Der Mensch als leib-geistiges Wesen drückt sich nicht nur durch die Sprache aus,
sondern transportiert auch viele Informationen über den Körper: z.B. kann eine
schlaffe Körperhaltung Traurigkeit und Depression ausdrücken, während eine aufrechte
Haltung Selbstbewusstsein und Tatbereitschaft anzeigen kann.1 Leib und
Seele stehen in engem Zusammenhang – wenn die Seele leidet, wirkt sich das meistens
auch auf den Körper aus und umgekehrt. So sind viele Psychologen der Auffassung,
dass der Mensch seine Gesundheit positiv beeinflussen könnte, wenn er lernen
würde, angemessen mit seinen Emotionen umzugehen.2
Weiterhin lassen sich „die meisten menschlichen Grundbedürfnisse … durch eindeutige
körpersprachliche Signale ausdrücken und befriedigen: Der Wunsch beispielsweise,
daß sich mir jemand zuwendet, mir entgegenkommt, sich mir gegenüber öffnet
oder sich mit mir verbindet, läßt sich durch entsprechende körperliche Verhaltensweisen
ebenso erfüllen wie die Sehnsucht, angesehen oder gehalten zu werden
und damit geborgen zu sein“.3 Dementsprechend sind Formen wie jemandem die
Hand zu geben, jemanden zu umarmen oder mit dem Kopf jemandem zur Begrüßung
zuzunicken in unserem Kulturkreis üblich und für alle verständlich. Jedoch haben
diese gesellschaftlichen Formen „mit der Preisgabe verbindlicher Konventionen
… einen Großteil ihrer Bedeutung verloren; man verkehrt zwang- und damit formloser
untereinander. Nun ist sicher grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, wenn
Förmlichkeiten aufgegeben werden, die ihren Sinn verloren haben und zu leeren Äußerlichkeiten
geworden sind“,4 aber Formen im Umgang mit den Mitmenschen und
gegenüber Gott drücken auch Selbstachtung und Achtung vor dem anderen aus. So
ist es auch im Gottesdienst „keineswegs bedeutungslos, welche Haltung wir einnehmen.“
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1 vgl. Wolf, Axel: Menschenkenntnis, 23
2 vgl. Bourne, Lyle E. – Ekstrand, Bruce R.: Einführung in die Psychologie, 307
3 Schützeichel, Harald: Die Feier des Gottesdienstes, 46
4 Jorissen, I. – Meyer, H.B.: Zeichen und Symbole im Gottesdienst, 80
5 Jorissen, I. – Meyer, H.B.: Zeichen und Symbole im Gottesdienst, 80
Gliederung:
1 Der Körper als Ausdrucksmittel des Menschen
2 Die Bedeutung der Körperhaltungen für die liturgische Feier
3 Die wichtigsten Körperhaltungen in der liturgischen Feier und ihre konkreten Bedeutungen
3.1 Das Sitzen
3.2 Das Stehen und die Orantenhaltung
3.3 Das Knien / die Kniebeuge / die Verbeugung
4 Die ‚Sprache’ der Gesten und Gebärden des Vorstehers
5 Resümee
Abkürzungsverzeichnis:
Literaturverzeichnis:
1 Der Körper als Ausdrucksmittel des Menschen
Der Mensch als leib-geistiges Wesen drückt sich nicht nur durch die Sprache aus, sondern transportiert auch viele Informationen über den Körper: z.B. kann eine schlaffe Körperhaltung Traurigkeit und Depression ausdrücken, während eine aufrechte Haltung Selbstbewusstsein und Tatbereitschaft anzeigen kann.[1] Leib und Seele stehen in engem Zusammenhang – wenn die Seele leidet, wirkt sich das meistens auch auf den Körper aus und umgekehrt. So sind viele Psychologen der Auffassung, dass der Mensch seine Gesundheit positiv beeinflussen könnte, wenn er lernen würde, angemessen mit seinen Emotionen umzugehen.[2]
Weiterhin lassen sich „die meisten menschlichen Grundbedürfnisse … durch eindeutige körpersprachliche Signale ausdrücken und befriedigen: Der Wunsch beispielsweise, daß sich mir jemand zuwendet, mir entgegenkommt, sich mir gegenüber öffnet oder sich mit mir verbindet, läßt sich durch entsprechende körperliche Verhaltensweisen ebenso erfüllen wie die Sehnsucht, angesehen oder gehalten zu werden und damit geborgen zu sein“.[3] Dementsprechend sind Formen wie jemandem die Hand zu geben, jemanden zu umarmen oder mit dem Kopf jemandem zur Begrüßung zuzunicken in unserem Kulturkreis üblich und für alle verständlich. Jedoch haben diese gesellschaftlichen Formen „mit der Preisgabe verbindlicher Konventionen … einen Großteil ihrer Bedeutung verloren; man verkehrt zwang- und damit formloser untereinander. Nun ist sicher grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, wenn Förmlichkeiten aufgegeben werden, die ihren Sinn verloren haben und zu leeren Äußerlichkeiten geworden sind“,[4] aber Formen im Umgang mit den Mitmenschen und gegenüber Gott drücken auch Selbstachtung und Achtung vor dem anderen aus. So ist es auch im Gottesdienst „keineswegs bedeutungslos, welche Haltung wir einnehmen.“[5]
2 Die Bedeutung der Körperhaltungen für die liturgische Feier
In SC 14 bringt die Liturgiekonstitution klar zum Ausdruck, dass „alle Gläubigen … zu der vollen, bewußten und tätigen Teilnahme an den liturgischen Feiern geführt werden (sollen), wie sie das Wesen der Liturgie selbst verlangt und zu der das christliche Volk, … kraft der Taufe berechtigt und verpflichtet ist“. Mit der ‚tätigen’, ‚vollen’, ‚bewussten’, ‚frommen’, ‚gemeinschaftlichen Teilnahme’ mit ‚geistlichem Gewinn’,[6] wie sie vom II. Vatikanum beschrieben wurde, ist gemeint, dass der Gläubige nicht passiver Zuschauer bei einer heiligen Handlung sein soll, sondern am Geschehen selbst innerlich und äußerlich Anteil nehmen und es mit vollziehen soll.[7] Um diese ‚tätige Teilnahme’ zu fördern, führt die Liturgiekonstitution in SC 30 u.a. auch die Körperhaltungen und Gesten an, denen Sorge zuzuwenden ist. Durch die Körperhaltung soll sozusagen das innere Empfinden nach außen treten: „Wenn auch die innere, seelisch-geistige Beteiligung unabdingbar ist und an erster Stelle zu stehen hat, so verlangt diese wegen der leib-geistigen Verfaßtheit des Menschen auch nach dem leibhaftigen sichtbar-spürbaren Ausdruck.“[8] Aber auch umgekehrt kann das äußere Zeichen Wirkung auf die innere Befindlichkeit ausüben: „Wenn ich zunächst nicht in der ‚Stimmung’ bin, ein Gebet, ein Lied, eine Körperhaltung in Gemeinschaft mitzuvollziehen und es dennoch zunächst nur äußerlich tue, so kann das durch Zeichen Ausgedrückte, indem ich mich darauf einlasse, auch innerlich geweckt werden.“[9] Nicht umsonst legen auch z.B. indische Meister viel Wert auf die Körperhaltungen beim Gebet und der Meditation (z.B. Lotussitz, Atemtechnik, usw.).[10]
Es geht beim Gebet also um mehr als nur um eine „Erhebung der Seele zu Gott“.[11] Das Gebet ist eine Öffnung des ganzen Menschen vor Gott mit Leib, Seele und Geist. Auch die AEM fordert eine ‚tätige Teilnahme’ der Gläubigen, die „Leib und Seele umfaßt und von Glauben, Hoffnung und Liebe getragen ist“.[12] So soll der Mensch nicht nur geistig, sondern auch körperlich im Sitzen, Stehen, Knien und in seiner Gestik tätig an der Feier teilnehmen.
Doch nicht nur für den Einzelnen, auch für die Gemeinschaft ist die einheitliche Körperhaltung in der liturgischen Feier von Bedeutung: „Eine einheitliche Körperhaltung aller Versammelten ist ein Zeichen ihrer Gemeinschaft und Einheit; sie drückt die geistige Haltung und Einstellung der Teilnehmer aus und fördert sie.“[13]
3 Die wichtigsten Körperhaltungen in der liturgischen Feier und ihre konkreten Bedeutungen
3.1 Das Sitzen
Das Sitzen gilt allgemein als Haltung aufmerksamen Zuschauens und Zuhörens: So setzte sich auch „Maria … dem Herrn zu Füßen und hörte seinen Worten zu“ (Lk 10,39). „Durch die ruhende und entspannte Sitzhaltung ist es möglich, sich ganz auf die optische Wahrnehmung zu konzentrieren“,[14] bzw. ‚ganz Ohr zu sein’. Wie man einem Film oder einer Dichterlesung nicht im Stehen folgt, sondern in sitzender Haltung zuschaut bzw. zuhört, so ist dies auch im Gottesdienst die angemessene Haltung, das Wort Gottes zu hören und ist deshalb nach AEM 21 dort vorgesehen, wo aufmerksames Zuhören und Zuschauen bzw. auch das In-sich-gehen gefordert ist: so bei den Lesungen (nicht beim Evangelium), beim Antwortpsalm, bei der Homilie, der Gabenbereitung und „unter Umständen auch während der Stille nach der Kommunion“.
Anders als beim Kinofilm geht es hierbei jedoch nicht um ein passives Zuschauen und Zuhören einer Handlung, mit der man selbst nichts zu tun hat, sondern es geht darum, im Sitzen aufmerksam der Handlung zu folgen und dadurch das stellvertretende Handeln des Vorstehers und seiner Assistenz zur eigenen Handlung werden zu lassen,[15] sowie in sitzender Haltung sich durch die Geschichte Gottes mit seinem Volk führen und sich selbst mit hineinnehmen zu lassen.[16]
[...]
[1] vgl. Wolf, Axel: Menschenkenntnis, 23
[2] vgl. Bourne, Lyle E. – Ekstrand, Bruce R.: Einführung in die Psychologie, 307
[3] Schützeichel, Harald: Die Feier des Gottesdienstes, 46
[4] Jorissen, I. – Meyer, H.B.: Zeichen und Symbole im Gottesdienst, 80
[5] Jorissen, I. – Meyer, H.B.: Zeichen und Symbole im Gottesdienst, 80
[6] vgl. SC 11. 14. 21. 48. 79
[7] vgl. SC 48. 19
[8] Adam, Adolf: Grundriss Liturgie, 18
[9] Lengeling, Emil Joseph: Liturgie – Dialog zwischen Gott und Mensch, 93
[10] vgl. Sauer, Ralph: Die Kunst, Gott zu feiern, 162
[11] Sauer, Ralph: Die Kunst, Gott zu feiern, 162
[12] AEM 3
[13] AEM 20
[14] Schützeichel, Harald: Die Feier des Gottesdienstes, 48
[15] vgl. SC 48
[16] vgl. PEM 7
- Citation du texte
- Marion Dürr (Auteur), 2003, Körperhaltungen als Ausdruckshandlungen in der liturgischen Feier, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15486
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