Theodor Wiesengrund Adorno (1903 – 1969) schrieb in seinem Essay „Kulturkritik und Gesellschaft“ (1951) :
„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch, und das frißt auch die Erkenntnis an, die ausspricht, warum es unmöglich ward, heute Gedichte zu schreiben.“
Diese zentrale These des deutschen Philosophen und Soziologen weist daraufhin, dass nicht nur das Reine und Schöne, sondern auch Auschwitz Teil der deutschen Kultur ist. Demnach ist Kultur, die auch für die Situation in der Gesellschaft verantwortlich ist, als vielseitiger Begriff zu verstehen. Die oben angeführte meistzitierte These Adornos fechtet demzufolge nicht nur die Dichtung, sondern die gesamte Kultur in der deutschen Gesellschaft an und zeigt auf, in welch schwieriger Situation sich insbesondere die deutsche Lyrik nach der „Stunde Null“, nach dem Jahr des Zusammenbruchs des faschistischen deutschen Reichs und der zuvor mit sich getragenen Geschehnisse, befand. Es eröffnete sich daraus die Frage, wie Lyrik nach den Ereignissen des Zweiten Weltkrieges mit den damit verbundenen Massenmorden der Nationalsozialisten noch möglich und in der Lage war, das Geschehene verarbeiten und möglicherweise darstellen zu können.
In der vorliegenden Hausarbeit möchte ich mich mit der „hermetischen Lyrik“, die sich in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg aus den geschilderten Bedenken entwickelte, beschäftigen. Mit der Österreicherin Ingeborg Bachmann als eine der bedeutendsten Vertreterinnen der modernen hermetischen Lyrik werde ich auf eine Schriftstellerin eingehen, die die hermetische Lyrik stark beeinflusst und gelenkt hat. Vor dem Hintergrund der schwierigen Lage der Nachkriegslyrik werde ich versuchen, die Programmatik der hermetischen Lyrik, speziell die Lyrik Ingeborg Bachmanns, herauszuarbeiten und anhand von zwei Gedichtbeispielen erläutern. Es folgt ein abschließendes Fazit der Hausarbeit, in der die wichtigsten Erkenntnisse zur Thematik der hermetischen Lyrik dargelegt werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Programmatik der hermetischen Lyrik
- Hermetische Lyrik am Beispiel Ingeborg Bachmanns
- Gedichtinterpretation: „Früher Mittag“
- Gedichtinterpretation: „Anrufung des Großen Bären“
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die hermetische Lyrik der Nachkriegszeit, insbesondere im Kontext der schwierigen Situation der deutschen Lyrik nach dem Zweiten Weltkrieg und der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Die Arbeit konzentriert sich auf die Programmatik der hermetischen Lyrik und analysiert Ingeborg Bachmanns Werk als einflussreiches Beispiel. Ziel ist es, die charakteristischen Merkmale dieser Lyrikform herauszuarbeiten und anhand von Gedichtbeispielen zu erläutern.
- Die Entwicklung der hermetischen Lyrik nach dem Zweiten Weltkrieg
- Die Programmatik und stilistischen Merkmale der hermetischen Lyrik
- Ingeborg Bachmanns Beitrag zur hermetischen Lyrik
- Interpretation von Gedichten Ingeborg Bachmanns
- Die Bedeutung der Sprache und der Interpretation in der hermetischen Lyrik
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung thematisiert Adornos These über die Unmöglichkeit, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben, und führt in die Problematik der deutschen Lyrik nach 1945 ein. Sie begründet die Wahl der hermetischen Lyrik als Untersuchungsgegenstand und kündigt die Fokussierung auf Ingeborg Bachmann an. Die Einleitung legt die Forschungsfrage dar: Wie konnte Lyrik nach dem Zweiten Weltkrieg das Geschehene verarbeiten und darstellen?
Programmatik der hermetischen Lyrik: Dieses Kapitel untersucht den Ursprung und die Merkmale der hermetischen Lyrik. Es erklärt den Begriff "Hermetik" als "fest verschlossen" und beschreibt die Entwicklung dieser Lyrikform als Reaktion auf die gesellschaftliche und sprachliche Krise nach dem Ersten Weltkrieg und die Radikalisierung der Sprachskepsis durch den Nationalsozialismus. Der Fokus liegt auf der verschlüsselten Sprache, der komplexen Syntax und dem sozialen Kritikpunkt im Kontext der Nachkriegszeit. Es werden verschiedene Strömungen der Nachkriegslyrik wie die "naturmagische Schule" und die Trümmerlyrik erwähnt und im Kontext zur Hermetischen Lyrik gesetzt. Das Kapitel betont die Herausforderung für den Leser, hermetische Gedichte zu dechiffrieren und interpretieren, wobei mehrere Interpretationsansätze zulässig sind.
Hermetische Lyrik am Beispiel Ingeborg Bachmanns: Dieses Kapitel konzentriert sich auf das Werk Ingeborg Bachmanns, insbesondere ihre Gedichtbände "Die gestundete Zeit" und "Anrufung des Großen Bären". Es wird auf den Titel "Die gestundete Zeit" eingegangen und die möglichen Interpretationen (Machtmotiv, verpasste Chancen) diskutiert, wobei ein Bezug zum NS-Regime hergestellt wird. Der Kapitelüberblick deutet auf anschließende Gedichtinterpretationen hin, welche jedoch im vorliegenden Auszug nicht enthalten sind.
Schlüsselwörter
Hermetische Lyrik, Ingeborg Bachmann, Nachkriegslyrik, Sprachskepsis, Chiffre, Metapher, Gedichtinterpretation, Auschwitz, Nationalsozialismus, soziale Kritik, Sprache, Dichtung.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Hausarbeit: Hermetische Lyrik nach 1945
Was ist der Gegenstand dieser Hausarbeit?
Die Hausarbeit untersucht die hermetische Lyrik der Nachkriegszeit in Deutschland, insbesondere im Kontext der schwierigen Situation der deutschen Lyrik nach dem Zweiten Weltkrieg und der Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Der Fokus liegt auf der Programmatik der hermetischen Lyrik und der Analyse des Werks von Ingeborg Bachmann als einflussreiches Beispiel.
Welche Themen werden in der Hausarbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt die Entwicklung der hermetischen Lyrik nach dem Zweiten Weltkrieg, ihre Programmatik und stilistischen Merkmale, Ingeborg Bachmanns Beitrag zu dieser Lyrikform, Interpretationen ihrer Gedichte und die Bedeutung von Sprache und Interpretation in der hermetischen Lyrik. Es wird auch die Frage untersucht, wie Lyrik nach dem Zweiten Weltkrieg das Geschehene verarbeiten und darstellen konnte.
Welche Gedichte von Ingeborg Bachmann werden analysiert?
Die Hausarbeit analysiert (im vollständigen Text) Gedichte von Ingeborg Bachmann, darunter explizit „Früher Mittag“ und „Anrufung des Großen Bären“. Die Analyse dieser Gedichte dient dazu, die charakteristischen Merkmale der hermetischen Lyrik zu verdeutlichen.
Wie wird die hermetische Lyrik definiert?
Die hermetische Lyrik wird als eine Lyrikform beschrieben, die sich durch eine verschlüsselte Sprache, komplexe Syntax und einen sozialen Kritikpunkt auszeichnet. Der Begriff "Hermetik" wird als "fest verschlossen" interpretiert, was die Herausforderung für den Leser bei der Interpretation dieser Gedichte unterstreicht. Die Arbeit vergleicht sie mit anderen Strömungen der Nachkriegslyrik wie der "naturmagischen Schule" und der Trümmerlyrik.
Welche Rolle spielt Ingeborg Bachmann in der Hausarbeit?
Ingeborg Bachmann steht im Mittelpunkt der Analyse, da ihr Werk als einflussreiches Beispiel für hermetische Lyrik gilt. Die Arbeit untersucht ihre Gedichtbände "Die gestundete Zeit" und "Anrufung des Großen Bären" und diskutiert mögliche Interpretationen des Titels "Die gestundete Zeit" im Kontext des NS-Regimes.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Hausarbeit?
Schlüsselwörter sind: Hermetische Lyrik, Ingeborg Bachmann, Nachkriegslyrik, Sprachskepsis, Chiffre, Metapher, Gedichtinterpretation, Auschwitz, Nationalsozialismus, soziale Kritik, Sprache, Dichtung.
Welche Kapitelstruktur hat die Hausarbeit?
Die Hausarbeit ist gegliedert in eine Einleitung, ein Kapitel zur Programmatik der hermetischen Lyrik, ein Kapitel zur hermetischen Lyrik am Beispiel Ingeborg Bachmanns (mit Gedichtinterpretationen) und ein Schlusswort. Die Einleitung thematisiert Adornos These über die Unmöglichkeit, nach Auschwitz Gedichte zu schreiben.
Was ist die zentrale Forschungsfrage der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wie konnte Lyrik nach dem Zweiten Weltkrieg das Geschehene verarbeiten und darstellen?
- Citation du texte
- Katharina von Lehmden (Auteur), 2009, Hermetische Lyrik am Beispiel Ingeborg Bachmanns, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155870