Bis heute wurde die kindliche Psyche von Erfahrungen abgeleitet, die sich auf der Anpassung
des Kindes an die Umgebung Erwachsener gründet. Diese Kenntnisse wurden zur Grundlage
der Erziehung des Kindes gemacht. Dies macht für Maria Montessori eine grundlegende
Revision der Kinderpsychologie notwendig. Denn ihrer Meinung nach ist die Umgebung des
Erwachsenen voll von Hindernissen, die der freien Entwicklung des Kindes im Wege stehen.
Nach Montessori verfügt jedes Kind über einen eigenen inneren Bauplan der Seele, über
schöpferische Energien, die es dem Kind ermöglichen, sich selbst zu formen, „indem es seine
Umwelt absorbiert“. Sie bezeichnet das Kind als den „Baumeister des Menschen“. Um
diesem inneren Bauplan, den „sensiblen Phasen“, folgen zu können, benötigt das Kind die
Hilfe des Erwachsenen. Er muß für die Gestaltung der Umgebung, sowie für die
Bereitstellung der erforderlichen Materialien sorgen. Der Erzieher ist jedoch lediglich Helfer
und Förderer dieses Bauplans, den nur das Kind selbst umsetzen und zum Ziel führen kann.
Um die Bedeutung der drei Gegebenheiten deutlich zu machen, wird zunächst der
Erziehungsbegriff Maria Montessoris erläutert, daran schließt eine kurze Beschreibung der
sensiblen Phasen. Schließlich folgt die Darstellung der drei Gegebenheiten Umgebung,
Erzieher und Material. Der Abschnitt „Das Material“ nimmt aufgrund seiner großen
Bedeutung für die Montessori-Pädagogik dabei einen großen Teil der Arbeit ein. Im Anhang
finden sich abschließend einige Abbildungen des Materials.
Gliederung
1. Einleitung
2. Der Erziehungsbegriff – „Hilf mir, es selbst zu tun“
3. Die sensiblen Phasen
4. Die drei Gegebenheiten
4.1 Die Umgebung
4.2 Der Erzieher
4.3 Das Material
4.3.1 Entstehung: Itard und Séguin
4.3.2 Anforderungen an das Material
Literatur
Anhang: Abbildungen des Materials
1. Einleitung
Bis heute wurde die kindliche Psyche von Erfahrungen abgeleitet, die sich auf der Anpassung des Kindes an die Umgebung Erwachsener gründet. Diese Kenntnisse wurden zur Grundlage der Erziehung des Kindes gemacht. Dies macht für Maria Montessori eine grundlegende Revision der Kinderpsychologie notwendig. Denn ihrer Meinung nach ist die Umgebung des Erwachsenen voll von Hindernissen, die der freien Entwicklung des Kindes im Wege stehen.
Nach Montessori verfügt jedes Kind über einen eigenen inneren Bauplan der Seele, über schöpferische Energien, die es dem Kind ermöglichen, sich selbst zu formen, „indem es seine Umwelt absorbiert“. Sie bezeichnet das Kind als den „Baumeister des Menschen“. Um diesem inneren Bauplan, den „sensiblen Phasen“, folgen zu können, benötigt das Kind die Hilfe des Erwachsenen. Er muß für die Gestaltung der Umgebung, sowie für die Bereitstellung der erforderlichen Materialien sorgen. Der Erzieher ist jedoch lediglich Helfer und Förderer dieses Bauplans, den nur das Kind selbst umsetzen und zum Ziel führen kann.
Um die Bedeutung der drei Gegebenheiten deutlich zu machen, wird zunächst der Erziehungsbegriff Maria Montessoris erläutert, daran schließt eine kurze Beschreibung der sensiblen Phasen. Schließlich folgt die Darstellung der drei Gegebenheiten Umgebung, Erzieher und Material. Der Abschnitt „Das Material“ nimmt aufgrund seiner großen Bedeutung für die Montessori-Pädagogik dabei einen großen Teil der Arbeit ein. Im Anhang finden sich abschließend einige Abbildungen des Materials.
2. Der Erziehungsbegriff - „Hilf mir, es selbst zu tun“
„Wir verstehen unter Erziehung, der psychischen Entwicklung des Kindes von Geburt an zu helfen.“(Montessori, 1996, S.10)
Das Ziel der Erziehung besteht nach Montessori darin, Mensch zu werden und eine gesunde Psyche zu entwickeln. Ihr pädagogisches System besteht in der Selbsterziehung des Kindes in einer didaktisch vorbereiteten Umgebung. Das bedeutet Selbständigkeit durch Selbsttätigkeit. Dann entstehen in jedem normalen Kind soziale Haltung, freiwillige Disziplin, Gehorsam und Willensstärke. Um diese Selbsterziehung möglich zu machen, hat die Pädagogik Forderungen anzustellen, die sich an den Erwachsenen, nicht an das Kind richtet. Aus diesem Grund stellt Montessori zwei Forderungen für die Erziehung des Kindes. Zum ersten eine Haltungsänderung des Erwachsenen dem Kind gegenüber. Sie fordert das Schaffen neuer Beziehungen durch die innere Einkehr des Erwachsenen. Zum anderen verlangt sie zu erkennen, daß es die schöpferische Mission des Kindes ist, seine Persönlichkeit zu bilden. Das Kind muß deshalb geachtet und darin unterstützt werden. Zwei Grundsätze der Erziehung Montessoris sind die freie Wahl des Materials und die Wiederholung der Übungen.
Das Fundament der Erziehung bilden die drei Gegebenheiten Umgebung, Erzieher und Material. Damit erhält das Kind die Freiheit, seinem inneren Bauplan folgen zu können, wohin die Natur es führt.
3. Die sensiblen Phasen
Den Begriff „sensible Phasen“ hat Maria Montessori 1917 von dem Holländer Hugo de Vries übernommen, der diese Empfänglichkeitsperioden bei den Tieren entdeckte. Montessori gelang es, diese Perioden auch bei Kindern festzustellen und den Zwecken der Erziehung nutzbar zu machen.
„ Es handelt sich um besondere Empfänglichkeiten, die in der Entwicklung, das heißt im Kindesalter der Lebewesen auftreten. Sie sind von vorübergehender Dauer und dienen nur dazu, dem Wesen die Erwerbung einer bestimmten Fähigkeit zu ermöglichen. Sobald dies geschehen ist, klingt die betreffende Empfänglichkeit wieder ab.“(Montessori 1997, S.47)
Nach Montessori wird der Aufbau der Seele und der Persönlichkeit des Kindes nicht von äußeren Eindrücken verursacht, da jedes Kind über einen inneren Bauplan der Seele verfügt. Wie der Körper, so wächst auch seine Persönlichkeit in Perioden bestimmter Sensibilität und ist vom Wechsel der Empfänglichkeiten bestimmt. Das Eingreifen eines Erwachsenen kann den Bauplan zerstören oder dessen Verwirklichung in falsche Bahnen leiten.
Die innere Empfänglichkeit bestimmt, was aus der Umwelt jeweils aufgenommen werden soll. Das Kind kann einen sehr intensiven Zusammenhang zwischen sich und der Umwelt herstellen, und dadurch wird alles „leicht und begeisternd“ Die Arbeit, die das Kind in dieser Zeit verrichtet, ermüdet seine Lebensenergie nicht, denn sie ist für diesen Zeitpunkt der Entwicklung gedacht. Erst, wenn das Kind die der Empfänglichkeitsperiode entsprechende Fertigkeit erworben hat, erlischt das Interesse des Kindes an der betreffenden Tätigkeit. Hat ein Kind jedoch nicht die Möglichkeit gehabt, entsprechend der Perioden zu handeln, „so hat es die Gelegenheit versäumt, sich auf natürliche Weise eine bestimmte Fähigkeit anzueignen; und diese Gelegenheit ist für immer vorbei“(Montessori, 1997, S.49). Weitere Errungenschaften können nur mit reflektierender Tätigkeit und Aufwand von Willenskraft gemacht werden. Die Arbeit des Kindes ist dann anstrengend und mühsam und bereitet dem Kind wenig Freude.
Stößt das Kind während einer Periode auf ein Hindernis, so erfolgt im Inneren des Kindes eine Art Zusammenbruch. Auf diese Entwicklungsstadien kann ein Erwachsener nicht einwirken
Um in den sensiblen Phasen dem inneren Bauplan entsprechend handeln können, ist die Beschaffenheit der drei Gegebenheiten Umgebung, Erzieher und Material von großer Bedeutung.
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- Kristina Laudan (Author), 2002, Maria Montessori: Erziehungsbegriff, Umgebung, Material, Erzieher, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15545
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