Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist die Erstellung einer 20 Minuten-Predigt mit vorangehender Predigtmeditation, wobei die Reflexion über den Text zu einer Kurzexegese erwei-tert wird.
Beim Text handelt es sich um Apostelgeschichte 5,1-11, die Erzählung vom Betrugsversuch Hananias und Saphiras und Gottes anschließender Strafe für diese Tat.
Auch wenn die Predigt laut Lehrervorgabe unter dem Thema „Geiz“ steht, handelt es sicht nicht um eine Themen-, sondern eine Textpredigt. Der Aspekt „Geiz“ muss also nicht zwingend behandelt werden, sondern kann, wenn er passt, mit eingebaut werden.
Da diese Arbeit keine Katechese darstellt, werden Angaben zum Andachtsverlauf (Moderation, Lieder, Ansagen) nicht erwähnt.
I Einleitung
1 Gegenstand und Aufgabe der Arbeit
Aufgabe der vorliegenden Arbeit ist die Erstellung einer 20 Minuten-Predigt mit vorangehender Predigtmeditation, wobei die Reflexion über den Text zu einer Kurzexegese erweitert wird.
Beim Text handelt es sich um Apostelgeschichte 5,1-11, die Erzählung vom Betrugsversuch Hananias und Saphiras und Gottes anschließender Strafe für diese Tat.
Auch wenn die Predigt laut Lehrervorgabe unter dem Thema „Geiz“ steht, handelt es sicht nicht um eine Themen-, sondern eine Textpredigt. Der Aspekt „Geiz“ muss also nicht zwingend behandelt werden, sondern kann, wenn er passt, mit eingebaut werden.
Da diese Arbeit keine Katechese darstellt, werden Angaben zum Andachtsverlauf (Moderation, Lieder, Ansagen) nicht erwähnt.
2 Begründung der Übersetzung
Ich habe mich für die Einheitsübersetzung entschieden, weil sie mehrdeutige Textpassagen nicht interpretiert, sondern offen lässt und ich so die verschiedenen Varianten in der Exegese erklären kann. Gleichzeitig wird aber nicht stur an einem kongruenten Übersetzungsansatz festgehalten und Redewendungen in den meisten Fällen auch als solche übersetzt (s. u.). Einige weitere Übersetzungen dienen dem zusätzlichen Vergleich.[1]
In Vers eins sieht man, wie bei der Einheitsübersetzung darauf geachtet wurde, die Mehrdeutigkeit im Griechischen angemessen zu übersetzen. Das KNT übersetzt: „…verkaufte erworbenes {Gut}“, Neues Leben übersetzt „…etwas von seinem Besitz“. Kτῆμα bedeutet zwar in erster Linie ganz allgemein das erworbene (Gut), kann aber auch spezieller für Besitz wie Ländereien, Äcker oder Grundstücke stehen. Aus dem Kontext wird deutlich, dass hier die Bedeutung „Grundstück“ (EÜ, S2000, HfA), „Acker“ (LUT84), „Gut“ (RevELB) oder „Stück Land“ (GN) vorzuziehen ist, weil Petrus in Vers drei diesen Besitz näher bestimmt und dafür das Wort „χωριον“ benutzt, das eindeutig für Grundstück oder Landgut steht.
In Vers zwei wurde das graphische Partizip als allein stehende Handlung übersetzt (wie auch die anderen, außer HfA und NeL) - darauf müsste ich im Lauf der Exegese noch näher eingehen.
In Vers sieben wird „Ἐγένετο δὲ ὡς ὡρῶν τριῶν διάστημα“ aber dafür passend mit „nach etwa drei Stunden“ übersetzt und nicht wie LUT84 „es begab sich nach einer Weile, etwa nach drei Stunden“, wo „διάστημα“ extra für sich übersetzt wird und sich so vom Sinn her doppelt.[2]
II PREDIGTMEDITATION
1 Reflexion über den Text
Literarischer Kontext
Der Textabschnitt steht am Anfang der Apostelgeschichte, wo Lukas berichtet, wie Jesus seine Gemeinde weiterbaut, nachdem er wieder in den Himmel zurückgekehrt ist. Lukas leitet die Apostelgeschichte mit der Himmelfahrt ein und zeichnet dann nach, wie sich Jesu letzte Worte „Ihr werdet Kraft empfangen, indem der Heilige Geist auf euch kommt, und werdet meine Zeugen sein in Jerusalem und in ganz Judäa und Samaria und bis an das Ende der Erde“ (1,8) Schritt für Schritt erfüllen.
Die ersten sieben Kapitel fangen also da an, wo die Evangelien aufgehört haben: in Jerusalem. Hier treffen sich die Apostel und andere Jesus-Nachfolger regelmäßig (1,12-15), hier erhalten sie den Heiligen Geist (2,1-13) und erleben, wie viele Menschen zum Glauben kommen und so die erste Gemeinde entsteht (2,37-41). Die erste Zeit ist von Selbstlosigkeit, enger Gemeinschaft und starkem Wachstum geprägt (2,42-47). Die Apostel spielen dabei eine ganz besondere Rolle. Um sie herum gruppieren sich die ersten Christen (1,12-15), nach einem intensiven Prozess wird Matthias als Nachfolger von Judas das Apostelamt übertragen (1,15-26), durch die Apostel geschehen viele Zeichen und Wunder (2,43; 5,12) und sie sind es, die immer wieder unerschrocken überall die Gute Nachricht weitersagen (2,14-36; 3,11-25; 4,8-20; 4,33; 5,25-32.42).
Neben dem Segen, den die erste Gemeinde erfährt, verschweigt Lukas aber auch die Angriffe des Teufels nicht (Kap 4-7). Mehrmals werden Apostel verhaftet und von den Priestern und Schriftgelehrten verhört (4,1ff; 5,17ff), Streitereien tauchen in der Gemeinde auf, weil sich die Griechisch sprechenden Juden in der Versorgung ihrer Witwen vernachlässigt fühlen (6,1), Stephanus wird gesteinigt (6,8-7,60) und diesem Thema ist auch der Bericht vom Betrugsversuch Hananias’ und Saphiras’ (5,1-11) zuzuordnen. Was aber auch in diesem Abschnitt immer wieder deutlich sichtbar wird ist, dass Gott an keiner Stelle die Kontrolle aus den Händen zu gleiten droht. Er persönlich wacht über seine Gemeinde und darüber, dass der Teufel diese junge Pflanze nicht schon im Keim ersticken kann. Nach jedem „negativen“ Ereignis folgt ein „positiver“ Bericht als Demonstration von Gottes Allmacht (4,31-35; 5,12-16; 5,19; 6,7; 9,3-30) und nimmt schon vorweg, was Paulus einmal an die Römer schreiben wird: „Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen (Röm 8,28, LUT84)“.
Lukas leitet die Hananias und Saphira-Erzählung ausführlich ein. Zuerst schreibt er allgemein von der Freigiebigkeit und Herzlichkeit der Christen (4,32-35), dann nennt er beispielhaft Joseph Barnabas, der ein Grundstück verkaufte und den Erlös den Aposteln brachte (4,36f), um anschließend nahtlos zu Hananias überzugehen, der von Außen betrachtet genau das Gleiche vorhatte (5,1-11). Der Text hat zwei Höhepunkte (5,5 und 5,10f), in denen deutlich wird, dass Gott allwissend ist und über seine Gemeinde wacht. Im Anschluss folgt wieder ein positiver Ausblick (5,12-16). In der Predigt gehe ich vor allem auf die Hananias und Saphira-Erzählung (5,1-11), aber auch auf die Einleitung und den Ausblick mit ein.
Historischer Kontext
Verfasserschaft und zeitliche Einordnung
Die Apostelgeschichte wurde um ca. 61/62 nC[3] vom Evangelisten, Arzt und Historiker Lukas[4] an einen gewissen Theophilus, vielleicht an einen Beamten in Rom, der dem Christentum mindestens positiv gegenüber stand, geschrieben.
Die Geschehnisse der ersten Kapitel selber spielen zu Beginn der 30er Jahre nC. Für Tod und Auferstehung kann man ca. das Jahr 30 nC annehmen[5]. Zwischen der Auferstehung und Himmelfahrt vergehen nach Lukas 40 Tage (1,3) und zwischen Himmelfahrt und der Ausgießung des Heiligen Geistes noch einmal zehn. Oster- und Pfingstereignis sind bei den Geschehnissen in den ersten Kapiteln der Apostelgeschichte also noch ziemlich präsent.
Die Essener von Qumran
Einige Ausleger weisen darauf hin, dass die Gütergemeinschaft, wie sie unter den ersten Christen praktiziert wurde, sehr dem Lebensstil der Essener von Qumran ähnelt, die zu der Zeit nicht weit von Jerusalem entfernt lebten. „Gemäß der Damaskusschrift, waren alle Glieder des »Bund[es]«, wo immer sie auch lebten, dazu verpflichtet, »einen Elenden und Armen und Beisa[ss]en zu unterstützen«. Wer Glied der monastischen Gemeinschaft werden wollte, musst jedoch noch strengere Regeln akzeptieren: »[D]ann bringe er auch seinen Besitz darin ein und seine Arbeit(serträge), (und zwar) zu Händen des Aufsehers über die Arbeit der Vollmitglieder… schreibe man ihn für das Einbringen seines Besitzes [ein]«.[6]
Der Unterschied zur Gütergemeinschaft der ersten Gemeinde ist aber, dass das Teilen des Besitzes rein freiwillig geschah. Auch die Höhe des Betrags durfte jeder frei wählen – niemand war gezwungen, etwas, geschweige denn seinen ganzen Besitz, abzugeben (Apg 5,4).
Kommentar
Hananias und Saphira beschließen einen Betrug (V. 1+2)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Zunächst hört sich der Bericht ganz normal an: Genauso wie zuvor Joseph Barnabas ein Grundstück verkaufte, verkauft auch Hananias zusammen mit seiner Frau Saphira ein Grundstück. Schnell wird aber deutlich, dass etwas nicht stimmt. War der Bericht in den vorhergehenden Versen von Herzlichkeit, Selbstlosigkeit, Ehrlichkeit und großer Gnade geprägt, drohen hier Unehrlichkeit und Hinterlistigkeit einzuschleichen. Das Wort „νοσφίζομαι“ (nosphizomai) in Vers zwei wird in vielen Übersetzungen relativ harmlos mit „zurück(be)halten“ übersetzt (EÜ, LUT84, GN), geht aber eigentlich noch stärker in die negative Richtung und bedeutet unterschlagen, etwas für sich auf die Seite schaffen / veruntreuen[7]. Außer in Apg 5,2+3 wird es im NT noch in Tit 2,10 gebraucht, wo es mit stehlen, veruntreuen oder unterschlagen übersetzt wird.
Noch auffälliger ist die Parallele zur Achan-Erzählung in Jos 7, wo die LXX in Jos 7,1 das gleiche Wort für Achans Betrug verwendet[8]. Jahwe legte seinen Bann auf Jericho und befahl, alles in der Stadt zu zerstören, nachdem sie mit seiner Hilfe eingenommen worden war. Trotzdem nahm Achan heimlich etwas von der Beute und zog so den Zorn Gottes auf das ganze Volk. Erst als Achan mit dem Tod bestraft worden war, stand Gott seinem Volk wieder zur Seite. Viele werden sich wahrscheinlich an dieses Geschehnis erinnern, als sie hören, was mit Hananias und Saphira passiert ist.
Auch wenn im Text nicht erwähnt wird, was Hananias zu Petrus sagt, als er ihm das Geld überreicht, wird doch deutlich, dass er vorgibt, dass es sich bei der Summe um den gesamten Erlös handelt. Der Ausdruck „zu Füßen legen“ drückt eine demütige Haltung aus und verstärkt die Parallele zu Vers 37, wo Joseph Barnabas das gleiche tat. Äußerlich ist alles gleich, im Inneren sind Betrug, Heuchelei, Streben nach Anerkennung und vielleicht auch Geiz und Angst die treibende Motivation.
Eine weitere Auffälligkeit ist, dass in erster Linie die Männer für die geschäftlichen Angelegenheiten zuständig waren, aber gleich zweimal betont wird, dass die Tat nicht allein von Hananias ausgeht. Lukas macht deutlich, das Saphira nicht unschuldig für etwas bestraft wird, das ihr Mann zu verantworten hat, sondern als Mitwisserin genauso schuldig ist, wie er.
In Vers zwei kann ἐνέγκας (enenkas / tragen, bringen), wie oben erwähnt, als ein graphisches Partizip verstanden werden, das im Deutschen eigentlich keine einzelne Bedeutung hat, sondern eine Vorstufe zu ἔθηκεν (etheken / legen, setzen, stellen) darstellt. Der Gebrauch von graphischen Partizipien stammt aus dem Semitischen, wo Handlungen eine einleitende Vorstufe aufweisen können. Die Übersetzung könnte also einfach lauten: „einen Teil davon übergab er den Aposteln“.
Hananias wird mit dem Tod bestraft (V. 3-6)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Durch den Heiligen Geist entlarvt Petrus die Lüge des Hananias als Angriff des Teufels und deckt den Betrugsversuch mit einer rhetorischen Frage auf: „Warum hat der Satan von deinen Herzen Besitz genommen, dass du den Heiligen Geist belogest und einen Teil von dem Erlös des Grundstückes unterschlugst?“. Auch wenn es Hananias nicht bewusst ist, so handelte er doch im Interesse des Teufels, als er einen Teil des Geldes unterschlug. Die Antwort, warum der Satan Hananias’ Herz erfüllt hat, wird von Petrus nicht erwartet, sie liegt aber auf der Hand: damit der Teufel sein Herz beeinflussen konnte, muss er sich aus der Gemeinschaft mit Gott entfernt haben. Wir wissen nicht, inwieweit Hananias eine echte Bekehrung und Erfüllung mit dem Heiligen Geist erlebt hat, sein Handeln ist jedenfalls nicht davon geprägt, weil es sich sonst durch Herzlichkeit, Selbstlosigkeit und Ehrlichkeit auszeichnen würde. Johannes würde dazu sagen, dass Hananias und Saphira nicht im Licht Gottes lebten (1Joh 1,7; 2,9f) und es so dazu kommen konnte, dass der Teufel durch sie wirken und Gottes Gemeinde angreifen konnte.
[...]
[1] Revidierte Elberfelder (RevELB), Neue Genfer Übersetzung (NGÜ), Schlachter 2000 (S2000), Einheitsübersetzung (EÜ), Konkordantes Neues Testament (KNT), Neues Leben (NeL), Gute Nachricht (GN), Neue evangelistische Übertragung (NeÜ), Hoffnung für Alle (HfA)
[2] Vgl.: L/N 67.150
[3] Vgl. Neudorfer, Heinz-Werner: Apostelgeschichte 1. Teil, Neuenhausen-Stuttgart: Hänssler 1986, S. 8f
[4] Vgl. Stott, John: Die Botschaft der Apostelgeschichte, Holzgerlingen: Hänssler Theologie 2000, S. 20-36
[5] Vgl. Stott, John: Die Botschaft der Apostelgeschichte, Holzgerlingen: Hänssler Theologie 2000, S. 16
[6] Zit.: Maier, Johann: Die Qumran-Essener: Die Texte vom Toten Meer, Band 1, S. 16f+183 in: Stott, John: Die Botschaft der Apostelgeschichte, Holzgerlingen: Hänssler Theologie 2000, S. 110
[7] Baur, Ferdinand: Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der frühchristlichen Literatur. Hg. Kurt und Barbara Aland, Berlin: Walter de Gruyter 61988, SP 1100
[8] Vgl.: Stott, John: Die Botschaft der Apostelgeschichte, a.a.O., S. 149f
- Citation du texte
- Abel Hoffmann (Auteur), 2007, Examenspredigt zu Apostelgeschichte 5,1-11 (Hananias und Saphira), Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153200
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