„Und gäbe es in der protestantischen Kirche keine Orgel, so wäre sie gar keine Religion.“ Diese Worte, die sich so in einem zwar völlig anderem Zusammenhang im dritten Teil der Reisebilder (Die Bäder von Lucca, 1830/31) von Heinrich Heine finden, beschreiben ein sich bis in die heutige Zeit vollständig etabliertes Bild der Kirche in den Köpfen der Menschen: Die Zusammengehörigkeit von Gottedienst und Orgelmusik.
Die vorliegende Arbeit untersucht den Aufgabenbereich eines Organisten im Spannungsfeld zwischen klingender Kunst und beruflicher Anstellung an einer Kirche. Welchen Verpflichtungen hatte er nachzukommen? Welchen Entwicklungen unterlag eine solche Anstellung in einer Zeit zwischen beginnender Reformation, Dreißigjährigem Krieg und Aufklärung?
Ziel ist es, durch das nachzeichnen der historischen Entwicklung des Berufes mitsamt seinen Tätigkeitsfeldern den Rahmen aufzuzeigen, in dem ein Organist hätte künstlerisch tätig seinen können. Zu diesem Zweck geht der 2. Teil der Arbeit genauer auf die gängige Praxis des Präludiumspielens ein.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Aufgaben des Organisten im Gottesdienst
Sinn und Zweck des Präludierens
Schlusswort
Bibliographie für Hausarbeit „Die Aufgaben des Organisten / Sinn und Zweck des Präludierens“
Einleitung
„Und gäbe es in der protestantischen Kirche keine Orgel, so wäre sie gar keine Religion.“ Diese Worte, die sich so in einem zwar völlig anderem Zusammenhang im dritten Teil der Reisebilder (Die Bäder von Lucca, 1830/31) von Heinrich Heine finden, beschreiben ein sich bis in die heutige Zeit vollständig etabliertes Bild der Kirche in den Köpfen der Menschen: Die Zusammengehörigkeit von Gottedienst und Orgelmusik.
Die vorliegende Arbeit untersucht den Aufgabenbereich eines Organisten im Spannungsfeld zwischen klingender Kunst und beruflicher Anstellung an einer Kirche. Welchen Verpflichtungen hatte er nachzukommen? Welchen Entwicklungen unterlag eine solche Anstellung in einer Zeit zwischen beginnender Reformation, Dreißigjährigem Krieg und Aufklärung?
Ziel ist es, durch das nachzeichnen der historischen Entwicklung des Berufes mitsamt seinen Tätigkeitsfeldern den Rahmen aufzuzeigen, in dem ein Organist hätte künstlerisch tätig seinen können. Zu diesem Zweck geht der 2. Teil der Arbeit genauer auf die gängige Praxis des Präludiumspielens ein.
Aufgaben des Organisten im Gottesdienst
Im Deutschland des 15. Jahrhundert sind Orgeln in den Kirchen der Städte und Dörfer kaum ausfindig zu machen und dieser Zustand dauerte noch bis in das 16. Jahrunder hinein an. Nur in den größeren Domkirchen und Klöstern sind sie in dieser Zeit als eine Selbstverständlichkeit zu betrachten. Der für diese Arbeit später noch wichtige und für den Gottesdienst so typische Wechselgesang fand unter diesen Umständen ausschließlich zwischen Priester und Chor statt.[1] Eine eigenständige Form der Begleitung des Gemeindegesangs gab es nicht. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass in einigen Regionen Deutschlands der Küster zu Laute oder einem anderen Instrument gegriffen hat, um die im Singen der Kirchenlieder ungeübte Gemeinde anzuleiten.[2] Nachdem die Chorausbildung an den Lateinschulen jedoch ein höheres Niveau erreicht hatte, verbot man zunächst den Gebrauch der Instrumente und verbannte sie aus dem Gottedienst.
Aus der Begleitung von Vokal- und Tanzmusik entwickelte sich gerade die instrumentale Improvisationskunst heraus, jedoch waren konzertane Aufführungen mit der Orgel noch völlig undenkbar, da diese Art der Musik als höchst unkirchlich galt.[3] Allein in den Kirchen bedeutender Städte war die Orgel dagegen ein gleichberechtigter wie eigenständiger Bestandteil der Musik des gottesdienstlichen Brauchtums neben Liturg, Chor und Gemeinde. Die Funktion der Orgel im Gottesdienst der reformierten Kirche lässt sich sehr genau anhand der damals sowohl handschriftlich wie auch im Druck verbreiteten Kirchenagenden nachprüfen, die mit dem Übertritt der Landesherren oder Stadträte zum Protestantismus eingeführt und umgesetzt werden.[4] Anders als im katholischen Süden führte dies zu einem recht einheitlichem Ablauf des kirchlichen Zeremoniell und wurd dadurch für große Teile Norddeutschlands.
Neben der von den Calvinisten bekannten ablehnenden Haltung der Musik in der Kirche gegenüber war auch Luther zunächst nicht vom Gebrauch der Orgel überzeigt, verstand sie als die „gleißende Pracht des Papismus“[5] und maß ihr somit auch keinerlei künstlerische Bedeutung zu. Während die Anhänger Calvins auf ihrer Meinung beharrten änderte Luther bald seine Ansichten und fand in ihr neben „pädagogischen und psychologischen Gründen im Blick auf die Jugend und auf einfache Gemüter“[6] auch eine wünschenswerte Bereicherung des Gottesdienstes. Hauptaufgabe des Organisten in der reformierten Kirche war natürlich das liturgische Orgelspiel, jedoch war es ihm auch auferlegt, den zeitlichen Ablauf der einzelnen Teile des Gottesdienstes zu koordinieren. Daher kann davon ausgegangen werden, dass das der Organist größtenteils mit Improvisationen arbeitete.[7]
Der Dreißigjährige Krieg führte letztendlich zum Niedergang der Musikpflege im gesamten deutschen Raum. Davon verschont blieben, zumindest teilweise, der Gemeindegesang und die Orgeln in den Kirchen, und somit wurde die Orgel nach 1648 Stütze für den mittlerweile vom starken Rückgang in Anzahl und Niveau gekennzeicheten Laiengesang.[8]
Um 1600 begann ein sich durch das gesamte 17. Jahrhundert ziehender Prozess des musikalischen Umdenkens, der auch für Umwälzungen in der Kirchenmusik sorgte. Als eines seiner wichtigen Ergebnisse formuliert Arnfried Edler:
[...]
[1] Edler S. 150
[2] Werner S. 83
[3] Edler S.148
[4] Rampe S. 12
[5] zitiert nach Defant S. 42
[6] Defant S. 42
[7] Rampe S. 38
[8] Werner S. 95
- Arbeit zitieren
- Sebastian Bluschke (Autor:in), 2009, Aufgaben des Organisten im Gottesdienst, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157468
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