In diesem Essay soll eine Dialogstelle aus Platons Euthyphron näher untersucht werden, die in Hinblick auf ihren argumentativen Gehalt als zentral gelten kann. In [6e/7a] gibt Euthyphron (anstelle weiterer Beispiele) den ersten Versuch einer allgemeinen Definition des Frommen: „Es ist also das, was den Göttern lieb ist, fromm, was ihnen aber nicht lieb ist, unfromm.“ In einem ersten Schritt zeigt Sokrates bereits eine Schwachstelle der Definition auf, die jedoch durch die kleine Ergänzung schnell wieder repariert werden kann, dass mit „den Göttern“ alle Götter gemeint sind. In dem zu untersuchenden Textausschnitt versucht Sokrates nun zu zeigen, dass auch Euthyphrons nachgebesserte Definition einer kritischen Prüfung nicht standzuhalten vermag.
Im Folgenden soll zunächst einmal ein erster Überblick über jSokrates’ gesamtes Argument gegeben werden. Anschließend werde ich kurz auf die in der Forschung viel diskutierte Substitutionsproblematik in Sokrates’ Argument eingehen. Das Hauptaugenmerk hingegen soll auf der Konklusion und einer angemessenen Interpretation derselben liegen. In einem zweiten
Schritt werde ich der Frage nachgehen, ob sich nicht im Text weitere Argumentationsstrategien oder Begründungszusammenhänge finden lassen, die Sokrates gegen Euthyphrons Definition stark macht und die es erlauben würden, auf die kontroverse Substitutionsschlussregel
zu verzichten. Abschließend werde ich die Ergebnisse meiner Untersuchung kurz resümieren.
Das Fromme und das Gottgeliebte
In diesem Essay soll eine Dialogstelle[1] [9d-11b] aus Platons Euthyphron näher untersucht werden, die in Hinblick auf ihren argumentativen Gehalt als zentral gelten kann. In [6e/7a] gibt Euthyphron (anstelle weiterer Beispiele) den ersten Versuch einer allgemeinen Definition des Frommen: „Es ist also das, was den Göttern lieb ist, fromm, was ihnen aber nicht lieb ist, unfromm.“ In einem ersten Schritt zeigt Sokrates bereits eine Schwachstelle der Definition auf, die jedoch durch die kleine Ergänzung schnell wieder repariert werden kann, dass mit „den Göttern“alle Götter gemeint sind.[2] In dem zu untersuchenden Textausschnitt versucht Sokrates nun zu zeigen, dass auch Euthyphrons nachgebesserte Definition einer kritischen Prüfung nicht standzuhalten vermag.
Im Folgenden soll zunächst einmal ein erster Überblick über Sokrates’ gesamtes Argument gegeben werden. Anschließend werde ich kurz auf die in der Forschung viel diskutierte Substitutionsproblematik in Sokrates’ Argument eingehen. Das Hauptaugenmerk hingegen soll auf der Konklusion und einer angemessenen Interpretation derselben liegen. In einem zweiten Schritt werde ich der Frage nachgehen, ob sich nicht im Text weitere Argumentationsstrategien oder Begründungszusammenhänge finden lassen, die Sokrates gegen Euthyphrons Definition stark macht und die es erlauben würden, auf die kontroverse Substitutionsschlussregel zu verzichten. Abschließend werde ich die Ergebnisse meiner Untersuchung kurz resümieren.
(P1) Das Fromme wird von den Göttern geliebt, weil es fromm ist. [10d]
(P2) Das Fromme ist nicht deshalb fromm, weil es von den Göttern geliebt wird. [10d]
(P3) Das Gottgeliebte ist gottgeliebt, weil es von den Göttern geliebt wird. [10e]
(P4) Das Gottgeliebte wird nicht deshalb von den Göttern geliebt, weil es
gottgeliebt ist. [10e]
(P5) Wenn das Fromme das Gottgeliebte wäre, dann würde gelten: Wenn das Fromme
von den Göttern geliebt wird, weil es fromm ist, dann wird das Gottgeliebte
von den Göttern geliebt, weil es gottgeliebt ist. [10e]
(P6) Wenn das Fromme das Gottgeliebte wäre, dann würde gelten: Wenn das
Gottgeliebte gottgeliebt ist, weil es von den Göttern geliebt wird, dann ist das
Fromme fromm, weil es von den Göttern geliebt wird. [11a]
[...]
[1] Platon: Euthyphron oder über das Fromme. Eine Untersuchung in Dialogform. Hg. u. übersetzt v. Otto Leggewie, Stuttgart, 1978. Alle Zitate werden im laufenden Text mit der üblichen Stephanus-Paginierung nachgewiesen.
[2] Die Schwachstelle besteht darin, dass unter der Vielzahl der griechischen Götter, insbesondere in moralischen Fragen, leicht Uneinigkeit bestehen könnte, und dass einige von ihnen eine Handlung oder einen Menschen lieben, den anderen dieselben jedoch verhasst wären. Folglich wären diese zugleich fromm und unfromm – da aber zuvor bereits festgestellt worden war, dass das Fromme und das Unfromme voneinander gänzlich verschieden, mithin einander entgegengesetzt sind, würde dies in einen Widerspruch führen.
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- R. Fehl (Autor), 2009, Das Fromme und das Gottgeliebte, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157441
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