Die Gegend um die Stadt Zittau, in der südöstlichen Oberlausitz an der Mandaumündung in die Lausitzer Neiße gelegen, war schon etwa um das Jahr 1000 besiedelt. Ein Handelsweg über das Zittauer Gebirge nach Böhmen begünstigte die wahrscheinliche Entstehung einer Wasserburg an der Mandau und zweier Waldhufendörfer1.
Die Verbindung nach Böhmen bestimmte die Zittauer Geschichte von den
Ursprüngen an. Die vormals dem Markgrafentum Meißen unterstellte Oberlausitz kam 1158 als Reichslehen zu Böhmen. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Stadt Zittau in einer Urkunde des Klosters St. Marienthal bereits 1238, als sich dort der böhmische Adlige ‘Czastolaw de Zittavia’ aus der burggräflichen Familie derer von ‘Lipa’ aufhielt. Der Name ‘Zittau’ geht auf das slawische ‘zito’ mit der deutschen Entsprechung ‘Korn’ zurück, was auf einen intensiven Getreideanbau in der Zittauer Gegend schließen läßt.
Der böhmische König Ottokar II. verlieh Zittau 1254 das Stadtrecht; 1255 bestimmte er die zukünftige Stadtgröße, indem er die Flur umritt, auf der sie entstehen sollte.
Nachdem eine zweite Stadtmauer erbaut worden war, nahm die Stadt „nach damaligem Begriff eine ansehnliche Größe“2 ein.[...]
1 Krell, 296.
2 Reisehandbuch, 412.
Inhaltsverzeichnis
1. Die Entstehung der Stadt Zittau
2. Die Gründung des Franziskanerklosters
3. Die Klosterkirche
4. Die Geschichte des Klosters bis zur Reformation
5. Die Peter- und Pauls- Kirche bis zum 30-jährigen Krieg
6. Die Erneuerung der Kirche
7. Die Kirche vom Siebenjährigen Krieg bis zur Gegenwart
Literaturverzeichnis
1. Die Entstehung der Stadt Zittau
Die Gegend um die Stadt Zittau, in der südöstlichen Oberlausitz an der Mandaumündung in die Lausitzer Neiße gelegen, war schon etwa um das Jahr 1000 besiedelt. Ein Handelsweg über das Zittauer Gebirge nach Böhmen begünstigte die wahrscheinliche Entstehung einer Wasserburg an der Mandau und zweier Waldhufendörfer[1].
Die Verbindung nach Böhmen bestimmte die Zittauer Geschichte von den Ursprüngen an. Die vormals dem Markgrafentum Meißen unterstellte Oberlausitz kam 1158 als Reichslehen zu Böhmen. Erstmals urkundlich erwähnt wird die Stadt Zittau in einer Urkunde des Klosters St. Marienthal bereits 1238, als sich dort der böhmische Adlige ‘Czastolaw de Zittavia’ aus der burggräflichen Familie derer von ‘Lipa’ aufhielt. Der Name ‘Zittau’ geht auf das slawische ‘zito’ mit der deutschen Entsprechung ‘Korn’ zurück, was auf einen intensiven Getreideanbau in der Zittauer Gegend schließen läßt.
Der böhmische König Ottokar II. verlieh Zittau 1254 das Stadtrecht; 1255 bestimmte er die zukünftige Stadtgröße, indem er die Flur umritt, auf der sie entstehen sollte. Nachdem eine zweite Stadtmauer erbaut worden war, nahm die Stadt „nach damaligem Begriff eine ansehnliche Größe“[2] ein.
Ottokar II. gab der Stadt außerdem wichtige Privilegien wie „Marktrecht, Münzrecht, Gerichtsbarkeit und Zollfreiheit in Böhmen“[3], die es wirtschaftlich erstarken ließen „durch die Bierbrauerei, Tuchmacherei und Handelsbeziehungen bis zum Balkan.“[4] So entwickelte sich Zittau zum politischen und wirtschaftlichen Mittelpunkt der südlichen Oberlausitz und war 1346 einer der Gründer des Sechstädtebundes, der zwischen Bautzen, Görlitz, Löbau, Lauban, Kamenz und Zittau geschlossen wurde.[5]
Die sich anschließende Herrschaft Karls IV. kam der Entwicklung Zittaus weiterhin zugute. Die Lausitz fungierte als Transitgebiet infolge „einer florierenden Handelsverbindung vom Orient über Prag bis zur Hanse“[6], die Karl IV. maßgeblich gefördert hatte. Er ließ „zahlreiche Geleit- und Schutzburgen errichten (1364 Kaiserhaus auf dem Oybin, 1357 Karlsfried bei Lückendorf, 1367 Kaiserhaus in Zittau).“[7]
2. Die Gründung des Franziskanerklosters
Um 1244, noch bevor Ottokar II. Zittau zur Stadt erhoben hatte, ließen sich - wohl am Stadtrand - Franziskaner nieder. Als Angehörige eines Bettelordens lebten sie von den Gaben der Stadtbewohner und der Umgebung. 1268 gründeten die Mönche ein Kloster, für diesen Zweck wurde ihnen von der burggräflichen Familie von Leipa - die an Macht verloren hatte, nachdem in Zittau ein Stadtrat gebildet worden war - deren herrschaftlicher Hof samt Wirtschaftsräumen, Garten sowie einer Kapelle überlassen. Auch wurde von der Leipaischen Familie - neben anderen Vermächtnissen - ein im nördlichen Teil der heutigen Neustadt gelegener Platz an Bürger zum Hausbau verkauft und der Erlös wiederum für den weiteren, bis 1290 andauernden Klosterbau verwendet.[8]
Die Mönche errichteten in den Anfangsjahren auch den Kreuzgang sowie einen Klostergarten und weitere Wirtschaftsgebäude. In einem Stadtmauerturm, der an den Klostergarten grenzte, richteten sie eine Bibliothek ein.[9]
Der heutige Klosterhof war die Begräbnisstätte der Mönche, aber auch andere Bürger konnten sich Grabstätten gegen Wohltaten für das Kloster erkaufen.[10]
Die Klostergründung der Zittauer Franziskaner im ehemaligen Burghof der Familie von Leipa folgte dem typischen Muster der sich in die städtische Gesellschaft integrierenden Bettelorden jener Zeit, die sich nach anfänglicher Niederlassung in beliebigen, gerade leerstehenden und meist am Stadtrand gelegen Gebäuden aller Art in Stiftungsgebäuden einrichteten, da sich "der Repräsentationssinn der Bürger sich auch auf die 'Behausungen' der Orden ausdehnte."[11]
3. Die Klosterkirche
Der kleinere Vorgängerbau der Klosterkirche scheint die Nikolauskapelle gewesen zu sein (1109 erstmals erwähnt), die der Familie von Leipa als Andachtsstätte gedient hatte. Im Dehio heißt es dazu: Er ist ein „Rechteckiger 2jochiger Bau mit Kreuzrippengewölbe aus dem 13. Jahrhundert; die Konsolen zeigen zierliche frühgotische Ornamentik noch mit romanischen Erinnerungen.“[12] Diese Kapelle wird heute als Sakristei genutzt.
Gleichzeitig mit dem Ausbau der Klostergebäude (um 1290) ist nach 30-jähriger Bauzeit auch der Kirchenbau in seiner jetzigen Ausdehnung fertiggestellt.[13]
Es ist bemerkenswert, daß der Beginn des franziskanischen Kirchenbaus in Zittau mit der "ersten Niederschrift franziskanischer Gebräuche, den 'Generalkonstitutionen des Minderbrüderordens', die am 10. Juni 1260 in Narbonne erlassen und bestätigt worden sind, [in denen] Bauvorschriften enthalten sind...",[14] zeitlich zusammenfällt. In diesen Vorschriften wird vieles verboten, was den Prototyp des franziskanischen Kirchenbaus, der Kirche San Francesco in Assisi, ausschmückt. "Weil aber die Erlesenheit und der Überfluß direkt der Armut entgegenstehen, ordnen wir an, daß die Erlesenheit der Gebäude an Malereien, Tabernakeln, Fenstern und Säulen und dergleichen, ebenso das Übermäßige an Länge, Breite und Höhe möglichst streng vermieden werde..."[15]. Diese Vorschriften sind am Gebäude der Franziskanerkirche in Zittau weitestgehend verwirklicht.
[...]
[1] Krell, 296.
[2] Reisehandbuch, 412.
[3] ebd.
[4] Krell, 296.
[5] Krell, 152.
[6] Krell, 297.
[7] Reisehandbuch, 412.
[8] Infoblatt, 1.
[9] Kirchengalerie, Sp. 68.
[10] Ebd.
[11] Badstübner, 228.
[12] Dehio, 435.
[13] Chronik, 1.
[14] Badstübner, 266.
[15] Ebd.
- Citation du texte
- Elisabeth Humboldt (Auteur), 2001, Die Klosterkirche St. Peter- und Paul in Zittau im Spiegel der Zittauer Stadtgeschichte , Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155972
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