Im Alltagsbewusstsein der Öffentlichkeit existiert ein Israel bestehend aus Juden und einer Minderheit aus Palästinensern. Viel weiter dürften wohl die Kenntnisse Vieler, auch solcher, die oft und gerne aus politischem Interesse Statements zum weitreichenden und schon so lange andauernden Dauerthema Nahost abgeben, nicht reichen. Gerade deshalb sollte man sich, bevor man sich an das überaus kontroversielle Thema Israel-Palästina heranwagt und nachdem man sich mit dem historischen Verlauf des Konflikts vertraut gemacht hat, bekannt machen mit den qualitativen Fakten, von denen das Leben im Heiligen Land in weiten Teilen bestimmt wird.
In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie sich die auf israelischem/palästinensischem Boden lebende Bevölkerung zusammensetzt und wie sie lebt: Woher kamen die eingewanderten Juden? Wer sind die Flüchtlinge, die in den letzten Dekaden in Israel Zuflucht fanden? Welche Minderheiten gibt es in Israel, neben den Palästinensern? Wie ist das Verhältnis der Israelis zu ihrer Religion? Wie stellen sich soziale Themen in Israel dar, wie hoch ist das Bildungsniveau der Menschen, wie sehen die sozioökonomischen Daten aus – auf Seiten der Juden, auf Seiten der Palästinenser?
Inhalt
1. Einleitung
2. Bevölkerungsstruktur in Israel
2.1 Die jüdische Bevölkerung Israels
2.1.1 Herkunft
2.2 Die in jüngerer Zeit Eingewanderten
2.2.1 Die russischen Juden
2.2.2 Die äthiopischen Juden
2.3 Minderheiten in Israel
2.3.1 Die palästinensische Bevölkerung Israels
2.3.2 Die Beduinen
2.3.3 Die Christen
2.3.4 Die Drusen
2.3.5 Die Tscherkessen
3. Sprachen, Religionen, ethnische Gruppen
3.1 Jüdische Religiosität und säkulare Lebensweise
3.1.1 Die praktizierende Minderheit der Juden und die Ultraorthodoxen
3.2 Sprachen
3.3 Multiethnizität
4. Gesundheit und Soziales
5. Bildung
6. Wirtschaft
6.1 Wirtschaft im Westjordanland
6.2 Wirtschaft im Gazastreifen
1. Einleitung
Im Alltagsbewusstsein der Öffentlichkeit existiert ein Israel bestehend aus Juden und einer Minderheit aus Palästinensern. Viel weiter dürften wohl die Kenntnisse Vieler, auch solcher, die oft und gerne aus politischem Interesse Statements zum weitreichenden und schon so lange andauernden Dauerthema Nahost abgeben, nicht reichen. Gerade deshalb sollte man sich, bevor man sich an das überaus kontroversielle Thema Israel-Palästina heranwagt und nachdem man sich mit dem historischen Verlauf des Konflikts vertraut gemacht hat, bekannt machen mit den qualitativen Fakten, von denen das Leben im Heiligen Land in weiten Teilen bestimmt wird.
In dieser Arbeit wird der Frage nachgegangen, wie sich die auf israelischem/palästinensischem Boden lebende Bevölkerung zusammensetzt und wie sie lebt: Woher kamen die eingewanderten Juden? Wer sind die Flüchtlinge, die in den letzten Dekaden in Israel Zuflucht fanden? Welche Minderheiten gibt es in Israel, neben den Palästinensern? Wie ist das Verhältnis der Israelis zu ihrer Religion? Wie stellen sich soziale Themen in Israel dar, wie hoch ist das Bildungsniveau der Menschen, wie sehen die sozioökonomischen Daten aus – auf Seiten der Juden, auf Seiten der Palästinenser?
2. Bevölkerungsstruktur in Israel
Inklusive der Golanhöhen und Ost-Jerusalem, ohne dem Westjordanland, leben 5,781 Millionen Menschen in Israel. Den Diaspora-Juden wird seit 1950 ein „Recht auf Rückkehr“ und damit ein Anspruch auf das israelische Bürgerrecht garantiert. Anfang der 90er Jahre, einhergehend mit dem Zusammenbruch des Sowjetreichs, erreichte ein beachtlicher Einwanderungsstrom seinen Höhepunkt (1990 und 1991 wanderten rund 400.000 Menschen aus dem ehemaligen Ostblock ein), seither nimmt die Zahl der Einwanderer ab. Die russisch-jüdische Einwanderung nach Israel schwoll zwar Ende der 80er Jahre bemerkenswert an, begann jedoch nicht erst mit dem Ende der UdSSR. Schon seit Anfang der 70er Jahre durften rund 300.000 Juden die Sowjetunion verlassen, davon kamen etwa 170.000 nach Israel.[1] Die Wohnumgebung der Bewohner Israels konzentriert sich stark auf die Städte (91 %), 15 % der Gesamtbevölkerung sind unter 15 Jahre alt, die Gesellschaft in Israel/Palästina ist relativ geburtenstark und dadurch äußerst jung. Verbesserte Gesundheitsversorgung (bis Ende der 90er Jahre) und vermehrte Geburtenplanung unter der arabischen Bevölkerung machen sich aber bemerkbar.[2] Die Einwohnerdichte beträgt 263 Einwohner / km² (inkl. Ost-Jerusalem, die besetzten Gebiete außer Acht lassend).[3]
Die Heranziehung allgemein üblicher sozioökonomischer Daten für die Betrachtung der Merkmale der israelischen Bevölkerung erweist sich noch schwieriger als anderswo. Schuld daran ist die „jüdisch - arabische Lücke“[4]: Die jüdische Bevölkerung ist besser ausgebildet, in weniger einkommensschwachen Berufen tätig, lebt in besseren Wohnraumverhältnissen und verdient mehr Geld.[5]
2.1 Die jüdische Bevölkerung Israels
2.1.1 Herkunft
1994 waren 61 % der Juden Israels Zabarim, also in Israel geborene Juden. Unter der Berücksichtigung ihrer väterlichen Herkunft waren 1998 40 % der Juden europäischer bzw. amerikanischer Abstammung und 36 % orientalischer Herkunft. Bei fast einem Viertel wurde der Vater bereits in Israel geboren.[6]
In den ersten vier Jahren der Eigenstaatlichkeit (1948-1952) bildete sich auf jüdischer Seite eine soziale Gliederung aus zwei Hauptelementen: eine Mehrheit aus alteingesessenen Siedlern und Überlebenden des Holocausts, überwiegend aus dem Nachkriegseuropa, und eine recht große Minderheit frisch eingewanderter Juden aus den islamischen Ländern Nordafrikas und des Nahen Ostens. „Während für den Großteil der Einwohner, die vor der Staatsgründung in Israel lebten, unerschütterliche ideologische Überzeugungen, Pioniergeist und eine demokratische Lebensweise selbstverständlich waren, hielten viele der Juden, die jahrhundertelang in arabischen Ländern gewohnt hatten, an patriarchalischen Gesellschaftsstrukturen fest. Demokratische Prozesse und die Anforderungen einer modernen Gesellschaft waren ihnen völlig fremd. Es fiel ihnen schwer, sich an Israels schnell wachsende Wirtschaft anzupassen.“[7]
Ende der 50er Jahre lebten die beiden Gruppen praktisch isoliert, ohne soziale oder kulturelle Interaktion, nebeneinander her. Die Juden aus Nordafrika und dem Nahen Osten machten ihrer Frustration und Entfremdung durch regierungsfeindliche Proteste Luft, die in den 60er und 70er Jahren zu Forderungen nach politischer Mitbestimmung, Ausgleichszahlungen und verstärkter Unterstützung zum Abbau der Unterschiede zwischen ihnen und der Mehrheit der Israelis wurden.[8] „Doch die gemeinsamen Nenner der Religion, der Geschichte und des nationalen Zusammenhalts innerhalb der jüdischen Gesellschaft erwiesen sich diesem Druck als gewachsen.“[9]
2.2 Die in jüngerer Zeit Eingewanderten
2.2.1 Die russischen Juden
Zusammen mit den rund 200.000 „russischen“ Einwanderern der 70er und 80er Jahre stellen die Menschen, die die GUS-Staaten während der 90er Jahre in Richtung Israel verlassen haben, fast 20 % der jüdischen Bevölkerung des Landes, wobei fast ein Drittel der Neueinwanderer Akademiker waren. Schon 1989 waren 16 % aller israelischen Ingenieure und 20 % der Ärzte russischer Herkunft. Bei den Wahlen 1996 (und auch bei nachfolgenden) hatten die russischen Einwanderer ihre eigene Partei, Israel Ba’Alija, ein Wortspiel, das soviel heißt wie: „Israel in der Einwanderung“ und „Israel im Aufstieg“.[10] „Religiös sind die russischen Juden kaum: Nur 3 % sagten im Sommer 1991, sie seien es.“[11]
[...]
[1] Vgl. Wolffsohn, Michael und Bokovoy, Douglas (2003), „Israel Grundwissen“, 6. Auflage, Opladen, Seiten 315ff.
[2] Vgl. Wolffsohn, Michael und Bokovoy, Douglas (2003), „Israel Grundwissen“, 6. Auflage, Opladen, Seite 328.
[3] Vgl. Lohfeldt, Heinz P. et al (1998), SPIEGEL Almanach ’99, Hamburg, Seite 270.
[4] Michael und Bokovoy, Douglas (2003), „Israel Grundwissen“, 6. Auflage, Opladen, Seite 359.
[5] Vgl. Michael und Bokovoy, Douglas (2003), „Israel Grundwissen“, 6. Auflage, Opladen, Seite 359.
[6] Vgl. Wolffsohn, Michael und Bokovoy, Douglas (2003), „Israel Grundwissen“, 6. Auflage, Opladen, Seiten 315ff.
[7] Homepage des Israelischen Außenministeriums, Israel Ministry Of Foreign Affairs, http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH02az0, 15. April 2003.
[8] Vgl. Homepage des Israelischen Außenministeriums, Israel Ministry Of Foreign Affairs, http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH02az0, 15. April 2003.
[9] Homepage des Israelischen Außenministeriums, Israel Ministry Of Foreign Affairs, http://www.mfa.gov.il/mfa/go.asp?MFAH02az0, 15. April 2003.
[10] Vgl. Wolffsohn, Michael und Bokovoy, Douglas (2003), „Israel Grundwissen“, 6. Auflage, Opladen, Seiten 317f.
[11] Tazpit-Institut, H. Keinon, Jerusalem Post, 3. 8. 1991, zitiert nach: Wolffsohn, Michael und Bokovoy, Douglas (2003), „Israel Grundwissen“, 6. Auflage, Opladen, Seite 319.
- Citar trabajo
- Mag. Hannes S. Auer (Autor), 2003, Die wirtschaftlichen, religiösen, kulturellen und ethnischen Merkmale der Gesellschaft des Staates Israel, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15653
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