Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Urbanisierung und
den daraus resultierenden inneren Strukturen von Städten. Die Siedlungsstrukturund
Stadtentwicklung sind eigenständige und ganzheitliche Handlungs-, Arbeitsund
Forschungsfelder der Raumordnung und Raumordnungspolitik.1) Diesen Entwicklungen
kommt dabei eine relativ eng begrenzte aber sehr wichtige Bedeutung
zu. Raumordnung und Raumordnungspolitik schließen Siedlungsstruktur- und
Stadtentwicklung ein wobei die speziellen Entwicklungstendenzen, insbesondere
einer Stadt, berücksichtigt und deren Interaktion mit dem großmaßstäblichen
Raum analysiert werden müssen. Die Anzahl der externen Effekte und Funktionen
des Zusammenlebens vieler Individuen und organisatorischer Einheiten auf engem
Raum ist groß.2) Obwohl wenige gesicherte empirische Beweise existieren
lässt sich sagen, dass Städte großen Einfluss auf wirtschaftliche-, infrastrukturelle-
, ökologische-, soziale- und politische Entwicklungen nehmen.
Das Ziel dieser Arbeit ist die theoretische Erklärung der Stadtstrukturentwicklung.
Dazu werden die historische Entwicklung und theoretische Stadtstrukturmodelle
betrachtet.
1 Vgl., Rietdorf (1996), S. 481.
2 Vgl., Böventer (1979), S. 193-194.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definitionen
2.1 Der Begriff „Stadt“
2.2 Der Begriff „Urbanisierung“
3. Historische Entwicklung von Städten
3.1 Annahmen
3.2 Die Entwicklungsphasen
4. Das Standardmodell der „New Urban Economics“
4.1 Annahmen
4.2 Das Rentengebot
4.3 Die Rentengebotskurve
4.4 Komparativ statische Analyse
4.5 Kritik
5. Polyzentrische Modelle
5.1 Mehrzentrenmodelle
5.2 Nicht-monozentrische Modelle
6. Dynamische Modelle
6.1 Dynamisch städtische Produktionsmodelle
6.2 Dynamisch städtische Wohnmodelle
7. Die Zukunft der Stadt
8. Fazit
Anhang
Literaturverzeichnis
Internetquellen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Urbanisierung
Abbildung 2: Suburbanisierung
Abbildung 3: Desurbanisierung
Abbildung 4: Rentengebotskurven für Haushalte
Abbildung 5: Rentengebotskurven für Unternehmen
Abbildung 6: Die größten Städte der Erde 1900-2000
Abbildung 7: Wachstumsprognose der größten Städte der Welt
1. Einleitung
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem Thema der Urbanisierung und den daraus resultierenden inneren Strukturen von Städten. Die Siedlungsstruktur- und Stadtentwicklung sind eigenständige und ganzheitliche Handlungs-, Arbeits- und Forschungsfelder der Raumordnung und Raumordnungspolitik.[1]) Diesen Entwicklungen kommt dabei eine relativ eng begrenzte aber sehr wichtige Bedeutung zu. Raumordnung und Raumordnungspolitik schließen Siedlungsstruktur- und Stadtentwicklung ein wobei die speziellen Entwicklungstendenzen, insbesondere einer Stadt, berücksichtigt und deren Interaktion mit dem großmaßstäblichen Raum analysiert werden müssen. Die Anzahl der externen Effekte und Funktionen des Zusammenlebens vieler Individuen und organisatorischer Einheiten auf engem Raum ist groß.[2]) Obwohl wenige gesicherte empirische Beweise existieren lässt sich sagen, dass Städte großen Einfluss auf wirtschaftliche-, infrastrukturelle-, ökologische-, soziale- und politische Entwicklungen nehmen.
Das Ziel dieser Arbeit ist die theoretische Erklärung der Stadtstrukturentwicklung. Dazu werden die historische Entwicklung und theoretische Stadtstrukturmodelle betrachtet.
2. Definitionen
2.1 Der Begriff „Stadt“
Eine allgemeingültige Definition des Begriffes „Stadt“ gibt es nicht, da dieser Begriff durch unterschiedliche Wissenschaften in verschiedener Weise definiert wird. Hält man sich an die Funktionen, die eine Stadt erfüllen sollte, so lässt sich allerdings eine Begriffseingrenzung erreichen. Demnach besteht die Rolle einer Stadt darin einen Marktplatz zum Austausch von Gütern und Informationen zu Verfügung zu stellen.[3]) Da Stadt und Land keine autonomen, unverbundenen Räume sind muss auch der Einfluss und die Verantwortung der Städte auf bzw. für ihr Hinterland berücksichtigt werden. Städte sind demnach Zentren wirtschaftlicher Entwicklung und wirtschaftlichen Wachstums. Durch ihre materielle und immaterielle Infrastruktur und ihre heterogene Bevölkerung stellen sie Orte dar an denen sich ökonomische Faktoren wie Kapital, Arbeit und Wissen konzentrieren.[4]) Dadurch sind Städte Konzentrationszentren wirtschaftlicher und politischer Macht, da die Entscheidungsträger über die Verteilung dieser Faktoren primär in Städten leben. Des weiteren handelt es sich bei Städten um Innovationszentren, da die Konzentration und Heterogenität an Organisationen, Institutionen und Menschen an einem Ort zu vielfältigen Interaktionen und damit zum Austausch von Informationen kommt. Meistens wird allerdings eine Stadt in Bezug auf deren Einwohnerzahl definiert. Per internationalem Einigung wurde festgelegt, dass es sich ab dem Überschreiten eines gewissen Schwellenwertes um eine Stadt handelt.[5]) Es wird dabei unterschieden in Großstädte mit mehr als 100.000, Mittelstädte mit zwischen 20.000 und 100.000, Kleinstädten mit 5.000 bis 20.000 und Landstädte mit 2.000 bis 5.000 Einwohnern.
2.2 Der Begriff „Urbanisierung“
Der Begriff Urbanisierung wurde aus dem englischen durch Verstädterung übersetzt. Um die Entwicklung von Städten sinnvoll zu beschreiben muss in qualitative und quantitative Faktoren unterschieden werden.[6]) Erstere beziehen sich auf die Ausbreitung und Verstärkung städtischer Lebens-, Wirtschafts- und Verhaltensweisen. Quantitative Faktoren bestehen in der Ausdehnung und Vergrößerung von Städten hinsichtlich ihrer Zahl, Fläche und Einwohner sowohl absolut als auch relativ in Bezug zu Landbevölkerung bzw. nicht städtischer Siedlungen. Die Vereinten Nationen definieren „urban“ als ein bebautes Gebiet mit mehr als 20.000 Einwohnern.[7])
3. Historische Entwicklung von Städten
Die Phasenmodelle versuchen die Zusammenhänge zwischen interstädtischen Entwicklungen und innerstädtischen Verflechtungen dynamisch darzustellen. Dabei wird, ähnlich der Produktzyklustheorie, von einer chronologischen Abfolge der Entwicklungsstufen ausgegangen.[8]) Ein wichtiger Anstoß für die Stadtentwicklung wird hierbei durch technische- und soziale Innovation gegeben.[9])
3.1 Annahmen
Das Phasenmodell berücksichtigt mehrere Städte und ordnet diese in eine zentralörtliche Hierarchie. Des weiteren wird jede Stadt individuell in einen inneren und äußeren Bereich, den s.g. Kern und die Ringe, unterteilt. Sie bilden die funktionale Stadtregion, die Gebiete darstellt die wirtschaftlich mit der Stadt verbunden sind. Als Kriterium, ab wann eine Verbindung besteht, kann die Pendleranzahl aus einem bestimmten Bereich in die Stadt genommen werden. Das Modell beschränkt sich auf Groß- und Mittelstädte, wobei außenliegende Gebiete zum ländlichen Hinterland erklärt werden. Die Definition des Kerns stellt sich in der Praxis kompliziert dar, so das darunter meistens das Gebiet einer Stadt mit der größten Bevölkerungsdichte verstanden wird. Dieses Gebiet ist größer als der Kern der Stadt. Ökonometrisch lassen sich die Ringe als das Residuum, also alles außer dem Kern, definieren. Da das Phasenmodell über die Wachstumsunterschiede zwischen Kern und Ringen hergeleitet wird, stellen diese unbefriedigenden Definitionen einen Kritikpunkt dar. Räumliche Entwicklungen in einer Stadt können nur schwer analysiert werden.
3.2 Die Entwicklungsphasen
Obwohl die Stadt schon mehr als 10.000 Jahre alt ist, soll im Rahmen dieses Kapitels nur die historische Entwicklung im 19. und 20. Jahrhundert vorgestellt werden.[10]) Die Urbanisierungsphase entstand aus dem Übergang von einer Agrar- zu einer Industriegesellschaft. Um 1840 lagen die meisten Städte in der Nähe zu Flüssen oder Meeren. Dadurch sanken die Kosten für überregionalen Transport von Gütern signifikant ab. Je größer die Menge der umgeschlagenen Güter war, desto geringer die Kosten. Durch die Existenz von Städten stellten sich demnach Skaleneffekte ein. Dieser Effekt stellte sich ebenfalls mit der Erfindung der Eisenbahn am Ende des 19. Jahrhundert, für Städte die nahe an den Schienen lagen, ein. Zu dieser Zeit wurde der innerstädtische Transport durch Pferdewagen erledigt, was äußerst zeitraubend war. Als Ergebnis entwickelten sich Produktionsstätten hauptsächlich in der Nähe des Hafens oder der Eisenbahn, dem Central Business District (CBD). Um diese Bezirke herum entwickelte sich ein Wohnraum durch Ansiedlung der Arbeitnehmer. Verschiedene Industrien siedelten sich in einem relativ abgegrenzten, kleinen Bereich an. Da der Transport innerhalb der Städte zu Fuß oder mit dem Pferd erledigt wurde wollten alle Bevölkerungsschichten nahe dem CBD leben, was sich allerdings nur die reichen Einwohner leisten konnten. Es lässt sich nachweisen, dass das Einkommen mit zunehmender Entfernung zum CBD geringer wurde. Da öffentliche Verkehrsmittel fehlten, das Einkommen gering war und die Arbeitszeiten lang, wuchsen Städte hauptsächlich durch Erhöhung der Nutzungsdichte. Dem mangelnden Wohnraum wurde mit dem Bau von Zinskasernen und kleinen Wohneinheiten begegnet. Die Städte mussten in kurzer Zeit die Verkehrs- und Sozialinfrastruktur auf- bzw. ausbauen. Durch hohe Investitionen, räumliche Konzentration und steigendes Einkommen bedingt durch gestiegene Produktivität erlebt die Industrie in den Städten einen Aufschwung. Durch die hohe Dichte der Bevölkerung war ausreichend Nachfragepotential vorhanden, was zu neuen Produkten und Spezialisierungen führte. Auch der starke Zustrom der Landbevölkerung war ausschlaggebend für das Wachstum der Städte.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Urbanisierung[11])
Die Suburbanisierungsphase war gekennzeichnet durch eine zunehmende Umverteilung der Bevölkerung in Stadtteile mit geringerer Bevölkerungsdichte. Die Erfindung der Straßenbahn erleichterte den Weg in die Stadt und zur Arbeit, was eine Abwanderung der Besserverdiener in die äußeren Stadtbezirke zur Folge hatte. Auffallend war, dass sich insbesondere an den Haltestellen der Straßenbahn Siedlungen ergaben. Durch die Erfindung des Telefons und der Dampfmaschine nahmen die Kosten der innerstädtischen Kommunikation und des innerstädtischen Transports drastisch ab. Nun konnten sich auch Betriebe weiter außerhalb ansiedeln und damit den Vorteil geringerer Bodenpreise in Anspruch nehmen ohne Umsatzeinbußen zu erleiden. Als Ergebnis vergrößerte sich die Fläche des CBD. Die Erfindung des Automobils und dessen Massenfertigung befähigten die Menschen ebenfalls eine größere Strecke unabhängig von öffentlichen Verkehrsmitteln zu überbrücken, was einen steigenden Straßenbau und eine erneute Ausdehnung der Wohngebiete auf billigeres Bauland zur Folge hatte. Durch den Aufbau eines suburbanen Schienennetzes und sinkender Kosten des innerstädtischen Kraftverkehrs verlagerte das produzierende Gewerbe seinen Betrieb in weiter entfernt liegenden Außenbezirke und der CBD wandelte sich zu einem Dienstleistungs- und Verwaltungszentren. Dadurch entstanden Belastungen der Umwelt und durch den Ausbau der Infrastruktur auch für die Stadtkassen. Da insbesondere die einkommensstarke Bevölkerung in die Ringe abwanderte, gerieten die Städte häufig in eine Finanzkrise. Dies wird deutlich, wenn man bedenkt, dass Kernstädte die Versorgung für eine wachsende Bevölkerung (Kern + Ring) bei sinkenden Steuereinnahmen aus dem Kern, erbringen müssen. Die innerstädtische Umverteilung ist in dieser Phase von größerer Bedeutung als der Zustrom aus dem Hinterland.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2: Suburbanisierung[12])
[...]
[1] Vgl., Rietdorf (1996), S. 481.
[2] Vgl., Böventer (1979), S. 193-194.
[3] Vgl., Weber (1921), S. 621.
[4] Vgl., Blotevogel (Verstädterung 12.05.2003), S. 1.
[5] Vgl., Carlberg (1978), S. 12-13.
[6] Vgl., Bähr (Einführung in die Urbanisierung 14.05.2003), S. 1.
[7] Vgl., Keim (Stadt- und Regionalsoziologie (-entwicklung) 19.05.2003), S. 8.
[8] Vgl., Maier/Tödtling (2001), S. 167-178.
[9] Vgl., Bairoch (1988), S. 319-330.
[10] Vgl., Anas/Arnott/Small (1998), S. 1428-1430.
[11] Eigene Darstellung in Anlehnung an Maier/Tödtling (2001), S. 171.
[12] Eigene Darstellung in Anlehnung an Maier/Tödtling (2001), S. 172.
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