Entscheidungssituationen, in denen ökonomische und ethische Fragestellungen für wirtschaftlich Handelnde aufgrund von konfligierenden Interessens-, Ziel-, Wert- oder Normenvorgaben auftreten, sind zahlreich. Zum Beispiel im Fall eines Unternehmens, das eine Fabrikationsstätte in einem Entwicklungsland errichtet, weil sich ökonomische Vorteile aufgrund der Tatsache ergeben, dass am neuen Standort weitaus niedrigere gesetzlich vorgeschriebene Standards für Arbeitssicherheit gelten. Ein weiteres Beispiel stellt ein Angestellter dar, der durch einen unverschuldeten Betriebsunfall querschnittsgelähmt ist. Eine Wiedereingliederung in das Unternehmen bedeutet deutliche Mehrkosten. Die Alternative wäre, das Arbeitsverhältnis zu kündigen. Die Aufgabe der Verantwortlichen liegt darin, zwischen unterschiedlichen Zielen, Werten und Interessen des Unternehmens und des Betroffenen zu vermitteln. Eine Auseinandersetzung mit moralischen Fragen ist dabei unausweichlich, weil jede Entscheidung eine Stellungnahme in Form einer konkreten Bewertung von gut oder schlecht verlangt. Auf diese Weise entstehen moralische Dilemmata. Zum einen ist die ökonomische Verantwortung gegenüber dem Unternehmen gefordert, zum anderen muss auch der Verantwortung für die Unversertheit der Betroffenen, dem Umweltschutz und einem nachhaltigen Umgang mit der Natur Rechnung getragen werden. Bei der Wahl eines der zugrunde liegenden Normensysteme wird jeweils das andere verletzt. Entscheidungskonflikte dieser Art fordern von den Verantwortlichen gute Gründe, d.h. Erklärungen für ihre Entscheidung. Diese Erklärungen müssen aufzeigen, dass die Handelnden eine eigene moralische Handlungsdimension anerkennen, d.h. nicht willkürlich oder nach persönlichem Interesse handelt. Für Wittmann ist Ethik eine „kategoriale Vorentscheidung“. Er bezieht sich auf Ulrich, der betont, dass „ein grundlegendes Interesse an ethischer Vernunft bei den Handlungssubjekten“ liegt und daher „ihre Qualität als moralische Subjekte immer schon voraus[gesetzt werden muss]“.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Wirtschaftsethische Theorieansätze
- 2.1 Unternehmensethik nach Horst Steinmann und Albert Löhr
- 2.2 Ökonomische Ethik nach Karl Homann
- 2.3 Integrative Unternehmensethik nach Peter Ulrich
- 2.3.1 Wirtschaftsethik als Kritik der „reinen“ ökonomischen Vernunft
- 2.3.2 Vermittlung zwischen ökonomischer Rationalität und ethisch-praktischer Vernunft
- 2.3.3 Verantwortungsebenen für moralisches Wirtschaften
- 3. Die Frage nach dem Einfluss der Philosophie auf Ulrichs integrativen Ansatz
- 4. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht den integrativen Wirtschaftsethikansatz von Peter Ulrich. Sie analysiert, wie dieser Ansatz mit philosophischen Gedanken verknüpft ist und wie er die Frage nach ethisch korrektem Wirtschaften im Kontext von konfligierenden Interessen und Werten behandelt.
- Der integrative Wirtschaftsethikansatz von Peter Ulrich
- Der Einfluss philosophischer Ansätze auf Ulrichs Konzept
- Die Bedeutung von Lebensdienlichkeit und ethischer Vernunft im Wirtschaften
- Die Verantwortungsebenen von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft im Kontext der Wirtschaftsethik
- Die Kritik an „reiner“ ökonomischer Vernunft und die Vermittlung zwischen ökonomischer Rationalität und ethisch-praktischer Vernunft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Problematik von Entscheidungssituationen in der Wirtschaft dar, in denen ökonomische und ethische Fragestellungen aufeinanderprallen. Sie verdeutlicht die Notwendigkeit einer ethischen Reflexion im Wirtschaften und führt den integrativen Wirtschaftsethikansatz von Peter Ulrich als zentralen Gegenstand der Arbeit ein.
Das Kapitel „Wirtschaftsethische Theorieansätze“ präsentiert exemplarisch drei Ansätze, die sich mit der Frage nach ethisch korrektem Wirtschaften auseinandersetzen: die Unternehmensethik nach Steinmann und Löhr, die ökonomische Ethik nach Homann und der integrative Wirtschaftsethikansatz von Ulrich. Es werden die jeweiligen theoretischen Grundlagen, die Verantwortungsebenen und die normativen Anforderungen an wirtschaftliches Handeln dieser Ansätze beleuchtet.
Das Kapitel „Die Frage nach dem Einfluss der Philosophie auf Ulrichs integrativen Ansatz“ untersucht, inwiefern der integrative Ansatz von Ulrich von philosophischen Ideen beeinflusst ist. Es werden Bezüge zu Kant, Rawls, Habermas und Apel hergestellt.
Schlüsselwörter
Integrative Wirtschaftsethik, Peter Ulrich, Lebensdienlichkeit, ethische Vernunft, ökonomische Rationalität, Verantwortungsebenen, Philosophie, Kant, Rawls, Habermas, Apel.
- Quote paper
- Eva Siegmund (Author), 2009, Der Einfluss der Philosophie auf wirtschaftsethische Ansätze , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157290
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