Dass man im Unterricht schon immer mit Langeweile zu kämpfen hatte, beschrieb bereits August Herrmann Niemeyer in seinen „Grundsätzen der Erziehung und des Unterrichts.“ Darin heißt es: „Langweilig zu sein – hat man sehr wahr gesagt – ist die ärgste Sünde des Unterrichts.“ Jeder, der schon selbst unterrichtet hat, weiß, dass die Freude am Lernen von vielen Faktoren abhängt u.a. von der Person des Lehrers, dem Stundenthema, der Konzeption des Unterrichts.
Die Vorstellung eines Grundschülers von Geschichte ist fantasiegeladen und emotional. Genau diese soll nach Vorgaben des Thüringer Lehrplanes ab Klasse 5 aufgegriffen werden. Doch warum kann es trotz dieser Forderung dazu kommen, dass bereits nach zwei Jahren Unterrichtserfahrung Schüler Langeweile im Fach Geschichte verspüren? Genügt der Geschichtsunterricht, den die Schüler in ihren Anfangsjahren erleben, der Forderung „interessant“ zu sein nicht? Natürlich gibt es auch Schüler, die Geschichte in der 6. Klasse wie folgt bewerten: „Geschichte ist sehr interessant und macht Spaß.“
In einer Interviewstudie befragte ich die Schüler nach einem konkreten Ereignis, das sie als initialzündend für ihr Interesse an der Geschichte benennen würden. Als konkrete Schlüsselerlebnisse benannten sie u.a. eine Urlaubsreise nach Ägypten, den Besuch von Ritterfestspielen auf der Leuchtenburg, Gespräche mit dem Opa über seine Kindheit, den Kinobesuch oder die Lektüre zu einem Historiendrama, Situationen die sie außerhalb der Schule erlebten.
Aus diesem Problemsaufriss stellen sich Fragen an die Unterrichtspraxis. Bietet der Geschichtsunterricht nicht genügend Raum zur Interessenentwicklung? Welche schulischen Einflussfaktoren fördern oder hemmen die Interessenentwicklung? Welche Vorstellung haben Schüler von der Vergangenheit und welche Möglichkeit bietet ihnen der Unterricht, diese mit einzubringen? Gibt es typische Schlüsselsituationen bei Kindern, die Auslöser waren, Interesse für Geschichte zu empfinden? Werden vorhandene Interessen der Schüler im Geschichtsunterricht berücksichtigt und gefördert? Diese und ähnliche Fragen stehen im Mittelpunkt meiner Dissertation, deren erste Zwischenergebnisse im Folgenden vorgestellt werden.
Inhalt
1. Vorbemerkungen und Fragestellung
2. Begriffsklärung und Forschungstraditionen
2.1 Der Interessenbegriff
2.2 Grundannahmen und Ergebnisse der pädagogisch-psychologischen Interessenforschung
3. Traditionen der historischen Interessenforschung im Rahmen aktueller Fragen der Geschichtsdidaktik
4. Voruntersuchungen und Hypothesenbildung
4.1 Die Voruntersuchung
4.2 Die Interviewstudie
5. Erhebungsinstrument und Erkenntnisinteresse
5.1 Das Autonomie- Erleben
5.2 Soziale Eingebundenheit
5.3 Förderung des Kompetenzerlebens
5.4 Instruktionsqualität
5.5 Interesse der Lehrenden
5.6 Inhaltliche Relevanz
6. Ausblick
7. Anhang
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- Toralf Schenk (Author), 2007, Der Zug ist abgefahren…, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155669
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