Unter der Überschrift „Noch nicht angekommen“ berichtet die Berliner Zeitung von einer Umfrage, nach der sich nur 22% der Ostdeutschen als „echte Bundesbürger“ fühlen, während 62% sich in einer Art „Schwebezustand“ zwischen Ost und West sehen. Die Kulturwissenschaftlerin Regina Bittner beschreibt in einem aktuellen Artikel verschiedene (Kultur-)Techniken der Ostdeutschen, mit der die Menschen auf den Umbruch seit 1989 reagiert haben: Die „Akkulturation“ findet dabei vor allem über eine Art der „Selbstethnisierung“ statt, mit der Menschen ihren eigenen Standpunkt in der bundesdeutschen Gesellschaft definieren.
Zu diesem Bild gehört seit 2003 auch eine „Ostalgie-Welle“ in den Massenmedien, die mit dem Film „Good Bye, Lenin!“ ihren kommerziellen Höhepunkt fand. Dabei fallen die besonders hohen Zuschauerquoten in der Zielgruppe der 14-49jährigen auf, die im Jahr 2003 bei 30,3% lag – rund 10% mehr als jener Anteil des Publikums aus dieser Zielgruppe, der von der „Tagesschau“ erreicht wird. Die Generation der „Mauerfall-Kinder“ ist seit zwei Jahren volljährig – und naturgemäß definiert die heutige junge Generation ihr DDR-Bild vor allem aus eben diesen medialen Erfahrungen, jedoch immer weniger über eigenes Erleben.
Deswegen ist es unabdingbar, jungen Menschen den Blick auf ein differenziertes DDR-Bild zu ermöglichen. Und was eignet sich dazu mehr, als eine lebensnahe Darstellung des Alltags junger Leute in der DDR? Dazu gehört auch und vor allem eine Auseinandersetzung mit der FDJ als der Jugendorganisation der DDR. Die vorliegende Arbeit hat eben die Freie Deutsche Jugend zum Thema. In dieser Ausarbeitung soll nicht nur die Geschichte der SED-Jugendorganisation dargestellt, sondern vor allem deren Funktion im politischen System der DDR beleuchtet werden. Deswegen folgt nach dieser Einleitung (I) eine Kategorisierung der FDJ als sozialistische Massenorganisation leninschen Typs (II). Es schließt sich eine Darstellung der Geschichte der FDJ an (III), wobei der Autor versucht hat, eine Einteilung in voneinander abgrenzbare Phasen vorzunehmen. Nach einer kurzen Bilanz zur Existenz der FDJ nach 1989 und einer Analyse des FDJ-Bilds in der Nach-Wendezeit (IV) folgt ein Fazit, das einige Vorschläge zur Vermittlung eines differenzierten Geschichtsbilds über die FDJ enthält (V).
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung: Erinnerung an die FDJ - 20 Jahre nach dem Mauerfall
- II. Exkurs: Massenorganisationen als „Transmissionsriemen“ im sozialistischen Staat
- III. Entwicklungsphasen der FDJ
- A) Von den antifaschistischen Jugendausschüssen bis zur Gründung der FDJ 1945-1947
- B) Der Weg zur SED-Massenorganisation 1947-1953
- C) Zwischen Jugend- und Parteiinteressen 1953-1961
- D) Emanzipation und Weltoffenheit statt Isolation 1961-1973
- E) Stagnation, Agonie, Untergang 1973-1989
- IV. Nach der Wende: Über die „fdj“ und das Bild der FDJ in der Geschichte
- V. Fazit: Die Freiheit nur im Namen - Anspruch und Wirklichkeit der FDJ
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Freien Deutschen Jugend (FDJ) als Jugendorganisation der DDR und untersucht deren Funktion im politischen System. Sie analysiert die Geschichte der FDJ, von ihren Anfängen bis zu ihrem Untergang im Jahr 1989, und beleuchtet die Rolle der Organisation als „Transmissionsriemen“ der SED-Politik.
- Die Geschichte der FDJ in ihren unterschiedlichen Entwicklungsphasen
- Die Funktion der FDJ als Massenorganisation im sozialistischen System der DDR
- Die Rolle der FDJ in der politischen Indoktrination und Mobilisierung der Jugend
- Die Veränderung des Bildes der FDJ in der Nach-Wendezeit
- Die Bedeutung der FDJ für ein differenziertes Geschichtsbild der DDR
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I: Einleitung stellt den Kontext der Arbeit dar, die die FDJ als Jugendorganisation der DDR behandelt. Es wird auf die aktuelle Debatte über die DDR und die „Ostalgie-Welle“ eingegangen, die eine Gefahr für eine differenzierte Erinnerungskultur darstellt. Die Arbeit setzt sich zum Ziel, einen tieferen Einblick in die Geschichte und Funktion der FDJ zu ermöglichen.
Kapitel II: Exkurs befasst sich mit dem Konzept der sozialistischen Massenorganisation und deren Funktion als „Transmissionsriemen“ der SED-Politik. Es wird die ideologische Basis des Konzeptes sowie die Rolle der Massenorganisationen in der Konsolidierung der SED-Alleinherrschaft erläutert.
Kapitel III: Entwicklungsphasen der FDJ zeichnet die Geschichte der FDJ nach, unterteilt in verschiedene Epochen. Die Kapitel A bis E beleuchten die unterschiedlichen Phasen der Entwicklung der FDJ, von ihren Anfängen bis zu ihrem Untergang. Es wird gezeigt, wie die Organisation durch die SED kontrolliert und für ihre Zwecke instrumentalisiert wurde.
Schlüsselwörter
FDJ, SED, DDR, Sozialismus, Massenorganisation, Transmissionsriemen, Jugend, Politik, Indoktrination, Mobilisierung, Geschichte, Erinnerungskultur, Nach-Wendezeit, Ostalgie.
- Citar trabajo
- Maximilian Schmidt (Autor), 2009, Die FDJ im politischen System der DDR, Múnich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/153173