Ein bedeutendes Ziel eines jeden amerikanischen Bürgers ist es den „American Dream“ zu verwirklichen, das sich in dem Besitz einer eigenen Immobilie wiederspiegelt. Die amerikanische Regierung bemühte sich daher die Finanzierung für Eigentumshäuser zu fördern und zu erleichtern. Die mit Staatsmitteln gesponserten privaten Agenturen Fannie Mae, Freddie Mac und die staatliche Agentur Ginnie Mae erhielten daher den Auftrag, die hypothekenbesicherten Wertpapiere von hypothekenvergebenden Banken und Instituten anzukaufen, damit die kreditvergebenden Banken jederzeit über Liquidität verfügen und sich somit günstig refinanzieren konnten.
Um die Zahl der Hausbesitzer zu steigern, wurden innovative Finanzprodukte entwickelt, die unter anderem flexible Zinszahlungen voraussahen, um die Zinsbelastung der Kreditnehmer zu Beginn der Zahlungen zu schonen. Mit dem Ziel der weiteren Steigerung der Eigenheimbesitzer, wurde die Kreditvergabepraxis von den Banken und Instituten allmählich aufgeweicht, bis sogenannte Subprime-Hypotheken an bonitätsschwache Schuldner vergeben wurden, bei der die Schuldner zum Teil keine Einkommensnachweise vorlegen mussten.
Zur Refinanzierung der Hypotheken haben die Banken die Forderungen zusammengefasst und diese in Zweckgesellschaften ausgelagert, die typischerweise nicht in der Konzernbilanz konsolidiert wurden. Durch innovative Verbriefungstechniken erhielten diese mit Suprime-Hypotheken besicherten Wertpapiere, trotz der niedrigen Bonität der hinterlegten Forderungen, die besten Investment Grades von den Ratingagenturen.
Üblicherweise wurden diese Wertpapiere tranchiert. Neben den erwähnten staatlich gestützten Agenturen wurden die verbrieften Forderungen an weltweite Investoren weiterverkauft unter anderem auch an weitere Zweckgesellschaften, die die einzelnen Tranchen weiter verbrieft haben. Als die Zinsen plötzlich anstiegen, haben sich auch die Zahlungsausfälle vor allem aus dem Subprime-Hypotheken-Segment schlagartig erhöht.
Die Märkte, in denen solche Wertpapiere gehandelt wurden, wurden allmählich illiquide. Die Folge war eine Subprime-Krise die durch die globale Vermarktung der Subprime-Wertpapiere schließlich in einer weltweiten Finanzkrise mündete und somit auch der Handel in ursprünglich gesunden Märkten zum Erliegen kam.
Ziel der vorliegenden Arbeit ist es, der Frage nachzugehen, in wieweit die internationalen Rechnungslegungsstandards die Finanzkrise beeinflusst haben oder sogar für dessen Ausbruch zu verantworten sind.
Inhaltsverzeichnis
- Problemstellung
- Die Entstehung der Finanzkrise und damit zusammenhängende Problemfelder
- Entwicklungen im US-amerikanischen Hypothekenmarkt
- Die makroökonomischen Rahmenbedingungen in der USA vor der Finanzkrise
- Der Subprime Hypothekenmarkt - Definition und Überblick
- Die Verbriefung von Krediten
- Der Verbriefungsprozess von Hypotheken und deren Hauptakteure
- Klassifizierung der Asset Backed Securities
- Von der Subprime-Krise zur internationalen Finanzkrise
- Die Explosion der Immobilienblase
- Der Zusammenbruch des Interbankenmarkts
- Entwicklungen im US-amerikanischen Hypothekenmarkt
- Der Beitrag von IAS 27 und SIC-12 zur Finanzkrise - Versäumte Konsolidierung von Zweckgesellschaften?
- Probleme bei der Nicht-Konsolidierung von Zweckgesellschaften
- Ziele und Anreize bei der Gründung von Zweckgesellschaften
- Umgehung der bankenaufsichtsrechtlichen Eigenkapitalregelungen nach Basel I&II
- Reduzierung der Refinanzierungskosten
- Untersuchung der Konsolidierungspflicht von SPEs nach IAS 27
- Das Control-Konzept nach IFRS - Voting-Rights-Approach
- Überprüfung der Konsolidierungspflicht von Zweckgesellschaften anhand der Tatbestandsmerkmale der Beherrschung nach IAS 27.13.12
- Untersuchung der Konsolidierungspflicht von SPEs nach SIC-12
- Wirtschaftliche Betrachtungsweise - Risk- and Rewards-Approach
- Überprüfung der Konsolidierungspflicht von Zweckgesellschaften anhand der Indizien von SIC-12.10
- Nutzen aus der Geschäftstätigkeit der Zweckgesellschaft
- Durchsetzbarkeit der Entscheidungsmacht
- Chancen- und Risiko-Verteilung
- Kritische Würdigung der verbleibenden Probleme des SIC-12
- Zusammenfassung und Schlussfolgerung
- Standardentwurf ED 10 - Verbesserung der Konsolidierungsproblematik durch Neuregelung der Beherrschungsdefinition?
- Anwendungsbereich des ED 10
- Das neue Beherrschungskonzept
- Strukturierte Einheiten - Neukonzeption der Indizien für Control
- Zusammenfassung und Ausblick zur künftigen Entwicklung der Konsolidierungsproblematik von Zweckgesellschaften
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der internationalen Rechnungslegung im Kontext der Finanzkrise und analysiert die Rolle von zwei wichtigen Standards, IAS 27 und SIC-12, bei der Entstehung und Bewältigung der Krise.
- Die Entstehung der Finanzkrise und die Rolle des US-amerikanischen Hypothekenmarktes
- Die Verbriefung von Krediten und die damit verbundenen Risiken
- Die Konsolidierungsproblematik von Zweckgesellschaften im Lichte von IAS 27 und SIC-12
- Die Fair Value-Problematik und deren Auswirkungen auf die Finanzmärkte
- Mögliche Lösungsansätze zur Verbesserung der internationalen Rechnungslegung im Kontext der Finanzkrise
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit darlegt. Im zweiten Kapitel werden die Entstehung und die Entwicklung der Finanzkrise anhand des US-amerikanischen Hypothekenmarktes sowie der Verbriefung von Krediten beleuchtet. Das dritte Kapitel untersucht die Rolle von IAS 27 und SIC-12 bei der Konsolidierung von Zweckgesellschaften und deren potenziellen Beitrag zur Finanzkrise. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Fair Value-Problematik und deren Auswirkungen auf die Bewertung von Finanzinstrumenten. Abschließend werden im fünften Kapitel die wichtigsten Ergebnisse der Arbeit in Form von Thesen zusammengefasst.
Schlüsselwörter
Internationale Rechnungslegung, Finanzkrise, IAS 27, SIC-12, Zweckgesellschaften, Konsolidierung, Fair Value, Finanzinstrumente, Subprime-Krise, Verbriefung, Hypothekenmarkt, Basel I&II, Immobilienblase, Interbankenmarkt, Bewertungshierarchie, Mark-to-Market, Mark-to-Model.
- Quote paper
- Sit Balci (Author), 2009, Die internationale Rechnungslegung im Spiegel der Finanzkrise, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/154542
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