Eine Vielzahl von Untersuchungen zum geschlechtsspezifischen Leseverhalten belegen, dass Jungen weitaus weniger zum Lesen motiviert sind als Mädchen. Dies ist insofern beunruhigend, als dass sich die Bedeutsamkeit der Lesemotivation aus ihrer Funktion als Teildimension der Lesekompetenz erschließen lässt. Spätestens seit der Ursachenanalyse der PISA-Ergebnisse aus dem Jahr 2000 steht fest, dass geschlechtsspezifische Leistungsdifferenzen in der Lesekompetenz zumindest teilweise darauf zurückzuführen seien, dass Jungen deutlich weniger Interesse und Freude am Lesen hätten als Mädchen. Beim Vergleich der Leseleistungen von Jungen und Mädchen, die ein ähnliches Interesse am Lesen aufweisen, reduzierten sich die Unterschiede ganz erheblich; nimmt man noch verschiedene Indikatoren für Lesefreude hinzu, dann verschwände der Einfluss des Geschlechts auf die Leseleistung fast völlig. Deshalb darf sich Leseförderung im Deutschunterricht nicht lediglich auf die Ausbildung und Verbesserung der Lesefähig- und –fertigkeiten beschränken. Dass die Mehrheit der bei PISA 2000 getesteten 15jährigen Jungen ihre Freude am Lesen bereits auf dem Weg in die weiterführende Schule verloren hat, liegt nahe. Denn Lesemotivation unterliegt einer Entwicklung, an deren Verlauf eine Vielzahl von Lesesozialisationsinstanzen beteiligt sind. Untersuchungen zur Lesemotivation von Grundschülern bestätigen, dass sich bereits im Grundschulalter geschlechtsspezifische Differenzen in der Lesemotivation herausbilden. Diese Ergebnisse rechtfertigen die Forderung nach einer veränderten Deutschdidaktik in der Grundschule. Mit Blick auf eine geschlechtersensible Leseförderung muss auch den Jungen verdeutlicht werden, dass „so viel Macht über die Fantasie und Vorstellungskraft und damit auch über jedes kleine Detail einer Geschichte […] nirgendwo erreicht werden kann als beim Lesen.“ Dies schließt aber nicht die gleichzeitige Förderung der Lesemotivation der Mädchen aus. Daraus ließe sich ableiten, dass nur ein geschlechtersensibler Deutschunterricht der Förderung der Jungen und Mädchen gerecht werden kann. Pädagogische Ideen für einen geschlechtersensiblen Deutschunterricht in der Grundschule gibt es an der Zahl viele. Es ist nun interessant herauszufinden, ob die „Rezepte“ tatsächlich Einzug in die Grundschule gehalten haben.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- Problemstellung
- Ziele und Methoden
- AKTUELLER FORSCHUNGSSTAND ZUR LESEMOTIVATION VON GRUNDSCHÜLERN UNTER BEACHTUNG GESCHLECHTSSPEZIFISCHER BESONDERHEITEN
- ZIEL, ANLAGE UND REFLEXION DER EMPIRISCHEN UNTERSUCHUNG
- Ziel und Aufbau der Untersuchung
- Forschungsanliegen
- Untersuchungsmethodisches Vorgehen
- Anlage und Durchführung der Befragung
- Reflexion des Untersuchungsverlaufs und Fehlerdiskussion
- Ziel und Aufbau der Untersuchung
- ERGEBNISSE DER EMPIRISCHEN UNTERSUCHUNG UNTER GESCHLECHTSSPEZIFISCHEM SCHWERPUNKT
- Erfassung der lesemotivationalen Grundlagen
- Lesemotivation
- Leseinteressen
- Leseselbstkonzept
- Familie als die Lesemotivation beeinflussende Instanz
- Lesen in der Freizeit
- Buchlesehäufigkeit
- Vorleseverhalten
- Anschlusskommunikation
- Leseanregungen
- Schule als die Lesemotivation beeinflussende Instanz
- Einstellung zum Deutsch Leseunterricht
- Anschlusskommunikation
- Schullektüre und Leseinteressen der Schüler
- Unterrichtsgestaltung und Methodenwunsch der Schüler
- Bibliothek und Schule
- Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse
- Erfassung der lesemotivationalen Grundlagen
- ABLEITUNG DIDAKTISCHER KONSEQUENZEN FÜR DEN LESEUNTERRICHT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Lesemotivation von Grundschülern unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Besonderheiten. Sie untersucht, inwiefern die Lesemotivation von Jungen und Mädchen im Grundschulalter durch verschiedene Faktoren, wie die Familie, die Schule und die Freizeitgestaltung, beeinflusst wird.
- Geschlechtsspezifische Unterschiede in der Lesemotivation von Grundschülern
- Einflussfaktoren der Lesemotivation (Familie, Schule, Freizeit)
- Entwicklung der Lesemotivation im Grundschulalter
- Didaktische Konsequenzen für den Leseunterricht
- Relevanz der Lesemotivation für die Lesekompetenzentwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problemstellung der Arbeit dar, die sich mit der Lesemotivation von Grundschülern unter besonderer Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Unterschiede befasst. Die Arbeit beleuchtet die Relevanz der Lesemotivation für die Lesekompetenzentwicklung und zeigt die Notwendigkeit einer geschlechtersensiblen Leseförderung auf.
Das Kapitel 2 beleuchtet den aktuellen Forschungsstand zur Lesemotivation von Grundschülern unter Berücksichtigung geschlechtsspezifischer Besonderheiten. Es werden verschiedene Studien und Forschungsergebnisse vorgestellt, die die geschlechtsspezifischen Unterschiede in der Lesemotivation von Grundschülern belegen.
Kapitel 3 beschreibt das Ziel, die Anlage und die Reflexion der empirischen Untersuchung. Es werden die Forschungsanliegen, das methodische Vorgehen und die Anlage und Durchführung der Befragung erläutert.
Kapitel 4 präsentiert die Ergebnisse der empirischen Untersuchung unter geschlechtsspezifischem Schwerpunkt. Es werden die lesemotivationalen Grundlagen, die Rolle der Familie und der Schule als Einflussfaktoren der Lesemotivation sowie die Zusammenfassung der Untersuchungsergebnisse dargestellt.
Kapitel 5 leitet didaktische Konsequenzen für den Leseunterricht aus den Untersuchungsergebnissen ab.
Schlüsselwörter
Lesemotivation, Grundschüler, Geschlechterunterschiede, Leseförderung, Deutschunterricht, Familie, Schule, Freizeit, Lesekompetenz, Leseinteresse, Leseselbstkonzept, Empirische Untersuchung.
- Citation du texte
- Christine Hoppe (Auteur), 2010, Geschlechtsspezifik und Lesemotivation, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157344
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