Die Betrachtungen über Goethes Iphigenie auf Tauris sind zwar nicht immer einstimmig dafür jedoch sehr vielfältig. Die Kontroverse beginnt schon bei der Bestimmung der Art dieses Schauspiels, auf der einen Seite wird es als das Drama des Klassischen schlechthin gefeiert auf der anderen wird ihm der Anspruch auf das Dramatische entzogen, indem Goethe die Vermeidung einer Tragödie vorgeworfen wird. Welche Aussage hat Goethes Drama, welche Ziele verfolgt es? Ist Goethes Iphigenie ein Drama der weiblichen Aufklärung? Es lässt sich etliche Literatur finden, die in diese Richtung tendiert. Jedoch ist dabei nicht ein Drama über die aufgeklärte Iphigenie gemeint, sondern eines über die sich innerhalb des Dramas aufklärende Iphigenie. Da Aufklärung auch Entwicklung bedeutet, stellt sich die Frage, in welche Richtung sich Goethes Iphigenie entwickelt. Ist sie am Ende des Dramas eine humanere Figur, ist sie verteufelt human wie man es ihr oft nachsagt oder hat sie lediglich die Kraft gefunden, ihre eigenen Wünsche und Ziele anzugehen? Kann sie das Menschliche dem Mythischen entgegen- und vor allem auch durchsetzen? Ein Vergleich mit Euripides Tragödie über die Iphigenie zeigt gerade anhand der Unterschiede zwischen diesen beiden Stücken den Schwerpunkt der Goethe’schen Iphigenie auf. Trennt Euripides noch klar die Welt der Götter von derer der Menschen, vereint Goethe diese beiden Lebensbereiche. Seine Figuren werden nicht mehr von den Göttern fremdbestimmt oder sind unausweichlich an ihr Schicksal gebunden, sondern handeln letztendlich frei nach eigenem Wissen und Gewissen. Goethes Figuren sind jedoch nicht schon am Anfang des Dramas autonom, die Emanzipation erfolgt erst durch und innerhalb der Interaktion mit den Göttern. Diese Entwicklung ist am deutlichsten bei der Hauptprotagonistin des Dramas zu erkennen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Iphigenies Entwicklung
- Vorgeschichte: Der Tantalidenfluch
- Iphigenies 1. Konflikt: Begegnung mit dem König Thoas
- Begegnung mit Orest
- Iphigenies 2. Konflikt: Der Fluchtplan
- Iphigenies 3. Konflikt: Das Lied der Parzen
- Iphigenies 4. Konflikt: Der König und die Wahrheit
- Die verteufelt humane Iphigenie – Schlussbetrachtungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Das Drama „Iphigenie auf Tauris“ von Johann Wolfgang von Goethe ist ein vielschichtiges Werk, das sich mit den Themen der menschlichen Entwicklung, der Selbstfindung und der Emanzipation auseinandersetzt. Es beleuchtet die Geschichte der Iphigenie, die als Opfer eines Fluches in die Verbannung auf Tauris gezwungen wurde und dort in einem Konflikt zwischen ihrem eigenen Willen und den göttlichen Vorgaben steht.
- Die Entwicklung von Iphigenie von einer Opferfigur zu einer selbstbestimmten Frau
- Die Auseinandersetzung mit dem Tantalidenfluch und dessen Auswirkungen auf Iphigenies Leben
- Die Rolle der Götter in der Welt der Menschen und die Frage nach dem freien Willen
- Die Bedeutung von Moral und Wahrheit in der menschlichen Existenz
- Die Konfrontation mit den eigenen Wurzeln und der Suche nach Identität
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Kontroversen um Goethes „Iphigenie auf Tauris“ dar und beleuchtet die verschiedenen Interpretationen des Dramas. Sie fragt nach der Aussage und den Zielen des Werkes und führt die Frage nach Iphigenies Entwicklung und ihrer „verteufelten Humanität“ ein.
- Iphigenies Entwicklung auf Tauris: Dieses Kapitel analysiert die Entwicklung von Iphigenie im Laufe des Dramas. Es beginnt mit der Darstellung des Tantalidenfluches und dessen Auswirkungen auf Iphigenies Leben. Anschließend wird Iphigenies erster Konflikt mit dem König Thoas beleuchtet, in dem sie ihre Ablehnung gegen ein von ihm vorgegebenes Schicksal erhebt.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen und Konzepte des Dramas lassen sich in den Schlüsselwörtern „Iphigenie“, „Tantalidenfluch“, „Selbstbestimmung“, „Emanzipation“, „Göttliche Vorgabe“, „Moral“, „Wahrheit“ und „Humanität“ zusammenfassen. Das Werk beschäftigt sich mit der Frage, wie sich Iphigenie aus den Fesseln des Fluches und der göttlichen Macht befreit und zu einer selbstbestimmten und moralischen Person entwickelt.
- Quote paper
- Olga Glinski (Author), 2009, Iphigenies Entwicklung auf Tauris, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/155260
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