Innerhalb der mehr als dreitausendjährigen Geschichte Ägyptens nimmt die mit ca. 17 Jahren
vergleichsweise kurze Zeit der Herrschaft Amenhoteps IV., bekannter unter dem Namen
Echnaton, zweifelsohne eine Sonderstellung ein. Diese Epoche, die von Umbrüchen auf
religiösem und vielerlei anderen Gebieten geprägt war, zog gerade durch ihre Andersartigkeit
großes Interesse von fachlicher wie auch von öffentlicher Seite auf sich. Vieles jedoch, was
man über die Amarnazeit zu wissen glaubt, beruht auf Spekulationen und man stößt auf eine
Vielzahl von sich widersprechenden Aussagen. Dies trifft insbesondere für die Frage nach den
Ereignissen am Ende der Amarnazeit und dem unmittelbar darauf folgenden Zeitraum zu.
Viele Mißverständnisse konnten durch den stetig wachsenden Stand der Forschung berichtigt
werden, aber auch die Betrachtung der selben Quellen kann zu unterschiedlichen Ergebnissen
führen. Schwierig ist es in diesem Kontext auch, die Frage zu beantworten, wer direkt auf
Echnaton folgend vor der Herrschaft des Tutanchamun den ägyptischen Thron innehatte. Es
sollen hier nun im Folgenden die vorliegenden Ansätze zum Problem der Nachfolge des
Echnaton anhand der wichtigsten zu jedem Standpunkt herangezogenen Belege diskutiert und
der Versuch unternommen werden, Fragen zu klären, die in diesem Zusammenhang wichtig
sind, um den wahrscheinlichsten Hergang der Ereignisse nach Echnatons Tod rekonstruieren
zu können. Grundsätzlich lassen sich zwei Arten von Ansätzen unterscheiden, bei denen der
eine von einem männlichen Nachfolger Echnatons ausgeht, während der andere voraussetzt,
daß nach Echnatons Tod eine Frau den Thron bestieg.1 Im Rahmen dieser beiden
Möglichkeiten werden eine Reihe von Personen in Betracht gezogen. Zunächst jedoch sollen
die Namensformen, die man Echnatons Nachfolger im Allgemeinen zuschreibt, untersucht
werden, da gerade sie Anlaß zu Verwirrung geben können, denn es ist nicht gesichert, ob die
vorliegenden Namen einem oder mehreren Herrschern zuzuordnen sind.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Namen
- III. Männlicher Nachfolger Echnatons
- a) Koregenz Echnatons mit Semenchkare
- b) Alleinherrschaft des Semenchkare
- c) Semenchkare = Zananza
- IV. Weiblicher Nachfolger Echnatons
- a) Nofretete
- b) Meritaten
- V. Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Dieser Text befasst sich mit der Frage nach der Nachfolge des ägyptischen Pharaos Echnaton. Der Autor analysiert die verschiedenen Ansätze zur Klärung dieser Frage und diskutiert die relevanten Belege, um den wahrscheinlichsten Verlauf der Ereignisse nach Echnatons Tod zu rekonstruieren.
- Die Namensformen, die Echnatons Nachfolger zugeordnet werden
- Die Argumente für einen männlichen Nachfolger, insbesondere Semenchkare
- Die Theorien über die Identität und Herkunft von Semenchkare
- Die Möglichkeit einer weiblichen Nachfolge, insbesondere durch Nofretete oder Meritaten
- Die Schwierigkeiten bei der Interpretation der Quellen und die Notwendigkeit, Spekulationen zu vermeiden
Zusammenfassung der Kapitel
- I. Einleitung: Die Einleitung stellt die Bedeutung der Amarnazeit und die Schwierigkeit der Nachfolgefrage dar. Sie skizziert die beiden Hauptansätze: einen männlichen Nachfolger (Semenchkare) und einen weiblichen Nachfolger (Nofretete oder Meritaten).
- II. Namen: Dieses Kapitel analysiert die verschiedenen Namensformen, die mit Echnatons Nachfolgern in Verbindung gebracht werden. Es untersucht deren Varianten und Verwendung in Kombinationen und stellt die drei Hauptgruppen von Namen (Nofretete-Set, Nefer-neferu-aton-Set und Semenchkare-Set) vor.
- III. Männlicher Nachfolger Echnatons: Hier wird Semenchkare als der wahrscheinlichste männliche Nachfolger präsentiert. Der Autor diskutiert die Belege für seine Herrschaft und die möglichen Beziehungen zu Echnaton und Tutanchamun. Er analysiert auch die Mumie aus Grab 55 im Tal der Könige, die möglicherweise Semenchkare zugeschrieben werden kann.
Schlüsselwörter
Echnaton, Amarnazeit, Nachfolge, Semenchkare, Nofretete, Meritaten, Namensformen, Nefer-neferu-aton-Set, Semenchkare-Set, Winzertitel, Mumie, Grab 55, Tal der Könige, Spekulation, Belege, Quellenkritik.
- Quote paper
- Magister Artium Christian E. Schulz (Author), 2002, Die Nachfolge des Echnaton, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/156570