Entgegen dem in Europa zu beobachtenden Trend, ist religiöser Fundamentalismus, der sich auf das exakte „Wort Gottes“ beruft und dessen genaue Befolgung fordert, auf gesamtgesellschaftlicher Ebene gegenüber aufklärerischen Idealen nicht auf dem Rückzug. Im Gegenteil: in einigen Teilen der Welt erfährt er offensichtlich starken Zulauf. Besonders offensichtlich wird dieser „Schriftfundamentalismus“ bei der Frage nach der Entstehung der Welt und ihrem Urheber und der theistischen Kreationismusthese. Sie behauptet, dass Gott der Schöpfer der Welt ist und dass das „Wort Gottes“ den faktischen Hergang der Entstehung der Welt beschreibt. Dieser Fundamentalismus ist nicht religionsspezifisch und daher ein nicht lokal begrenztes Phänomen.
Diese Arbeit wird sich in diesem Bereich vorrangig mit der US-amerikanischen, christlichen Kreationismusbewegung befassen, die in den letzten Jahrzehnten mehr und mehr gesellschaftlichen und politischen Einfluss erlangte. Dieser Umstand zwang die amerikanische Gesellschaft in eine langwierige (und noch immer nicht beendete) Debatte um ihre Wertebasis.
Eine zweite, von den Kreationisten prinzipiell unabhängige, in den USA einflussreiche Gruppierung, die in dieser Arbeit behandelt werden soll, sind die Anhänger der „Intelligent Design-“ oder „ID-Theorie“. Diese Theorie baut auf der gleichen philosophischen Basis auf wie der Kreationismus, i.e. dass die Welt, so wie sie jetzt existiert, geschaffen wurde. Die definierenden prinzipiellen Unterschiede sind dabei a) dass das Intelligent Design einen theoretischen (d.h. nichtreligiösen) Unterbau zu schaffen sucht, sowie b) die Vermeidung jedes expliziten Gottesbezugs. Auf diese Weise entgeht die ID-Theorie dem praktischen Problem der gesetzlich verankerten Trennung von Kirche und Staat. Dies ist vor allem im Rahmen staatlicher Schulen von Bedeutung, da die ID-Theorie –einmal als wissenschaftliche Theorie anerkannt- ihren Weg in verbindliche Curricula finden könnte.
Ziel dieser Arbeit ist die Beantwortung der Frage, ob die erwähnten Theorien wissenschaftlich korrekt sind. Genügen sie diesem Anspruch, spräche nichts gegen ihre Implementierung in verpflichtende Curricula. Genügen sie jedoch wissenschaftlichen Ansprüchen nicht, wäre die Gleichbehandlung von Evolutionstheorie und Intelligent Design bzw. Kreationismus in staatlichen Schulen nicht vertretbar.
Inhaltsverzeichnis
- Kreationismus und Intelligent Design – Ein Überblick
- A. Welche Hintergrundinformationen sind relevant?
- B. Was ist Kreationismus?
- B.1 Welche Formen von Kreationismus existieren?
- B.1.1 „Junge Erde“-Kreationismus
- B.1.2 „Alte Erde“-Kreationismus
- B.2 Was zeichnet den US-amerikanischen Kreationismus aus?
- B.3 Was spricht gegen Kreationismus?
- C. Was ist „Intelligent Design“?
- C.1 Wie kritisiert die ID-Theorie Darwin?
- C.2 Was spricht gegen Intelligent Design?
- D. Welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus?
- E. Quellen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Kreationismus und der Intelligent Design-Theorie, die beide die Schöpfung der Welt durch einen intelligenten Designer behaupten. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung dieser Theorien im Kontext der US-amerikanischen Gesellschaft, insbesondere die Auseinandersetzung zwischen wissenschaftlichen Erkenntnissen und religiösen Interpretationen.
- Religiöser Fundamentalismus in den USA
- Der Einfluss von Kreationismus und Intelligent Design auf die amerikanische Gesellschaft
- Die Kritik an Kreationismus und Intelligent Design aus wissenschaftlicher Perspektive
- Die Frage der Vereinbarkeit von Evolutionstheorie und Intelligent Design bzw. Kreationismus
- Die rechtliche und gesellschaftliche Debatte um die Implementierung von Intelligent Design und Kreationismus in schulischen Lehrplänen
Zusammenfassung der Kapitel
Der erste Teil der Arbeit beleuchtet die religiösen und gesellschaftlichen Hintergründe des Kreationismus und der Intelligent Design-Theorie in den USA. Es werden Daten zur Religionszugehörigkeit und zur Akzeptanz fundamentalistischer Positionen in der US-amerikanischen Gesellschaft präsentiert.
Im zweiten Teil der Arbeit wird der Kreationismus näher beleuchtet. Es werden verschiedene Formen des Kreationismus vorgestellt und die charakteristischen Merkmale des US-amerikanischen Kreationismus hervorgehoben. Außerdem werden Argumente gegen den Kreationismus aus wissenschaftlicher Sicht diskutiert.
Im dritten Teil der Arbeit wird die Intelligent Design-Theorie vorgestellt. Es wird erläutert, wie die ID-Theorie die Darwin'sche Evolutionstheorie kritisiert und welche Argumente gegen Intelligent Design sprechen.
Schlüsselwörter
Kreationismus, Intelligent Design, Evolutionstheorie, US-amerikanische Gesellschaft, religiöser Fundamentalismus, wissenschaftliche Kritik, Darwin, Schöpfung, Gott, Religion, Schule, Lehrplan.
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- Julian Schürholz (Autor), 2009, Kreationismus und Intelligent Design - Definition, Theorien, Kritik, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154666