„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“(1) Diese Anspielung des bekannten Philosophen Ludwig Wittgenstein auf die babylonische Sprachverwirrung und die daraus resultierenden Grenzen zwischen den unterschiedlichen Sprachgebieten darf aber nicht zur Konsequenz haben, dass sich die Menschen dem globalen Verständnis von Gesellschaft und Kultur verschließen. Genau an diesem Punkt setzt Übersetzung an. Erst durch sie wird demjenigen, der die Ausgangssprache nicht beherrscht, der Zugang zur ausgangs-sprachlichen Kultur und deren Denkweise ermöglicht. Sie dient
dementsprechend als zentrales Werkzeug für das Verständnis und die Kommunikation und ist unerlässlich für den interkulturellen Dialog.
Die hier vorliegende Ausarbeitung stützt sich auf den literatur-wissenschaftlichen Bereich, so dass das Augenmerk auf die literarische Übersetzung gelegt wird.(2)Anders als beispielsweise bei der Übersetzung von Sachliteratur, hat literarische Übersetzung die Aufgabe, das implizit Gemeinte - das signifiant - des Ausgangs-textes aufzuspüren und dem zielsprachlichen Leser in einer ihm
bekannten Form zu präsentieren. Das Fremdartige soll im Eigenen aufgespürt werden.
Ziel dieser Arbeit ist es, zu überprüfen, inwieweit der Magische Realismus Lateinamerikas in Gabriel García Márquez` Cien años de soledad aus dem Jahr 1967 durch den Übersetzer Curt Meyer-Clason in der drei Jahre später veröffentlichten deutschen Übertragung ,Hundert Jahre Einsamkeit’ erhalten bleibt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Magischer Realismus
2.2. Cien anos de soledad: Eine kurze Einführung
2.3. Die literarische Übersetzung
3. Kritischer Übersetzungsvergleich
3.1. Modell zur Vorgehensweise
3.2. Übersetzungskritik
3.3. Auswertung des praktischen Teils
4. Resümee
5. Literaturverzeichnis
5.1. Primärliteratur
5.2. Sekundärliteratur
Anhang
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Gesamtbewertung
Anhangsverzeichnis
Anhang 1: Tabelle 2 Kriterienbewertung ,Magisches Element’
Anhang 2: Tabelle 3 Kriterienbewertung Informationsgehalt’
Anhang 3: Tabelle 4 Kriterienbewertung ,Wortwahl’
Anhang 4: Textstellen
1. Einleitung
„Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt.“[1] Diese Anspielung des bekannten Philosophen Ludwig Wittgenstein auf die babylonische Sprachverwirrung und die daraus resultierenden Grenzen zwischen den unterschiedlichen Sprachgebieten darf aber nicht zur Konsequenz haben, dass sich die Menschen dem globalen Verständnis von Gesellschaft und Kultur verschließen. Genau an diesem Punkt setzt Übersetzung an. Erst durch sie wird demjenigen, der die Ausgangssprache nicht beherrscht, der Zugang zur ausgangssprachlichen Kultur und deren Denkweise ermöglicht. Sie dient dementsprechend als zentrales Werkzeug für das Verständnis und die Kommunikation und ist unerlässlich für den interkulturellen Dialog.
Die hier vorliegende Ausarbeitung stützt sich auf den literaturwissenschaftlichen Bereich, so dass das Augenmerk auf die literarische Übersetzung gelegt wird.[2] Anders als beispielsweise bei der Übersetzung von Sachliteratur, hat literarische Übersetzung die Aufgabe, das implizit Gemeinte - das signifiant - des Ausgangstextes aufzuspüren und dem zielsprachlichen Leser in einer ihm bekannten Form zu präsentieren. Das Fremdartige soll im Eigenen aufgespürt werden.
Ziel dieser Arbeit ist es, zu überprüfen, inwieweit der Magische Realismus Lateinamerikas in Gabriel Garda Marquez' Cien ahos de soledad aus dem Jahr 1967 durch den Übersetzer Curt Meyer-Clason in der drei Jahre später veröffentlichten deutschen Übertragung ,Hundert Jahre Einsamkeit’ erhalten bleibt. Hierzu werden exemplarisch Textstellen miteinander verglichen.[3] Grundlage für die Textauswahl bildet das Kapitel 2.1., welches sich mit der Begriffserläuterung des Magischen Realismus befasst.[4] Neben der Begrifflich- keit wird dort zusätzlich die Problematik im Hinblick auf den Magischen Realismus Lateinamerikas thematisiert. Dem folgt eine kurze Einführung in das hier exemplarisch betrachtete Werk. Weiterhin darf ein Einblick in die Wissenschaft der literarischen Übersetzung selbstverständlich in einer Arbeit, die sich mit einem solchen Metier befasst, nicht fehlen und wird demzufolge Thema des Kapitels 2.3. sein. Den Kern dieser Ausarbeitung bildet der Vergleich von Ausgangs- und Zieltext im dritten Kapitel. Um dem Problem der Subjektivität bei der Analyse entgegenzuwirken bedarf es einer systematischen Herangehensweise. Dementsprechend werden zunächst die aus dem Bereich der Translationsdidaktik stammenden allgemeinen wissenschaftlichen Grundlagen zur Evaluierung von Übersetzungsleistung[5] vorgestellt. Im Anschluss daran folgt die praktische Auseinandersetzung mit den Textstellen und, im weiteren Verlauf, die Präsentation der Ergebnisse aus der Übersetzungsbeurteilung. Abschließend folgen im vierten Kapitel eine kritische Auseinandersetzung mit dem Analyseergebnis sowie ein kurzer Ausblick auf aktuelle Maßnahmen zur Verbesserung von Übersetzungsqualität.
2. Theoretische Grundlagen
Dieses Kapitel bildet die theoretische Ausgangsbasis für den praktischen Teil der Arbeit. Beginnend mit der Erläuterung des Magischen Realismus Lateinamerikas folgt im Anschluss ein Einblick in das hier exemplarisch betrachtete Werk. Abschließend wird das Gebiet der literarischen Übersetzung kurz beleuchtet.
2.1. Magischer Realismus
Bei der ersten Begegnung mit dem Begriff ,Magischer Realismus’ herrscht meist Konfusion. Wie kann man in einem Atemzug von ,magisch’ und ,Realismus’ sprechen, zwei so gegensätzlich erscheinende Komponenten? Aber schon mit der ersten Verwirrung über dieses Oxymoron schafft der Magische Realismus das, was er auch in seinen Werken erreichen will. Er setzt zusammen, was auf den ersten Blick nicht zusammengehört und kreiert dadurch eine weitere Dimension von Wirklichkeit.
Eine treffende Definition des Begriffs ,Magischer Realismus’ gibt der guatemaltekische Schriftsteller Miguel Angel Asturias im Gespräch mit Günter W. Lorenz: Zwischen der Realität, die man eigentlich die »reale Realität« nennen müßte, und der magischen Realität, wie die Menschen sie erleben, gibt es eine dritte Realität, und diese andere Realität ist nicht nur das Produkt des Sichtbaren und Greifbaren, nicht nur der Halluzination und des Traums, sondern das Ergebnis der Verschmelzung dieser Elemente. [...] es ist das, was wir den magischen Realismus nennen können.[6]
Die Ausprägung des Magischen Realismus ist jedoch aufgrund kultureller Unterschiede der einzelnen Kontinente different. Somit ist eine Übertragung des in Deutschland geformten Begriffs7 auf andere Kontinente nicht ohne Einschränkungen und Hinweise auf die Verschiedenheit möglich. Gabriel Garria[7] Marquez kritisiert in seiner Rede zum Erhalt des Literaturnobelpreises im Jahr 1982 den vorherrschenden Eurozentrismus.[8]
Der Magische Realismus in Lateinamerika benutzt ein Register von Kompositionsformen, Erzählweisen und Tropen, die der indigenen, afroamerikanischen und kreolischen Kulturtradition entspringen und dem europäischen Leser diese Welt mit anderen Augen, aus einer „extra-okzidentalen Erzählperspektive“[9] von innen, näher bringt. Das moderne, abendländische Weltbild wird mit dem von magischen Vorstellungen geprägten Wirklichkeitsverständnis der indigenen Bevölkerung sowie mit den Resten der afrikanischen Kulturen und dem Katholizismus aus der Zeit der Conquistadores zu einem neuen Ganzen geformt.[10] Es ist eine Form der „emanzipatorische[n] Bekräftigung von kultureller Identität und Alterität“[11], welche mit gewohnten europäischen Lektüremustern nicht zu erfassen ist.
Poetas y mendigos, musicos y profetas, guerreros y malandrines, todas las criaturas de aquella realidad desaforada hemos tenido que pedirle muy poco a la imaginacion, porque el desarlo mayor para nosotros ha sido la insuficiencia de los recursos convencionales para hacer creible nuestra vida}[12]
Die lateinamerikanische Literatur findet so zu einer „authentic expression“.[13] Es geht um eine uneuropäische, emanzipierte, das spezifisch Südamerikanische erfassende Literatur als kulturelle Differenz.
In dieser Zeit der Identitätsfindung Lateinamerikas entsteht ein dominantes Lektüremuster, dies bedingt eine Festlegung auf den Magischen Realismus und ein einheitliches Kulturbild Lateinamerikas. Das lässt bei ausländischen Rezipienten wiederum den Anschein erwecken, dass es in Lateinamerika nur die eine Literatur gibt, dass es keine Diversität zu geben scheint.
El boom creo ,la’ literatura latinoamericana en el mundo, en singular, pero borro , las ’ literaturas latinoamericanas, en plural, y fijo una tradicion canonica de como debe leerse e interpretarse lo latinoamericano. Entre I960 y 1990, esta narrativa marco un paradigma que sigue parcialmente vigente.[14]
So wird der Magische Realismus in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts das wichtigste Charakteristikum der Literatur des zeitgleichen hispano- amerikanischen[15] Booms. Die Reduzierung Lateinamerikas auf die Strömung des Magischen Realismus und die Epoche zwischen 1960 und 1990 führt zu einem eingeschränkten Bild der Literatur. Folge hieraus ist die „Partialität einer Rezeption“[16]. Werke anderer Kategorien und solche, die national eine geringere quantitative Verbreitung erfahren, jedoch nicht weniger bedeutsam sind, werden zurückgesetzt.[17]
Weiterhin führt die verlegerische Betriebsamkeit während des Booms dazu, Werke eilig zu übersetzen, um der hohen Nachfrage der Leserschaft Europas gerecht zu werden. Oft schleichen sich durch diese raschen Übersetzungen Fehler ein, die auch eine Interpretation des Werkes verfälschen können. Durch eine qualitativ schlechte Übertragung wird dem Original und seinem Schriftsteller ein eventuell möglicher internationaler Ruhm verwehrt.[18]
2.2. Cien anos de soledad: Eine kurze Einführung
Im Jahr 1967 erscheint Cien anos de soledad von Gabriel Garda Marquez erstmals in Buenos Aires. Bis zum heutigen Tag ist der Roman in über 40 Sprachen[19] übersetzt worden und gilt als einer der Prototypen des modernen lateinamerikanischen Romans.[20] Darüber hinaus ist er, neben Werken wie ,Hombre de malz’ des guatemaltekischen Autors Miguel Angel Asturias und ,Elreino de ese mundo’ des kubanischen Schriftstellers Alejo Carpentier, einer der repräsentativen Romane des Magischen Realismus Lateinamerikas. Gabriel Garda Marquez schafft es in seinem Werk die Geschichte Lateinamerikas mit seinen Mythen, biblischen Mythen, seiner persönlichen Erinnerung und der Fiktion zu einem erzähltechnischen Ganzen zu vermischen. Cien anos de soledad ist die über sieben Generationen währende Geschichte der Familie Buendia. Aufgrund eines Ehrenmordes müssen Jose Arcadio Buendia und seine Frau Ursula Iguaran ihr altes Dorf verlassen. Sie werden von einigen Vertrauten begleitet. Gemeinsam gründen sie das in einem Traum vorhergesehene Dörfchen Macondo, welches ab diesem Zeitpunkt Ort des Romangeschehens ist. Parallel zur Entwicklung Macondos durchleben die Familienmitglieder der Sippe die gleichen Stadien, von der anfänglichen Isolation über den Ausbruch aus dieser und der dadurch empfundenen Autonomie, bis hin zum anschließenden Verlust der Eigenständigkeit und damit zum Untergang. So mündet jede Autonomiebestrebung schlussendlich wieder in Einsamkeit.[21] Es ist das Schicksal des Dorfes und das der Buendias, welches bereits - und das wird erst zum Ende des Romans deutlich - vorbestimmt und schriftlich fixiert ist: die Verdammung zu hundert Jahren Einsamkeit. Das Schicksal scheint damit unabwendbar.
2.3. Die literarische Übersetzung
Heutzutage stößt man in der Praxis nach wie vor auf die Diskussion um die Möglichkeit bzw. Unmöglichkeit von Übersetzung.[22] In der Forschung wird dieses Streitgespräch aber der Vergangenheit zugeschrieben. Hier stellt sich heute nicht mehr die Frage ob literarische Übersetzung möglich ist. Die Diskussion um das wie übersetzt werden kann steht im Vordergrund. Das Problem der Rekontextualisierbarkeit von sprachlichen und außersprachlichen
Elementen soll gelöst werden.[23] Es wird nach einer allumfassenden Methodik für die literarische Übersetzung gesucht. Diese kann es aber meines Erachtens aufgrund der Einzigartigkeit eines Werkes nicht geben. So ist es doch die Anzahl der außersprachlichen, schwer objektivierbaren Informationen sowie das Zusammenwirken von Form und Inhalt, die eine literarische Sprache zu einer nicht-generalisierbaren, multi-perspektivischen Rezeptionsvorlage machen und bei der Übersetzung unabwendbar zu Schwierigkeiten des Verständnisses und der Interpretation führen muss.[24] Die Übersetzung literarischer Texte gründet auf einen unabschließbaren hermeneutischen Verstehensprozess und macht damit einen normativ-idealtypischen Begriff des Übersetzens und allgemein formulierte Handlungsanweisungen unmöglich.[25] Der Übersetzer kann sich infolgedessen nicht mit Hilfe einer vorgefertigten allgemeingültigen Methode dem Original nähern. Seine Arbeit unterliegt keiner normierten Vorgehensweise, jedoch hat er, um dem Ausgangswerk gerecht zu werden, gewisse Regeln zu beachten.
La regla de oro para toda traduccion es decir todo lo que dice el original, no decir nada que el original no diga, y decirlo todo con la correccion y naturalidad que permite la lengua a la que se traduce.[26]
Übersetzung kann somit als Gratwanderung zwischen der Übertragung laide fidele und belle infidele[27] verstanden werden. So soll das signifiant, die „reine Sprache“[28], des Originals fidele in eine belle Form der Zielsprache übertragen werden. Die übersetzerische Treue liegt folglich nicht in der exakten Übertragung von Wort und Klang, sondern vielmehr in der Übereinstimmung mit der, auf einen bestimmten Kulturkreis bezogenen, Intention des Originals.[29] Die „fremdkulturelle Erfahrung [muss] in der Übersetzung rekontextualisiert“[30] werden. Währenddessen sollen die Spielräume zwischen den Sprachen genutzt und die Merkmale, die bei der Übersetzung erhalten bleiben sollen, die
„Invarianten“[31], aufgespürt werden. Dieses Aufspüren ist das Kernproblem der Übersetzung, denn das Bedeutete ist nicht immer unmittelbar vorhanden, sondern wird oft erst durch die spezifische sprachliche Form konstituiert.[32] Letztendlich darf sich der Übersetzer dem Text nicht unterwerfen, sondern muss ihm gewachsen sein.[33] Hieraus ergibt sich eine Vielzahl von Anforderungen, die an den Übersetzer gestellt werden. Voraussetzungen für eine einwandfreie Übersetzung sind die Beherrschung der Ausgangssprache und das Wissen über deren Entwicklung, Geschichtskenntnisse über das Ursprungsland des Originals, ebenso wie die Vergegenwärtigung literarischer Werke des Landes und ihrer Autoren und darüber hinaus Verständnis der gesellschaftlichen, sozialen und individuellen Situation verbunden mit fundierten Fähigkeiten in der Zielsprache.
Diese Arbeit zielt darauf ab, zu überprüfen, inwieweit Curt Meyer-Clason seiner Aufgabe als Übersetzer gerecht und der Magischen Realismus im Werk Cien anos de soledad einwandfrei übertragen wird. In diesem Zusammenhang stelle ich, angelehnt an die Kritik am Eurozentrismus aus Kapitel 2.1., den Magischen Realismus Lateinamerikas als different zu dem Europas anzusehen, folgende These auf: ,Der Magische Realismus Lateinamerikas bleibt in der deutschen Übersetzung von Cien anos de soledad nicht erhalten’. Dieses gilt es im weiteren Verlauf zu prüfen.
3. Kritischer Übersetzungsvergleich
Dieses Kapitel bildet den Kern der Arbeit. Bevor allerdings die Textstellen kritisch betrachtet werden, wird in einem ersten Schritt die Vorgehensweise theoretisch präsentiert. Darauf folgt in einem zweiten Teil die praktische Auseinandersetzung, welche anschließend in Kapitel 3.3. ausgewertet wird.
3.1. Modell zur Vorgehensweise
Problem vieler Übersetzungskritiken ist ein zu eiliges pauschales Urteil. So wird oft anhand von einigen schnell ersichtlichen Fehlern das gesamte Übersetzungswerk negativ bewertet, ohne den Text genau zu analysieren. Eine solche Kritik, die sich nur auf Fehlersuche ausrichtet, ist nicht objektiv und erhält damit nicht den Anspruch auf Wissenschaftlichkeit. Nun stellt sich natürlich die Frage, wie man einer Übersetzung wie der des Werks Cien anos de soledad einer möglichst von Subjektivität losgelösten Beurteilung unterzieht. Dies bedarf einer gewissen Systematik. Ich habe mich entschieden, für diese Arbeit die von Gerzymisch-Arbogast entwickelten allgemeinen wissenschaftlichen Grundlagen zur Evaluierung von Übersetzungsleistungen aus dem Bereich der Translationsdidaktik zu übernehmen. Dieses sind:
1. die Angabe der Bewertungsbasis, also des Textes bzw. des Textausschnittes, der einer Bewertung unterzogen wird;
2. die Angabe der Bewertungskriterien, die der Evaluation zugrunde liegen;
3. der Nachweis der wissenschaftlichen Systematik, d.h. das Anlegen aller Bewertungskriterien an alle Textstellen;
4. die Vorlage einer Bewertungsskala, d.h. die Angabe von Werteprädikaten und schließlich
5. die mögliche Pauschalisierung der Wertung in unterschiedlichen Abstufungen.[34]
Im Folgenden werde ich auf jeden dieser Punkte detailliert eingehen und Bezug zum praktischen Teil herstellen.
Dem wissenschaftlichen Prinzip der Eingrenzung des Gegenstandes und der Transparenz folgend wird in einem ersten Schritt die Bewertungsbasis festge legt. In Anlehnung an diese Forderung und unter Berücksichtigung des Themas dieser Arbeit werden die Textausschnitte, die den Magischen Realismus abbilden Gegenstand der weiteren Betrachtung sein.[35]
Ein weiterer Grundsatz der Wissenschaft ist die Explizitheit und die intersubjektive Überprüfbarkeit. Diesem wird durch Angabe von Bewertungskriterien Folge geleistet. Sie bilden die Grundlage der Evaluation. Da sich diese Arbeit auf den Magischen Realismus konzentriert ist es erforderlich, Kriterien zu schaffen, die diesen abbilden. Demzufolge habe ich mich für das Kriterium ,Magisches Element’ entschieden. Weitergehend wurden bei dem Vergleich von Ausgangs- und Zieltext innerhalb der Textstellen Auffälligkeiten festgestellt, die den Inhalt der zweiten Komponente des Magischen Realismus gefährden, die ,reale Wirklichkeit’. So werden neben dem Kriterium ,Magisches Element’ die Kriterien ,Wortwahl’ und Informationsgehalt’ in die Bewertung einfließen.[36] Die Auswahl dreier Kriterien hebt den multiperspektivischen Ansatz hervor, für den ich mich im Rahmen einer aussagekräftigen Evaluation von Übersetzungsleistung entschieden habe. Einer einseitigen Gesamtbewertung soll damit entgegengetreten werden.
Die folgende Erklärung der einzelnen Kriterien soll dazu dienen, dem Leser dieser Arbeit die Basis für den praktischen Teil der kritischen Auseinandersetzung näher zu bringen und die Bewertungsskala jedes Kriteriums offen zu legen.[37]
Das Kriterium ,Wortwahl’ greift an Stellen, an denen der Übersetzer im Bereich eines Wortes infidele übersetzt hat. Demzufolge werden nur Wörter in dieses Kriterium einfließen, die aufgrund ihrer vom Wörterbuch differenten Übertragung als gut, mittelmäßig oder schlecht zu beurteilen sind, wobei das Werteprädikat ,gut’ für eine adäquate, ,mittelmäßig’ für eine weniger adäquate und ,schlecht’ für eine inadäquate Übersetzung des Wortes steht. Die an vielen Stellen zur Hilfe genommenen Wörterbücher dienen dazu, subjektive Gefühle - wie beispielsweise ,die Wortwahl gefällt’ - auszuschalten. Es geht hier folglich nicht um stilistische Wahrnehmung sondern darum, zu überprüfen, ob das implizit Gemeinte des Ausgangstextes durch die Übertragung eines Wortes in der Übersetzung erhalten bleibt.
Auch das Kriterium Informationsgehalt’ stützt sich auf die freie Übersetzung. Hier wird jedoch nicht ein Wort betrachtet, sondern ganze Formulierungen. Es gilt zu prüfen, ob der Informationsgehalt unter Berücksichtigung des signifiant durch Hinzufügung oder Auslassung erhalten, zum Teil erhalten oder nicht erhalten bleibt. Ein in der Übersetzung erhaltender Informationsgehalt bekommt das Werteprädikat ,gut’, ein nur zum Teil erhaltender das Urteil ,mittelmäßig’ und ein nicht erhaltender Informationsgehalt die Bewertung ,schlecht’.
Eine Beurteilung des Kriteriums ,Magisches Element’ erfordert zuerst einmal das Aufspüren solcher Elemente in den Textstellen. Hierzu ist es dienlich, sich die Erklärung der Zusammensetzung des Magischen Realismus Lateinamerikas aus dem Kapitel 2.1. vor Augen zu führen. Ist das magische Element erhalten geblieben bekommt das Kriterium das Werteprädikat ,gut’, ist es nur zum Teil erhalten wird es mit ,mittelmäßig’ bewertet und mit ,schlecht’ wird das nicht Erhalten des magischen Elements beurteilt. Das Kriterium ,Magisches Element’ ist den anderen beiden Kriterien übergeordnet[38], folglich werden Auffälligkeiten im Bereich des Wortes oder der Formulierung, die das magische Element betreffen, diesem zugeordnet, um Doppelnennungen zu vermeiden. Dies ist für eine abschließende einwandfreie Bewertung wichtig. Mit Hilfe dieser Bewertungskriterien wird dann die von Gerzymisch-Arbogast geforderte Bewertungssystematik möglich. Hierbei ist „das Anlegen aller Bewertungskriterien an alle Textstellen“[39] verpflichtend.
In der Praxis muss diesem Schritt für eine aussagekräftige Beurteilung der einzelnen Kriterien jedoch meiner Meinung nach ein zusätzlicher Schritt vorausgehen. So ist eine objektive Bewertung nur dann möglich, wenn das signifiant des Originals aufgespürt und mit dem der Übersetzung verglichen wird. Erst durch diesen Vergleich kann überprüft werden, ob die Wortwahl in der Übersetzung adäquat ist, der Informationsgehalt eingehalten wurde und das magische Element erhalten geblieben ist. So wird in der praktischen Übersetzungskritik jedem Textauszug eine ausführliche Analyse, unter Bezugnahme auf verschiedene Sekundärliteratur, folgen.
Beim Anlegen der Bewertungskriterien an die Textstellen kann es vorkommen, dass ein Kriterium entweder gar nicht, einmal oder öfter als einmal in einer Textstelle vorzufinden ist. Problematisch ist dies für den letzten Schritt des methodischen Vorgehens: der pauschalisierten Wertung. Beruht die Gesamtbewertung auf einer Zusammenfassung der am häufigsten vorkommenden Werteprädikate der einzelnen Kriterien läuft sie Gefahr, nicht valide zu sein. Um dieser Problematik entgegenzuwirken wurde für diese Arbeit ein Lösungskonzept entwickelt, das eine Gesamtbewertung zulässt. Dieses werde ich im Rahmen der Präsentation der Ergebnisse in Kapitel 3.3. vorstellen.
3.2. Übersetzungskritik
Dieses Kapitel der kritischen Auseinandersetzung mit den einzelnen Textstellen bildet den Kern der Arbeit. Die ausgewählten Textstellen werden in chronologischer Romanabfolge analysiert. Hierzu wird, wie bereits in Kapitel 3.1. beschrieben, mit einer Analyse der Auszüge begonnen, bevor in einem weiteren Schritt die Kriterien angelegt und bewertet werden.
1) De pronto, sin ningun anuncio, su actividad febril se interrumpiö y fue sustituida por una especie de fascinaciön. Estuvo varios dias como hechizado, repitiendose a si mismo en voz baja un sartal de asombrosas conjeturas, sin dar credito a su propio entendimiento. Por fin, un martes de diciembre, a la hora del almuerzo, soltö de un golpe toda la carga de su tormento. (S. 12-13) Plötzlich, ohne vorherige Ankündigung, wich seine fieberhafte Tätigkeit einer Art von Verzauberung. Einige Tage war er wie verhext und murmelte unablässig eine Litanei erstaunlicher Mutmaßungen vor sich hin, ohne der eigenen Einsicht Glauben zu schenken. Endlich, an einem Dienstag im Dezember, brach beim Mittagessen plötzlich seine ganze Qual aus ihm hervor. (S. 10)
Jose Arcadio Buendia ist von einer Sehnsucht nach Erkenntnis und nach Verbesserung des Lebensstandards ergriffen. Jede Neuerung, die von Außen in das Dorf eintritt, nimmt er mit großem Wissensdurst auf und versucht Nutzen aus ihr zu ziehen. Der Eifer Jose Arcadio Buendias nimmt jedoch skurrile Züge an. Dank seines sorgfältigen astronomischen Wissens und der systematischen Himmelsbeobachtung mit Hilfe des, für ihn und die Dorfgemeinschaft neuen Fernrohrs ist es ihm möglich, zu der Erkenntnis „La tierra es redonda como una naranja.“ (S. 13) zu gelangen. Skurril wirkt dieser Abschnitt, wenn man bedenkt, dass Jose Arcadio Buendia als Nachkomme der aus Spanien kommenden Einwanderer[40] anzusehen ist und somit die Entdeckung Lateinamerikas durch Christoph Kolumbus mehrere Jahre zurückliegt.[41] Die Entdeckungsfahrt war seinerzeit nur aufgrund der Überzeugung möglich, dass die Erde eine Kugel ist. Anderenfalls hätte man nicht versucht, Indien auf dem Westweg zu erreichen und folglich wäre Südamerika nicht entdeckt worden. Dementsprechend merkwürdig ist, dass Jose Arcadio Buendia nicht durch akkumuliertes Wissen zu diesem logischen Schluss kommt, sondern erst durch seine Forschung die bereits weit verbreitete Erkenntnis für sich und sein Dorf neu entdeckt.[42] Diese Skurrilität kann auf verschiedene Arten gelesen werden, so stellt sie meines Erachtens die Distanz der Buendias zu ihren Vorfahren dar. Daraus ergibt sich eine Abgeschiedenheit, mündend in Einsamkeit, welche die Familie während des gesamten Romangeschehens begleitet.
Die Bedeutung der Entdeckung lässt Jose Arcadio Buendias Begeisterung ins Unermessliche steigen. Dieses Gefühl wird in der Originalausgabe sehr gut deutlich. Mit dem Verb ,interrumpif beschreibt Gabriel Garda Marquez den Übergang von der Forschung hin zur gewonnenen Erkenntnis. In dem Moment des Entdeckens vergisst Jose Arcadio Buendia alles um sich herum und gibt sich seiner Faszination hin. Das plötzliche Beenden, „de pronto“ (S. 12), seiner Aktivitäten wird mit dem Verb ,interrumpif noch einmal aufgegriffen, wobei das Wort ,weichen’ in der deutschen Übersetzung, unter Berücksichtigung der Tragweite der Entdeckung zu langatmig wirkt. So steht es unter anderem für „allmählich nachlassen“[43] und spiegelt dadurch einen Zeitraum des Geschehens wider, während ,interrumpif sich auf einen Zeitpunkt bezieht. Mit einem unterbrechen’ oder ,abbrechen’, wie es das Wörterbuch als Übersetzung vorschlägt[44], wäre hier dem Original wohl besser entsprochen. Folglich ist das Kriterium ,Wortwahl’ hier mit einem ,mittelmäßig’ zu beurteilen.
Auch im weiteren Verlauf schildert die deutsche Übersetzung die Faszination Jose Arcadio Buendias nicht so eindeutig, wie es das Original schafft. Während im Ausgangstext von „repitiendose a si mismo en voz baja“ (S. 12) die Rede ist, „murmelte [Jose Arcadio Buendia in der Übersetzung] unablässig vor sich hin“ (S. 10). Sein Zwiegespräch wird nur im Original offensichtlich. Auf der einen Seite erkennt Jose Arcadio Buendia durch seine Forschung das Reale, auf der anderen Seite will er an seiner Auffassung von der Erde als eine Form, abweichend der Kugelform, festhalten. Durch das Wiederholen der Erkenntnis versucht er sich selbst die Realität, die für ihn irreal erscheint, näher zu bringen. Es kann als Spiel des Autors mit dem Magischen Realismus betrachtet werden, der hier das Reale als fremdes und unfassbares Element der Wirklichkeit darstellt. Diesem Spiel wird in der Übersetzung nicht entsprochen, so dass das Kriterium ,Magisches Element’ das Werteprädikat ,mittelmäßig’ erhält.
Eine weitere Abmilderung geschieht durch den Wortlaut „brach seine ganze Qual aus ihm hervor“ (S. 10). Das Original geht hier viel bestimmter vor, indem er mit „saltö de un golpe la carga de su tormento“ (S. 13) die Wucht der gewonnenen Erkenntnis hervorhebt. Gelungener erscheint mir an dieser Stelle der Wortlaut ,offenbarte sich mit einem Schlag das Ausmaß seiner Qual’. Durch die freie Übersetzung bleibt der Informationsgehalt nicht einwandfrei erhalten und wird demzufolge mit ,mittelmäßig’ bewertet.
2) El nino, perplejo en la puerta, dijo : «Se va a caer». La olla estaba bien puesta en el centro de la mesa, pero tan pronto como el nino hizo el anuncio, iniciö un movimiento irrevocable hacia el borde, como impulsada por un dinamismo interior, y se despedazö en el suelo. (S. 24)
Der Junge blieb verblüfft an der Tür stehen und sagte: »Gleich fällt er ’runter.« Der Topf stand genau in der Mitte des Tischs, doch kaum hatte der Junge seine Ankündigung ausgesprochen, bewegte er sich auch schon, wie getrieben von innerer Schwungkraft, unwiderstehlich auf den Tischrand zu und zerschellte am Boden. (S. 22)
Aureliano verfügt über die Begabung Dinge vorauszusagen. Die hellseherische Veranlagung ist für ihn jedoch nicht positiv zu werten. Sie macht ihn zu einem nachdenklichen und zurückgezogenen Menschen. Es ist sein Schicksal mit dieser Befähigung zu leben, wie es das Schicksal der Voraussagen ist sich zu erfüllen. Sie sind, einmal vorausgesehen, unwiderruflich. Dies unterstreicht die negative Bedeutung für Aureliano. Er hat nicht die Möglichkeit die Voraussicht zu beeinflussen.
In diesem Abschnitt sieht er voraus, dass sich ein in der realen Welt nicht von allein beweglicher Gegenstand fortbewegt. Das spanische Wort „irrevocable“ (S. 24) wurde mit dem deutschen Wort „unwiderstehlich“ (S. 22) übersetzt. Dies verzerrt das Bild der Schicksalhaftigkeit der Voraussage. Man erhält den Eindruck, das Schicksal sei lenkbar. Jedoch ist es gerade das nicht Lenkbare des Schicksals, welches in diesem Abschnitt herausgearbeitet werden soll, das unabwendbare Schicksal der Voraussage und des Aurelianos. Ein unwiderruflich’ würde an dieser Stelle die schwere Bürde Aurelianos besser darstellen. Die deutsche Übersetzung weckt den Anschein, der Topf besitze ein Eigenleben, dass dieser selbst über sein Handeln bestimme. Daraus resultiert das Urteil ,schlecht’ für das Kriterium ,magisches Element’.
Weitergehend steht der Topf nicht „genau in der Mitte des Tischs“ (S. 22), sondern wohl in diesem Zusammenhang eher ,fest’ in der Mitte des Tisches. Das „estaba bien puesta“ (S. 24) macht deutlich, dass es keine anderen Einflüsse als das Magische gibt, die den Topf bewegen können. Durch die freie Übersetzung wird hier der Informationsgehalt geringfügig verändert und folglich das Kriterium mit ,mittelmäßig’ gewertet.
3) Aunque su matrimonio era previsible desde que vinieron al mundo, cuando ellos expresaron la voluntad de casarse sus propios parientes trataron de impedirlo. Tenian el temor de que aquellos saludables cabos de dos razas secularmente entrecruzadas pasaran por la vergüenza de engendrar iguanas. Ya existia un precedente tremendo. Una tia de Ursula, casada con un tio de Jose Arcadio Buendia, tuvo un hijo que paso toda la vida con unos pantalones englobados y flojos, y que murio desangrado despues de haber vivido cuarenta y dos anos en el mas puro estado de virginidad, porque nacio y crecio con una cola cartilaginosa en forma de tirabuzon y con una escobilla de pelos en la punta. (S. 30)
Wenngleich ihre Eheschließung vorauszusehen gewesen war, als sie auf die Welt kamen, suchten ihre eigenen Verwandten diese zu vereiteln, als sie ihren Heiratswunsch kundtaten. Die Verwandten befürchteten, die beiden gesunden Sprosse zweier jahrhundertelang vermischter Geschlechter möchten zur allseitigen Schande Leguane zeugen. Es gab nämlich bereits einen entsetzlichen Präzedenzfall. Eine mit einem Onkel Jose Arcadio Buendias verheiratete Tante Ursulas hatte einen Sohn, der sein ganzes Leben in weiten, schlenkernden Hosen umherging und an Ausblutung starb, nachdem er zweiundvierzig Jahre in keuschester Jungfräulichkeit gelebt hatte, da er mit einem knorpeligen Korkzieherschwanz mit Pinselende geboren worden und herangewachsen war. (S. 27)
Ein Thema im gesamten Werk ist der Inzest. Er vollzieht sich über Generationen, beginnend mit der Eheschließung zwischen Ursula Iguaran und Jose Arcadio Buendia, die in Verwandtschaft zueinander stehen, und endend mit der Beziehung von Amaranta Ursula zu Aureliano Babilonia. Inzest wird zu einem Fluchcharakter, dem die Familienmitglieder schicksalhaft ausgesetzt sind. Der Inzest macht die Weigerung deutlich, die Frauen der Sippe freizugeben und sich damit den sozialen Tauschregeln zu öffnen.[45] Folge daraus ist die gesellschaftliche Desintegration, die Wehr auf die lateinamerikanische Gesellschaft bezieht.[46] Doch darf der Inzest nicht allein als lateinamerikanische Isolation gesehen werden, denn er wurde auch seitens der Conquistadoren genutzt, ganz im Sinne der Tradition der Reconquista, der limpieza de sangre, als Bedingung für einen überlegenen Sozialstatus.[47] Konsequenz dieser selbstverschuldeten Abschirmung ist zwangsläufig immer die Einsamkeit. Diese von den Familienmitgliedern erlebte Einsamkeit ist zentrales Thema des Romans und wird im Titel Cien anos de soledad aufgegriffen. Einsamkeit ist somit gerade im Hinblick auf den Inzest „nicht das Resultat des Verlusts eines familiären Zusammenhangs, sondern gerade seines Fortbestehens“[48]. Die aus dem Inzest resultierende Isolation entspricht demzufolge nicht der soziologischen Auffassung von Einsamkeit als eine Folge der Auflösung der Großfamilie seit dem industriellen Zeitalter und der Anonymität großstädtischer Wohn- und Lebensformen.[49] Einsamkeit wird als eine vererbte Charaktereigenschaft angesehen, die durch den Inzest innerhalb der Familie fortbesteht und die Isolation verstärkt. Und „wo Einsamkeit erblich ist, da kann sie grundsätzlich nicht überwunden werden“[50].
Die Folge des Inzest, die Nachkommenschaft gegebenenfalls „con una cola cartilaginosa en forma de tirabuzön y con una escobilla de pelos en la punta“ (S. 30) zu gebären, ist den Männern im Werk gleichgültig. Sie haben einzig den Erhalt ihrer Selbst im Sinn. „«No me importa tener cochinitos, siempre que puedan hablar».“ (S. 30). Im Original wird diese Gleichgültigkeit mit „pasaron por la vergüenza de engendrar iguanas“ (S. 30) deutlich. „Pasaron“ (S. 30) diese Schande, wie sie jede andere Lebensphase durchlaufen. Die deutsche Übersetzung tilgt die Gleichgültigkeit Jose Arcadio Buendias, indem sie das Adjektiv „allseitig[...]“ (S. 27) einbaut. Hier wird die Schande fehlerhaft auf die Gesamtheit übertragen. Der Informationsgehalt bleibt damit nicht erhalten und erhält die Bewertung ,schlecht’.
Weiterhin ist im Original nicht die Rede davon, dass Ursula und Jose Arcadio Buendia Leguane zeugen „möchten“ (S. 27). Dies würde auch im Gegensatz zur „allseitigen Schande“ (S. 27) stehen und führt den Leser in die Irre, indem nun auch Ursula Gleichgültigkeit unterstellt wird. In diesem Zusammenhang wäre besser das Verb ,würden’ gewählt worden. Infolge der Abweichung vom Original erhält das Kriterium ,Wortwahl’ das Werteprädikat ,schlecht’.
Im weiteren Verlauf des Abschnittes wird der Präzedenzfall beschrieben. Im Ausgangstext heißt es, dass der Cousin Jose Arcadio Buendias „pasö toda la vida con unos pantalones englobados y flojos“ (S. 30), um sein entstelltes Körperteil vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Durch „pasö toda la vida“ (S. 30) wird das Ausmaß der Last, die der Cousin mit sich trägt deutlicher als in der Übertragung. Hier wird mit den Worten „der sein ganzes Leben in weiten, schlenkernden Hosen umherging“ (S.27) gearbeitet. Wobei das Verb ,umhergehen’ eine gewisse Leichtigkeit suggeriert und die Last mildert. Es scheint, als sei die Entstellung des Körpers kein Grund zum Kummer. Das Verb ,verbringen’ würde dem Original eher entsprechen. Durch die Übertragung wird die Konsequenz aus dem Inzest, das magische Element der Entstellung, nur teilweise erhalten und erhält somit ein ,mittelmäßig’ in der Bewertung.
Zudem geht der Abschnitt auf die Folge der Missbildung ein. Der Cousin ist bis zu seinem Tod mit zweiundvierzig Jahren Jungfrau, er lebte „en el mäs puro estado de virginidad‘ (S. 30). Die Übertragung durch Curt Meyer-Clason spricht hier von einem Leben in „keuschester Jungfräulichkeit“ (S. 27). In der deutschen Übersetzung ist hierin eine Unstimmigkeit zu sehen. Jungfräulichkeit setzt stets die sexuelle Enthaltsamkeit, aus welchen Beweggründen auch immer, voraus. So kann man im Zusammenhang mit Jungfräulichkeit zwar von keuscher Jungfräulichkeit sprechen, jedoch scheint der Superlativ ,keuscheste’ an dieser Stelle ungeeignet. Meyer-Clason wollte hier wohl dem „mäs puro“ (S. 30) des Originals entsprechen. Die Wortwahl ist wenig adäquat und erhält das Prädikat ,mittelmäßig’. Für den Fall des Erhalts der höchsten Steigerungsform wäre ein ,reinster Zustand der Jungfräulichkeit’ meines Erachtens angebrachter gewesen. Dieses würde das Befinden des Cousins gut abbilden, der zu keiner Zeit, wohl ehr aus Beschämung über seine Missbildung, als aus mangelnder Begierde, seinem Verlangen nach Sexualität nachgibt. Dies mündet in Verzweifelung, der er nicht mehr standhält und „un carnicero amigo le hizo el favor de cortärsela [la cola de cerdo] con una hachuela de destazar“ (S.30), wobei er verblutet.
Eine freie und gute Übertragung findet man im letzten Satz der Textstelle, indem das Bild des „cola de cerdo“ (S. 52) durch die Beschreibung Meyer- Clasons dem Leser treffend übermittelt wird. So wird „cola cartilaginosa en forma de tirabuzön y con una escobilla de pelos” (S. 30) mit „knorpeligen Korkenzieherschwanz mit Pinselende” (S. 27) übersetzt. Der Informationsgehalt bleibt erhalten, so dass das Kriterium mit ,gut’ bewertet werden kann. Ein weiteres Werteprädikat ,gut’ kann für den Erhalt des magischen Elements der Vorhersage vergeben werden. So ist bereits bei der Geburt Ürsulas und Jose Arcadio Buendias vorauszusehen, dass diese heiraten werden, „su matrimonio eraprevisible desde que vinieron al mundo“ (S. 30). Die Übersetzung erhält diesen Aspekt einwandfrei.
4) Jose Arcadio Buendia sonö esa noche que en aquel lugar se levantaba una ciudad ruidosa con casas de paredes de espejo. Preguntö que ciudad era aquella, y le contestaron con un nombre que nunca habia oido, que no tenia significado alguno, pero que tuvo en el sueno una resonancia sobrenatural: Macondo. (S. 34-35)
In dieser Nacht träumte Jose Arcadio Buendia, daß just an jenem Ort eine lärmende Stadt mit spiegelwändigen Häusern stehe. Er fragte, welche Stadt dies sei, und erfuhr den Namen, den er nie gehört, der keinerlei Bedeutung, der indes in seinem Traum einen übernatürlichen Klang hatte: Macondo. (S. 31)
Angelehnt an die Idee des vom Autor bewunderten Schriftsteller Faulkner, der seinen fiktiven Romanschauplatz Yoknapatawpha Country auf eine reale Grundlage aufbaut, schafft Gabriel Garcia Marquez den fiktiven Ort Macondo, der an seinen Geburtsort Aracataca erinnert.[51] Macondo ist Ort des Geschehens in Cien anos de soledad. Von der Suche nach einer neuen Heimat über die Gründung, welche direkt an die hier bearbeitete Traumsequenz anschließt, bis zum Verfall des Dorfes ist Macondo stets Schauplatz der Erzählung. Namensgebend ist eine Kindheitserinnerung des Autors. Den Auslöser gibt ein Schild vor einem Grundstück innerhalb der Bananenplantagen mit der Aufschrift ,Macondo’ und „solo de adulto descubri que me gustaba su resonancia poetica“ [52] .
Erinnerungen dienen Gabriel Garcia Marquez als Motor zum Schreiben, „cada cosa, con solo mirarla, me suscitaba una ansiedad irresistible de escribir para no morir“[53]. In seinen Erzählungen integriert der Autor aber nicht alleine seine Erinnerungen, sondern verarbeitet auch die Geschichte Lateinamerikas. Macondo, als „realer und fiktiver mikrokosmischer Schauplatz“[54], dient letztendlich als Makrokosmos, als Chiffre für Kolumbien und den ganzen Kontinent.[55] Auch biblische Mythen[56] [57] können im Roman wiedergefunden werden. Die Varietät von Lesearten der einzelnen Stellen macht deutlich, dass der Autor den Leser durch die Lektüre nie kalkuliert in eine Richtung führen will. Es gibt keine verpflichtende fabula docef1. Ganz im Sinne des Nouveau
Romans wird dem Leser die Auffindung des Sinns selbst überlassen.[58] Durch diese oft anzutreffende Unbestimmtheit des perspektivischen Standorts wird eine polyvalente Perspektive geschaffen, die es ermöglicht, eine Vielzahl von gleichberechtigten Stimmen abzubilden und eine einseitige Sicht auf die Dinge zu verhindern.[59]
Mit der in diesem Abschnitt aufgeführten Traumsequenz wird jedoch ganz eindeutig die Gründung des Dorfes Macondo als „ciudad ruidosa“ (S. 34) antizipiert. Dies lässt sich durch den Gebrauch des Verbs ,levantarse’ erkennen. Die Übersetzungsmöglichkeit „sich erheben“[60] ließe auf eine vielversprechende Zukunft des Dorfes hoffen. Macondo wird „über [...] [sich] hinauswachsen“[61]. Anders wird hier in der deutschen Übertragung der Eindruck erweckt, dass dieser Ort nicht gegründet wird, sondern bereits an dem im Traum bestimmten Ort „stehe“ (S. 31). Der Gründungsmythos wird durch inadäquate Wortwahl einfach ausgeschaltet, so dass das Kriterium ,Wortwahl’ mit ,schlecht’ bewertet wird. Demgegenüber bleibt das magische Element der Traumsequenz „Jose Arcadio Buendia sono [...] Macondo.“ (S. 34-35) als eine Art der Voraussicht auf die Zukunft in der Übersetzung erhalten und bekommt das Werteprädikat ,gut’.
5) Y mientras se lamentaba de su mala suerte, convencida de que las extravagancias de sus hijos eran algo tan espantoso como una cola de cerdo, Aureliano fjo en ella una mirada que la envolvio en un ämbito de incertidumbre. —Alguien va a venir —le dijo. Ursula, como siempre que el expresaba un pronostico, trato de desalentarlo con su logica casera. Era normal que alguien llegara. Decenas de forasteros pasaban a diario por Macondo sin suscitar inquietudes ni anticipar anuncios secretos. Sin embargo, por encima de toda logica, Aureliano estaba seguro de su presagio. —No se quien serä —insistio—, pero el que sea ya viene en camino. El domingo, en efecto, llego Rebeca. (S. 52)
Und während sie ihr böses Geschick beklagte, überzeugt, daß die Überspanntheiten ihrer Söhne ebenso schlimm seien wie ein Schweineschwänzchen, heftete Aureliano einen Blick auf sie, der sie ins Ungewisse stürzte. »Es wird jemand kommen.«, sagte er. Wie jedesmal, wenn er eine Prophezeiung äußerte, suchte sie ihn mit ihrer hausbackenen Logik zu entmutigen. Es war normal, daß jemand kam. Dutzende von Fremden zogen Tag für Tag durch Macondo, ohne Unruhe zu erwecken oder sich im voraus insgeheim anzukündigen. Doch ungeachtet aller Logik war Aureliano seiner Vorahnung sicher. »Ich weiß nicht, wer es ist«, beharrte er. »Jedenfalls ist der Betreffende bereits unterwegs.« In der Tat kam am Sonntag Rebeca. (S. 49)
Das magische Element der Prophezeiung ist auch in diesem Abschnitt präsent. Schicksal Aurelianos ist es, mit dieser Begabung zu leben.[62] Die Vorstellungskraft als eine nicht greifbare Einheit, wird zu einer in Zukunft herrschenden Wirklichkeit. Im Original wird die Bedeutung der Voraussagen mit „por encima de toda lögicd‘ (S. 52) beschrieben. Prophezeiungen sind jeder Logik überlegen. Diese Überlegenheit geht in der deutschen Wiedergabe unter, denn hier wird die Konjunktion „Sin embargo“ (S. 52) nicht auf Aurelianos festen Glauben an die Voraussage, dem „estaba seguro de su presagio“ (S. 52) bezogen, sondern auf „por encima de toda lögicd‘ (S. 52). So wird mit „Doch ungeachtet aller Logik“ (S. 49) übersetzt. Hierdurch wird die Prophezeiung nicht als der Logik überlegen dargestellt, sondern genau das Gegenteil wird vermittelt: die Logik steht über der Prophezeiung. Der Magische Realismus wird in der deutschen Übersetzung ausgelöscht. Das magische Element der Voraussicht wird nicht als Teil der Wirklichkeit angesehen, sondern als untergeordneter Aspekt. Das Urteil für die Bewertung des Kriteriums ,Magisches Element’ lautet folglich ,schlecht’.
Eine gelungene Übertragung schafft Curt Meyer-Clason wiederum dadurch, dass er „extravagancias“ (S. 52) nicht mit ,Extravaganzen’ oder Ausgefallenheiten’ übersetzt, sondern hierfür das Wort „Überspanntheiten“ (S. 49) wählt. Diese eher untypische Übertragung vermeidet eine positive Konnotation, die in den beiden erstgenannten Übersetzungsalternativen enthalten ist. So steht ,überspannt’ gemäß Wörterbuch für „über das Maß des Vernünftigen hinausgehend“[63] und ist im Zusammenhang mit der Wesensbeschreibung der Söhne Ursulas gut gewählt. Die Wortwahl ist adäquat und erhält die Zensur ,gut’. Weiterhin spielt das „Schweineschwänzchen“ (S. 49) die Tragik herunter, die aus dem Inzest erwächst: die mögliche Entstellung der Nachkommenschaft. Der Diminutiv wurde im Original nicht gewählt und verzerrt das Ausmaß des
[...]
[1] McGuinness/Schulte 1989, 134.
[2]
Der in dieser Arbeit verwendete allgemeine Begriff ,Übersetzung’ bezieht sich demzufolge auf die literarische Übersetzung. Die, durch den internationalen Übersetzerverband, Federation Internationale de Traducteurs, definierten weiteren Arten des Übersetzens, das Dolmetschen und das technische sowie wissenschaftliche Übersetzen, werden nicht weiter berücksichtigt.
(Vgl. Apel 2003, 2.)
[3]
Zitate aus dem Werk Cien ahos de soledad und dessen Übersetzung ,Hundert Jahre Einsamkeit’ bilden die Grundlage für den Vergleich. Aus diesem Grund wird auf einen Verweis auf das Werk bzw. auf die Übersetzung innerhalb der Zitate verzichtet und lediglich die Seitenzahl angegeben.
[4] Es ist darauf hinzuweisen, dass die Auswahl keinen Anspruch auf vollständige Abbildung aller im Werk vorhandenen Textstellen des Magischen Realismus haben kann. So ist die Auswahl zwar durch die Definition im Kapitel 2.1. begründet, jedoch lässt sich subjektives Empfinden des Magischen Realismus bei der Lektüre nicht gänzlich ausschließen. Aus der getätigten Auswahl wurden in einem weiteren Schritt aus Gründen der Übersicht wichtige Textstellen ausgewählt - wieder nach subjektivem Empfinden - und in der Übersetzungskritik des Kapitels 3.2. bearbeitet. Für einen besseren Überblick wurden die Textpassagen mit fortlaufenden Nummern versehen. Die übrigen Textstellen finden sich im Anhang wieder.
[5] Vgl. Gerzymisch-Arbogast 1997, 573.
[6] Lorenz 1970, 394.
[7]
Der deutsche Kunsthistoriker Franz Roh schöpfte im Jahr 1923 den Begriff des Magischen Realismus in publizierten Auszügen seiner Nachexpressionismusstudie. In Lateinamerika erscheint er erstmals im Jahr 1927 in der Revista de Occidente von Ortega y Gasset.
[8] „La interpretacion de nuestra realidad con esquemas ajenos solo contribuye a hacernos cada vez mas desconocidos, cada vez menos libres, cada vez mas solitarios. [...] America Latina no quiere ni tiene por que ser un alfil sin albedrio, ni tiene nada de quimerico que sus designios de independencia y originalidad se conviertan en una aspiracion occidental. No obstante, los progresos de la navegacion, que han reducido tantas distancias entre nuestras americas y Europa, parecen haber aumentado en cambio nuestra distancia cultural.“ (Garcia Marquez 1982, 33.)
[9] Armbruster 1982, 84.
[10] Vgl. Scheffel 1990, 48.
[11] Dill 2009, 57.
[12] Garcia Marquez 1982, 33.
[13] Scheffel 1990, 48.
[14] Cortes 1999, 61.
[15] Hier wird von dem hispanoamerikanischen und nicht von dem lateinamerikanischen Boom gesprochen, um der Kritik gerecht zu werden, dass die nicht-spanischsprachige Literatur des Kontinents ausgegrenzt wird. (Vgl. Garrels 1981, 297.)
[16] Rössner 1993, 17.
[17] Vgl. Rama 1982, 260-261.
[18] Rössner geht sogar in diesem Zusammenhang soweit, die Existenz des Booms zu negieren. Seiner Meinung nach hat es diesen nie gegeben, da zum einen wesentliche Werke unterschlagen und zum anderen durch die schlechte Übersetzungsqualität zu viele Werke nicht zur Kenntnis genommen wurden. (Vgl. Rössner 1993, 19-20)
[19] Vgl. Garcia Marquez 2007, IX.
[20] Vgl. Wehr 2003, 380.
[21] Vgl. Lutosch 2007, 90ss.
[22] Um die Aktualität dieser Diskussion zu unterstreichen verweise ich beispielhaft auf den Artikel ,Zehn Jahre der Zeit voraus’ von Marie Luise Knott, erschienen am 13.05.2005 in der deutschen Ausgabe von Le Monde diplomatique. Dieser Artikel befasst sich mit der Problematik das französische Original der Zeitschrift in die deutsche Sprache zu übersetzen.
[23] Vgl. Burfeid 1985, 11-13.
[24] Ebd.: 58.
[25] Vgl. Apel 2003, 34.
[26] Garcia Yebra 1982, 43.
[27] 21 Zur Begriffserklärung belle infidele und laide fidele vgl. Graeber 2001, 1520ss.
[28] Benjamin 1955, 46.
[29] Vgl. Talgeri 1993, 222.
[30] Ebd.: 223.
[31] Schreiber 2006.
[32] Vgl. Apel 2003, 2.
[33] Vgl. Wittkopf 1993, 127.
[34] Gerzymisch-Arbogast 1997, 573. Die Nummerierung wurde hinzugefügt.
[35] Hier verweise ich auf die in Fußnote 4 gemachte Erklärung zur Auswahl der Textstellen.
[36] Auf eine mögliche Kritik zur Auswahl der Kriterien werde ich innerhalb des vierten Kapitels näher eingehen.
[37] Hier wird von dem Vorschlag von Gerzymisch-Arbogast abgewichen, die Werteprädikate einheitlich in gut - eher gut - eher schlecht -schlecht einzuteilen. Meiner Meinung nach ist eine Unterscheidung zwischen eher gut und eher schlecht problematisch und lässt subjektive Züge zu. So arbeite ich im Folgenden mit den drei Werteprädikate: gut - mittelmäßig - schlecht. Den allgemeinen Forderungen an Werteprädikate entsprechend sind diese disjunkt und es ist aus ihnen eine Qualitätsrangfolge ersichtlich.
[38] Auf eine unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Kriterien wird hier aufgrund der Übersichtlichkeit verzichtet. In Kapitel 3.3. wird sie im Rahmen der Auswertung thematisiert.
[39] Vgl. Gerzymisch-Arbogast 1997, 575.
[40] Diese Nachkommenschaft wird auch mit dem Begriff ,Kreole’ bezeichnet.
[41] Indiz für diese zeitliche Einordnung ist der Fund der Galeone in Kapitel 1 von Cien anos de soledad, den Wehr als Hinweis auf die überwundene Epoche der Kolonialisierung ansieht. (Vgl. Wehr 2003, 399.)
[42] Vgl. Lutosch 2007, 124.
[43] Vgl. Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG 1989, 1722.
[44] Vgl. Klett 2005, 449.
[45] Vgl. Wehr 2003, 389.
[46] Vgl. ebd.: 391.
[47] Vgl. Qual 1989, 28.
[48] Lutosch 2007, 81.
[49] Vgl. Brockhaus 1998, Band 6: 184.
[50] Lutosch 2007, 82.
[51] Vgl. Koenigs 1985, 281.
[52] Garcia Marquez 2005, 27.
[53] Ebd.: 111.
[54] Strausfeld 1976, 25.
[55] Rössner 2007, 325.
[56] Rincon sieht Parallelen vom Exodus des Gründers Jose Arcadio Buendia zur Genesis, der Erschaffung des Garten Eden, als „el mundo era tan reciente, que muchas cosas carecian de nombre“ (S. 9) über die Plagen, bis hin zur Sintflut und der schlussendlichen Apokalypse, dem endgültigen Niedergang Macondos. (Vgl. Rincon 1985, 284.) Strausfeld spricht in diesem Zusammenhang von der Bibel als „mythe de reference“. (Strausfeld 1976, 24.)
[57] Vgl. Janik 1978, 349.
[58] Der Begriff des Nouveau Roman wurde in den 1950er Jahren von Robbe-Grillet geformt. Eine Etikettierung unter diesem Namen ist jedoch problematisch, da der einzige Konsens der Romanciers in der Abkehr von der bürgerlichen Romantradition des 19. Jahrhunderts liegt. Ansonsten zeichnen sich ihre Werke durch Heterogenität aus, die es unmöglich macht, dem Nouveau Roman bestimmte Merkmale zuzuordnen. (Vgl. Pütz 1997, 13.)
[59] Vgl. Borso 1994, 90.
[60] Klett 2005, 474.
[61] Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG 1989, 451.
[62] Vgl. zur Schicksalhaftigkeit der Vorsehung Aurelianos Kapitel 3.2., Seite 15.
[63] Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG 1989, 1583.
- Citar trabajo
- Caroline Achter (Autor), 2010, Den Magischen Realismus übersetzen: Exemplarische Problemanalyse von Gabriel García Márquez "Cien años de soledad" , Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/158300
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