Die Niederlande gehörten bei den bisher durchgeführten PISA-Studien in den Jahren 2000, 2003 und 2006 zu den europäischen Spitzenreitern und schnitten somit deutlich besser ab als Deutschland (Tigges, Huijnen). Damit können die PISA-Studien in den Niederlanden sicherlich als eine kleine Erfolgsgeschichte gesehen werden, die das Land in seiner Schul- und Bildungspolitik bestätigen können. Dennoch weist das niederländische Bildungssystem einige Mängel auf, die auch durch PISA aufgezeigt wurden. Die Tests brachten zutage, dass in den Niederlanden Schüler mit Migrationshintergrund aus sozial schlechter gestellten Familien oft leistungsschwächer sind als solche mit Migrationshintergrund, die in besser gestellten Familien aufwachsen und solche, die keinen Migrationshintergrund haben (Prenzel, Artelt, Baumert 19-20). Außerdem sind sie in höheren Schulen unter- und in niedrigeren Schulen überrepräsentiert (Tigges, Huijnen). Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen, dass ein starker Zusammenhang zwischen sozialem Hintergrund und Bildungserfolg besteht, denn die Entwicklung und Bildungschancen von Kindern hängen von ihrem gesamten sozialen Umfeld ab. Aus diesem Grund kann die Integration von Bildung, Kinderbetreuung und anderen Angeboten für Kinder und ihre Familien die Bildungschancen und Lebensbedingungen vor allem von Kindern und Jugendlichen aus unterprivilegierten Familien erheblich beeinflussen.
Dies ist ein altbekannter Ansatz. In den USA und Großbritannien existieren schon seit den 60er beziehungsweise 40er Jahren Community-Schulen, die sich durch ihre Zusammenarbeit mit Eltern und vielen verschiedenen Stadtteilinstitutionen zu Stadtteilzentren entwickelt haben. Auch die Niederlande haben sich mit dem Konzept der Öffnung der Schule zur Nachbarschaft auseinandergesetzt und dies nicht erst seit PISA. Allerdings hat die Kritik am niederländischen Bildungssystem, die durch die PISA-Studien aufgekommen ist, der Diskussion um dieses Konzept neue Aktualität verliehen. Auch die Beschäftigung mit den Brede beziehungsweise Vensterschulen, also den niederländischen Entsprechungen der Community- Schulen, hat sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Entwicklung der Brede Schule von ihrem Entstehen bis heute: Entstehung, Definition und Ziele
3. Verschiedene Kooperationspartner der Brede Schulen
4. Typen und Profile der Brede Schule
4.1 Breitgefächert vs. begrenzt
4.2 Die Kinderbetreuungsschule
4.3 Die Benachteiligtenschule
4.4 Die Nachbarschaftsschule
5. Ein gutes Beispiel für eine Bredeschule: die Vensterschulen in Groningen
6. Fazit
7. Literatur
1. Einleitung
Die Niederlande gehörten bei den bisher durchgeführten PISA-Studien in den Jahren 2000, 2003 und 2006 zu den europäischen Spitzenreitern und schnitten somit deutlich besser ab als Deutschland (Tigges, Huijnen). Damit können die PISA-Studien in den Niederlanden sicherlich als eine kleine Erfolgsgeschichte gesehen werden, die das Land in seiner Schul- und Bildungspolitik bestätigen können. Dennoch weist das niederländische Bildungssystem einige Mängel auf, die auch durch PISA aufgezeigt wurden. Die Tests brachten zutage, dass in den Niederlanden Schüler mit Migrationshintergrund aus sozial schlechter gestellten Familien oft leistungsschwächer sind als solche mit Migrationshintergrund, die in besser gestellten Familien aufwachsen und solche, die keinen Migrationshintergrund haben (Prenzel, Artelt, Baumert 19-20). Außerdem sind sie in höheren Schulen unter- und in niedrigeren Schulen überrepräsentiert (Tigges, Huijnen). Aus diesen Ergebnissen lässt sich schließen, dass ein starker Zusammenhang zwischen sozialem Hintergrund und Bildungserfolg besteht, denn die Entwicklung und Bildungschancen von Kindern hängen von ihrem gesamten sozialen Umfeld ab. Aus diesem Grund kann die Integration von Bildung, Kinderbetreuung und anderen Angeboten für Kinder und ihre Familien die Bildungschancen und Lebensbedingungen vor allem von Kindern und Jugendlichen aus unterprivilegierten Familien erheblich beeinflussen.
Dies ist ein altbekannter Ansatz. In den USA und Großbritannien existieren schon seit den 60er beziehungsweise 40er Jahren Community-Schulen, die sich durch ihre Zusammenarbeit mit Eltern und vielen verschiedenen Stadtteilinstitutionen zu Stadtteilzentren entwickelt haben. Auch die Niederlande haben sich mit dem Konzept der Öffnung der Schule zur Nachbarschaft auseinandergesetzt und dies nicht erst seit PISA. Allerdings hat die Kritik am niederländischen Bildungssystem, die durch die PISA-Studien aufgekommen ist, der Diskussion um dieses Konzept neue Aktualität verliehen. Auch die Beschäftigung mit den Brede beziehungsweise Vensterschulen, also den niederländischen Entsprechungen der Community- Schulen, hat sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt.
2. Entwicklung der Brede Schule von ihrem Entstehen bis heute
Entstehung, Definition und Ziele
Das Konzept der Brede Schule ist in den Niederlanden nicht neu. So besteht zum Beispiel schon seit 1984 eine Kooperation zwischen dem Bildungswesen und Einrichtungen wie Bibliotheken, Gesundheitsinstitutionen, Sport- und Kulturklubs (Valkestijn 2). Aus dieser Kooperation sind an vielen Orten Netzwerke zwischen diesen Organisationen entstanden. Einige davon haben so gut funktioniert, dass sie sich zu Brede Schulen weiterentwickelt haben. Des Weiteren können die Nachbarschaftsnetzwerke der Jugendhilfe als ein Vorgänger der Brede Schulen gelten (Valkestijn 2). Diese richten sich vor allem an Risikokinder, denen eine verbesserte Betreuung, Unterstützung und Hilfeleistung geboten werden soll.
Die ersten Brede Schulen entstanden in der Mitte der neunziger Jahre in Rotterdam (Valkestijn 1). Ausgangspunkt ihrer Entwicklung war die Idee, dass Schule bei Kindern zu mehr als nur kognitiver Entwicklung beitragen kann und zwar zu einer Art Lebensraum, in dem soziales Engagement und Verantwortung vermittelt werden kann. Diese Idee fand in den Gemeinden der Niederlanden so großen Anklang, dass die Brede Schule sich seit ihrem Entstehen über das gesamte Land ausgebreitet hat. Laut des von Oberon 2007 veröffentlichten Jahrberichts über Brede Schulen in den Niederlanden, existierten 2007 1000 Brede Grund- und etwa 350 höhere Brede Schulen (Kruiter, Oomen, van der Grinten 17-21). In den nächsten Jahren sollen noch weitere Brede Schulen gegründet werden. Aus diesen Zahlen wird deutlich, dass die Brede Schule bisher mehr in der Primär- als der Sekundärbildung vertreten ist. Ein Grund hierfür liegt zum einen darin, dass viele Gemeinden die Einführung von Brede Schulen in Abschnitte einteilen und mit Kindern im Alter von null bis 12 Jahren beginnen, also mit Kindern, die noch eine Grund- und keine höhere Schule besuchen (Valkestijn 1). Dahinter steckt die Vorstellung, dass Bildungsbenachteiligungen in dem Alter am Besten zu bekämpfen sind. Zum anderen ist es auch viel schwieriger höhere Schulen zu Brede Schulen umzuformen, da diese meist Schüler aus vielen verschiedenen Stadtteilen haben, welches einen auf die Nachbarschaft ausgerichteten Ansatz, wie den der Brede Schulen verfolgten, nur schwer durchführbar macht (Valkestijn 1). Die höheren Brede Schulen, die existieren, sind meist für Schüler im Alter von 12 bis 14 entwickelt, da ältere Schüler kaum Interesse an außerschulischen Aktivitäten haben (du Bois-Reymond 10).
Die niederländische Regierung hat von Anfang an kaum Einfluss auf die Entwicklung der Brede Schulen genommen. Erst in den letzten Jahren kommt es zu einem stärkeren Interesse und zu einer zunehmend aktiven Leitung von Seiten der Regierung. So werden Gemeinden unter anderem finanziell unterstützt, wenn sie eine Brede Schule gründen (du Bois-Reymond 10). Außerdem werden seit 2004 Brede Schulen im Auftrag der Regierung evaluiert (Directie Primair Onderwijs: Resultaten). Dies bedeutet jedoch nicht, dass die niederländische Regierung aktiv in die Entwicklung von Brede Schulen eingreift. Sie gibt keine standardisierten Vorgaben, wie eine Brede Schule auszusehen hat und mit welchen Partnern sie zusammenarbeiten soll (du Bois-Reymond 10). Aus diesem Grund gibt es viele verschiedene Formen von Brede Schulen. Diese haben jedoch alle gemeinsam, dass sie mit einer oder mehreren bereits existierenden Institution aus den Bereichen Kinderbetreuung, Kultur, Gesundheit und Sport zusammenarbeiten, wobei jedoch die Schule immer im Mittelpunkt bleibt (Directie Themadirectie Jeugd, Onderwijs en Zorg). Sich an diesen Gemeinsamkeiten orientierend, definiert das Ministerium für Bildung, Kultur und Wissenschaft die Brede Schule als ein zusammenhängendes Netzwerk von leicht erreichbaren und nützlichen Institutionen und Einrichtungen für Kinder und Jugendliche aus den Bereichen Jugendgesundheit, Betreuung, Sport, Kunst und Jugendhilfe, dessen Zentrum die Schule bildet (van der Grinten, Walraven, Broekhof 7). Der Grund für die zentrale Position der Schule innerhalb einer Brede Schule liegt darin, dass die meisten Kinder täglich zur Schule gehen und auch die Eltern immer auf die ein oder andere Weise mit der Schule Kontakt haben und somit die diversen Aktivitäten dort am besten auf einer kontinuierlichen Basis organisiert werden können.
Die Ziele, die mit der Entwicklung der Brede Schule verfolgt werden sind vielfältig. Vor allem soll die Brede Schule bildungsbenachteiligte Kinder durch das Bereitstellen einer ununterbrochenen Bildungslaufbahn fördern und berufstätige Eltern bei der Kinderbetreuung unterstützen (du Bois- Reymond 16). Darüber hinaus soll durch die Brede Schule ein positives und sicheres Schulklima geschaffen und der Ruf der Institution Schule sowie die Sicherheit in der Nachbarschaft verbessert werden (Directie Primair Onderwijs: Doel). Brede Grundschulen wollen vor allem die Entwicklungschancen von Kindern bis 12 Jahren vergrößern, Eltern stärker engagieren und eine stärkere soziale Gemeinschaft in der Nachbarschaft schaffen, in dem sie die Schule zum Mittelpunkt derselben machen (Directie Primair Onderwijs:Doel). Die höheren Brede Schulen hingegen wollen vor allem gesellschaftliche Engagement fördern, den sozialen Zusammenhalt in der Nachbarschaft stärken und die Möglichkeiten der Förderung von Fähigkeiten der Schüler vergrößern (Directie Primair Onderwijs: Doel). Um diese Ziele zu erreichen, arbeiten die Brede Schulen mit vielen verschiedenen Kooperationspartnern zusammen.
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- Citation du texte
- Julia Linnarz (Auteur), 2010, Die niederländische Brede Schule, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/157058
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