Der Traum eines Heldenkönigs, der durch Anmut, Stärke und glorreiche Taten für sein Land in die Geschichte eingeht, beschäftigte Gustav III, König von Schweden, schon seit seiner frühesten Kindheit. Sein Wunsch war es, wie ein Heldenkönig und damit in der Tradition des
Absolutismus zu regieren, doch durch verschiedene Einflüsse, wie die Erziehung, ausländische Kulturen und persönliche Kontakte, wurde Gustav III. nicht als Heldenkönig bekannt, sondern als Theaterkönig, der durch seine Regentschaft den aufgeklärten Absolutismus in Schweden einführte.
Der aufgeklärte Monarch: Gustav III. von Schweden
„Jag vill vara en hjältekung!” (Ich möchte ein Heldenkönig sein!)
Diesen Traum eines Heldenkönigs, der durch Anmut, Stärke und glorreiche Taten für sein Land in die Geschichte eingeht, beschäftigte Gustav III, König von Schweden, schon seit seiner frühesten Kindheit. Sein Wunsch war es, wie ein Heldenkönig und damit in der Tradition des Absolutismus zu regieren, doch durch verschiedene Einflüsse, wie die Erziehung, ausländische Kulturen und persönliche Kontakte, wurde Gustav III. nicht als Heldenkönig bekannt, sondern als Theaterkönig, der durch seine Regentschaft den aufgeklärten Absolutismus in Schweden einführte. Aufgeklärter Absolutismus definiert sich in der Weise, dass der Herrscher nicht von Gottes Gnaden ernannt wird und damit über allem und jedem steht, sondern dass er selbst aus humanitärer Verpflichtung dem Allgemeinwohl des Volkes dient und als oberster Repräsentant einer vernünftigen Staatsordnung regiert. Gerade jene Verpflichtung und gleichzeitig Forderung der Aufklärung, eine Akzeptanz für neu erlangtes Wissen zu schaffen, prägten Gustav III., der in die Geschichtsbücher eingehen sollte als prägende Gestalt des geistigen wie schöngeistigen Lebens und damit einhergehend als Namensgeber des nach ihm benannten „Gustavianischen Zeitalters“.
Doch wie kann es sein, dass ein König allein durch seine Einflüsse im kulturellen Bereich und durch seine von Zeitgenossen meist belächelten Versuche literarischer Natur im Gedächtnis der Menschen blieb und nicht durch Eroberungen und blutige Kriege mit seinen Feinden? Was unterscheidet Gustav III. von seinen berühmten Vorfahren wie zum Beispiel Gustav Vasa oder Gustav Adolf?
Er hatte klare Vorstellungen von Macht und Herrschaftslegitimation und erneuerte den Absolutismus in seinem Land, was ich anhand dieses Vortrages ausführen möchte. Ich werde mich daher als nächstes der Herkunft und darauffolgend der Erziehung Gustav III. widmen, um herauszufinden, wo dieser im Eingangszitat erwähnte Wunsch, ein Heldenkönig zu sein, seinen Ursprung hat, um im Anschluss zu klären, durch wen und wessen Einflüsse er seine politische wie kulturelle Prägung erfahren hat. Von Bedeutung ist in diesem Zusammenhang auch die bereits erwähnte Aufklärung, mit deren Ideen Gustav in Berührung kam. Wie stand er persönlich den Tendenzen der Aufklärung gegenüber und inwiefern gelang es ihm, seine Vorstellungen von Herrschaft mit den Idealen und Ideen der Aufklärung zu vereinen?
Die neuere Forschung über die Rolle Gustavs III. und den aufgeklärten Absolutismus in Schweden steht immer noch vor dem Problem, welches bereits Beth Hennings, Autorin einer der umfassendsten Biografien von Gustav III., in den 1960er Jahren konstatierte: Zitat „das Quellenmaterial über diesen König zu erschließen, sei eine von der schwedischen Geschichtsforschung noch immer nicht gelöste Aufgabe.“ Zitatende Zwar liegen viele Details seines Handelns und seiner Einstellung noch im Dunkeln, gerade in Bezug auf seine Sichtweise hinsichtlich des schwedischen Adels, die er mit französischen Freundinnen sowie französischen Aufklärern in Briefen erörterte. Doch genau hier bietet sich ein Ansatzpunkt für weitergehende Forschungen, indem Reaktionen der hier erwähnten Brieffreunde an Dritte beleuchtet werden, um ein möglichst umfassendes wie transparentes Bild dieses Herrschers zeichnen zu können. Die Geschichte vom vermeintlichen Heldenkönig Gustav III. bietet ungemein viele Möglichkeiten, um sich seiner Biografie und damit einhergehend auch der Geschichte des aufgeklärten Absolutismus in Skandinavien zu nähern.
Doch lassen Sie sich von mir nun in das Schweden des 18. Jahrhunderts entführen, indem wir uns gedanklich kurz in dieses malerische Land im Norden Europas begeben und sehen, dass in dieser Zeit ein enormer Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen ist. Waren es um 1720 ca. 1,5 Millionen Einwohner, so belegen Bevölkerungsstatistiken für das Jahr 1790 bereits fast 2,5 Millionen Menschen. Diese lebten vornehmlich im ländlichen Bereich in Schweden, welches sich aus dem auch heute bekannten Kernland zusammensetzte, allerdings gehörten ebenso Finnland und weiteren Provinzen, u.a. in Pommern und das von Oldenburg nicht allzu entfernte Verden mit zur schwedischen Krone. Die größte Stadt zu jener Zeit war neben dem südlich gelegenen Göteborg und Malmö die Hauptstadt Stockholm als politisches und kulturelles Zentrum des Landes mit fast 70.000 Einwohnern. Aufgrund der stetig wachsenden Bevölkerung und der sich dadurch ergebenden Notwendigkeit, die Versorgung der Einwohner zu gewährleisten bzw. zu verbessern, waren entscheidende Impulse seitens der königlichen Herrscher notwendig, sodass z.B. ein großflächiger Kartoffelanbau betrieben wurde, um dem Problem der Hungersnot zu begegnen. Machtpolitisch spielte Schweden seit dem Großen Nordischen Krieg (1700-1721) mit Russland, Dänemark-Norwegen und Sachsen, bei dem es um die Hegemonialstellung im Ostseeraum mit den damit zusammenhängenden Vorteilen des Seehandels ging, im europäischen Kontext nicht mehr die Rolle, die ihm Vorgänger wie der berühmte Gustav II. Adolf in großen Schlachten hundert Jahre zuvor, wie z.B. in Lützen oder Breitenfeld, gesichert hatten. Mit dem Ende des Großen Nordischen Krieges 1721 wurde Schweden aus dem Konzert der Großmächte in Europa verabschiedet und darüber hinaus besiegelten nun die Stände das Ende des Absolutismus in Schweden, indem vor allem der Ratsadel die politische Szene beherrschte und das Land die sogenannte „Freiheitszeit“ überführte.
Es gab zu jenem Zeitpunkt zwar noch einen König, Frederik I., doch er besaß nur eine recht beschränkte Macht, war er doch bei Entscheidungen der Anhörung des Reichsrats unterworfen. Die fast 55 Jahre andauernde „Freiheitszeit“ markierte den Übergang der rein absolutistischen Herrschaft eines Gustav II. Adolf und seiner Nachfolger hin zum Wirken Gustav III, der im Jahre 1746 in Stockholm das Licht der Welt erblickte. Seit mehr als 50 Jahren war Gustav III somit der erste Thronfolger, der in seinem Land und nicht an einem fernen, mit dem Herrscherhaus verwandten Hof geboren wurde. Seine Eltern, König Adolf Frederik und seine Frau, Louisa Ulrika, konnten unterschiedlicher nicht sein. Adolf Frederik, der von seinen Zeitgenossen als unpolitischer Mensch ohne große Ambitionen beschrieben wurde, trat neben Gustavs Mutter gänzlich in den Hintergrund. Er ist den Schweden heute noch als der König im Gedächtnis, der aufgrund seines ungezügelten Verlangens nach Hummer, Kaviar, geräucherten Heringen und fast 14 Portionen seines Lieblingsnachtisches an den Folgen eines Schlaganfalls verstarb.
Ganz anders hingegen seine Frau. Louisa Ulrika war Preußin, Tochter des „Soldatenkönigs“ Friedrich Wilhelm I und damit Schwester Friedrichs des Großen. Genau wie ihr Bruder war sie durch und durch der französischen Kultur zugetan, was sich in ihrer Bewunderung für Voltaire zeigte, den sie mehrmals am Hof ihres Vaters traf und sich als Schülerin wie Freundin des Franzosen sah. Sie war, wenn man der Beschreibung ihres Bruders Friedrich Glauben schenken mag, eine „jähzornige, hochmütige und intrigante“ Person, die zudem machtbesessen und ehrgeizig war. Das aus ihrer Sicht so rückständige Schweden und insbesondere der schwedische Hof waren ihr aufgrund der politischen Einengung durch den Reichsrat zutiefst zuwider, war sie aus Preußen doch einen gänzlich anderen, vollkommen absolutistisch anmutenden Umgangston gewohnt. Ihre persönlichen Ambitionen projizierte sie daher auf ihren Sohn, Gustav III., der die Ideale seiner ehrgeizigen Mutter komplett erfüllte. Gustav III. war von hoher Auffassungsgabe und mit einem scharfen Verstand gesegnet, der schon früh seinen später so berüchtigten Charme entwickelte. Er lernte schnell und was an dieser Stelle besonders betont werden muss: er lernte es zügig, die Rolle zu spielen, die von ihm verlangt wurde. Ein Talent, das ihn in seinen späteren Jahren noch ungemein viele Situationen erfolgreich bestehen ließ.
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- Citation du texte
- Roman Behrens (Auteur), 2010, Der aufgeklärte Monarch: Gustav III. von Schweden, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156574
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