Städte sind das Abbild gesellschaftlicher Verhältnisse und Prozesse. Deshalb verwundert es nicht, dass die Gestalt ostdeutscher Städte westdeutschen Städten in vielerlei Hinsicht nicht ähnelt, entwickelten sich beide Staaten doch über Jahrzehnte in unterschiedlichen Gesellschafts- und Wirtschaftssystemen. Der Stadtentwicklungsprozess wurden geleitet von städtebaulichen Leitbildern, die sich im Laufe der 40-jährigen Geschichte der DDR mehrmals veränderten und damit u.a. zu Verschiebungen im städtebaulichen Fokus führten.
Der mit dem Sozialismus verbundene Zentralismus staatlicher Funktionen spiegelte sich auch im Städtebau wider. Die SED als oberstes Staatsorgan lenkte den Staatsaufbau inkl. des Städtebaus in zentralistischer Manier. Deren politische Entscheidungen hatten maßgeblichen Einfluss auf die Phasen der städtebaulichen Entwicklung.
Die bauliche Entwicklung der Stadt stand im Vordergrund, da „die Stadt der sozialistischen Gesellschaft – als kulturvollste und wirtschaftlichste Form der menschlichen Siedlungen“ galt. Das Ziel war die Entwicklung eines sozialistischen Stadttyps, der abhängig von gesellschaftspolitischen Grundlagen des Sozialismus und dem Stand der Entwicklung der Produktivkräfte, so gestaltet werden sollte, dass die Stadtgestalt die Stärke und Macht des Sozialismus repräsentieren würde.
Durch die Kriegszerstörungen bot sich mit dem Wiederaufbau die Chance, neue politische Ansichten auch städtebaulich umzusetzen. Mit der fortschreitenden Spaltung Deutschlands und der damit verbundenen Integration beider deutschen Staaten in unterschiedliche Gesellschaftssysteme änderten sich die Voraussetzungen für Raumordnung und Städtebau in Ost und West.
Die Ausprägungen des politisch beeinflussten Aufbaus sozialistischer Städte lassen sich drei verschiedenen Kategorien zuordnen. Es gab erstens Städte, die gemäß neuer Vorgaben überprägt worden sind, um einen neuen städtebaulichen Charakter zu erzeugen, es wurden zweitens ganze Städte neu gegründet und es kam drittens zu großmaßstäblichen Stadterweiterungen, unmittelbar neben bereits vorhandenen Städten.
Diese Arbeit soll die Entwicklung des Städtebaus in der DDR nachvollziehen und aufzeigen, welche Leitbilder für die Stadtgestalt verantwortlich sind. Dabei wird den politischen Entscheidungen und deren Einflüsse auf den Städtebau besondere Beachtung geschenkt, da diese die städtebaulichen Entwicklungen in der DDR überhaupt erst möglich gemacht haben.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Leitbilder im Städtebau
3. Planung/ Bau in der SBZ bis 1949 - Eine Orientierungsphase
4. Wiederaufbau der Städte bis 1955
4.1 Gesellschaftliche und gesetzliche Rahmenbedingungen
4.2 Leitbilder in der ersten Phase des Städtebaus in der DDR
4.2.1 Leitbild der nationalen Bautraditionen
5. Industrialisierung des Bauwesens
5.1 Auswirkungen auf Städtebau
6. Städtebau in den 60er Jahren
6.1 Städtebauliche Entwicklung und Herausbildung eines neuen Leitbilds
6.2 Fortführung Wiederaufbau und Umgestaltung der Stadtzentren
6.3 Die Architektur der Bildzeichen
7. Der komplexe Wohnungsbau
7.1 Der sozialistische Wohnkomplex
7.2 Gesellschaftliche Einrichtungen
8. Der Städtebau in den 70er Jahren
8.1 Das Wohnungsbauprogramm der SED
9. Stadterneuerung und innerstädtisches Bauen in 80er
10. Kennzeichen sozialistischer Städte als Ergebnis der städtebaulichen Entwicklung in der DDR 1949-1989
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