfälle bei Jugendlichen stiegen nach Angaben der Krankenkasse um 72 Prozent an. Dabei werden die Rauschpatienten immer jünger. Nach EU-Angaben machen Jugendliche ihre erste Alkohol-Erfahrung im Schnitt mit 12, den ersten Vollrausch erleben sie mit 14. “[14]
(Blaues Kreuz)
“Eine EU-weite Umfrage (zeigt), dass Teenager und junge Erwachsene von Zypern bis Lappland, von Irland bis Rumänien und von Portugal bis Lettland in einer Kultur aufwachsen, in der Alkoholkonsum zum Alltag gehört - oft auch der übermäßige. Jeder fünfte junge Europäer trinkt sich demnach häufig gleich in den Rausch: 19 Prozent der 15- bis 24-jährigen EU-Bürger trinken mindestens fünf Gläser Bier, Wein oder Spirituosen, wenn sie Alkohol konsumieren. (...) In Europa ist jeder vierte Todesfall bei jungen Männern zwischen 15 und 29 Jahren auf Alkohol zurückzuführen, insgesamt sterben nach Kommissionangaben in der EU alljährlich 195.000 Menschen an den Folgen des Alkoholmissbrauchs. (...) Und auch die kleine Gruppe der jugendlichen Kampftrinker, die in Deutschland für aufgeregte Debatten sorgt, (...) taucht in den Ergebnissen auf: Laut Eurobarometer trinken sechs Prozent der lediglich Fünfzehnjährigen bei Alkoholkonsum mit fünf oder mehr Gläsern bis zum Exzess, immerhin 15 Prozent von ihnen trinken drei bis vier Gläser, wenn sie trinken. Im Durchschnitt jeder fünfte Alkohol-Konsument zwischen 15 und 24 Jahren gab an, sich bis zur Besinnungslosigkeit zu betrinken. ”[15]
( Der Spiegel)
All diese Aussagen warnen vor einem Anstieg des Alkoholkonsums bei Heranwachsenden. Neben dem soeben dargestellten objektiven Tatbestand gesellschaftlicher Brisanz ist meine subjektive Motivation für die Bearbeitung dieser Thematik in folgenden Komponenten begründet.
Ich arbeite in mehren Diskotheken, die Jugendliche ab 16 Jahren besuchen können, da sie die Möglichkeit haben, an der Eingangstür einen Zettel auszufüllen oder mitzubringen, dass sie in Begeleitung eines Volljährigen sind.
An den Bars wird das Alkoholausgabeverbot umgangen, indem die Minderjährigen einen Volljährigen bestellen lassen.
Auch die Events sind meistens Alkoholgenuss-orientiert.
Es gibt so genannte „Lattenpartys“, bei denen man fünf alkoholisierte Mixgetränke für nur 5 Euro bekommt und für einen einzelnen 3,50Euro bezahlen müsste, die Wodka-Party staffelt sich in unterschiedlichen Preislagen: Ein Drink 1,50 - fünf Drinks bekommt man für 6 Euro und am meisten spart man natürlich, wenn man zehn Drinks für 10 Euro kauft. Auch Litergläser werden zum halben Preis von nur 5 Euro angeboten. Des Weiteren wird mit dem Event „Bezahl einen - bekomm zwei“ zum erhöhten Alkoholkonsum animiert.
Nicht zu verachten sind die „Günstig-Partys“ bei denen man 50 Cent für ein Mixgetränk bezahlen muss. Für die Gäste am lukrativsten ist immer noch die „Passend-oder- Pech-gehabt-Party“ Dieses Motto umgeht das oft in den Medien kritisierte „Flatrate-trinken“. Die Gäste können mit jedem Geldstück bezahlen, das sie in ihrer Tasche finden. Die meisten Besucher bringen sich somit Rollen mit lCent-Stücken mit. Neuerdings finden jedoch wieder „All Inclusive-Partys“ statt, bei dem alle Getränke bei einem Eintritt von 14,95€ gratis sind.
An Abenden, an denen die Preise „normal“ oder nur ein bestimmtes Getränk preislich herabgesetzt wird, bleiben die Discotheken so gut wie leer.
Dies zeigt deutlich, weshalb die Jugend in erster Linie diese Lokalitäten besucht.
In dieser Arbeit möchte ich die Gründe des Alkoholkonsums analysieren. Sicherlich ist dies schon in vielen Studien erörtert worden, aber ich möchte diese Aussagen mit empirischen Analysen stützen oder gegebenenfalls widerlegen. Ich werde praktisch „Vor Ort“ Interviews durchführen und auch finden sich in meinem Freundeskreis etliche Jugendliche, die regelmäßig Alkohol konsumieren und für eine Befragung gewillt sind.
Gerade im Heranwachsendenalter wird immer wieder erheblich gewarnt, dass sie empfänglicher als Ältere für Alkoholkonsum und - missbrauch sind. Dieses möchte ich begründen. Ebenso möchte darlegen, was Folgeschäden eines ständigen Alkoholkonsums sein können.
Um dieses Gebiet verständlich zu behandeln, lässt sich auf einige Begriffsdefinitionen von Alkohol, Alkoholkonsum, Alkoholmissbrauch und Adoleszenz nicht verzichten.
Auch der historische Wandel sollte nicht außer Acht gelassen werden, denn auch er gibt Prognosen für die Zukunft.
Die Funktion des Alkohols bei Jugendlichen sowie die verschiedenen Einflussfaktoren sollen, wie die Folgen des Alkoholkonsums/ -missbrauches, untersucht werden.
Hierbei möchte ich auf die Auswirkungen im Gehirn, die Auswirkungen auf das soziale Umfeld und die Kurz-, mittel- und langfristige Konsequenzen eingehen. Um das Thema abzurunden und mögliche Ansatzpunkte für eine Zukunft zu geben, werde ich versuchen eine Präventionsmaßnahme zu erläutern und zu bewerten.
Auch möchte ich die aktuelle Lage auf verschiedenen Internetplattformen erforschen. Portale wie „jappy.de“, „meinvz.de“, „studivz.de“ und „schuelervz.de“ sind in aller Munde und haben einen stetigen Anstieg der Mitgliederzahlen zu verbuchen.
Dort kann man „Gruppen“ oder „Coms“ gründen, in denen andere User, die sich mit dem Gruppennamen identifizieren, eintreten können. Vorweg möchte ich anmerken, dass bei www.jappy.de (ab 14 Jahren) 220 Gruppen und allein bei schuelervz.de mehr als 300 Gruppen (es werden nur 300 angezeigt) sich diesem Thema mit dem Schlagwort „Alkohol“ widmen. Dies zeigt die Bedeutsamkeit des Themas „Alkohol“ bei Heranwachsenden.
Der Aufbau dieser Arbeit ist absichtlich so gewählt. Die Folgen und Schäden von Alkohol sind bewusst weit oben angeordnet, da man somit von Anfang an über die tückischen Krankheiten aufgeklärt wird und die Motive in einer anderen Relation sehen kann.
Doch zunächst möchte ich erläutern, was ich in dieser Arbeit unter dem Begriff „Heranwachsende“ verstehe, da sich hierzu unterschiedliche Begriffsdefinitionen finden lassen.
2. Definitionen
2.1 Adoleszenz
Zum einen ist ein Heranwachsender in Deutschland nach § 1 Abs. 2 Jugendgerichtsgesetz (JGG) jede Person, die das 18. Lebensjahr, aber noch nicht das 21. Lebensjahr vollendet hat, zum anderen definiert sich der Heranwachsende als eine Person, die sich in einer Entwicklungszeit zwischen dem Kindesalter und dem Erwachsensein befindet - etwa zwischen 13. und 22. Lebensjahr.
Neben der gesetzlichen Situation stellt die Zeit der Adoleszenz (lat. adolescere „heranwachsen“), die man auch als Coming of Age bezeichnet, eine besondere gesellschaftliche dar.
Da die Menschen ihre Persönlichkeit erst allmählich erreichen, vollzieht sich die Entwicklung im Allgemeinen in verschiedenen Stadien, wobei das Erreichen der sexuellen Reife (oder Eintritt in die Pubertät) als bedeutender Wendepunkt begriffen wird.
Das Wort „Heranwachender“ konnotiert das Durchlaufen eines Reifeprozesses, der sie etwa ihr bisheriges Leben hinterfragen und reifen lässt. Dabei wird zumeist die Handlung eingesetzt, um diese Veränderung auszulösen oder zu unterstützen, so dass auf den Einsatz etwa von oberflächlichen Actionelementen zugunsten einer Dramatisierung und Psychologisierung verzichtet werden kann.[16]
Eine anderes Nachschlageverzeichnis meint, dass die Adoleszenz das Übergangsstadium in der Entwicklung des Menschen von der Kindheit (Pubertät) hin zum vollen Erwachsensein ist und somit den Zeitabschnitt darstellt, während dessen eine Person biologisch gesehen ein Erwachsener, aber emotional und sozial noch nicht vollends gereift ist. Das der Adoleszenzphase zugeordnete Alter wird in verschiedenen Kulturen unterschiedlich aufgefasst. In den Vereinigten Staaten wird die Adoleszenz im Allgemeinen bereits bei Pubertätsbeginn angesiedelt: beginnend im Alter von 13 Jahren bis zum 24. Lebensjahr. In Deutschland versteht man unter der Adoleszenzphase - je nach Entwicklungsstadium - meist den Zeitraum zwischen 16 und 24 Jahren. Im Gegensatz dazu definiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die Adoleszenz als die Periode des Lebens zwischen 10 und 20 Jahren.
Die Encarta-Enzyklopädie bezeichnet es als Jugendalter und definiert die Zeit vom Einsetzen der Pubertät bis zur körperlichen Reife; es beginnt in der Regel bei Jungen ungefähr mit 14 und bei Mädchen mit zwölf Jahren. Gewöhnlich versteht man darunter die Zeit, in der ein Mensch von seinen Eltern unabhängig wird. Als Jugendliche bezeichnet man im juristischen Sinn Personen von 14 bis 18 Jahren (siehe Jugendstrafrecht).
Mit dem Beginn der körperlichen Reifung treten tief greifende Veränderungen des Körperbaues und anderer Merkmale ein, worauf ich in dieser Begriffsdefinition nicht weiter eingehen werde.
Wichtig, aus psychologischer Sicht, ist der Punkt, dass in Verbindung mit der körperlichen Veränderungen auch ein geistig-emotionaler Wandel eintritt; manchen Studien zufolge verläuft diese seelische Anpassung bei Jugendlichen, die früh heranreifen, problemloser als bei ihren Altersgenossen, deren Reife später einsetzt.
Hinsichtlich der geistigen Funktionen treten im Jugendalter keine tief greifenden Wandlungen ein. Die Fähigkeit, komplexe Fragestellungen zu verstehen, nimmt allmählich zu. Nach den Untersuchungen des französischen Psychologen Jean Piaget beginnt im Jugendalter das Stadium des formalen, zielgerichteten Denkens, das durch logisches Ableiten und Kombinieren gekennzeichnet ist.[17] Piaget nahm an, dieses Stadium laufe bei allen Menschen ab, unabhängig von der Ausbildung und ähnlichen äußeren Einflüssen. Neuere Forschungsergebnisse zeigen jedoch, dass bei der Fähigkeit zur Lösung komplexer Probleme neben ererbten Voraussetzungen auch Erziehung und beständige Wissenszunahme eine wichtige Rolle spielen.
Parallel zu den körperlichen Veränderungen während der Pubertät entwickelt sich der Geschlechtstrieb. Die Befriedigung sexueller Bedürfnisse wird auch heute noch durch gesellschaftliche Tabus erschwert und somit haben viele Menschen nur unzureichende Kenntnisse über Sexualität. Seit den sechziger Jahren sind viele junge Leute sexuell aktiver als früher, denn neueren Untersuchungen zufolge berichten fast 50 Prozent der Jugendlichen unter 15 Jahren und 75 Prozent der unter Neunzehnjährigen, sie hätten bereits Geschlechtsverkehr gehabt. Trotz ihrer sexuellen Kontakte mangelt es etlichen Jugendlichen an ausreichenden Kenntnissen über Themen wie Empfängnisverhütung oder Geschlechtskrankheiten.
Der amerikanische Psychologe Stanley Hall[18] bezeichnet das Jugendalter als Phase emotionaler Belastungen, die sich aus den pubertätsbedingten, schnellen und tief greifenden körperlichen Veränderungen ergeben. Wie die Studien der amerikanischen Anthropologin Margaret Mead[19] jedoch gezeigt haben, ist die emotionale Belastung nichts Naturgegebenes, sondern sie ist kulturell bedingt. Nach den Feststellungen dieser Forscherin treten beim Übergang vom Kindes- zum Erwachsenenalter in den einzelnen Kulturkreisen sehr unterschiedliche Belastungen auf. Der in Deutschland geborene amerikanische Psychologe Erik Erikson[20] sieht in der Entwicklung einen psychosozialen Vorgang, der sich während des ganzen Lebens fortsetzt. Die „Entwicklung von Werthaltungen während der Reifezeit” stellt R. Oerter[21] in seinem 1966 publizierten Werk dar.
Die psychische und soziale Herausforderung des Jugendalters besteht für den Heranwachsenden darin, zu einem selbstständigen Menschen zu werden, dem es seine eigene Persönlichkeit erlaubt, mit anderen nach Art von Erwachsenen intime Beziehungen aufzunehmen. Diese Entwicklung ist bei jedem Jugendlichen mit individuellen Problemen verbunden.
Da ich das Lehramt für die Sekundarstufe I / Primarstufe ohne Schwerpunkt studiert habe, möchte ich meine Ausarbeitung auch in diesen Jahrgängen hauptsächlich ansiedeln und schließe die Definition nach JGG vom 18. bis zum 21. Lebensjahr aus.
Die Entwicklungszeit zwischen dem Kindesalter und dem Erwachsensein; etwa zwischen 13. und 22. Lebensjahr finde ich demnach am konstruktivsten. Wenn ich in dieser Arbeit von Jugendlichen, Schülern oder Heranwachsenden schreibe, beziehe ich mich immer auf diesen eben genannten Lebensabschnitt.
Denn in diesem Zeitraum entwickelt sich das menschliche Gehirn in unterschiedlichen Geschwindigkeiten weiter. Das „limbische System”, zu dem auch das Belohnungssystem gehört und das für die Emotionen zuständig ist, reift bei Jugendlichen zur vollen Funktionsfähigkeit heran und lässt sie nach kurzfristigen Kicks suchen, wie sie Sex und Drogen verursachen.[22] In dieser Phase bildet sich auch ein zweites, das denkende, planende und reflektierende „System“ aus, das für langfristige Denkprozesse zuständig ist.[23] „Allerdings entwickelt sich dieses 'Stirnhirn', das manche Forscher als 'Sitz der Zivilisation' bezeichnen, erst gegen Ende der Pubertät. Die Konsequenzen, die Trinkexzesse haben können, dringen also erst im Laufe der Jahre ins Bewusstsein. “[24]
Fragestellungen in meiner Arbeit sind, wie schon angedeutet, weshalb Alkohol für Jugendliche besonders gefährlich ist, weshalb er süchtig machen kann, wie sich eine Alkoholabhängigkeit in diesem Alter äußert und gerade die Frage nach der Motivation des Trinkens von Alkohol.
Demnach möchte ich vorerst die Begriffe Alkoholkonsum und Alkoholmissbrauch unterscheiden, sowie einen kleinen Einblick zum Schlagwort 'Alkohol' geben.
2.2 Alkohol
Ethanol wird umgangssprachlich als Alkohol (Weingeist und Spiritus) bezeichnet. Es ist eine farblose, leicht entzündliche Flüssigkeit mit brennendem Geschmack sowie charakteristischem, würzigem Geruch. In der Chemie wird Ethanol oft mit EtOH abgekürzt und in der Alltagsmedizin mündlich mit C2 bezeichnet (als Verkürzung der Summenformel C2H6O).
Bekannt ist Ethanol vor allem als Trinkalkohol, der als Anteil in Genussmittel (z. B. Wein, Bier, Likör) klassifiziert wird. Er ist allerdings zugleich ein Rauschmittel, dennoch ist sein Konsum in den meisten Staaten erlaubt. Das Führen von Fahrrädern, Kraftfahrzeugen, Schiffen und Flugzeugen unter Alkoholeinfluss ist jedoch meist unter Strafe gestellt.
Die Hauptverwendungen von Ethanol betreffen neben der Genuss- und Lebensmittelindustrie vor allem in den letzten Jahren die Nutzung als Biokraftstoff in Form von Bioethanol, etwa im Ethanol-Kraftstoff E85, der 85 % Ethanol enthält. Außerdem handelt es sich um ein organisches Lösungsmittel sowie eine Grundchemikalie der Industrie.
Gebrauch, Missbrauch und Abhängigkeit von Alkohol kommen in vielen verschiedenen Abstufungen vor und der Übergang zwischen dem so genannten „normalen“ und „abnormalen“ Trinken ist eher graduell als abrupt.[25] Deswegen möchte ich aufführen was ich in dieser Arbeit unter Alkoholmissbrauch, Alkoholkonsum und Abhängigkeit verstehe.
2.3 Alkoholmissbrauch/-konsum
Die WHO definiert als Missbrauch die „einmalige, mehrmalige oder ständige Verwendung jeder Art von Droge (Rauschmittel, Medikament, auch Alkohol) ohne medizinische Indikation (Veranlassung zur Anwendung eines bestimmten Heilverfahrens) bzw. in übermäßiger Dosierung.“[26]
Ein Missbrauch liegt nach KIELSTEIN vor, „wenn er durch
- ungeeignete Personen (besonders durch Kinder und Jugendliche),
- Personen, die sich zeitweilig in einem ungeeigneten physischen und psychischen Zustand befinden (zum Beispiel Krankheit),
- Personen zu einer ungeeigneten Zeit oder an einem ungeeigneten Ort (besonders vor und während der Arbeit oder im Straßenverkehr),
- Personen in ungeeigneter Menge oder Form (z.B. in zu hoher Konzentration oder zu großer Menge in einer bestimmten Zeiteinheit) mit dem Ziel, einen Rauschzustand zu erzielen, oder von
- Personen im Rahmen von Trinksitten, die zu verstärkter Konsumtion alkoholischer Getränke, verzehrt wird.“[27]
Um einen klaren Einblick zu geben, möchte ich die Ausarbeitung vom „Ginko-e.V“[28] heranziehen, die drei Definitionen von schädlichem Alkoholkonsum auflisten.
Ein Missbrauch liegt nach DSM-IV vor, wenn mindestens eines der folgenden Kriterien erfüllt ist, ohne dass eine Alkoholabhängigkeit vorliegt.
- „Erhebliche Probleme in Haushalt, Familie oder Schule wegen Substanzgebrauch
- Substanzgebrauch in gefährlichen Situationen
- Probleme mit dem Gesetz wegen Substanzgebrauch
- Soziale und zwischenmenschliche Probleme wegen Substanzgebrauch“
Um schädlichen Alkoholkonsum nach CAGE handelt es sich nach, wenn von folgenden Punkten zwei oder mehr positiv beantwortet werden.
- „Gefühl, Alkoholkonsum verringern zu müssen
- Verärgerung wegen Kritik
- Schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle
- morgendliches Entzugstrinken“
Um schädlichen Alkoholkonsum nach LAST handelt es sich nach, wenn von folgenden Punkten zwei oder mehr positiv beantwortet werden.
- „Alkoholkonsum kann nicht immer beendet werden
- Gefühl, Alkoholkonsum verringern zu müssen
- Schlechtes Gewissen oder Schuldgefühle
- Bedenken naher Verwandter, Eltern, Freunde wegen Alkoholkonsum
- Probleme am Arbeitsplatz wegen Alkoholkonsum
- Störung der Leber wegen Alkoholkonsum
- Krankenhausaufenthalt wegen Alkoholkonsum“
Ein Missbrauch führt zu körperlichen, psychischen und sozialen Störungen unterschiedlichen Ausmaßes, ohne dass ein ausgeprägtes Abhängigkeitssyndrom vorliegt (unwiderstehliches Verlangen, Kontroll- oder Abstinenzverlust, Entzugserscheinungen, ...).[29]
Der Trinker fühlt beim Beginn des Trinkens demnach keinen Zwang, bis zum Vollrausch oder täglich Weiterzutrinken und ist somit in der Lage, sein Trinken zu steuern.[30]
2.4 Alkoholabhängigkeit
Eine Alkoholabhängigkeit (Alkoholismus) im Sinne des in der Medizin gebräuchlichen ICD10 Diagnosesystems (Alkoholabhängigkeitssyndrom, Code F10.2) kommt bei Kindern kaum und bei Jugendlichen bis zum 18. Geburtstag vergleichsweise selten vor, da sich eine manifeste Alkoholabhängigkeit in der Regel über mehrere Jahre entwickelt. Meist geht es bei Kindern und Jugendlichen um Rauschtrinken (akute Intoxikation, Code F10.0) oder um Alkoholmissbrauch (schädlichen Gebrauch, Code F10.1)
Eine Alkoholkrankheit oder -abhängigkeit, früher auch „Dipsomanie“, „Potomanie“, „Trunksucht“, „Alkoholsucht“ oder „Alkoholismus“ genannt, ist eine Abhängigkeit von der psychotropen Substanz Ethanol. Es handelt sich um eine progressive (voranschreitende) Krankheit, in deren Verlauf sich die Beschaffung und der Konsum von Alkohol zum lebensbestimmenden Inhalt entwickeln können. Typische Symptome sind der Zwang zum Konsum, fortschreitender Kontrollverlust, Vernachlässigung früherer Interessen zugunsten des Trinkens, Leugnen des Suchtverhaltens, Entzugserscheinungen bei Konsumreduktion, Nachweis einer Toleranz gegenüber Alkohol („Trinkfestigkeit“) sowie der Veränderung der Persönlichkeit.
Auch die WHO formuliert laut KIELSTEIN, dass es sich bei Alkoholabhängigen um „exzessive Trinker, deren Abhängigkeit vom Alkohol einen solchen Grad erreicht hat, dass sie deutliche seelische Störungen oder eine Beeinträchtigung ihrer körperlichen und seelischen Gesundheit, ihrer mitmenschlichen Beziehungen, ihrer sozialen und wirtschaftlichen Funktionen aufweisen oder Prodrome (Vorboten) einer solchen Entwicklung zeigen“[31], handelt.
Die psychische Abhängigkeit wird beschrieben „als schwer bezwingbares Verlangen nach ständig oder periodisch wiederholter Einnahme der Droge (Alkohol), um Unlustgefühle zu vermeiden oder lustvolle Befriedigung zu erlangen, wobei versucht wird, sich die Substanz (Alkohol) mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln zu beschaffen. Dieses maßlose unersättliche Verlangen bildet die grundlegende Vorraussetzung für das Auftreten und Fortbestehen jeder Abhängigkeit. Es führt zu Hauptcharakteristikum der Sucht, zum ' Nicht-mehr-aufhören-können '.“[32]
„Eine Abhängigkeit nach DSM-IV liegt vor, wenn zu irgendeinem Zeitpunkt mindestens drei der folgenden Kriterien in demselben 12-Monats-Zeitraum aufgetreten sind.
- Toleranzentwicklung
- Entzugssymptome oder Substanzgebrauch zur Abschwächung oder Vermeidung der Symptome
- Substanzgebrauch länger oder in größeren Mengen als beabsichtigt
- anhaltender Wunsch/erfolglose Versuche, Substanzgebrauch zu kontrollieren
- hoher Zeitaufwand für Beschaffung, Gebrauch und Erholung
- Aufgabe/Einschränkung von sozialen, beruflichen und Freizeitaktivitäten
- fortgesetzter Substanzgebrauch trotz eindeutig schädlicher Folgen“[33]
„Die hartnäckige Abhängigkeit ist dabei nicht die vielbesprochene körperliche (mit Entzugserscheinungen wie Tremor34 ), die nach dem Entzug höchstens einige Wochen anhält, sondern die bei wiederholter Zufuhr allmählich entstehende psychische Abhängigkeit, die viel länger anhält und noch nach Jahren Rückfälle hervorruft. Sie ist, auch wenn Normaltrinker sich das nicht eingestehen, die treibende Macht hinter dem Griff zur Flasche.“35 Die Entstehung einer Abhängigkeit ist schleichend. Es gibt dabei keine plötzliche Ursache, die eine Alkoholabhängigkeit auslöst.36 Ob sich aus dem Alkoholkonsums eines Individuums eine Abhängigkeit entwickeln wird, ist im Einzelfall nicht zwingend vorhersagbar, da es sich um ein komplexes, oft typisches, aber nicht spezifisches Bedingungsgefüge mit den drei Polen Droge, Person und Umwelt handelt.[37] „Zu den personalen Faktoren gehören sowohl die jeweilige Persönlichkeitsstruktur als auch konstitutionelle Faktoren bis hin zu genetisch determinierten Stoffwechseldispositionen.“[38]
Wie bereits erwähnt, trifft es allerdings nicht zu, dass Alkoholabhängige besonders labile, willensschwache oder unbeherrschte Personen sind und es somit keine eindeutige Charakterfrage ist.[39]
„ Ob Paris Hilton, Nicole Ritchie, Michelle Rodriguez oder Lindsay Lohan - sitzen Stars und Sternchen angetrunken hinter dem Steuer und werden von der Polizei erwischt, sorgen sie in zahlreichen Medien für Schlagzeilen.. “[40]
Prominente, denen es doch zumindest finanziell gut gehen sollte, haben somit Probleme mit Suchtstoffen.[41] Auch dadurch wird klar, dass Süchtige keineswegs Asoziale sind, sondern dass es jeden treffen kann und sich eine Abhängigkeit/Sucht durch alle Berufe und sozialen Schichten ziehen kann.[42]
In dieser Arbeit möchte ich die Begriffe wie folgt abgrenzen:
Alkoholkonsum meint hier lediglich den Verzehr von Alkohol. Alkoholmissbrauch meint einen bewussten Konsum, der zu körperlichen, psychischen und sozialen Schäden führt, ohne dass ein schwer bezwingbares Verlangen nach ständig oder periodisch wiederholter Einnahme des Alkohols vorliegt. Der Begriff 'Alkoholismus' wird für die beiden Störungen Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit verwendet. Abhängigkeit bezeichnet ein Syndrom, das Symptome der psysiologischen, der kognitiven und der Verhaltensebene umfasst.[43]
3. Historische und allgemeine Aspekte zu Alkohol und Alkoholismus
„Alkohol hatte seit jeher große gesellschaftliche Bedeutung und begleitet die Menschheitsgeschichte seit prähistorischen Zeiten mit all seinen positiven und negativen Auswirkungen bis zum Alkoholmissbrauch und Alkoholismus.“[44]
Griechischen Sagen zufolge wurden Ziegen nach Genuss angegorener Früchte beobachtet und noch heute sind in Zentralafrika groteske Verhaltensmuster von Affen, Elefanten, Giraffen und Vögel sowie anderen niederen Tierarten nach offensichtlich begieriger Aufnahme von angegorenen Früchten des Marula- oder Mgongobaumes beobachtet worden.[45]
Die Entdeckung des „Ur-Biers“ in Ägypten oder Babylonien vor ca. 6000 Jahren wird als Nebenprodukt der Brotherstellung beschrieben.[46]
„Überhaupt scheinen Menschen unabhängig voneinander weltweit und in verschiedenen Kulturen viel Beobachtungsgabe und Erfinderreichtum bei der Entwicklung und Enddeckung alkoholischer Getränke gehabt zu haben.“[47]
Eine exakte Datierung und Zuordnung der Endeckung von Bier und Wein sind kaum oder nur eingeschränkt möglich, da laut Hieroglyphen oder Traubenpressen man die erste Herstellung von Bier in Mesopotanien und Ägypten frühestens vor 10 000 bis 8000 Jahren und die von Wein in Mesopotanien vor etwa 10 000 bis 5000 Jahren datieren kann.[48] Der natürliche Gärungsprozess liegt bei maximal 14-18 Vol % durch Devitalsierung oder Selbstvergiftung durch die Hefe. Höhere Konzentrationen sind nur durch chemisch- destillative Verfahren erreichbar.[49]
Destillative Anreicherungen sollen vor ca. 800 v. Chr anhand der Umwandlung von Reisbier zu Reisschnaps erstmals in China erfolgt sein. In Deutschland wurde im 14. Jahrhundert erstmals Branntwein urkundlich erwähnt.
Nach historischen Beschreibungen gibt es bereits in der frühen Alkoholgeschichte Hinweise für Missbrauch und Alkoholismus z.B. in Israel vor 3000 Jahren und mit der Einführung und Verbreitung destillativer Verfahren verschärften sich die Probleme.[50]
4. Aktuelle Analyse des Alkoholkonsums
Wie sieht die heutige Lage im Jahre 2009 aus? Wie viel wird getrunken? Ist ein erhöhter Alkoholkonsum noch aktuell?
Einen Anstieg der "Bierleichen" meldete die BRK-Sanitätsstation 2009 auf dem Oktoberfest.[51] Erschreckend ist wohl, dass weniger Besucher als im Vorjahr zu verzeichnen waren, dennoch wurden im Jahre 2009 759 Patienten im Gegensatz zu 2008 mit „nur“ 634 Patienten behandelt.[52]
Bei warmen Temperaturen, so Wiesn-Sanitätsstation Dr. Kurt Schneider, wird die Maas meist nicht nur mehr, sondern auch schneller getrunken und somit kamen Patienten mit schweren Alkoholintoxikationen (mit Werten bis zu 3 Promille) im Jahr 2009 häufiger vor und mussten in das Krankenhaus überführt werden, da Lebensgefahr nicht auszuschließen war.
Auch kam zur Sprache, dass sich ein seit einigen Jahren feststellbarer Trend fortsetzt. Patienten mit akuten Alkoholvergiftungen werden immer „jünger und weiblicher“.[53] Zwei Drittel der so genannten 'Bierleichen' sind unter 30 Jahre alt, ein Drittel gehört (bezogen auf die Gesamtzahl) dem weiblichen Geschlecht an. Die Zahl der behandelten Jugendlichen unter 16 Jahren stieg mit 25 im Jahr 2009 gegenüber 23 Personen im Jahr 2008 nur leicht an.[54]
Dieser Anstieg zeigt sich auch bei den Krankenkassen.
Laut der GEK-Krankenhausstudie 2009 haben Krankenhausaufenthalte wegen Alkoholmissbrauch nur begrenzte Effekte auf das anschließende Trinkverhalten.[55] Zwar trinkt die Mehrheit der Betroffenen danach weniger - aber immer noch weit mehr und häufiger.
Alarmierend ist auch die Aussage, dass Alkohol viel öfters bereits vor dem 12. Lebensjahr konsumiert wird (19,6 Prozent zu 7,5 Prozent) und im Freundeskreis eine zentrale Rolle spielt.[56]
Auch hier lässt sich der Trend beobachten, dass die Behandlungsraten von Mädchen um den Faktor 4,8 und Jungen um den Faktor 5,5 im Alter von 15 bis 19 Jahren seit 1990 kontinuierlich nach oben weist. „Der Anteil der wegen Alkoholproblemen behandelten Jugendlichen hat sich zwischen 2002 und 2008 verdoppelt - bei Mädchen stieg die Behandlungsrate von 18 auf 37 pro 10.000 Versicherte, bei gleichaltrigen Jungen von 24 auf 52 pro 10.000 Versicherte.“[57]
Auch die Techniker Krankenkassen verweisen auf einen von Anstieg mit 25% im Februar 2009.
Schon 2008 wurden in z.B. NRW circa 3100 Kinder und Jugendliche zwischen 12 und 14 Jahren wegen Alkoholmissbrauch stationär behandelt.[58] Auch hier zeichnet sich der Anstieg von weiblichen „Alkoholleichen“ ab.[59]
Die „Zeit“ schreibt, dass unter den Klinikeinweisungen wegen Alkohol die männlichen Jugendlichen bereits die zweitgrößte Gruppe - nach vorwiegend chronisch alkoholkranken Männern im Alter von 50 bis 54 Jahren stellen. Auch hier kommen die weiblichen Jugendlichen zwischen 15 und 19 Jahren auf den mit Abstand größten Anteil. Jungen mit 17 und Mädchen mit 16 Jahren werden am häufigsten eingeliefert und schon bei den 14-Jährigen kamen im Jahr 2008 auf 10 000 Jugendliche zehn Alkoholvergiftungen. „Im Jahr 2007 wurden 23 165 Volltrunkene zwischen 10 und 20 Jahren ins Krankenhaus gebracht.“[60] 82% der befragten Jugendlichen in der „JAH-Studie“[61] hatten bis zum Alter von 15 Jahren Alkohol getrunken. Der durchschnittliche Erstkonsum der befragten Jugendlichen lag bei 13,1 Jahren. „Der Hauptanlass für den Erstkonsum war zumeist eine Party mit Freunden (23,7%, n=37). Als spezielle Anlässe des Erstkonsums wurden des Weiteren die Feier des eigenen Geburtstages (16%, n=25) und die Silvesterfeier genannt (15,4%, n=24).
Bei den Erstkonsument/innen im Alter von 2 bis 9 Jahren lagen unter anderem sehr spezielle Situationen für den Erstkonsum vor.“[62] So hatten z. B. Eltern nach einer großen Familienfeier oder der Silvesterfeier Gläser mit Alkohol stehen lassen.
Schon hier zeigen die Angaben der Jugendlichen, wie stark die kulturelle Prägung beim Alkoholkonsum ist und dass sie bereits im Kindesalter am Beispiel der Eltern lernen, dass es eine soziale und kulturelle Bedeutung des Alkohols gibt und er vermeintlich positive Auswirkungen hat.[63]
Dass der Alkoholmissbrauch ebenso stetig steigt, verdeutlicht das Trinken vom mehreren Getränken in kurzer Zeit.
„Häufigeres Binge-Trinken gilt als Indikator für riskanten bzw. problematischen Alkoholkonsum. Der deutlichste Anstieg der 30-Tage-Prävalenz des Binge-Trinkens ist bei den männlichen Jugendlichen im Alter von 16 und 17 Jahren zu beobachten.
Im Jahr 2004 berichten 52% dieser Gruppe dieses Verhalten, im Jahr 2005 sind es noch 48% und im Jahr 2007 steigt der Wert auf 63%. Bei Jungen im Alter von 12 bis 15 Jahren berichtet 2007 etwa jeder Achte, in den letzten 30 Tagen mindestens einmal fünf Gläser oder mehr getrunken zu haben. Bei den Mädchen im Alter von 12 bis 15 Jahren ist dies 2007 noch bei etwa jeder Neunten der Fall. “[64]
Persönlich muss ich feststellen, dass Diskothekenbesucher zu zweit, vier Drinks bestellen, den einen sofort austrinken und den anderen mitnehmen. Ich arbeite im Bundesland Brandenburg.
Die folgende Grafik[65] spiegelt dieses Verhalten des riskanten Alkoholkonsums wider:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auch die folgende Grafik[66] zeigt, dass die Häufigkeit von Alkoholräuschen bei 12-25jährigen in der BRD nach Geschlecht und Alter enorm ist. Ersichtlich ist der Geschlechterunterschied. Männliche Jugendliche trinken zwar mehr als weibliche, dennoch hat sich dieser Abstand in den Jahren vermindert und auch in dieser Grafik ist der Wert von drei bis fünf Alkoholräuschen nahezu identisch.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Auch die Condrobs - News melden am 25.09. 2009 einen Alarmierenden Trend: mehr Mädchen mit Alkoholvergiftungen.
„Von den rund 20.000 Kindern und Jugendlichen zwischen zehn und 20 Jahren, die laut Statistischem Bundesamt pro Jahr aufgrund von Alkoholintoxikationen stationär im Krankenhaus behandelt werden müssen, ist die Hälfte weiblich und unter 16 Jahren.[67]
„ Von 1973 bis 2000 sank nach Angaben der BZGA der Alkoholkonsum von Jugendlichen in Deutschland kontinuierlich. 2001 bis 2004 verzeichneten die Experten jedoch einen Anstieg, den sie auf die «Alcopops» zurückführen. Nach Einführung der Steuer auf die alkoholhaltigen Limonaden sank der Alkoholkonsum zwar vorübergehend, stieg 2007 aber wieder an. “[68] 2007 trinken somit 43 Prozent der Jugendlichen zwischen 16 und 17 Jahren mindestens einmal in der Woche Alkohol, vier Prozentpunkte mehr als 2005.[69]
„Die metronom Eisenbahngesellschaft verbietet ab dem 15. November den Konsum von Alkohol in ihren Zügen.“[70]
Ab 15. November 2009 startet das Alkoholverbot in ihren Zügen. Gründe sind vor allem Jugendliche, Fußballfans und Reisende zu Großveranstaltungen, die zwischen Bremen, Hamburg, Hannover und Göttingen fahren, die durch Alkoholexzesse oft für katastrophale Zustände gesorgt haben.[71] An den Wochenenden gäbe es in den Zügen oft Randale und Vandalismus. „Ungehemmtes Benehmen, Belästigungen und sogar Bedrohungen von Fahrgästen seien Auswüchse, die immer in Verbindung mit Alkohol stehen.“[72]
Alkohol ist in unserer Gesellschaft eine seit Jahrtausenden bekannte Droge, sie ist Genussund sogar Lebensmittel. Ziel kann deshalb nicht die Abstinenz sein, sondern Ziel ist der verantwortliche, kontrollierte Gebrauch.
Laut der JuR-Studie[73] von 2009 ist der Alkoholkonsum der jüngeren Generation insgesamt zwar eher rückläufig, aber gleichzeitig weisen bestimmte Gruppen von (immer jüngeren) Jugendlichen eine Steigerung des Konsums von Alkohol auf.
5. Wirkungen und Wirkungsweise
Beim Trinken gelangt der Alkohol zunächst über die Speiseröhre in den Magen. Anders als bei anderen Suchtmitteln werden bereits hier ca. 20% der Alkoholmenge von der Magenschleimhaut aufgenommen und direkt in den Blutkreislauf abgegeben.[74] Der Rest gelangt in den Dünndarm und von dort in die Darmschleimhaut in den Blutkreislauf. Von dort wird er in einigen Sekunden im ganzen Körper verteilt. Aufgrund der fettlöslichen Wirkung überwindet der Alkohol die Blut-Hirnschranke, die im Sinne eines Filters das Gehirn vor dem Eindringen von Giftstoffen schützen soll.[75]
Wie bei jeder anderen zentralwirksamen Substanz, erweist sich die Wirkung des Alkohols als dosisabhängig.[76]
Ein Wasserglas voll Schnaps auf „Ex“ kann demnach schon tödlich sein.[77] Alkohol wird über die Schleimhaut des Verdauungstraktes ins Blut aufgenommen, wobei die Aufnahmegeschwindigkeit im Dünndarm größer als im Magen ist. Hier wird die Aufnahmegeschwindigkeit zusätzlich durch die verzehrten Nahrungsmittel beeinflusst. Der Alkohol wird über das Blut im gesamten Körper bis in die Körperwasser der Gewebe verteilt und nach etwa 30 bis 60 Minuten nach der Alkoholaufnahme wird die höchste Blutalkoholkonzentration erreicht.[78]
[...]
[1] Jantz, A. 2006, S. 4
[2] Schmalz, U. 2007, S. 12
[3] Vgl. Antons, K. 1990, S. 32
[4] Ebd.
[5] Ebd.
[6] Vgl. Jantz, A. S. 4 nach Bergler, R. 2000, S.7
[7] Vgl. Schwarzkopf, M. 1991, S. 39
[8] Das Wort 'Alkohol' stammt aus dem arabischen und bedeutet: das Allerfeinste“ (Antimonpulver), „reine Substanz, Augenschminke. In dieser Arbeit meint Alkohol immer Ethylalkohol-Ethanol.
[9] http://www.br-onhne.de/ratgeber/gesundheit/alkohol-sucht-bier-lD1221049016877.xml
[10] Vgl. Antons, K. 1990, S. 33
[11] Antons, K. 1990, S. 33
[12] http : //www. tagesschau. de/inland/meldung493920. html
[13] http://www.forum-gesundheitspolitik.de/artikel/artikel.pl?artikel=0631
[14] http://www.blaues-kreuz-ansbach.de/sucht_jugend.php?a=2&b=3&c=10&d=10
[15] http://psychologie-news.stangl.eu/27/alkoholische-union-alkoholkonsum-jugendlicher-in-europa; Spiegelbericht: „Alkoholische Union: So betrinkt sich Europa“
[16] laut Wikipedia (Nachschlagewerke werden nicht zitiert oder entlehnt)
[17] laut Encarta Enzyklopädie 2008
End.
Ebd.
Ebd.
Ebd.
[22] Vgl. http://www.blaues-kreuz-ansbach.de/sucht_jugend.php?a=2&b=3&c=10&d=10
[23] Ebd.
[24] http://www.blaues-kreuz-ansbach.de/sucht_jugend.php?a=2&b=3&c=10&d=10
[25] Vgl. Edwards, G. 1997, S. 79
[26] Kielstein, V. 1990 S. 25
[27] Ebd.
http://www.ginko-ev.de/zahlen/zahlen_alkohol.aspx Stiftung für Prävention. Die Stiftung ist Träger des ginko, einer kombinierten Jugendberatungsstelle und Facheinrichtung für Suchtvorbeugung mit regionalen Aufgaben in Mülheim an der Ruhr und überregionalen Aufgaben für das Land NRW.
[29] Vgl. Kielstein, V. 1990 S. 26
[30] Ebd.
[31] Kielstein, V. 1990 S. 30 ff.
[32] Ebd.
[33] nach http://www. ginko-ev. de/zahlen/zahlen_alkohol. aspx
[34] Der Begriff Tremor (von lateinisch tremere „zittern“) bezeichnet unwillkürliche, sich rhythmisch wiederholende Kontraktionen antagonistischer Muskelgruppen.
[35] Kornhuber, H. 2001, S.3
[36] Vgl. Lindenmeyer, J. 1998, S. 67
[37] Vgl. Wanke, K. 1985, S. 114
[38] Wanke, K. 1985, S. 114
[39] Vgl. Lindenmeyer, J. 1998, S. 66
[40] http://alkoholfreiblog.de/2009/04/25/prominente-konnten-zur-aufklarung-beitragen/
[41] Vgl. http://alkoholfreiblog.de/page/2/
[42] Ebd.
[43] Vgl. Feuerlein 1998 S. 4
[44] Soyka, M. 1995 S. 18
[45] Vgl. Ebd.
[46] Ebd.
[47] Soyka, M. 1995 S. 18
[48] Vgl. Ebd. S. 19
[49] Ebd. S. 20
[50] Ebd.
[51] Vgl. http : //oktoberfest. bereitschaften. brk-muenchen.de/aktuelles/
[52] Ebd.
[53] Ebd.
[54] Ebd.
[55] https://www.gek.de/presse/meldungen/pm/archiv-2009/2009-08-04.html
[56] Vgl. www.tk-online.de/tk/landesvertretungen/.../152204
[57] Ebd.
[58] http://www.zeit.de/online/2009/32/jugendliche-alkohol-komasaufen
[59] Bei der Konzipierung der JAH-Studie (Jugendliche-Alkohol-Hintergründe) bestand nicht der Anspruch, repräsentative Zahlen/Daten zu erheben, sondern das Hauptaugenmerk galt dem „Originalton“ der Jugendlichen. Die Interviews wurden in Jugendfreizeiteinrichtungen in allen Berliner Bezirken durchgeführt.
[60] JAH-Studie 2009 S. 7
[61] Vgl. Ebd.
[62] BZgA 2007 S. 18
[63] http://www.morgenpost.de/multimedia/archive/00147/sei_Trinken_BM_Berl_147500a.jpg
[64] http://www.ginko-ev.de/zahlen/zahlen_alkohol.aspx; Drogenaffinität Jugendlicher in der BRD, Teilband Alkohol, BZgA 2004, S. 28
[65] http://www.condrobs.de/cms/news/news.html?mod20_1_startmonth=11&mod20_1_monthback=- 1&mod20_1 _idarticle= 11&mod20_1 _category=0
[66] http://www.monstersandcritics.de/artikel/200724/article_9579.php/Warnung-Jugendliche-trinken-wieder- mehr-Alkohol
[67] Vgl. Ebd.
[68] http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/metronomalkohol108.html Stand: 08.10.2009 16:30
[69] Vgl. Ebd.
[70] http://www1.ndr.de/nachrichten/niedersachsen/metronomalkohol108.html Stand: 08.10.2009 16:30
[71] Vgl. JuR-Studie: Einflussfaktoren, Motivation und Anreize zum Rauschtrinken bei Jugendlichen 2009 S. 4
[72] Vgl. Lindenmeyer, J. 1998, S. 36
[73] Ebd.
[74] Vgl. Wanke, K. 1985, S. 112
[75] Vgl. Lindenmeyer, J. 1998, S. 37
[76] Vgl. DHS- Alkohol. Die Sucht und ihre Stoffe S.4
[77] Ebd.
[78] Ebd. S.5
- Citar trabajo
- Anne Klein (Autor), 2010, Alkoholkonsum und Alkoholmissbrauch bei Heranwachsenden, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158607
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