Argula von Grumbach (1492-ca. 1568), geborene von Stauff, war die erste
Frau, die sich mit Flugschriften für die Reformation an die Öffentlichkeit wandte.
Was sie als Flugschriftenautorin von anderen Autoren der Reformation abhebt,
ist ihre Herkunft: Sie war eine Frau des Laienstandes von adeliger Abstammung.
Sie setzte sich für die causa Lutheri ein und vertrat wie Luther das ‚Sola
Scriptura’-Prinzip. Damit stand für sie ausser Frage, dass auch Laien (und
Frauen) berechtigt waren, sich öffentlich für die Reformation einzusetzen. Argula
von Grumbach war bereit, ihr persönliches Glück zurückzustellen und liess
sich auch durch hartnäckigen Widerstand nicht von ihrem Eintreten für das Bekenntnis
abbringen. Ihre acht Flugschriften erreichten grosse Auflagen, und sie
mag ihren Teil dazu beigetragen haben, dass zahlreiche Laien, besonders
Frauen, den Weg zur reformatorischen Erkenntnis gefunden haben.
Im Laufe der Jahrhunderte hat sich die Literatur immer wieder mit ihr auseinandergesetzt.
Entweder wurde von ihr ein der Abschreckung dienendes negatives
Bild gezeichnet, oder man stellte sie als grosses Vorbild dar.1 Engelhardt
schreibt 1860 über sie: „Sie gehört zu den edlen Seelen, welche hienieden unter
Thränen, aber mit starkem Muthe und getrostem Aufblicke zum Herrn Samen
der Ewigkeit gesäet haben. Ihnen gilt die Verheissung, dass sie dort mit
Freuden ernten werden.“2 Schon reformatorische Zeitgenossen waren von ihrem
Engagement angetan. So schreibt z.B. Johann Eberlin von Günzburg 1523
in einem Brief, es sei „eine wunderbarliche schickung Gottes, [...] das viel
weybsbild sich so fast bemuehen mit lesen heyliger schrifft, und [...] sich begeben
in grosse gfar, ehe sie wolten Gottes wort leugnen oder schwygen“ Zu
„eym ehrlichenn werckzeug“ habe Gott „die Edle frawen Argula von Grumbach“
erwählt.3
In der vorliegenden Seminararbeit widme ich mich vor allem den Flugschriften
Argula von Grumbachs und ihrem Reformationsverständnis, werde aber auch
kurz auf ihr Leben und die Bedeutung der Reformation für die Frauen der damaligen
Zeit, sowie publizierende Frauen in der Reformation im allgemeinen
eingehen.
1 vgl. HALBACH, SILKE, Argula von Grumbach als Verfasserin reformatischer Flugschriften, Frankfurt
1992, S. 13
2 ENGELHARDT, EDUARD, Argula von Grumbach, die Bayerische Tabea, Nürnberg 1860, S. 134
3 vgl. HALBACH, Argula, S. 9
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Forschungsstand - Argula von Grumbach im Spiegel der Literatur
- Laienflugschriften der frühen Reformation
- Frauen in der Reformation
- Die Bedeutung der Reformation für Frauen
- Publizierende Frauen der Reformationszeit
- Katharina Zell
- Ursula Weida
- Argula von Grumbach
- Biographie
- Die Flugschriften
- „Wie eyn Christliche/fraw des adels...“
- „Ein Christennliche schrifft/ einer erbarn frawen vom Adel...“
- „An ein Ersamen / Weysen Radt der stat / Ingolstat/ain sandt/ brieff...“
- „Ermanung an den / Durchleuchtigen hochge/bornen fürsten und hern/herren Johannsen...“
- „Dem Durchleuchtigisten/Hochgebornen Fursten und her=/ren / Herrn Friederichen...“
- „An den Edlen/vnd gestrengen her/ren / Adam von Thering...“
- „Ein Sendbrieff ... / An die / von Regenßburg“
- „Eyn Antwort in / Gedichtẞweiß“
- Die Theologie Argula von Grumbachs
- Bibelzitate
- Sola Scriptura
- Katholische Kirche
- Martin Luther
- Laienautoren
- Propheten
- Endzeiterwartung
- Leidensbereitschaft
- Gegenüber Gott - Mensch
- Zusammenfassung
- Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Leben und Wirken der Flugschriftenautorin Argula von Grumbach im Kontext der frühen Reformation. Die Zielsetzung ist es, ihr reformatorisches Verständnis, ihre theologischen Positionen und die Bedeutung ihrer Schriften für die damalige Zeit zu beleuchten. Besonderes Augenmerk liegt auf ihrer Rolle als Frau und Laie im öffentlichen Diskurs der Reformation.
- Argula von Grumbachs Leben und Wirken
- Ihre theologischen Positionen und das "Sola Scriptura"-Prinzip
- Die Rolle von Frauen in der frühen Reformation
- Analyse der Flugschriften Argula von Grumbachs
- Rezeption und Bewertung von Argula von Grumbach in der Literatur
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung stellt Argula von Grumbach (1492-ca. 1568) als erste Frau vor, die sich mit Flugschriften öffentlich für die Reformation einsetzte. Ihr adeliger, laienhafter Status hebt sie von anderen reformatorischen Autoren ab. Die Arbeit konzentriert sich auf ihre Flugschriften und ihr Reformationsverständnis, berührt aber auch ihr Leben und die Rolle von Frauen in der Reformation.
Forschungsstand - Argula von Grumbach im Spiegel der Literatur: Dieses Kapitel untersucht die unterschiedlichen Perspektiven auf Argula von Grumbach in der Literatur. Sie wurde sowohl negativ als abschreckendes Beispiel dargestellt als auch als großes Vorbild gefeiert. Die bestehenden Kontroversen und unterschiedlichen Interpretationen ihres Wirkens werden beleuchtet.
Laienflugschriften der frühen Reformation: Dieses Kapitel wird den Kontext von Argula von Grumbachs Wirken innerhalb der Laienflugschriften der frühen Reformation untersuchen und ihre Bedeutung und Verbreitung im Vergleich zu anderen Werken beleuchten.
Frauen in der Reformation: Dieser Abschnitt untersucht die Rolle der Frauen in der Reformation, sowohl ihre allgemeine Bedeutung als auch die spezifischen Herausforderungen und Chancen, die sich für sie ergaben. Die Bedeutung der Reformation für Frauen und Beispiele publizierender Frauen wie Katharina Zell und Ursula Weida werden behandelt.
Argula von Grumbach: Dieses Kapitel widmet sich ausführlich Argula von Grumbach: ihre Biographie, ihre acht Flugschriften und deren inhaltliche Auseinandersetzung mit theologischen Fragen ihrer Zeit. Die Kapitel werden die einzelnen Flugschriften detailliert vorstellen und deren Argumentationslinien analysieren. Weiterhin wird ihre Theologie mit Blick auf Bibelzitate, Sola Scriptura, die katholische Kirche, Martin Luther, Laienautoren, Propheten, die Endzeiterwartung, Leidensbereitschaft und das Verhältnis von Gott und Mensch erörtert.
Schlüsselwörter
Argula von Grumbach, Reformation, Flugschriften, Frauen in der Reformation, Sola Scriptura, Laienliteratur, Theologie, Reformationsgeschichte, Publizistik, Adelsfrau.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Argula von Grumbach - Flugschriften und Reformationsverständnis
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht das Leben und Wirken der Flugschriftenautorin Argula von Grumbach (1492-ca. 1568) im Kontext der frühen Reformation. Der Fokus liegt auf ihrem reformatorischen Verständnis, ihren theologischen Positionen und der Bedeutung ihrer Schriften für die damalige Zeit, insbesondere ihrer Rolle als Frau und Laie im öffentlichen Diskurs.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Argula von Grumbachs Biographie, ihre acht Flugschriften mit detaillierter Inhaltsanalyse, ihre theologischen Positionen (Sola Scriptura, Bibelzitate, Verhältnis zur katholischen Kirche und zu Martin Luther), die Rolle von Frauen und Laien in der frühen Reformation, sowie die Rezeption von Argula von Grumbach in der Literatur.
Welche Flugschriften von Argula von Grumbach werden untersucht?
Die Arbeit analysiert alle acht bekannten Flugschriften Argulas von Grumbach, inklusive „Wie eyn Christliche/fraw des adels...“, „Ein Christennliche schrifft/ einer erbarn frawen vom Adel...“, „An ein Ersamen / Weysen Radt der stat / Ingolstat/ain sandt/ brieff...“, „Ermanung an den / Durchleuchtigen hochge/bornen fürsten und hern/herren Johannsen...“, „Dem Durchleuchtigisten/Hochgebornen Fursten und her=/ren / Herrn Friederichen...“, „An den Edlen/vnd gestrengen her/ren / Adam von Thering...“, „Ein Sendbrieff ... / An die / von Regenßburg“ und „Eyn Antwort in / Gedichtẞweiß“.
Welche theologischen Positionen Argulas von Grumbach werden beleuchtet?
Die Arbeit untersucht Argulas Verständnis von Sola Scriptura, ihre Verwendung von Bibelzitaten, ihre Haltung zur katholischen Kirche und zu Martin Luther, ihre Rolle als Laienautorin, ihre Auseinandersetzung mit prophetischen Texten und der Endzeiterwartung, sowie ihre Darstellung von Leidensbereitschaft und dem Verhältnis zwischen Gott und Mensch.
Welche Rolle spielten Frauen in der frühen Reformation laut dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht die allgemeine Bedeutung von Frauen in der Reformation, die spezifischen Herausforderungen und Chancen für Frauen in dieser Zeit und beleuchtet exemplarisch publizierende Frauen wie Katharina Zell und Ursula Weida. Argulas Rolle als eine der ersten Frauen, die sich öffentlich und schriftlich für die Reformation einsetzte, wird besonders hervorgehoben.
Wie wird der Forschungsstand zu Argula von Grumbach dargestellt?
Die Arbeit beleuchtet unterschiedliche Perspektiven auf Argula von Grumbach in der bisherigen Literatur, zeigt bestehende Kontroversen und unterschiedliche Interpretationen ihres Wirkens auf und ordnet ihre eigene Analyse in diesen Kontext ein.
Welche Bedeutung haben Laienflugschriften in der frühen Reformation?
Die Arbeit untersucht den Kontext von Argula von Grumbachs Wirken innerhalb der Laienflugschriften der frühen Reformation und beleuchtet die Bedeutung und Verbreitung dieser Schriften im Vergleich zu anderen Werken.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt dieser Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Argula von Grumbach, Reformation, Flugschriften, Frauen in der Reformation, Sola Scriptura, Laienliteratur, Theologie, Reformationsgeschichte, Publizistik, Adelsfrau.
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- Henning Radermacher (Author), 2003, Die Flugschriftenautorin Argula von Grumbach, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15593