Der Begriff der „Rolle“ wird seit über einem Jahrhundert von vielen Soziologen diskutiert, darunter Georg Simmel, Talcott Parsons und insbesondere Ralf Dahrendorf. Ein weiterer Soziologe der sich mit den Thema auseinandersetzte ist der Amerikaner Robert King Merton. Sein Hauptanliegen war die Entwicklung von Theorien mittlerer Reichweite, also begrenzter Abstraktheit. Im Bezug zur Rollentheorie entwickelte er das Rollen-Set, von dem diese Hausarbeit handelt. Was ist also das Rollen-Set mit allen seinen Merkmalen und wie läßt es sich auf Akteure anwenden?
Inhaltsverzeichnis:
0. Einleitung
1. Allgemeine Begriffe
2. Mertons „Rollen-Set“
3. Überblick über mein Rollen-Set
4. Soziale Mechanismen
4.1. Relative Bedeutsamkeit verschiedener Positionen
4.2. Machtunterschiede zwischen den Personen in einem Rollenset
4.3. Abschirmung des Rollen-Handelns gegenüber der Beobachtung durch Mitglieder des Rollen-Set
4.4. Übersehbarkeit widersprüchlicher Forderungen seitens der Mitglieder eines Rollen-Set)
4.5. Gegenseitige soziale Unterstützung zwischen den Statusinhabern
4.6. Beschränkungen des Rollen-Set
5. Fazit und Schlussfolgerungen
0. Einleitung
Der Begriff der „Rolle“ wird seit über einem Jahrhundert von vielen Soziologen diskutiert, darunter Georg Simmel, Talcott Parsons und insbesondere Ralf Dahrendorf. Ein weiterer Soziologe der sich mit den Thema auseinandersetzte ist der Amerikaner Robert King Merton, geboren 1910. Sein Hauptanliegen war die Entwicklung von Theorien mittlerer Reichweite, also begrenzter Abstraktheit. Im Bezug zur Rollentheorie entwickelte er das Rollen-Set, von dem diese Hausarbeit handelt. Was ist also das Rollen-Set mit allen seinen Merkmalen und wie läßt es sich auf mich als Akteur und Handelnden anwenden?
1. Allgemeine Begriffe
In der modernen Soziologie gibt es vier Akteurmodelle, die beschreiben, wie und warum ein Individuum in einer bestimmten Situation auf eine bestimmte Art und Weise handelt. Eines davon ist der Homo Sociologicus. „Dies ist ein Handelnder, der sein Handeln an sozialen Normen ausrichtet.“ (Schimank 2000, S. 20) Handeln ist nach Max Weber „ein menschliches Verhalten [...], wenn und insofern als der oder die Handelnden mit ihm einen subjektiven Sinn verbinden.“ (Weber 1976 [1921/1922], S. 1)
Die Normen (Gesetzmäßigkeiten/ Verhaltensvorschriften) sind dem einzelnen vorgegeben und er hat in Bezug auf diese einen gewissen Gestaltungsspielraum. Um das Handeln des Homo Sociologicus genauer zu erklären gibt es mehrere Theorien, darunter die sogenannte strukturfunktionalistischen Rollentheorie. Nach dieser ist soziales Handeln „Rollenhandeln nach Art dessen, was Schauspieler tun.“ (Schimank, S. 45) Ein Vertreter der Rollentheorie ist Ralf Dahrendorf. Nach ihm nimmt jede Person eine Mehrzahl von sozialen Positionen, also „Ort[en] in einem Feld sozialer Beziehungen“ (Dahrendorf 1977 [1958], S. 30) ein. Je komplexer die Gesellschaft, desto mehr Positionen entfallen auf ein Individuum. Zu jeder dieser Positionen gehören bestimmte von der Gesellschaft erwartete Verhaltensweisen und damit eine soziale Rolle (vergl. Dahrendorf, S. 32ff.).
2. Mertons „Rollen-Set“
Robert K. Merton bezeichnet den Rollen-Set als eine „Theorie mittlerer Reichweite“ (Merton 1973, S. 321), also als eine Theorie über einen begrenzten Bereich sozialer Erscheinungen. Voraussetzung für den Rollen-Set ist, daß Sozialer Status und soziale Rolle ein wesentlicher Baustein der sozialen Struktur sind.
Ralph Linton, auf den sich Merton in seinen Ausführungen stellenweise bezieht, versteht, ähnlich wie Dahrendorf, unter Status die Position des Individuums in einem sozialen System, die designierte Rechte und Pflichten umfasst. D.h. an diese Position sind bestimmte Erwartungen geknüpft, die durch Normen sanktioniert sind. Als Rolle bezeichnet Linton das Verhalten, das sich an kulturell vorgeformten Erwartungen anderer orientiert. Damit meint Linton allerdings, daß jedes Gesellschaftsmitglied für jede Position nur eine entsprechende Rolle übernimmt.
An diesem Punkt widerspricht Merton, denn er ist der Meinung, daß zu jeder sozialen Position viele Rollen gehören. An jede Rolle werden von anderen Gesellschaftsmitgliedern unterschiedliche Erwartungen geknüpft. Der Rollen-Set ist somit „die Kombination von Rollen-Beziehungen, in die eine Person auf Grund ihrer Inhaberschaft eines bestimmten sozialen Status verwickelt ist.“ (Merton, S. 322) Der Rollen-Set gilt im wesentlichen für moderne Gesellschaften, da dort die Differenzierung der Mitglieder hoch genug ist, unterschiedliche Erwartungen der Mitglieder des Rollen-Set zu gewährleisten (vergl. Coser 1990, S. 160).
Status-Set (als Erweiterung) ist die „Kombination sozialer Positionen, deren jede ihrerseits einen eigenen Rollen-Set besitzt“ (Ebenda).
3. Überblick über mein Rollen-Set
Alle sozialen Positionen und Rollen einer Person in einer modernen Gesellschaft aufzulisten ist nahezu unmöglich, dazu sind es einfach zu viele. Die Rollen und Positionen verändern sich nämlich jeden Tag, außerdem kommen ständig andere und neue hinzu.
Die Rolle als Student war demzufolge für mich neu, ebenso die Rolle, die ich als Käufer eines Autos einnehmen würde. Zu meinen wichtigsten sozialen Positionen und den daraus resultierenden Rollen zählen im Prinzip folgende:
- Familie und Verwandschaft: Ich bin nicht nur Sohn und Bruder, sondern auch Neffe, Cousin, Enkel, Großneffe, etc..
- Universität: Ich bin Student in mehreren Fächern, außerdem Kommilitone, etc..
- Verein: Ich bin Gruppenleiter, Mitarbeiter, Mitglied/Teilnehmer, Vorsitzender, etc..
- Bürger: Ich bin Wähler, Staatsangehöriger, Autofahrer, Versicherter, etc..
[...]
- Citation du texte
- Wolfgang Bürkle (Auteur), 2002, Robert K. Merton: Der Rollen-Set, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/15405
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